Folge 319: Der Neue Deutsche Film

Pantoffelkino Folge 319. Hier kann darüber diskutiert werden!

Erneut wird ein Lebemann-Wunsch erfüllt: Als Neuer Deutscher Film werden Autorenfilme der 70er Jahre bezeichnet, die sich oft mit gesellschaftspolitischen Themen beschäftigt haben. Dabei sind große Regisseure wie Fassbinder, Schlöndorff und Wenders. Anna, Volker und Holger sprechen u.a. über „Die Ehe der Maria Braun“ und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“.

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Schöne Auswahl von Doc Brown. Ich hab mal kurz reingeschaut und dachte erst Jagdszenen aus Niederbayern wäre der Film mit Prochnow wo sich sich der Bayerische Rundfunk damals bei der Erstausstrahlung geweigert hat.

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Das ist ne sehr schöne Geschichte! :nerd_face: :blush: :sunglasses:

Danke für den Wunsch für Filme mit Anspruch! Da muss sich einer ein Thema kaufen um den immer gleichen Mainstream- und Trashbrei der Votings hier zu durchbrechen.

Wichtiges Gemeinschaftswerk der Oberhausener:

Bitte mehr von Filmen mit Anspruch.

Danke an Volker für die Nennung von Edgar Reitz, dessen Filme beim jungen Publikum nahezu unbekannt sind. Der Titel seiner Filmreihe „HEIMAT“ hat dann wohl für viele dieser eher eine abschreckende Konnotation, obwohl es eben kein HEIMAT-Film im klassischen Sinne ist.

Warum es heute immer noch zu viel Einmischung durch Redakteure gibt und der Mainstream Überhand hat:

Jagdszenen…
Die Frage von s/w. Das ist eines der Stilmittel einiger Autorenfilmer dieser Zeit. Auch Reitz hat seine Filme überwiegend in s/w gedreht, nur spezielle Szenen in Farbe. Er erklärt das so (ab 2:52):

Das mag auch in diesem Film ein Grund (neben den niedrigeren Kosten) sein.
Daneben war es auch ein Stilmittel, um sich von den farbgewaltigen Schinken des Kommerzkinos (z.b. Sissi) abzugrenzen.

[Edit]
Reitz sagte mir mal im Gespräch, dass die Autorenfilmer sich nach dem Krieg durch die Nouvelle Vague – Wikipedia dem Thema Film näherten, weil es ansonsten nur die Heile-Welt-Filme der Deutschen und Hollywood-Streifen zu sehen gab. Und die Nouvelle Vague zeichnete sich eben durch s/w-Filme aus.

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Auch dieses Jahr wieder herzlichen Dank an alle Beteiligten (insb. @AnnaElch @Fernsehkritiker @eldorado) für diese schöne Umsetzung meiner Lebemann-Folge. Das bewährte Team hat sich wie gewünscht auch wieder gefunden, sehr schön!
Mein Dank geht auch raus an die rund 20 Zuschauer, die sich diese „Arthouse-Langweiler“-Folge (Ehrenauszeichnung von @nbfilm, die Plakette tragen @Opa_Hoppenstedt und ich mit Stolz) angeguckt haben. :grin:

Natürlich möchte ich auch noch ein paar Worte zu den Filmen verlieren und warum ich sie ausgewählt habe:

Jagdszenen aus Niederbayern
Der Film und fast alle Beteiligten am Film waren mir zuvor völlig unbekannt. Tatsächlich ist der Film ein Glücksgriff beim Stöbern gewesen, den ich nicht bereut habe. Es war schnell klar, dass er in die Sendung gehört ob der interessanten Um- und Besetzung der Handlung und Charaktere. Damals ein kontroverses Werk aufgrund der Themensetzung Homosexualität, wäre der Film heute bei Erscheinen wohl eher ein Skandal weil ein Schwein getötet und geschlachtet wird (kein Spezialeffekt!). So ändern sich die Zeiten.

