Ich habe heute, noch bevor ich die Mediatheke gesehen habe, einen Großteil der besprochenen Lanz-Sendung angesehen und fand sie unterirdisch schlecht.
Ich sah in Pleitgen einen streckenweise geradezu demagogisch agierenden Fürsprecher der offiziellen USA-Politik, der bezeichnenderweise in den USA zur Schule gegangen und aufgewachsen ist und bei Lanz die gesamte Sendezeit lang immer wieder hervorhob, dass Biden alles richtig und alles rechtzeitig gemacht habe und dass es außerdem gar keine Diskussion darüber gäbe, was er, Pleitgen, gerade behauptet hat, worauf sich meine Bemerkung bezieht, dass er demagogisch argumentiert hat.
Ich sah eine FDP-Politikern, die bestürzend dämliche Einwürfe brachte und einen fast schon gewohnt übergriffigen, anmaßend vorwurfsvollen Markus Lanz.
Dass Frau Guérot angesichts dieser permanenten anmaßenden Unterstellungen und unhöflichen Unterbrechungen von drei Seiten so sachlich und kontrolliert argumentiert hat, ist extrem außergewöhnlich. sie muss sich vorgekommen sein, als sei sie an einem Stammtisch unter die vorlauten Deppen gefallen.
Ich gehe zugunsten relativer Kürze nur auf ein Detail ein: Man lädt eine deutsche Politikwissenschaftlerin – Spezialgebiet internationale und europäische Politik – zu einer Diskussion über eine politische Krise und einen gerade in einem nahen Land laufenden Krieg ein und dann wirft man ihr vor – dies taten diese dumme FDP-Frau und der vorlaute Herr Lanz --, dass sie Überlegungen dazu äußert, wie die Krise politisch vielleicht bewältigt werden könne. Der Vorwurf lautete: „Das wollen sie der Ukraine vorschreiben!“ (Die FDP-Schranze) und gleich darauf „das ist Paternalismus“ (der Lanz-Trottel, als sei er ein 12-Jähriger, der vor 10 Tagen ein neues Fremdwort gelernt hat, das er jetzt unbedingt altklug wiederholen muss.)
Selbstverständlich äußert sich eine Politikwissenschaftlerin, wenn sie zu solch einem Thema eingeladen wurde, darüber, wie man den Konflikt beurteilen und vielleicht lösen könnte. Und natürlich äußert sie sich als Politikwissenschaftlerin auch theoretischer und abstrakter und eher aus der Vogelperspektive als ein Soldat oder mancher General es täte. Was wäre denn die akzeptierte Alternative, um von Markus Lanz nicht plump als „paternalistisch“ hingestellt zu werden? Dass Frau Guérot eine offizielle Verlautbarung des ukrainischen Darstellers und Präsidenten Selensky verliest? Oder einfach gar keinen eigenen Standpunkt vertritt?
Wieso lädt man eine Politikwissenschaflterin ein, wenn man ihr nicht einräumen möchte, die politische Lage aufgrund ihres Wissenstandes und aus ihrer Perspektive zu beschreiben?
Zudem war es nahezu widerlich, wie sich Lanz in Details eines Vorfalls aus diesem Krieg sühlte und diesen Vorfall Frau Guérot vorhielt. Es war wie aus einer üblen Propagandasendung als Lanz sich in jedes Detail dieses einzelnen Vorfalls begab und es nicht einmal ausließ als Beispiel eine schwangere Frau zu wählen. Grausig, eine widerliche Sprechweise, weil es extrem unfair und unpassend ist solche emotionalisierenden Schilderungen einem Gesprächsteilnehmer vorzuhalten um ihn mundtot zu machen.
Selbstverständlich kann man diesen konkreten Vorfall nicht als Grundlage für eine umfassende politische Beurteilung der Lage und schon gar nicht als Grundlage einer Lösung des Konflikts benutzten. Das ist nicht empathisch, sondern naiv.
Politik ist kein Betroffenheitswettbewerb, und Figuren wie Biden oder Putin oder Selensky sind bestenfalls nachrangig gefühlvolle Menschenfreunde, wenn sie es überhaupt sind, sondern sie vertreten in erster Line knallhart und zur Not eiskalt Sachinteressen, Profit-und Machtinteressen – gewürzt am Ende noch ein wenig mit ihrem persönlichen Narzissmus.