Das ist eine Dimension. Die andere ist folgende:
Es gibt ja mehrere Berichte darüber wer so die Leute sind, die bei „Die letzte Generation“ dabei sind. Das sind vorwiegend junge Leute aus der oberen Mittelschicht oder der unteren Oberschicht. Sprich Leute, die in der Regel selbst einen weit überproportionalen ökologischen Fußabdruck haben. Darüber hinaus bietet dann die Familie den entsprechenden finanziellen Background um für so etwas überhaupt die Zeit zu haben, denn Bäckergeselle, die Friseurin, der Elektriker, der Trockenbauen oder der Müllmann hätte ja schlicht nicht die Zeit sich da auf die Fahrbahn zu kleben. Und da ist schon der erste Widerspruch, dass die Leute mit größeren ökologischen Fußabdruck mehr Zeit haben für Protest, als die mit einem kleineren ökologischen Fußabdruck.
Der zweite Widerspruch ist, dass das Milieu bei „Die letzte Generation“ (und im übrigen auch bei Extiction Rebellion oder FFF) urban geprägt ist. Es sind Kinder aus großen Städten die so etwas in großen Städten machen. Dies zeigt aber auch, dass die das was sie sagen wahrscheinlich selbst gar nicht wirklich ernst nehmen. Denn würde ich tatsächlich glauben, dass das Klima sich so dolle ändert, dass Lieferketten zusammenbrechen und Nahrungsmittel knapp werden, dann ist eine Stadt wie Berlin der letzte Ort an dem ich sein will.
Der nächste Unterschied, insbesondere zu Kanada ist, wer das Ziel der Blockade ist. In Ottawa haben die Trucker das Regierungsviertel blockiert und Trudeau hatte so einen Schiss, dass er sich aus der Stadt hat bringen lassen. Die Leute, die sich auf die Straße kleben lassen machen das ja nicht bei der Einfahrt zum Bundeskanzleramt oder innerhalb der Bannmeile in Berlin. Die Blockade trifft ja nicht die Regierung sondern „Die letzte Generation“ nimmt andere Mitbürger in quasi „Geiselhaft“. Darum ist die Regierung hier milder, weil „Die letzte Generation“ nicht gegen sie die Machtfrage stellt.
Auch unterscheiden sich beide in ihren Zielen. Menschen, die gegen Impfzwang und Corona-Maßnahmen protestieren betonen die Freiheit des Individuums. Die Freiheit des Individuums ist aber nur gegeben, wenn der Staat eben nicht mit Gewalt über seine Bürger verfügt. „Die letzte Generation“ will aber mehr Staat, mehr Regelung und damit mehr Gewalt durch den Staat.
Darüber hinaus ist das was „Die letzte Generation“ fordert sehr attraktiv für die Professional–managerial class. Denn die Professional–managerial class befindet sich in einer tiefen Krise. Obwohl sie einen höheren Verdienst haben als die einfach Arbeiter, haben einfache Arbeiter und Angehörige PMC den Zugang zu den gleichen Klassen von Gütern. Beide können sich ein Smartphone leisten, die PMC hat halt ein neues iPhone Pro, der Arbeiter ein billiges Andoird Handy. Beide fahren ein Auto, die PMC fährt Tesla, der Arbeiter einen alten Benziner. Beide fahren in den Urlaub, die PMCs erste Klasse Bahn, der Arbeiter mit seinem alten Auto. Beide haben Zugang zu den gleichen Lebensmittel, die PMC kauft aber im Bio-Markt, der Arbeiter beim Discounter. Die Güterklassen der Bourgeoisie wie Privatjet, Yacht usw. steht der PMC aber nicht offen. Heißt: Der ganze Mehrverdienst bringt nicht wirklich ein besseres Leben. Darum ist die PMC einer Politik sehr zugewandt, die bestimmte Güterklassen so sehr verteuern, dass der einfache Arbeiter sie sich eben nicht mehr leisten kann.