Ich fand die Folge sehr gut. Zum einen, weil der Beitrag über Christopher Posch sehenswert war, zum anderen aber auch, weil sie exemplarisch ist, für vieles, was bei FKTV schief läuft.
Das einfachste schnell vorweg: Holger ist nicht lustig. Das ist kein Problem, nicht jeder ist zum Komiker geboren und nicht jeder Journalist muss witzig sein. Mir stellen sich jedes Mal die Nackenhaare auf, wenn Holger einen seiner Schenkelklopfer vom Stapel lässt. Für die Pointe mit dem Affen beim “Schlag den Raab”-Beitrag gibt’s den Goldenen Fips Asmussen am Band.
Was mich aber viel mehr stört ist, dass sich Holger teils benimmt wie der Elefant im Porzellanladen. Alles was mit investigativen und aufwendig rechierten Beitragen aufgebaut wird, wird hintenrum mit dem Arschn wieder eingerissen.
Beispiel Posch: Warum gibt Holger RTL und Posch keine Gelegenheit zur Stellungnahme? Selbst wenn es nur pro forma ist, die zwei Mails zu schreiben wäre kein großer Aufwand gewesen. Und wenn die beiden nicht oder nur ausweichend geantwortet hätten, dann ist das eben so. Macht das den Beitrag schlecht? Nein, aber angreifbar und das ist ärgerlich. Das bei solchen Anschuldigungen der Gegenseite Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben wird, ist eine Selbstverständlichkeit, egal was für Unsympathen diese zu sein scheinen. So bietet man Posch und RTL Angriffsfläche über einen Formfehler vom Thema abzulenken bzw. den Beitrag abzuwatschen.
Beispiel Fürst: Warum lässt sich der Geschäftsführer von Alsterfilm GmbH auf so einen albernen Kommentare-Kleinkrieg ein und präsentiert das in seiner Sendung noch als berichtenswert? Die Kollegen loben, den Link weiter teilen und gut ist (wenn möglich noch einen eigenen Link dazu setzen). Statt dessen dann mit Floskeln wie “jeder einigermaßen intelligente Mensch schon beim Schauen Ihrer Sendung sofort erkennen konnte” auf das selbe Krawall-Niveau hinabsteigen, das man sonst immer kritisiert.
Beispiel Böhermann: Der angesprochene Beitrag geht zehn Minuten und setzt sich sowohl süffisant als auch differenziert mit dem Thema auseinander. Das Holger jedes Mal innerlich mit den Zähnen zu knirschen scheint, wenn ein Interview-Partner sich ihm gegenüber nicht vollkommen ablehnend zu dem Thema äußert fällt mir nicht zum ersten Mal auf. Hier wird dann aber die recherchierte, fundierte, differenzierte Kritik mit Meinungsäußerungen wie “duckmäuserisch” abgewatscht und jede Gegenkritik wiederum gleich im Vorfeld den lautstarken Böhmermann-Fans in die Schuhe geschoben. Das ist vor allem eins: Schlechter Stil, bei dem die eigene Überzeugung ganz unverhohlen aber auch ohne den Willen zu differenzieren im Vordergrund steht.
Gute Folge, aber für mich weiterhin die Bestätigung, dass ich FKTV weiterhin erst eine Woche später schaue.