Folge 151: Filme, die man nicht versteht

Hier kann darüber diskutiert werden!

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Schön zu wissen, dass Volker sich die Mühe gemacht hat, den Film zu interpretieren. Ich halte seine vorgetragene Interpretation auch für schlüssig.

Na, das mit Vampyros Lesbos war aber ganz schoen hingebogen, um es irgendwie mit reinzunehmen, gell. :>

Finde ich nicht. Hast du ihn gesehen? Ich kann weder etwas mit den Symbolen (roter Drache) anfangen, noch weiss ich, was nun Traum oder Realität ist.

Ich habe diesen Film schon ziemlich oft gesehen und mich jahrelang an diesem Rätsel erfreut, dass sich mir jedoch auch erst ganz allmählich erschlossen hat.

Im Gegensatz zu mir hat meine Mutter den Film jedoch auf Anhieb gerafft…

Unzählige Szenen ergeben in ihrer Traumlogik absolut Sinn, geben Aufschluss über das, was wirklich geschah ODER lassen zumindest vermuten, welche Entsprechung welche Traumszene in der wachen Welt hat.

Dass das Attentat im Traum scheiterte dürfte ziemlich eindeutig sein.

Der Mann, der im Winkies seinen Albtraum erlebt und dort vor lauter Grauen und Angst stirbt ist IMHO auch ziemlich eindeutig, ist dieser Ort in Diannes echtem Leben doch der Ort, wo all der Schrecken, alles Scheitern und das die zerfressende schlechte Gewissen zusammenfließen bzw. ihren Ursprung haben, da sie hier den Killer engagierte.

Die beiden alten Leute (Irene und ihr Mann), welche Dianne am Ende verhöhnen, verfolgen und auslachen sind in einigen Überblendungen auch in Zusammenhang mit Diannes Erfolg beim Jitterbug-Wettbewerb zu sehen, bevor sie aus Ontario nach Los Angeles kam.
Hier ist zu vermuten, dass es sich in Wahrheit um Diannes Eltern handelt, die am Ende (wieder in Verbindung mit dem ‚Monster‘ hinter dem Winkies ihre erdrückenden Schuldgefühle visualisieren.

Kurz vor dem Aufwachen träumt Dianne noch ihr pures Liebesglück mit ‚Rita‘ zusammen - eine totale Verschmelzung beider Frauen miteinander. Man beachte die Kameraperspektive, als sie in ihrer Liebesnacht nebeneinander liegen und die Konturen beider Gesichter als ein einziges erscheint. Auch das lässt sich bereits als Hinweis lesen, dass es sich in Wahrheit nur um eine einzige Person handelt: die schlafende Diane.
Hier beginnt sich die Illusion auch aufzulösen:
‚Rita‘ wacht auf - bereits im Schlaf die Worte sprechend, die der ‚Magier‘ später in einem unheimlichen, unwirklichen nächtlichen Club/Theater wiederholen wird, welchen sie augenblicklich aufzusuchen wünscht: Es ist alles eine Bandaufnahme UND später: es ist alles eine Illusion.
Die gedämpfte Trompete und Rebecca delRios Gesang sind ledig Konserve, Erinnerung.

Als ‚Betty‘ dies im Silencio begreift und nicht mehr zu verdrängen vermag, fängt sie fürchterlich zu zittern an.
Die beschönigende Illusion ihrer Traumwelt stürzt ein.

Nach dem Aufwachen sieht man die Vorgeschichte praktisch in Rückblenden, was auch an der nicht chronologischen Reihenfolge erkennbar ist (z.B. holt die Nachbarin oder zwischenzeitliche Affäre??? ihren Aschenbecher ab, der dann in einer Szene mit Camilla wieder. oder besser NOCH auf dem Tisch steht.
Der blaue Schlüssel, dessen Bedeutung erst ganz am Ende erklärt wird UND der in der echten Welt nur metaphorisch ‚Pandoras Büchse‘ - wieder die Verbindung zum ‚Monster‘ beim Winkies - öffnet LIEGT bereits sofort nach Dianes Erwachen auf dem Tisch. In den Flashback-Szenen mit Camilla ist er natürlich noch nicht da.)

Das war’s fürs erste. Auf dem Handy schreibt es sich nicht so gut :wink:

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Was mich an der Traum-Theorie, die ich ansonsten auch für sehr schlüssig halte, immer ein bisschen stört ist, dass man ganz klar Szenen sieht, in denen Betty als Träumende nicht vorkommt; so etwas gibt es in Träumen aber nicht.
Ich selbst finde eigentlich die Idee ganz reizvoll, dass der Film im Grunde (sehr verklausuliert) Aufstieg und Fall einer Schauspielerin darstellt, wobei Betty (naiver Optimismus) und Rita (Unsicherheit und Angst) deren widerstrebende Gemütszustände repräsentieren, die sich dann angleichen (blonde Perücke), aber später zu gleichgültiger Professionalität bzw. Eigennutz (Camilla) und ernüchterter Enttäuschung (Diane) entarten, deren Spannungsverhältnis geradewegs in die Katastrophe führt.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Lynch in “Inland Empire” einiges von dem recycelt hat, was eigentlich in der Mulholland Drive-Serie Platz finden sollte; thematisch sind die beiden Filme ja sehr ähnlich.

