Folge 306: Aktuelle Neuerscheinungen - u.a. West Side Story, King's Man - The Beginning

@BenVegas
Nein, den Film habe ich nicht gesehen und der Trailer verkauft ihn mir auch nicht als das weltbewegende Must-See, als das du ihn hier anpreist. Gerade im europäischen Kino gab es schon sehr viele ähnliche Filme. Einige der Trailer-Szenen wirken fast schon unfreiwillig komisch. Bspw. als das dicke Mädchen endlich Aufmerksamkeit von dem dünnen Jungen bekommt.

Das Mädchen entdeckt also dadurch ihre Selbstliebe, dass ein Junge, der dem normativen Attraktivitäts-Standard entspricht, sich für sie interessiert. Inwiefern sendet dieses ausgenudelte Klischee eine positive Botschaft? Und was ist wirklich neu daran? Um sowas zu sehen, kann ich mir auch eine 20 Jahre alte Hollywood-Klamotte wie „Schwer verliebt“ oder „Miss Undercover“ anschauen.

Aber was ich persönlich von dem Film halte bzw. ob ich ihn mir anschauen möchte, ändert nichts an der Kernaussage, um die es mir ging: Wenn die Filmbranche glaubhaft positive Botschaften im Sinne von „Lieb dich so wie du bist“ vermitteln will, sollten sie erstmal bei sich selbst anfangen. Es ist doch hauptsächlich genau diese Branche (Film, Entertainment, Medien etc.), die uns nun bereits seit vielen Jahrzehnten übertriebene Schönheitsideale und fragwürdige Modetrends verkauft.

Sowas wie „Wunderschön“ ist in der Branche nicht neu und wird dort seit jeher zwischendurch immer wieder als selbstgerechtes Alibi veröffentlicht. Eine bequeme Ablenkung von der Tatsache, dass die große Masse der Filme, Serien und Shows auch heutzutage immer noch dieselbe oberflächliche Glitzerwelt verkauft, die schon bei unzähligen Mädchen und Frauen zu Essstörungen u.ä. Problemen beigetragen hat (bei Jungs/Männern gibt’s ebenso eine hohe Dunkelziffer; Filme dazu gibt’s jedoch kaum).

Kurz gesagt: Wir sollten einfach aufhören, in der Filmbranche und ihren Promis wichtige Vorbilder zu sehen. Wer dort nach wertvollen Inspirationen für ein positives Körpergefühl sucht, befindet sich auf dem Holzweg. Besser wäre es, Menschen dazu zu inspirieren, diese Medien-Glitzerwelt nicht mehr so ernstzunehmen und sich stattdessen lieber gesündere/realistischere Inspirationsquellen zu suchen.

Das „dürfen“ wurde nirgends in Frage gestellt. Nur wenn solche Filme tatsächlich eine große positive Wirkung hätten, wäre unsere heutige Welt nicht so wie sie ist. Denn wie schon gesagt: Trotz all dieser medialen Kalenderweisheiten, die wir regelmäßig gepredigt bekommen, waren Schönheitswahn und Modekult noch nie so krass ausgeprägt wie jetzt. Die Antwort für ein glücklicheres Leben liegt also höchstwahrscheinlich nicht im Konsum von Filmen, Serien, Shows und Promi-Weisheiten.

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Wie immer eine schöne Folge, wenn auch an vielen Stellen zu kurz. Insbesondere die Diskussion um de Palma hätte ich gerne noch länger verfolgt, da die beiden recht klar geteilten Fraktionen im Studio ziemlich genau mein ambivalentes Empfinden gegenüber seinem Werk verdeutlicht haben.
Ich habe Body Double am Wochenende zum ersten Mal gesehen und war hin- und hergerissen. De Palma kopiert hier recht schamlos bei Hitchcock und ist in einigen Sequenzen so derart plakativ (Stichwort Phallussymbol), dass es nur noch plump ist. Überhaupt erscheint mir de Palma in seiner Inszenierung immer etwas drüber oder tarnt auch gern mal eine dreiste Kopie als Hommage (z. B. Kinderwagen in The Untouchables). Da frage ich mich wiederholt, ob das Kunst ist oder weg kann. Quentin Tarantino macht es ja ähnlich, aber dort passt es ganz wunderbar. Über einen Vergleich de Palma/Tarantino könnte man sicherlich zahlreiche Bücher verfassen.

Aber noch einmal zurück zu Body Double: Verändere ich meinen Blick auf den Film, so kann ich einen wirklich wunderschön fotografierten Giallo sehen. Hat de Palma schon in Dressed to Kill ganz klar dem italienischen Schlitzerkino gehuldigt, sind diese Tendenzen in Blow Out und Body Double nicht weniger deutlich erkennbar. Und insbesondere Letzterer sieht mit seinem Blick auf das nächtliche Los Angeles bzw. hinter die Kulissen Hollywoods sowie dem Schmuddelkino jener Zeit absolut faszinierend aus. Vielleicht mag es dem neuen 4K-Bildmaster geschuldet sein, aber optisch ist der Film aus meiner Sicht eine Wucht. Und dies meine ich nun unabhängig von den üblichen aufdringlichen handwerklichen Spielereien de Palmas, sondern schon klar bezogen auf Ausstattung, Licht und Kulisse. Inhaltlich wird es fraglos schnell dünn, aber darüber hinaus ist Body Double ein ungemein schön anzusehender Thriller mit ganz charamantem 80er Flair.

