Folge 29: Wie umgehen mit Denkmälern?

Veto Folge 29. Hier kann darüber diskutiert werden!

Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit stehen plötzlich alle möglichen Denkmäler zu Disposition: Viele werden besudelt, umgestoßen, zerstört. Der Historiker David Engels ist besorgt über diese Entwicklung und sagt: Selbst wenn die Denkmäler umstrittene Persönlichkeiten darstellen, so sind solche Bauwerke trotzdem ein erhaltenswürdiger Teil der Kulturgeschichte.

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Engels spricht manchmal von Selbsthass (gegen die eigene Herkunft/Kultur).

Ich finde den Begriff nicht treffend, würde eher von Virtue Signalling sprechen. Ich sehe da eher die stolz geschwellte Brust, wenn Leute z B. symbolisch in die Knie gehen. Man will (laut, für alle gut hörbar) kommunizieren, dass man auf die eigene Identität zugunsten der der Opfergruppe verzichtet. Diese öffentliche Selbstgeißelung soll letztlich Statusgewinn einbringen.

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Insgesamt eine sehr interessante Folge. Ich würde dem Gast bei vielem zustimmen.

Das Beispiel mit dem Lenindenkmal finde ich nicht so passend. Es wurde von der linksextremen MLPD aufgestellt, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die Stadt Gelsenkirchen hat erfolglos versucht, sich gegen die Aufstellung zu wehren. Wichtiger Aspekt: Die Statue steht auf privatem Grund.

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Super Folge! Unterhaltsam, informativ und sachlich. Gerne mehr davon!

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Ich bin auch der Meinung das sich diejenigen die angefangen haben Statuen von bspw. Sklavenhändlern abzureißen es sich diesbezüglich etwas zu einfach machen. Natürlich sind diese Personen in heutiger Zeit keine ehrenwerten Persönlichkeiten mehr, aber wie schon erwähnt muss man es in dem kulturhistorischen Kontext betrachten. Und wir sollten es uns nicht so einfach machen indem wir alles abreißen was „aktuell“ unbeliebt oder überholt ist und nur noch das stehen lassen was unsere moralischen Werte wiederspiegelt, sondern ich finde das solche Monumente auch dazu dienen seinen Verstand zu gebrauchen, zu recherchieren…Dinge, Personen und Epochen infrage zu stellen und dadurch selbst seine Schlüsse zu ziehen. Ich habe mittlerweile den Eindruck die Menschen verlieren immer mehr die Fähigkeit oder zumindest die Bereitschaft des Selbstständigen Denkens. Alle erwarten immer es mundgerecht portioniert und moralisch abgeschmeckt serviert zu bekommen, alles was rechts oder links abweicht wird durch die extrem hoch Empörungsbereitschaft direkt in Shitstorm niedergemacht und verstanden haben es letzen Endes die wenigsten. Hauptsache man kann sich über irgendetwas aufregen etwas zerstören oder rumpöbeln…jede Wette bei den Aktionen zum Abriss der Denkmäler waren die Hälfte irgendwelche Trittbrettfahrer denen es mehr um das Zerstören an sich ging als um den moralischen Aspekt.

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Eine schöne Folge :slight_smile:
Ich schätze Prof. Engels sehr und freue mich über all seine Auftritte, ihm zuzuhören ist immer ein Gewinn.

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Ein wichtiger Aspekt wurde nicht genannt: Eine Statue kann auch einen kunstgeschichtlichen Wert haben. Die erwähnte Kathedrale von Nantes gehört ja auch eher in die Kategorie „Kunstdenkmäler“. Holger nannte noch die Kategorie Nazi-Denkmäler mit Hakenkreuz. Heikler wären vielleicht Fälle wie die Hitler-Büste Arno Brekers, der ja durchaus einen eigen Stil hatte, auch nach dem Krieg noch Aufträge von Prominenten erhielt und von Künstlerkollegen geschätzt wurde.

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Das Berliner Olympiastadion steht ja auch noch, genauso wie einige Berliner Staatsbauten auch noch die Aussparungen für den Reichsadler und das Hakenkreuz haben.

Man hat die Symbole entfernt aber die Gebäude nicht, dabei war doch gerade die monumentale Bauweise Speer’s mit ein Merkmal der Nazibauten.

Aber ich sehe da auch kein Problem. Die Gebäude haben niemandem etwas getan und verherrlichen auch nichts.

Ich fands übrigens schade das man nicht auf die Bedenken bezüglich der Situation in den USA und Großbritannien eingegangen ist. Er hats mehrmals versucht wurde aber nicht gemacht…

Wenns einem Historiker schon so unter den Fingern brennt hätte man ihn ruhig mal reden lassen können, denn wer besser als ein Historiker kann aus der Geschichte die Lehren ziehen.

Aus seinem Artikel bei achgut.com:

Genau dieser Trieb zeigt sich gegenwärtig auch konkret überall vor unseren Augen, und die Aussicht, in welche Richtung eine Zivilisation taumeln könnte, in der man zwar Statuen von Mahatma Gandhi abreißen will, gleichzeitig aber – wie in Gelsenkirchen – neue Statuen für Lenin errichtet, kann den Beobachter nur schaudern lassen…

cu

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Interessant wäre noch gewesen, über die Anfänge dieser neuen Welle der Cancel Culture zu reden. Das ganze ist ja nicht neu, wir hatten ja schon aus Museen entfernte Bilder, ein übertünchtes Gedicht an einer Hauswand, Verweigerung von Lehrstoff in Unis, man schafft es, Schauspieler nachträglich aus Filmen zu entfernen. Wann fing die Debatte an? Mit der Streichung inkriminierter Wörter aus Kinderbüchern? (Sprache ist es ja ein sehr spezielles Thema, sie ist unverzichtbar, zumindest als Zitat (oder Ironie?) muss auch das Schlimme erhalten bleiben. Das eine Wort aber sollte man auf keinen Fall aussprechen oder hinschreiben. Und weil man doch nicht drum herum kommt, bietet man als Ersatz ein Ein-Buchstaben-Wort, das alle Variationen des einen Worts zusammenfasst.)

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Sehr interessante Folge. Nicht, dass ich Nachts Denkmäler verschandel, aber der Gast hat ein paar Aspekte eingeworfen, über die ich mir so vorher keine Gedanken gemacht hatte.

Was mir aufgefallen ist, dass Holger irgendwie eine Art Hall/Echo hatte, wenn er gesprochen hat. Ist das noch jemanden aufgefallen?

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Seid gegrüßt,

Den Ausführungen des Historikers David Engels aus „Veto: Folge 29: Wie umgehen mit Denkmälern?“ stimme ich voll zu.

Ich wurde mich freuen, wenn Herr Engels Hintergrundwissen einem breiteren Publikum zur Verfügung stände. Denn ohne diese Inhalte ist eine konstruktive öffentliche Diskussion in Deutschland zum Thema nicht einzuleiten und wird weiterhin das ziellose Geschwätz elitärer Kreise bleiben.

Daniel

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Der Philosoph Hermann Lübbe nennt das auch den deutschen „Sündenstolz“.

Ich denke mir es ist eine Mischung zwischen Virtue Signalling und Selbsthass oder zumindest Geringschätzung des eigenen, dessen Ursache ein Minderwertigkeitskomplex ist.

Eine hochinteressante Folge! Dem Mann könnte ich stundenlang zuhören.
Er hat mein Interesse an Geschichte erneut geweckt!

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