Hat @eldorado eigentlich auch eine Theorie zu den Telefonen, die andauernd klingeln oder im Bild sind bzw. dem schwarzen Buch (“Die Geschichte unserer Welt…in Telefonnummern”)?

“Mother!” hätte auch sehr gut in die Reihe gepasst. Da ich nicht besonders bibelfest bin, hätte ich mich- wenn ich nicht vorher schon etwas dazu gelesen hätte- wahrscheinlich sehr schwer getan ihn sinngemäß nachvollziehen zu können.

https://massengeschmack.tv/play/ptv-106#95-Mother!

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Ich mag Fulcis Horrorfilme auch sehr gern, noch besser finde ich allerdings seine Thriller wie z. B. “Nackt über Leichen”, “A Lizard in a Woman’s Skin” (leider hierzulande immer noch nicht veröffentlicht) oder “Die sieben schwarzen Noten”. Sein Gangsterfilm “Das Syndikat des Grauens” ist ebenfalls erstklassig, oder seine Western “Django - Sein Gesangbuch war der Colt” oder “Verdammt zu leben, verdammt zu sterben”.

Generell tolle Filmauswahl, wobei ich beim Thema “unverständliche Filme” normalerweise zuerst an “Picknick am Valentinstag” denke. Wurde der denn schon mal bei PK besprochen?

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Mulholland Drive habe ich vor etwa 15 Jahren gesehen – kann mich aber nicht mehr erinnern, ob ich damals bereits den Film so verstanden habe, wie es Volker zusammenfasst. Woran ich mich aber erinnern kann ist, dass mich der Film damals nicht mit sehr vielen Fragezeichen zurückgelassen hat. Könnte aber auch daran liegen, dass ich damals noch gekifft habe.

„Cruising“ kenne ich auch schon etwas länger, habe ihn aber auch länger nicht gesehen – hatte ihn als VHS zur Komplettierung der Pacino-Sammlung gekauft. Die Fragen, die der Film aufwirft, können wohl auf zweierlei Weise beantwortet werden. Erstens sind die Sequenzen, die Verwirrung stiften (die verschiedenen Schauspieler für die selbe Rolle), Symbol für die Verwirrtheit des Kommisars, gespielt durch Pacino, da er in eine für ihn völlig neue Welt eintaucht. Zum anderen können durchaus provokante Absichten des Regisseurs dahinter stecken, in dem die „Kopflosigkeit“ und die „Zügellosigkeit“ der Cruisingszene abschätzig bewertet und dies durch die Austauschbarkeit der Figuren gezeigt wird. Dies kann wohl nur der Regisseur schlüssig beantworten – wird er aber wohl nicht tun, da der Film so unbekannt ist, dass ihm diese Fragen wohl niemand mehr stellen wird :wink:

Doch doch, auf der DVD befindet sich ein sehr informatives Making Of, in dem William Friedkin zu all diesen Fragen Stellung nimmt :slight_smile:

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Hatte WMS zum Zeitpunkt der Aufzeichnung keine Zeit? Das wäre ja der absolute Experte, wenn es um solche Filme geht.
Ich habe Mullholland Drive damals auch geschaut und stand davor, wie eine Kuh vor dem Protonenbeschleuniger.
Allerdings war Inland Empire noch absurder.

Es handelt sich hier ja um eine Neuinterpretation einer klassischen Vampirgeschichte mit gegensätzlichen Symbolen. Statt dunkles Transilvanien gibt es sonniges Mittelmeer, statt Spinnweben Fischernetze am Strand, statt Fledermäuse eben Drachen.

Die Farbe rot zieht sich durch den gesamten Film. Roter Mantel, der rote Schal, rote Dächer, rote Lampen, rote Fahnen im Wind, roter Wein (mit der Abwandlung des Dracula-Zitats „I never drink… wine“) und natürlich rotes Blut. Der Drache ist die Fledermaus ist der Vampir. Der Vampir stirbt und der Drache fällt vom Himmel. Das ist eigentlich relativ plakativer Symbolismus, zumal Franco ja auch immer diese Gegenschnitte anwendet, z.B. zeigt er die Gefährlichkeit und Angriffslustigkeit des Skorpions und die Hilfslosigkeit des Nachtfalters im Netz während der Sexszene.

Ich finde, so richtig passt eigentlich nur Mulholland Drive in die Sendung - unter dem Vorbehalt, dass ich Cruising nicht kenne. Mulholland Drive scheint mir jedenfalls der einzige Film zu sein, der als gesamtes Werk unverständlich ist oder zumindest sehr großen Interpretationsspielraum lässt. Die anderen Filme sind dagegen in sich schlüssig, auch wenn es ein paar Szenen geben mag, die man wie auch immer auslegen kann.