Alice in den Städten
Ich hatte befürchtet, dass Holger der Film nicht so zusagt (ich kannte seine Wenders-Antipathie ja schon… und dann spielt auch noch eine Kind eine Hauptrolle!) - und so war es dann auch. :upside_down_face:
Aber schön, dass er Anna und Volker gefallen hat. Auch ich finde den Film „einfach schön“, die kleine Alice ist wirklich goldig (Yella Rottländer; heute eine Ärztin) und der von Rüdiger Vogler gespielte anfängliche Grummler taut ja auch auf und wird einem sympathisch.
Und wie bitte kann man „Paris, Texas“ nicht mögen? :face_with_raised_eyebrow:

Jeder für sich und Gott gegen alle
Um speziell Volkers Frage zu beantworten, warum ich ausgerechnet diesen Film gewählt habe und keinen mit Kinski: Zum einen, dass hätte ja jeder gemacht! Zum anderen (und hauptsächlich) interessierte mich eure Meinung zur Besetzung der Hauptrolle mit einem völligen Schauspiellaien in Gestalt des Bruno S. Eine Fragestellung, bei der ich selbst zwiegespalten bin. Bruno S. hatte für mein Empfinden nur wenig schauspielerisches Talent und geht mir mit seiner Sprechweise auch teilweise etwas auf den Geist (mal abgesehen davon, dass er für die Rolle viel zu alt gewesen ist). Hätte man für diese anspruchsvolle Rolle nicht besser einen ausgebildeten Schauspieler besetzen sollen? Aber andererseits bleibt einem seine Darstellung definitiv im Gedächtnis und ist nicht vielleicht auch gerade das Laienspiel förderlich für diese Rolle? Mir fliegt jedenfalls immer mal wieder ein Satz von Kaspar Hauser / Bruno S. durch den Kopf, wenn ich mich bei irgendwas zu dusselig anstelle, nämlich: „Ich muss noch viel… lernen!“ :woozy_face:

Die verlorene Ehre der Katharina Blum
Volker Schlöndorff musste natürlich mit rein! Die Auswahl fiel zunächst auf „Der junge Törless“ von 1966 mit einem jungen Matthieu Carrière („Die Blechtrommel“ wurde ja schon mal besprochen, Folge 231). Später fand ich dann aber die Blum interessanter und außerdem spielte Dieter Laser einen herrlich schmierigen Reporter. Und vor allem: Angela Winkler ist toll!
Auch ich habe das Buch mal in der Schule gelesen, ist aber schon über 25 Jahre her.
In der Schlöndorff-BluRay-Box gibt es übrigens einen Film mit R.-W. Fassbinder in der Hauptrolle namens „Baal“. Diesen Film fand ich furchtbar!

Die Ehe der Maria Braun
Beim Neuen Deutschen Film kommt man an Fassbinder natürlich nicht vorbei. Ich kenne allerdings noch nicht so viele Filme von ihm und die mir bekannten Filme „Angst essen Seele aus“ und „Lola“ wurden schon besprochen oder fallen aus dem zeitlich gesetzten Rahmen für diese Folge (bis 1980). Der gewählte Film ist aber ebenfalls großartig. Hanna Shygulla muss man mal gesehen haben!
Kleine Nebeninfo: Der Film endet am Tag der Geburt meines Vaters.

Theo gegen den Rest der Welt
Zum Abschluss noch was lockeres mit der armen Sau Theo, der im Film so einiges erleiden muss. Gefiel mir beim zweiten Sehen Jahre später auch besser als beim ersten Mal, wie bei Volker. In der Tat ist die Handlung etwas unglaubwürdig, von daher würde ich den Film auch als „Trucker-Märchen“ bezeichnen.
Der Film ist 1980 entstanden, ich selbst 1981 - und somit rundet er den zeitlichen Rahmen, den ich für die Folge gesetzt habe (1960 bis 1980), perfekt ab.

Abschließender Gedanke
Alle Filme haben eines gemeinsam, egal ob man sie nun gut oder schlecht findet (ich selbst finde alle mindestens „gut“): Sie bleiben einem definitiv im Gedächtnis! Während ich bei modernen Produktionen (insb. Netflix) häufig feststelle, dass ich sie völlig vergessen habe, wenn sie mir ein halbes Jahr später beim durchscrollen des Angebots ins Auge fallen.

Sollte ich eine Fortsetzung dieser „Der Deutsche Film“-Reihe planen, müsste wohl der Zeitraum 1981 bis 2000 ran. Mal sehen, bis nächstes Jahr ist ja noch Zeit.

