Nachdem deine Antwort nicht kam, habe ich mich anderen Dingen zugewendet.
Dachte eigentlich, du weißt, worauf ich hinaus will. Der Zickzackkurs von Clinton und Biden zur Homo-Ehe ist weithin bekannt. Wenn dir das Thema ernsthaft am Herzen liegt, hättest du bereits davon hören können. Auch Mainstream-Blätter wie der Guardian und NYT berichteten darüber:
https://www.nytimes.com/2020/06/21/us/politics/biden-gay-rights-lgbt.html
Obama - der sich heute gern als der regenbogenfarbigste aller Präsidenten inszeniert - war auch lange Zeit unentschlossen, bevor die politische Stimmung in den USA in den letzten 10 Jahren immer mehr Richtung LGBTQ+ umgeschwungen ist:
Trump hingegen, der immer als größter Homofeind aller Zeiten hingestellt wurde, hatte von Anfang an eine sehr klare Linie:
In Deutschland brauchte dieser politische Umschwung Richtung LGBTQ+ etwas länger und fand mit einigen Jahren Verzögerung statt. Dazu passt dann auch Laschets zögerlicher Sinneswandel. Ob er nun inzwischen persönlich ohne jeglichen Zweifel von der Homo-Ehe überzeugt ist, finde ich unerheblich. Genauso wie es sehr wahrscheinlich Obama, Clinton und Biden getan haben, hat Laschet abgewogen, welche Position für seinen politischen Erfolg am günstigsten ist. Ich persönlich hätte ihm dazu geraten, standhaft zu bleiben und seine Position von 2017 zu verteidigen. Allerdings scheint die CDU/CSU inzwischen sehr besorgt darum zu sein, die junge Wählerschicht zu verlieren.
Hinzu kommt für Laschet als zukünftigen Kanzler die parteiinterne Identitätskrise nach 16 Jahren Merkel-Koma. Die Asymmetrische Demobilisierung bringt Laschet in eine Zwickmühle, auf die auch er bisher noch keine konkreten Antworten gefunden zu haben scheint. Oder seine Berater hofften fälschlicherweise, man könne diese Antworten bis nach der Wahl aufschieben und vorher noch auf altbewährtem Merkel-Kurs gemütlich über die Ziellinie segeln.
Du hast mich da falsch verstanden. Dass Laschet diese Äußerung im Spiegel gemacht hat, war nicht gelogen. Nur etwas einseitig ausgelegt, denn seine Antwort ließ damals noch einen gewissen Spielraum. Könnte man auch Wischiwaschi nennen. Mein Vorwurf der Lüge bezog sich schlichtweg auf die Behauptung des Jungen, dass er diesen Spiegel-Artikel selbst gegoogelt habe.