Ach ja, wenn kritisches Nachfragen damit verwechselt wird, Leute zu unterbrechen, dann sind wir in den Öffentlich-Rechtlichen Medien.
Auch ich neige in solchen Fällen dazu, eher zum „Opfer“ zu halten und hilflose Moderatoren machen es ihren Gästen leicht, sich in diese Rolle zu stellen. Ja sie drängen sie geradezu förmlich hinein. Und damit hat die bunte Medienwelt außerhalb des klassischen Rundfunks leichtes Spiel, die Highlights zusammenzuschneiden und die AfD-Leute geradezu erstrahlen zu lassen.
Das ist dieselbe Methode, wie damals bei der Fatshaming Folge, als fünf Mehrgewichtige und die Moderatorin selbst auf einen Arzt eingedroschen haben.
Seit wann ist es eigentlich gute Sitte geworden, Menschen ins Wort zu fallen, sie nicht ausreden zu lassen, sie nicht mal antworten zu lassen und sie ständig mit Kontaktschuld zu konfrontieren, anstatt sich sauber vorzubereiten? Ist das der Diskurs, den wir führen wollen?
„Hey, erklär mir mal, warum du denkst, dass wir zu wenige Fachkräfte im Land haben.“ - „Weil unser Bildungssys…“ - „Wir reden nicht über Bildung, ich gebe die Frage weiter“. Super Gespräch. Unangenehm bis lachhaft und ich genieße es mittlerweile, wenn Klammroth oder Lanz ins Rudern kommen. Sie können es beide besser, aber leider nicht dann, wenn es wirklich darauf ankäme. Dann verfallen sie in die Dekarldent-Masche, abgesehen von den Schimpfwörtern. Dafür zahle ich dann eigentlich nicht so gerne.
Zu Internet-Kommunikationsplatfformen habe ich mich ja mehrfach kritisch geäußert und wurde auch im Netzpolitik-Beitrag wieder darin bestätigt.
Es ist ganz einfach: wenn du Teil eines Großkonzerns wirst, gelten für dich die Hausregeln. Wenn du dein Einkommen aus Werbung über solche Plattformen beziehst und aus der Reihe tanzt, kann dich das deine Existenz kosten. Und du bist auch einer gewissen Willkür ausgesetzt, denn es entscheidet nicht der gesunde Menschen verstand, sondern das, was am Ende dem Image der Plattform hilft.
Und ob ein Egozentriker wie Musk darüber entscheidet, was zu sehen ist und was nicht oder ein Staatskonzern, ist am Ende egal, denn beide Seiten haben Möglichkeiten zur Zensur oder Manipulation.
Am Ende entscheidet das Geld, der Klick, der Werbedeal und nicht zuletzt die Zugänglichkeit.
Es ist ja schön, dass es beispielsweise Messenger gibt, die Whatsapp in Sachen Funktionalität ebenbürtig sind und mit mehr Datenschutz werben. ES nützt halt nichts, wenn ich niemanden darüber erreichen kann. Threema kostet Geld, Telegram ist verbrannt und Signal ist zwar kostenlos, darin befinden sich aber exakt drei Leute aus meinen Kontakten und einer davon nur widerwillig, um überhaupt Kontakt halten zu können. Und dieses Phänomen gilt auch bei sozialen Netzwerken. Wo ist den Mastodon? Da ich kein X mehr habe, bekomme ich davon nichts mehr mit, aber zuletzt waren alle, die sich hochdramatisch verabschiedet hatten, man sehe sich dort, immer noch auf X. Es zählt halt doch die Reichweite und das Angebot.
Aber ich finde auch, dass sich einige Akteure aus diesem Umfeld mal komplett aus dem Internet zurückziehen sollten. Es tut ihnen nicht gut und ich sehe wirklich ein großes Problem darin, zu einer anonymen Masse zu sprechen, einem Werbepartner in den Hintern zu kriechen und seine Lebenszeit darauf zu verwenden, auf andere Reakteure zu reagieren. Es gibt eine Welt außerhalb und diese ist entscheidend für das Leben. Aber gut, in zehn Jahren kommt der Burnout zur bereits beginnenden Schizophrenie dazu, dann regelt es die Natur.
Diese Diskussion um gefälschte Bilder ist mittlerweile genauso lächerlich, wie die Theorie, man hätte die Nordstream Pipeline mit Pflanzen gesprengt.
Dass man mit Bildern eine Aussage möglichst reizvoll untermauern möchte, soll jetzt also der zweite Akt eines großen Dramas sein?
Schon mal die Wetterkarte gesehen? Will man aufzeigen, dass alles heiß und trocken ist, geht die Rotfäbrung halt schon ab 20°C los, sonst ab 30°C. Will man eine Pandemie visualisieren, zeigt man Menschen mit OP-Masken, will man Krieg visualisieren, zeigt man Trümmer und Rauchwolken und will man Menschenmassen zeigen, zeigt man Menschenmassen. Wahnsinn. Präsentations-Seminar, erste Lektion. Ich weiß nicht, ob ich Leute, die sich tagelang nur mit solchen Dingen befassen, bedauern oder verachten soll. Ich hätte gar keine Zeit dafür.
Aber eine Sache weiß ich sicher: dass ich nachts niemals das Deutsche Musikfernsehen einschalten werde. So einsam kann man gar nicht sein, dass man ausgerechnet daran hängen bleibt. Oder? Ich will es nicht wissen. Danke für den Einblick ins Absurde mit der Erkenntnis, dass gewisse Sendekonzepte einfach nicht totzukriegen sind.
Ein schönes Wochenende an alle da draußen, eine glückselige Fasnacht (oder Fasching oder was man bei auch halt so dazu sagt) und geht mal wieder an die frische Luft, wenn euch die digitale Welt zu sehr anpisst.