Folge 207: Wunschfilme Mai

Wenn jemand „ich“ sagt, ist es ganz klar eine Einzelmeinung und es wird damit kein breiter Konsens impliziert. Für mich ist diese Aussage nichts anderes als sowas wie „Auf Schnarchnase Stallone hab ich keinen Bock. Würde mir nie einen Film mit dem kaufen.“
Ähnliche Kommentare hat Rike sicherlich auch schon zu Medienmenschen gemacht, mit denen sie nichts anfangen kann. Sobald man sich auf eine öffentliche Bühne begibt, muss man mit solchen Reaktionen rechnen. Vorspulen ist in meinen Augen völlig harmlos. Der Nutzer hat keinen Boykott oder etwas ähnlich dramatisches gefordert. Es ging lediglich um seine persönliche Präferenz.

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Um es nochmal karzustellen: Ich kann mit Rike nichts anfangen, was andere von ihr halten kann ich nicht beeinflussen. Ich fordere keinen „Rauswurf“ oder ähnliches, es ist nur meine persönliche Meinung zu ihr. Da jetzt eine Abo-Kündigung ins Gespräch zu bringen halte ich für weit überzogen.

PS: Anna könnte doch mal wieder dabei sein, denn gegen eine feminine Beteiligung bei Pantoffelkino habe ich ja nichts. :+1:

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„The great escape“ ist eins meiner absoluten Lieblingsfilme, fand ihr wart manchmal etwas ungerecht. Was ihr ignoriert habt und mit „netten Nazis“ abgestempelt habt ist, dass das ein Lager der Luftwaffe war, die öfters dokumentiert nicht SO drauf waren, wie die „Kollegen“ von denen. Und die Gefangenen waren alle Offiziere, daher musste man auch denen gegenüber etwas mehr Respekt zeigen. Zum Schluss sah man aber dann, dass auch bei denen irgendwann der Kragen platzte.

Und wie man diese sensationelle Filmmusik schlecht reden kann… Tz tz tz

Keine Ahnung welche Version ihr geschaut habt, ich hab ne DVD wo es tolle Extras gab, mit einem Dokumentarfilm, wo man viel mehr Einblicke bekommt, wie es in so enem Lager abging.

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Nu wirst Du aber zum Mimimi.
Auch wenn das „gute Nazis“ waren
(tut beim Schreiben schon weh),
waren auch die sicher nicht so kumpelhaft,
wie hier geschildert. Und mit so lustiger Musik
waren die Lager auch nicht unterlegt :joy::joy::joy:

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Kumpelhaft ist für mich das falsche Wort. Die waren völlig selbstsicher und überzeugt dass da keiner rauskommen kann (vielleicht sogar überheblich) und dazu wie gesagt, man hat sich gegenseitig respektiert. Kann man auch von den Gefangenen sagen, dass die es schon zu schätzen wussten, dass die bei der Luftwaffe gelandet sind

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Ist trotzdem Schönfärberei.
Hab ich aber gar nicht so eng gesehen,
wie Du es jetzt hinstellst

Nicht?
Hab ich immer gedacht, weil zeithistorische Dokumente darauf hinweisen. Sind schon ein lustiger Haufen gewesen damals^^

Ich finds gut, dass die Deutschen hier eher solche sympathischen A*schlöcher à la Indiana Jones oder natürlich Hans Landa sind, als einfach nur das eindimensionale ultimativ böse wie es sonst in vielen anderen Filmen ist, z.B. in jüngerer Zeit in „Fury“ oder auch ein wenig bei „Monuments Men“.
Hat Semmelrogge ja auch im Gespräch erwähnt mit der US-Premiere vom Boot, am Anfang bei der Einblendung, wie viele nicht zurückkamen noch Schadenfreude im Saal, am Ende Totenstille und tosender Applaus.

Auf der US-Seite passt zu diesem Respekt auch General George S. Patton, der damals einige recht interessante Sachen geäußert hat, seltsam dass er dann nach Kriegsende einen Tag vor seiner geplanten Rückkehr in die USA einen tödlichen Unfall hatte.

Oder auch Hannibal Lecter, ein durchaus kultivierter Mensch, allerdings geht es eben unter der Oberfläche zur Sache, kann man auch auf die realen Fälle von Ted Bundy oder Peter Kürthen übertragen, das trägt wohl dazu bei, dass er auf einem der vorderen Ränge der größten Filmbösewichte gelandet ist.

Und da war ich total perplex, denn ich hatte nie angenommen, dass Kriegsgefangene aus dem Stalag Luft I auch in Konzentrationslager gekommen sind. Und Jimmy hat mir dann später sein Buch geschickt, „Moonless Night“, und ich habe dann seine Geschichte erfahren aus dem Buch. Und aus den Büchern und Berichten habe ich dann mir ein Bild machen können von den wahren Ereignissen, oder jedenfalls so nah wie möglich der Wahrheit kommenden Ereignissen am Ende des Krieges.“

Ein doppelter Stacheldrahtzaun und Wachtürme begrenzten den riesigen Lagerkomplex zwischen Barther Bodden und dem Fluss Barthe. Die Kriegsgefangenen hausten in einstöckigen Holzbaracken, im Winter der Kälte, im Sommer der Hitze ausgesetzt, erinnert sich der heute 84-jährige US-Veteran John Bryner. Er geriet 1944 in Kriegsgefangenschaft.