Vielleicht noch kurz zum neuen Texas Chainsaw Massacre: Ich muss gestehen, dass ich den Film stellenweise schon sehr spannend fand und mich all die inhaltlichen Ungereimtheiten wenig gestört haben. Der Film ist völlig substanzlos, bemüht sicher aber, einige aktuelle Themen (Gentrifizierung, etc.) einzubauen, ohne hier konkret zu werden. Dies muss aber auch nicht Aufgabe eines Texas Chainsaw Massacre sein. Von daher empfinde ich es immer als etwas seltsam, wenn Filmen dieser Art vorgeworfen wird, aktuelle gesellschaftlich relevante Themen nur als Art Feigenblatt zu nutzen und man es dann doch lieber gleich ganz sein lassen sollten. Wo wäre da der Mehrwert? Es ist doch vollkommen okay, diese Themen kurz zu streifen und dann wieder dem Genre gerechte Kost zu servieren.
Der größte Schwachpunkt des Films ist fraglos die Rückkehr von Sally Hardesty. Hier werden die Grenzen der Suspension of Disbelief, auch gemessen an der inneren Logik des Films, einfach zu stark ausgereizt. Und schlussendlich verpufft der Auftritt noch völlig ergebnislos. Alles in allem enorm schlecht geschrieben.
Der Film ist aber ohnehin mehr daran interessiert, dem geneigten Fan endlich das so oft versprochene Kettensägen-Massaker zu liefern und hier werden keine halben Sachen gemacht oder gerade doch. Und zwar reichlich.
Hier hätte mich aber schon interessiert, ob Anna und Volker den Film zumindest stellenweise als spannend empfunden haben. Ich denke da bspw. an die Sequenz mit dem Autounfall oder das Versteckspiel von Melody im Haus.

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Dies sind tatsächlich die beiden einzigen wirklich spannenden Szenen. Hier lässt sich fast etwas von dem ausweglosen Ausgeliefertsein erahnen, das den Originalfilm von 1974 so großartig gemacht hat. Es lässt sich erahnen, was hätte sein können. Leider bemüht sich der Rest des Films nicht, diese Atmosphäre aufrechtzuerhalten. Die radikalen Splatterszenen retten den Film für mich dann in Bezug auf den Unterhaltungswert. Gesehen zu haben, wie sich Leatherface durch eine Busladung Influencer schnetzelt, bereue ich nicht. Ich glaube aber, der Film hätte als Kurzfilm besser funktioniert. Die Essenz aus Terror und Splatter auf 30 Minuten runterkomprimiert und das Ding wäre ein knackiger Horrorrausch. Aber Kurzfilme lassen sich nun mal nicht gescheit vermarkten.

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Natürlich liegt die Antwort nicht alleine dort - aber Kunst, egal in welcher Form, kann Inspiration und „Hinweisgeber“ sein, finde ich.

Und ich finde immernoch, dass Du Dir allein auf Grund des Trailers nur sehr bedingt eine Meinung über den Film und seine vermeintliche Message machen kannst. Auch wenn ich Dir grudnsätzlich bzgl. der Thematik zustimme.

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Gut, darauf können wir uns gerne einigen. Ein abschließendes Urteil zu dem Film kann und will ich hier auch nicht abgeben. Ging mehr ums Thema allgemein. Nur sollte ein Trailer es zumindest schaffen, gut herauszustellen, warum „Wunderschön“ im Vergleich zu ähnlichen Werken einen besonderen Mehrwert bietet. Für mich kam das leider überhaupt nicht rüber und gerade dieses „Dickes Mädchen braucht Bestätigung vom dünnen Jungen“-Klischee wirkte für die Message des Films doch arg kontraproduktiv. Aber ich mochte Herfurth und Tschirner in ihren Rollen bisher immer sehr gerne (von der schnuckligen Nora hab ich sogar ne persönlich signierte „Ijon Tichy“-DVD im Regal :smiling_face_with_three_hearts:) und spätestens wenn der Film irgendwann auf Netflix o.ä. verfügbar ist, werde ich wohl mal einen genaueren Blick riskieren.

Wieviele Punkte würdest du „Wunderschön“ denn insgesamt geben?

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Die Storyline mit dem etwas übergewichtigen Mädchen war für mich auch die schwächste, aber es ging darin letztendlich auch mehr darum, dass sie sich gegenüber ihrer Mutter behauptet und an Selbstvertrauen gewinnt, unabhängig von dem Kerl.
Ich würde ihm tatsächlich 8/10 geben - geradezu absurd viel für einen deutschen Film… :joy:
Und ich habe bisher von allen Frauen in meinem Umfeld (sind jetzt nicht nur 2), die den Film gesehen haben, ausschließlich das Feedback bekommen, dass das ein außergewöhnlicher und toller Film ist, und dass ihn Frauen und Männer unbedingt gesehen haben sollten.