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Der Film, den du meinst, ist „Die Konsequenz“ (1977) von Wolfgang Petersen.

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Stimmt Wolfgang Petersen. Hatte nur mal was darüber gelesen.

Stimmt, haben wir nicht erwähnt. Da drehte sich mir kurz der Magen um bei der Szene :roll_eyes:

Wie gesagt: Da wäre auch „Martha“ ein guter Kandidat gewesen. Ein dämonischer Karlheinz Böhm, der seine Frau Martha beherrscht und klein macht.
Der „magische Moment“, wo sie sich kennenlernen, ist von Kameramann Michael Ballhaus genial in Szene gesetzt und wird in Filmhochschulen gern gezeigt.

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Auch von mir vielen Dank an Doc_Brown. Die Folge hat mir sehr gut gefallen. Gerne mehr davon.

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Eine Folge über das Töten von Tieren für Filmszenen wäre auch mal interessant, aber auch eben deprimierend. Könnte jetzt einige Titel von alten Sachen nennen die mich echt mal schockiert haben und heute so nicht mehr so möglich wären. Die Behandlung von den Pferden während der Dreharbeiten zu den Winnetou Filmen soll auch eine Quälerei gewesen sein sagte Götz George einmal.

und wie!

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Danke dir für die schöne Idee und die Filmauswahl. Es ist eine runde Folge geworden, einige der Filme kannte ich noch nicht - werde sie mir anschauen.

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Ich habe "Theo… " bis heute nicht gesehen. Dafür kam mir der Darsteller des Enno aber sofort bekannt vor: Guido Gagliardi, der ab 1988 bis zu seinem Tod 1996 in der „Lindenstraße“ die Rolle des Pizzabäckers und späteren Restaurantbesitzers Enrico Pavarotti verkörperte. Gell, Julian und Olli? :wink:

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Das kann ich dir auch beantworten. Ja das war der wunderbare Enrico Pavarotti. Später spielte er auch noch seinen Bruder Natale, der hatte dann einen Bart.

Gruß Malte
(DAS LINDENSTRAßEN SPIEL PASCH TV)

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Dachte zuerst Jagdszenen aus Niederbayern wäre von Herbert Achternbusch.

Also Alice in den Städten macht Lust den Film zu sehen, ist aber „Paris, Texas“ nicht das Pendant zu ihm.

Ich fand es ganz gut, dass diese Filme auch mal besprochen werden. Leider sieht man hier aber auch mal wieder, dass es in Deutschland so oft diese Einteilung in Ernst/Politische Relevanz/Gesellschaftskritik und auf der anderen Seite Spaß/Blödelei/Flachsinn gibt (siehe auch „E-Musik“ und „U-Musik“, was eine unvereinbare Trennung impliziert). Es hat sich (mit Ausnahmen) nie eine Filmwirtschaft entwickeln können, die das Intelligente und das Unterhaltende irgendwie verbindet. Stattdessen gab es vor allem seit Ende der 60er dann halt auf der einen Seite einen staubtrockenen Autorenfilm mit moralischem Zeigefinger und auf der anderen Seite Blödelfilme à la Schulmädchenreport. In anderen Ländern gab es politische Filme, die als spannende Thriller daherkamen, in Deutschland wurden dröge Lehrfilme produziert. Da ist mir „Opas Kino“ doch lieber (wozu ja auch die Edgar-Wallace-Filme z. B. gehören).

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„Ich Theo… aus Herne. Vielleicht haste schon mal von mir gehört.“

Da hat es „Theo gegen den Rest der Welt“ ja doch noch zu Pantoffelkino geschafft. Der wurde schon ein paar mal als Wunschfilm vorgeschlagen.

Aus dem Stehgreif würde ich, was deutsche Filmemacher betrifft, noch empfehlen: Roland Klick, Will Tremper, Robert van Ackeren, Rudolf Thome und im TV-Bereich Rainer Erler.

Den „neuen deutschen Film“ finde ich tendenziell eher anstrengend, insbesondere was Fassbinder und Wenders betrifft. Aber das war vermutlich auch so gewollt. Die Jungen Wilden wollten kein Wohlfühlkino liefern, sondern Stoff zum Nachdenken. Vor allem haben sie das Medium Film genutzt, um ihr politisches Engagement zu demonstrieren.

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