Folge 236

Das mit dem Gauland-Interview lässt mich auch nur mit dem Kopf schütteln.
Nein, ich glaube nicht, dass die ÖRs hier “betreutes Denken” betreiben wollen. Sie wollen vielmehr jeglichen Eindruck vermeiden, sie würden die AfD unterstützen, indem sie ihr ein neutrales Forum bieten. Sie fürchten so sehr vor unberechtigter Kritik, dass sie berechtigte in Kauf nehmen, weil sie glauben, die unberechtigte wäre lauter und nachhaltiger. Ein sehr eindrückliches Signal von mentalem Souveränitätsverlust.
Das Tragische daran: Sie treiben mit dieser diskriminierenden Praxis der AfD Sympathisanten zu.
Das Interview selbst finde ich allerdings gelungen, weil es wie kaum ein anderes offenlegt, wie konzeptlos die AfD jenseits der Ausschlachtung von Ressentiments gegen die Schwächsten der Gesellschaft ist. Es wäre außerdem wohl kaum möglich, mit einem Rechtspopulisten ein Kuschelinterview zu führen, weil der es nicht aufs Kuscheln anlegt - im Unterschied zu den Vertretern aller anderen Parteien. Trotzdem stellt sich natürlich ganz allgemein die Frage, wozu diese Art von Interviews gut ist. Wenn dank der angenehmen Atmosphäre wenigstens einmal einem Politiker etwas Unbedachtes entrutschen würde, könnte ich das verstehen. Aber dafür sind die Betreffenden zu gewieft.

Die Sache mit den Verteidigungsausgaben ist natürlich ein weiteres Indiz dafür, dass die ÖRs eine politische Agenda haben - aber wie beim Russland-Bashing sehen wir, dass es - entgegen dem, was die Rechten behaupten - keine linke Agenda ist. Es scheint eine sehr elitäre, immer an die Spitzen- bzw. Regierungspolitik
angelehnte Agenda zu sein. Vielleicht sollten wir unter diesem Aspekt auch mal den Umgang dieser Medien mit der AfD betrachten, denn immerhin wurde mit den Piraten genauso umgegangen. Kann es sein, dass die ÖRs hier stellvertretend für die etablierten Parteien Angstreaktionen ausagieren, weil ein neuer Konkurrent am Start ist?

Deine Haltung zum Klimawandelthema verstehe ich dagegen nicht so wirklich.
Klar, man kann sich dafür interessieren, “was Wissenschaftler jenseits des Mainstreams zu diesem Thema zu sagen haben”.
Aber dabei sollte man nicht unterschlagen, dass diese Wissenschaftler “jenseits des Mainstreams” gerade mal drei Prozent aller Klimaforscher ausmachen und meines Wissens vor allem eine Agenda haben: Verhindern, dass die Staaten in die freie Wirtschaft eingreifen, um die Ökologie des Planeten zu schützen.
Denn wie wir alle wissen, ist Umweltpolitik böser Sozialismus.
Überleg mal: Wenn so eine kleine Minderheit es so nachhaltig geschafft hat, der Öffentlichkeit vorzugaukeln, die Fachwelt sei in der Klimafrage tief gespalten - obwohl sie es in Wahrheit in keinster Weise ist - und so die öffentliche Debatte zu vergiften, obwohl wir sie viel nüchterner führen müssten, solltest du dich dann nicht vielmehr mit den Methoden der Manipulation öffentlicher Meinung auch von seiten randständiger Populisten auseinandersetzen - und nicht nur mit denen der ÖRs?
Und was fesselt dein Interesse an den Ansichten der “Klimaskeptiker” so sehr? Eine restriktive Klimapolitik, die das Wirtschaftssystem belastet, werden die Politiker wohl kaum aus Jux durchdrücken wollen. Gäbe es keine reale Gefahr, die in absehbarer Zeit akut werden könnte, würde man alles tun, um das Thema totzuschweigen, wie bei allen brisanten Themen, meinst du nicht auch?
Und was ist jetzt so ungeheuerlich daran, wenn die Zahlen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung ein wenig voneinander abweichen ( weil die Forschungsergebnisse immer wieder aktualisiert werden ), wo sie sich doch immer in der gleichen Größenordnung bewegen?
Es mag sein, dass die ÖRs das Thema gern reißerisch angehen, um Quote zu machen. Indiz für den Klimawandel sind ja die Häufigkeit von Wetterextremen und deren Ausschläge, nicht ein einzelnes Wetterereignis. Aber wie verpackt man eine langfristige Entwicklung in Tagesnachrichten, wenn nicht ein aktuelles Ereignis als Aufhänger genommen wird?
Ist dir bekannt, woher die Horneffer ihre Zahlen hat? Ist die Quelle seriös? Wenn ja, ist das wohl doch reine keine Panikmache.

Danke Holger, für eine der letzten Folgen von Fernsehkritik. Gefällt mir gut. Ich will diese letzten Folgen auch gar nicht groß kommentieren. Einfach nur Danke für die vielen Jahre FKTV und ich bin gespannt auf die Mediatheke.

Die mit den steilsten Thesen bekommen am meisten Gehör. So ist es nicht nur beim Klimawandel und mit Meldungen über neue Jahrhundert-Wetterlagen lockt man die Zuschauer, wobei es mittlerweile eine Studie gibt, die belegt, dass die ständigen Klimawandel-Meldungen einen gegenteiligen Effekt haben.

Dabei müsste es der gute Kapitalismus besser wissen. Als jemand, der in eine sozialistische Gesellschaftsordnung hineingeboren wurde, kann ich dir versichern, dass die Umwelt den Genossen in der Praxis schon immer am Arsch vorbeiging. :wink:

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