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Es ist mir ein dringendes Bedürfnis. mich nun auch endlich zu „King’s Man - The Beginning“ zu äußern, da ich den Film inzwischen gesehen habe (ich hab ja Zeit :smiley: ).

Und im Gegensatz zur Pantoffelkino-Runde finde ich den Film exzellent und kann diese negative Kritik überhaupt nicht nachvollziehen. Es ist großes, opulentes und dabei hoch intelligentes Kino. Die angeblich extrem komplizierte Handlung sehe ich ebenso wenig wie die angebliche Humorlosigkeit. Der Film strotzt doch vor Ironie und Satire - wie kann man das denn nicht erkennen?? Natürlich gibt es einen traurigen Moment im Film, was den Duke von Oxford und seinen Sohn angeht, aber ansonsten ist das doch durchweg pure Ironie - vor allem eben, weil man hier einfach mal dreist die Geschichte des Ersten Weltkriegs auf den Kopf stellt. Was „Forrest Gump“ oder „Ingloriuos Basterds“ mit der Geschichte machen, darf doch wohl „King’s Man“ ebenso - zumal man sich ja dabei trotzdem an Fakten hält: Rasputin ist tatsächlich genauso gestorben, wie im Film gezeigt (nur dass die Täter eben andere waren). Auch der Mordanschlag in Sarajevo wurde sehr detailgetreu nachgestellt.
Und das Finale fand ich richtig grandios - auch wenn Anna meint, einen Mann an der Klippe hängend hätte sie schon 100x mal gesehen. Also, im Zusammenhang mit einer Horde Ziegen habe ich das noch nicht gesehen :smiley:

Das „King’s Man“-Feeling kommt auch in diesem Fall voll rüber - außer dass leider Taron Egerton fehlt.

9/10 Punkten!

Bei „West Side Story“ gehe ich hingegen mit: tolle Musik, tolle Bilder - schönes Kino eben! Aber mir reichte, es nebenbei laufen zu lassen. Im Kino wäre mir vermutlich etwas langweilig geworden. Die alte Verfilmung kenne ich nicht, daher fehlt mir der Vergleich. In der Tat hat hier Spielberg sich wohl eher einen persönlichen Herzenswunsch erfüllt - was er als Regie-Legende ja auch darf.

6/10 Punkten

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Dein Fieber muss sehr hoch sein, wenn Du so einen zerfaserten Stuss wie Kingsman 3 gut fandest. :sweat_smile:

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Ich hab den Film verstanden - du nicht :grin:

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Ich hab den verstanden.
Fand den Humor nur nicht lustig, die Handlung zerfasert, den Film weitestgehend langweilig und die Schauspieler bis auf Fiennes scheiße.

Und allein bin ich mit der Meinung nicht. Die Kritiken sind fast alle schlecht und der Großteil des Publikums äußert sich auch negativ zum Film.

Alle zu blöd außer der Kreymeier oder vielleicht doch Selbstüberschätzung deinerseits?
Wir werden es nie erfahren.
:laughing:

Ach, zählt jetzt neuerdings, was der Mob meint? Dann solltest du deine einsame Meinung zu „Benedetta“ vielleicht nochmal überdenken :wink:

Die mit Abstand absurdeste Kritik kommt aber tatsächlich von Wolfgang M. Schmitt, der dem Film sogar unterstellt, bewusst eine Verschwörungstheorie zu verbreiten. :rofl: Wie kann man so sehr mit der Faust in der Tasche ein solches Fantasy-Abenteuer gucken?

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Benedetta, der in der IMDb 6,8 Punkte hat?
Ja, steh ich zu. Und bin ich auch nicht allein mit der Meinung:

Natürlich darf man den trotzdem kacke finden.
Allein bin ich mit meiner Meinung da aber auch nicht.

Ach so, und 6,3 Punkte für „King’s Man - The Beginning“ zählen nicht, oder was? :smiley:

Nein, außer mir findet diesen Film ja keiner gut :smiley:

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Du verstehst mich falsch.
Natürlich kannst Du den gut finden.
Aber deswegen musst Du den anderen nicht unterstellen, sie seien zu doof, den Film zu verstehen.

Naja, mit dem Fieberwahn meinerseits hast du angefangen :smiley:

Der Film ist kein „zerfaserter Stuss“, sondern sehr nachvollziehbar erzählt. :point_up_2:

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Naja, nach deiner „Lola rennt“-Kritik damals, finde ich dieses Argument durchaus valide. :grin:

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Und Winnetou. Vergiss bloß nicht Winnetou :grin:
Dafür bekomme ich in Kürze ja auch nochmal nachträglich ne Schelle.

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Nach der Bettwurst fällt es schwer Holger Kritiken jemals wieder ernst zu nehmen :grin:

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Holger ist der am wenigsten berechenbare Kritiker unter uns. Zumindest empfinde ich das so.

Das nehme ich jetzt mal als Kompliment :smiley:

Jaaa, kommenden Freitag in Pantoffelkino :smile:

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