Lieber Alexander, Liebe Alexa und liebes Forum,
für mich war diese Hoaxilla-Folge die bisher interessanteste, weil ich mich durch den Titel sofort angesprochen gefühlt habe. Zuvor habe ich immer nur mal am Rande bei euch reingeschaut, da ich Verschwörungstheorien prinzipiell kritisch gegenüber stehe und mir dann lieber andere Sachen anschaue.
Leider fande ich die Aussagen eures Gastes und letztlich die Grundaussage der Folge: “Vorsicht vor Waldorfschulen, dort herrscht körperliche und geistige Gefahr für eure Kinder”, total überzogen und größtenteils daneben. Sie hat mich aber natürlich auch zum Nachdenken gebracht.
Ich selbst bin Waldorfschüler gewesen (Hallo hater!) und muss einfach sagen, dass man eurem Gast anmerkt, dass er noch nie in einer Waldorfschule war, geschweige denn einen Unterricht mitbekommen hat. Deshalb liegt er auch bei einigen Aussagen ziemlich daneben. Mal so ein paar Beispiele: Ich habe einen afrikanischen Migrationshintergrund, bin Agnostiker, bin geimpft, wurde sehr gut in Naturwissenschaften unterrichtet (meine Schule hat in unserer Stadt das beste Chemie-Abi gehabt), 10 Jahre professionellen Musikunterricht genosssen und mehrere Jahre im Schulorchester gespielt, außerdem hatte ich selbstverständlich auch Freunde die mit Waldorfpädagogik nichts am Hut hatten. Und ich bin da kein Einzelfall, sondern eher Durchschnitt an meiner ehemaligen Schule.
Ich kann aber nachvollziehen wie euer Gast und letztlich auch ihr beide zu euren Schlussfolgerungen zur Anthroposophie gekommen seid. Ich kann mit Steiners Büchern auch nichts anfangen und (man höre und staune) auch viele Lehrer nicht. Diese Schriften sind natürlich altbacken und esoterisch. Es gibt auch immer einige Waldi-Eltern und sicher auch den ein oder anderen Lehrer, die das Ganze überhöhen und teilweise auch ins Sektiererische (nervige Eltern die komische Regeln haben, Lehrer die einem mal ne blöde Verschwörungstheorie mitgeben wollen) gehen. Das ist und bleibt aber nur eine Randnotiz!
Eine Waldorfschule ist heute viel mehr als nur Anthroposophie!
Meine Schule hatte einen größeren Ausländer- und Behindertenanteil als die anderen Schulen in der Umgebung. Es wurde ein sehr starker Fokus auf die Klasse als soziales Gefüge gesetzt, d.h. dass Mobbing z.B. bei meinem Klassenlehrer überhaupt keine Chance hatte. Und selbstverständlich wird der Klassenlehrer, der einen immerhin 8 Jahre lang jeden morgen unterrichtet, im besten Falle zu einem Vorbild. Es ist aber keinesfalls so, dass die Schüler ihm blind folgen würden. Wenn ein Lehrer scheiße gebaut hat, kann das durch die sehr aktive Elternschaft schnell zu Konsequenzen führen!
Ich könnte das jetzt alles noch weiter ausführen und mache es bei Interesse vielleicht auch noch, aber zusammenfassend kann man eines feststellen:
Sich NUR aufgrund von Steiners Schriften, dem was man so im Internet findet (man bedenke: man findet immer was man sucht) und dem was man von Dritten hört, eine umfassende Meinung über eine Schulform zu bilden ist leider nicht möglich.
Daher hätte ich mir zumindest noch einen zweiten Gast oder ein Interview mit einem Waldorflehrer/-schüler gewünscht. Doch selbst das hätte nicht ausgereicht um sich ein Urteil über Waldorfschulen in Deutschland zu machen, weil diese nun mal relativ heterogen sind. Daher gelten meine Aussagen natürlich streng genommen auch nur für einige wenige Waldorfschulen, die ich selbst kenne. Also bitte: mehr Differenzieren!
[I]alle Rechtschreibfehler sind auf meine unzureichende Schulbildung zurückzuführen :lol:[/I]