Das Stalag grenzte an die Flak-Schule – ein eindeutiger Verstoß gegen die Genfer Konvention, aber für die Nationalsozialisten waren die westalliierten Kriegsgefangenen ein unschätzbares Faustpfand, sagt der Berliner Historiker Martin Albrecht.

Während die westalliierten Kriegsgefangenen ein relativ eigenverantwortetes Leben führten, sahen sich die schätzungsweise 1000 sowjetischen Kriegsgefangenen im Stalag Luft I menschenunwürdigen Haftbedingungen ausgesetzt. Der perversen Rassenideologie der Nationalsozialisten folgend, wurden sie als „bolschewistische Untermenschen“ behandelt.

Martin Albrecht: „Die sowjetischen Kriegsgefangenen kamen ab 1942 wahrscheinlich zur Arbeitsdienstleistung. Sie wurden als Gefangene angestellt, um in der Küche zu arbeiten, im Toilettensektor zu arbeiten, um die Baracken für ihre alliierten Kameraden im Prinzip so ein bisschen auf Vordermann zu bringen.

Es sind also sowjetische Kriegsgefangene erschienen, die nicht in den Baracken drin waren, auch nicht in den Lager-Compounds, also den Abteilungen, sondern die in einem separaten Komplex waren, die auch nicht nur die Vergünstigungen nicht hatten, dass sie nicht hätten arbeiten müssen, so sie Offiziere waren, die auch eine ganz andere Verpflegung hatten, die also keine Rot-Kreuz-Pakete bekommen haben wie ihre englischen Kriegskameraden, und die natürlich auch insgesamt einem sehr rigideren System unterlagen. Das heißt, es gab zur selben Zeit im selben Lager mindestens zwei Klassen von Kriegsgefangenen.“

Mit harten Strafen mussten westalliierte Kriegsgefangene rechnen, wenn sie versuchten, das Los der sowjetischen Gefangenen zu mildern.

Also, es gab da ziemlich drakonische Strafen, die ausgesprochen worden sind, also Karzerhaft bzw. Nichtzuteilung von Rot-Kreuz-Paketen, die dann erfolgten, wenn man einem englischen oder amerikanischen Kriegsgefangenen so was nachweisen konnte, da ist man ziemlich massiv dagegen vorgegangen. Man wollte keine Solidarisierung von Ost- und Westkriegsgefangenen.“

Helga Radau: „Und in einem der Briefe erwähnt der Oberst Scherer eben sowjetische Kriegsgefangene, dass sie immer frecher werden würden, seiner Meinung nach, und dass er angeordnet hat, dass Wachposten mit Schäferhunden in die Baracke gehen und die Hunde auf sie hetzen.“

Seit dem Winter 1944/45 fürchteten auch jüdische Kriegsgefangene um ihr Leben. Der 86-jährige US-Veteran Milt Klarsfeld.

Milt Klarsfeld: „”Sie legten uns alle in eine Baracke. Und da habe ich wirklich Angst bekommen. Das ging auf einen Befehl Himmlers zurück, nach dem alle jüdischen Kriegsgefangenen getötet werden sollten. Wir waren so ungefähr 500 Mann, und ich glaube, das war das erste Mal, dass ich realisiert habe, was es heißt, Jude zu sein, denn eigentlich bin ich kein religiöser Mensch.

Die Piloten wussten um die Existenz der Vernichtungslager und fürchteten bis zuletzt ihren Abtransport. Nach harten Verhandlungen mit der deutschen Lagerkommandantur Ende April 1945 weigerten sich die Kriegsgefangenen, ihre befohlene Verlegung vorzubereiten. In der Nacht zum 1. Mai setzten sich die Deutschen vor der anrückenden Roten Armee Richtung Westen ab. Die Kriegsgefangenen hatten sich de facto selbst befreit. Sie übernahmen das Lager, besetzten die Wachtürme, suchten Kontakt zur sowjetischen Armee.

Es geht auch noch härter:

Das Stalag 372 für sowjetische Kriegsgefangene unterstand demnach zunächst der deutschen Luftwaffe. Bereits 1945 wurden durch eine staatliche Kommission erste Untersuchungen durchgeführt, die sich insbesondere mit den konkreten Opferzahlen beschäftigten. Nach heutigem Kenntnisstand lässt sich die Opferzahl auf mindestens 75.000 Personen beziffern, so Alekseev. Die weitere Nachkriegsgeschichte des Orts illustriert die Tabuisierung der Gesamtthematik durch die UdSSR selbst.

Bzw. auf das gleiche Lager bezogen:

Der ehemalige Fallschirmjäger hat sich mit seiner kleinen Bürgerorganisation „Wahrheitsgetreue Geschichte“ dem Kampf um die, ja, Wahrheit verschrieben. Das sei er denen schuldig, die den Großen Vaterländischen Krieg durchleiden mussten, sagt er, den Angriff der Deutschen, die im frühen Sommer 1941 auch Pskow eroberten. In einem Lager mit der Bezeichnung Stalag 372 hatten sie Sowjetsoldaten eingepfercht, Kriegsgefangene. Stacheldraht, ein paar Baracken, all die ausgezehrten Menschen; Zehntausende, ein Menschenmeer. Im Lauf der Kriegsmonate verschwanden sie. Niemand wagte zu fragen, wohin. Und doch wusste man es.

Zumindest sobald man den Fokus weg von weißen, christlichen, amerikanisch, französischen, englischen Kriegsgefangenen nimmt, dürfte sich das Bild einer netteren Luftwaffe kaum aufrechterhalten. Wahrscheinlicher ist, dass es nie wirklich gründlich erforscht wurde.

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