Ihr habt übrigens den Soundtrack zu Vampyros Lesbos nicht ausreichend gewürdigt. Ein Kracher. Ich weiß gar nicht mehr, wie es dazu kam, aber beim Re-Release des Soundtracks Mitte der 1990er Jahre ist die Musik kurzzeitig unfassbar populär geworden. So populär, dass sogar MTV ein Musikvideo rauf und runter spielte.

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Ich habe mir nun gerade „Das Haus an der Friedhofsmauer“ angeschaut und muss gestehen… der Film hat mir richtig gut gefallen. Nun muss ich sagen, dass ich kein großer Horrorfilm-Experte bin und auch nur sehr wenige Filme dieses Genres aus dieser Zeit gesehen habe. Die wenigen, die ich kenne, lösen bei mir eher Gähnen aus. Das sind die großen, erfolgreichen Horrorfilme der späten 70er und 80er Jahre. Gerade deshalb hat mich dieser Film hier überrascht. Ich finde ihn ziemlich gruselig. Er ist aber nicht so langatmig einschläfernd wie andere, hoch gelobte Filme dieser Zeit… dazu trägt schon die brutale Einstiegsszene bei gefolgt von dem Jungen und dem Foto an der Wand (das ist zwar ein beliebtes Horror-Klischee, aber hier stimmig und nicht albern umgesetzt). Der Look des Films ist ebenbürtig mit Hollywood-Filmen aus dieser Zeit. Auch die Parallele zu Shining kann ich in den albtraumhaften, visionären Sequenzen und der dargestellten Familie wieder erkennen. Der Film spielt zwar sicherlich nicht in der selben Liga wie Kubrick, doch von Trash kann ich nichts erkennen.

Die Musik… großartig. Eine Mischung aus Italo-Softporno und Bach-Orgelkonzert. Die schlechte Soundqualität bzw. die Verzerrungen bohren sich auf nervende Weise in den Gehörgang… was mir bei einem Horrorfilm mit nostalgischem Touch aber gut gefällt.

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Und wie interpretierst du das Ende? :smiley:

Das liegt doch klar auf der Hand: Es handelt sich um Kapitalismuskritik. :wink:

Das Mädchen sowie die Frau, Ihre Mutter, sind Geister. Es handelt sich um die Ehefrau und die Tochter Freudensteins. Weil sie mit dem irdischen Trauma ihres zu Tode Kommens noch nicht abgeschlossen haben und in einer Zwischenwelt gefangen sind und noch nicht loslassen können, verbindet sich das Mädchen geistig mit dem Jungen, eine typische Geist-Medium-Beziehung. Sie will ihn auf ihre Seite ziehen… eine Erklärung gibt es dafür nicht, denn Geister handeln nicht unbedingt logisch. Sie wissen mitunter auch nicht, dass sie tot sind und was es mit der Zwischenwelt und dem Jenseits auf sich hat. Das Mädchen sieht einfach nur den Jungen und handelt, weil er sich in einer Notsituation findet. Ob sich der Junge dann selbst in der Zwischenwelt befindet, ist unklar. Eher nicht. Nur wir sehen die drei am Ende zusammen weg gehen. Ein Beobachter im Film würde nur den Jungen sehen.

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So könnte es hinhauen aber das Mädchen warnt ja den Jungen.
Schön, dass Du da auch keinen Trash erkennen konntest. Dieser Weitblick fehlt so manchem Kritiker. :wink:
Was Lesbos betrifft, war ich ja der Einzige, der überhaupt etwas daran zu würdigen wusste.
Der Soundtrack ist aber auch wirklich genial. :relaxed:

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Doch :wink:

Es gibt durchaus Träume, in denen man nur Zuschauer ist. Ich bin selber ein seit Jahren geübter Klarträumer und war deshalb sogar schon zweimal Proband im Heidelberger Schlaflabor.

Ein Beispiel im Film MD wäre die Szene im Winkies, in der Diane den Mordauftrag an Camilla erteilt.
Genau in dieser Szene sieht sie den jungen Mann, der hinterher in ihrem Traum berichtet immer wieder grauenhafte Albträume von exakt diesem Winkies zu haben.
In ihrem Traum sitzt der Mann genau dort, wo sie in Wirklichkeit saß, als sie mit dem Auftragskiller sprach.

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Schön, dass es Fulci in die Sendung geschafft hat. Endlich wieder mal ein Film, den nicht jeder schon x-mal gesehen haben dürfte :slight_smile:

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Ich hab mal Fulci oder generell Italo Horror vorgeschlagen. Die Idee kam so gut an wie meine Filmauswahl :sweat_smile::sweat_smile::sweat_smile:

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