Ja, der Journalismus im 21. Jahrhundert. Ich bin mir nicht sicher, ob sich an den vielen Missständen noch mal etwas ändern wird, außer, dass möglicherweise demnächst noch künstliche Intelligenzen mitmischen, aber eines ist klar: die Schnelllebigkeit der digitalen Welt wirft einen großen Schatten auf die Qualität der medialen Berichterstattung.
Schon bei der Corona-Berichterstattung habe ich solche Beobachtungen kundgetan, da es mir am Ende zu den Ohren herauskam, wie jedes Fitzelchen an Information zur Wahnsinns-Story aufgeblasen wurde, doch im Grunde ist es einfach normal geworden, dass jede Nachrichten Redaktion in die gleiche Tuba bläst.
Sagte man früher nur der BILD die reißerischen Köder-Überschriften nach, machen das mittlerweile alle, denn es zählt der Klick und die damit einhergehende Relevanz auf dem Werbemarkt. Alternativ darf man natürlich gerne die Paywall durchbrechen und dem Glauben verfallen, wo man Geld bezahlt, wartet Qualität.
Dass davon oft nur der Teil „Qual“ übrig bleibt, sieht man an mannigfaltigen Beispielen. Es gibt nix zu berichten? Egal, dann greifen wir halt ein altes Thema auf. Es gibt was, aber wir wissen nichts darüber? Egal, dann benutzen wir einfach viele Konjunktive und spekulieren wild drauf los. Und falls man doch mal versehentlich „wird“ statt „könnte vielleicht“ geschrieben hat, kann man den Artikel ja einfach löschen. Oder man entschuldigt sich einfach ein paar Tage später in zweiter Reihe.
Profane Dinge, wie Recherchen sind egal, wichtig ist, dass man unter den Ersten ist, denn wenn man Tage nach dem Hype mit guter Qualität daherkommt, ist die Konsumentenmasse längst weitergetrieben und regt sich über den nächsten Skandal auf.
Wir werden nach und nach zu oberflächlichen Wiederkäuern dressiert, die unreflektiert das nachplappern, was wir in unseren jeweiligen Bubbles gelernt haben. Quelle: Internet. Und wenn jemand eine unbeschriftete Balkengrafik mit der Überschrift „Neue Studie hat ergeben“ mitbringt, muss es ja stimmen.
Es ist unsagbar anstrengend geworden, all dem Informations-Überfluss noch zu folgen oder sich eine fundierte Meinung zu bilden, wenn selbst einstige Bollwerke des Vertrauens Opfer des Schnellschusses werden und erst mal raushauen oder alle gegenseitig voneinander abschreiben.
Ich mache mir ernsthaft Sorgen um unsere Nachwuchs-Generation, denn bei allen ehrbaren Absichten, aber ich behaupte mal, dass beispielsweise mindestens die Hälfte (eher mehr!) aller CO2-Hasser keine Ahnung von Chemie, Klima oder Biologie hat und einfach nur die allgemein akzeptierte Botschaft weiter trägt. Verkürzung und Vereinfachung ist die Devise und fertig ist der Twitter Experte für Kriegsführung, Virologie, Klima- und Migrationsfragen.
Dass dann noch bewusst Probleme, die offenkundig sind, verschwiegen und Kritiker in die rechtsradikale Ecke geschoben werden, macht die Landschaft nicht besser. So inflationär, wie der Nazi-Begriff mittlerweile herhalten muss, ist es beinahe schon eine gefährliche Tendenz zur Normalisierung, denn wenn alles, was unbequeme Fragen aufwirft gleich Nazi ist, verliert der Begriff seine eigentliche Bedeutung.
Ich bin mittlerweile so weit, dass ich keinem Medium mehr traue, wenn es um Information und Meinungsbildung geht, denn wenn ich das Gefühl habe, gelenkt zu werden oder dass mir etwas verschwiegen wird oder - noch schlimmer - schlicht falsch berichtet wird, dann bleibt mir nur die Wahl zwischen elendiger Eigenrecherche mit der Gefahr, mich in eine Meinungsblase zu begeben oder ich lasse es ganz bleiben und gehe ohne Information durch das Leben, was mich derzeit wohl auch nicht dümmer macht.
Das war nun der gesammelte Frust in einer verbalen Entladung niedergeschrieben, ohne vorher eingehend nachgedacht zu haben. Man möge mir eventuelle Trugschlüsse verzeihen, am Ende ist es eine Momentaufnahme dessen, was ich wahrnehme. Kann sein, das ändert sich auch mal wieder. Solange es aber um Quoten, Reichweite und quantitativ bemessenen Relevanzen geht, glaube ich eher nicht daran.