Folge 203: Wunschfilme April

Mit den 68ern verbindet man doch Intellektuelleres wie Fassbinder und Herzog. Neuer Deutscher Film und so. Die Klamaukfilme waren ja bloß die Weiterführung des Spießertums.

Der „Neue Deutsche Film“ hat seine ursprüngliche Inspiration allerdings aus dem italienischen Neorealismus der 40er und der Nouvelle Vague der 50er (das wären übrigens auch mal schöne Themen für Pantoffelkino!). Das „Oberhausener Manifest“ als Grundlage („Papas Kino ist tot“) stammt auch schon von 1962.
Allerdings kamen die gesellschaftlichen Umbrüche der späten 60er, zu denen auch die 68er gehören, dem ganzen Konzept natürlich sehr entgegen und haben den großen Erfolg von Fassbinder und Co. erst möglich gemacht, da hast du recht.
Was die Klamauk-Filme angeht, sind sie einfach die andere, sozusagen anti-intellektuelle Seite der Medaille (die Sex-Filme sind im Grunde auch nur eine Abart davon) und zeigen eine gewisse Lockerheit, die die Gesellschaft damals erfasst hat. Die Mode wurde zur gleichen Zeit ja auch ungezwungener, Stichwort Schlaghosen und Hot Pants.
Aus heutiger sich wirken als diese Filme natürlich unglaublich spießig, aber ich bezweifle, dass zumindest die breite Masse sie auch so wahrgenommen hat, sonst wäre sie ja nicht wie bekloppt in jeden einzelnen davon reingerannt. Aber da darf mich gerne jemand hier korrigieren, der die Zeit selbst miterlebt hat :slight_smile:

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Eben, das waren Filme für die Masse. Daher dürften diese Filme im Millieu der Studentenbewegung automatisch auf Ablehnung gestoßen sein. Auf der einen Seite hat die generelle gesellschaftliche Öffnung der 60er Jahre diese Filme erst ermöglicht, auf der anderen Seite sind sie nur eine Weiterführung von dem, was vorher schon in Heimat-, Schlager-, Militär- und Lausbubenfilmen zu sehen war. Von der breiten Kinogängerschaft mag das als willkommene Abwechslung gefeiert worden sein, aber Kritiker haben die Piefigkeit der Filme auch schon damals erkannt und die Filme entsprechend verrissen.

Ein paar H. Erhard Filme sind schon ganz liebenswert zb. Witwer mit 5 Töchtern , Der Haustyrann, Drei Mann in einem Boot ( ohne die schreckliche Musik). Aber insgesamt mag ich eher sein Humoristisches Schaffen ,als seine Filme

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Die Klamaukfilme waren für den Rest des Kinopublikums, die nicht in die Rammelfilme gehen wollten oder durften.

Du willst denen doch nicht mit Arthaus kommen, oder? Mon Dieu

Naja, für die Wunschfilme seid Ihr schon selbst verantwortlich :smiley:

Arthaus als reguläre Rubrik!

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Kannst du bitte mal darlegen, was genau du unter Arthaus verstehst? Die spezielle Rubrik von Kinowelt oder als Beschreibung einer bestimmten Art von Filmen?

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Ich meine nicht das Label von STUDIOCANAL.

Gemeint sind Filme, die in Programmkinos laufen.
Im entsprechenden Artikel bei Tante Wiki heißt es :

Das Kinoprogramm wurde durch ein hauptsächlich akademisches Publikum geprägt, das sich nach Filmen jenseits amerikanischer Studioproduktionen sehnte. Im Arthouse-Kino kommen daher viele verschiedene Strömungen zusammen, die sich inhaltlich oft überschneiden. Kern ist der Avantgardefilm, der sich um die Weiterentwicklung der Kunstform bemüht und einen experimentellen Charakter hat. Vor allem europäische Filme fanden ihren Weg ins Arthouse, da sie sich aus einer anderen Erzähltradition heraus schon prinzipiell von den amerikanischen Produktionen unterschieden.

Um es mal an deutschen Beispielen zu beschreiben: Z.b. die angesprochenen Autorenfilme aus und nach der Zeit des Oberhausener Manifests.

Aber auch die Nouvelle Vague ab der Nachkriegszeit. Oder Filme des italienische Neorealismus (Rossellini & Co.)
Ihr macht schon mal Ausflüge abseits des Popcornkinos, aber eben hauptsächlich in Trash usw.

Um es mal wirklich runterzubrechen: Filme mit Anspruch abseits von Hollywood.

Und wer ist „denen“ hier?

Zum einen die Wahlmänner und -frauen, die das Programm qua Wahl mit erkauftem Recht in den Wunschkonzerten bestimmen ,
zum anderen die Stammbesatzung, wenn es um deren Auswahl der Filme in den regulären Sendungen und Specials geht.

Anstatt rumzujammern, dass die tumbe Masse nicht nach deinen Wünschen wählt, kratz dein Taschengeld zusammen und werde Teil der Programm-Elite.

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um dann als Einziger dagegen zu stimmen? Gut investiertes zusammengekratztes Taschengeld :thinking:

Das System wird so gewollt. Ferdisch.

Diese Deklassierung würde ich nicht wählen. Klar, dass ich mit solchen Einwürfen als elitärer Schnösel da stehe.

Zu deiner Beruhigung: Ich stimme durchaus auch mal für Arthouse ab. So was findet hier aber, wie die Erfahrung zeigt, selten eine Mehrheit.

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Genau das meinte ich. Die Abstimmer sind eine ziemlich homogene Gruppe. Das ist halt eine Sackgasse. Aber wie gesagt, gewollt.

Es heißt ja auch Massengeschmack.tv,
nicht Abseitsgeschmack.TV :joy:

Und zwar von einer Mehrheit der Community.
Dir steht es ja frei Vorschläge zu machen. Wenn diese aber keine Mehrheit finden, dann gehören sie nicht in eine WUNSCHfilm-Folge, sodern in dein privates Regal.

Abseits von Forumswünschen ist MG-TV immer noch ein kommerzieller Anbieter von Inhalten, muss also dafür sorgen, dass der Content eine möglichst breite Aufmerksamkeit findet.

Und wenn du dich an (zugegebenermaßen mit kleiner finanzieller Hürde versehenen) Abstimmungen nicht beteiligen willst, weil deine Stimme nicht genügend Gewicht hat, darfst du auch zu keiner politischen Wahl mehr gehen. Was für die Demokratie sehr bedenklich wäre.

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Ähm, klar. Sieht man ja auch an der Pro-RTL-Einstellung in den Formaten, dass man der Masse nach dem Maul redet… :crazy_face:

Wenn der Zugang zur Wahl nur durch monitären Aufwand möglich ist, dann ist das wenig demokratisch.

Aber wir schweifen ab und kassieren bald einen Offtopic-Mahnruf des Admins.

Die Hauptursache ist wohl, dass die meisten nur die Filme wählen, die sie selbst kennen. Also, auf. Mehr Mut bei der Wahl. :grinning:

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