Kann mich den Vorkommentatoren nur anschließen: Super Thema, erhellend und auch wieder der Grund warum ich MT gucke: Um auf solche Menschen und auf yt-Kanäle aufmerksam zu werden. Aber auch das „Krankheitsbild“ war ein aha-Effekt, nämlich, dass Sauerstoffmangel nicht alle Hirnregionen gleichermaßen schädigt. (Weiß jemand, ob in der Regel zuerst die Motorik beeinträchtigt wird … oder in welcher Reihenfolge welche Bereiche absterben?)
Muss gestehen, dass ich mich auch manchmal dabei erwische, wenn ich mit Beeinträchtigungen befasse, dass ich erst einmal nur das Negative sehe und mir nicht vorstellen könnte so zu leben, mir einbilde lieber den Exit zu wählen und dann auf Andere schließe. Manchmal ließt man auch von Menschen, die erst in die Situation einer Beeinträchtigung kamen, dass die wirklich nichts mit sich anfangen können und lieber gestorben wären (Beispiele sind Samuel Koch oder Monica Lierhaus). So gesehen ist es für mich als Zuschauer bequemer, wenn die Realität etwas geschönt dargestellt wird.
Den Wunsch nach Inklusion beim Film kann ich einerseits verstehen, andererseits kommt man da aber auch schnell in die Debatte, ob z.B. ein Buch eines behinderten Autors auch von einem behinderten Übersetzer in anderen Sprachen geschrieben werden muss.
Ich finde auch, dass man fragen darf, welcher Aufwand gerechtfertigt ist. Mal platt gesagt: Ein Körperbehinderter kann auch mittels Assistent beruflich Taxifahrer sein - nur fährt halt der Assistent… (indirektes Zitat von Stephan Merk, MT235, Minute 21) Im Fall von Linus scheint es ja anders zu sein, sodass der Assistent nicht auf dem Handy oder Tastatur tippen muss. Im Beruflichen habe ich immer mehr mit dem Thema Barrierefreiheit zu tun und der Aufwand der dafür getrieben wird ist schon enorm. Es stellen sich dabei auch Fragen wie „ist bei dem Cookiebanner nun der Datenschutz oder die Barrierefreiheit wichtiger?“ oder „wenn ich diese Website nur noch s/w und aus Text bestehen lasse, ist es super barrierefrei, aber für Menschen mit Leseschwäche hat sie jetzt mehr Hürden – wem von beiden wollen wir es mehr entgegenkommen?“.
Sonst fiel mir noch auf, dass das Wort „Behinderung“ verwendet wurde, statt „Beeinträchtigung“ oder wie es eine Kollegin nennt: „Feature“. Das wird teils von Körperbeeinträchtigten auch als diskriminierend gesehen, weil die Hürden und Behinderungen ja von außen kommen. Ich bin da leidenschaftslos und dachte nur, dass beim Thema Inklusion das Thema Sprache auch immer mit aufkommt. Vielleicht habe ich also auch ein Update verpasst.
Kleine Anekdote, wie auch Unis etc. Hürden aufstellen: Vor vielen Jahren wollte ich im Rahmen einer Abschlussarbeit ein Hilfsmittel für blinde Menschen machen. Die Idee war sozusagen Bilder in Geräusche zu verwandeln. Ich hatte schon angefangen und dann gemerkt, dass ich nicht weiß, wie ich die verschiedenen Geräusche textuell beschreiben sollte. Es wurde dann ein anderes Thema, weil ich das als Kernaspekt sah, mit Worten unkreativ war und das nicht meine Note beeinflussen sollte… (Heute wären mir technische Arten eingefallen mich auszudrücken, aber die Bewertung des Ergebnisses hätte eigentlich nur mit Versuchen oder recht „unwissenschaftlich“ erfolgen können – daher kann ich leider niemandem empfehlen sich unvorbereitet in diese Themenfelder zu begeben)
Auf jeden Fall: Danke Holger für die Folge und, dass nicht aus Angst vor der immer sensibleren Gesellschaft einen Bogen um Themen und Menschen gemacht wird.