Folge 145: Die "Sprachnachrichten" des Vereins Deutsche Sprache - Neues von der "Bild"-Front

Seit unglaublich langer Zeit die erste Folge Presseschlau die ich gesehen habe, und hat mir überraschenderweise gefallen :smiley:

Zum Genderthema: in der Alltagssprache gendere ich nicht, finde es da auch gestelzt, aber ich habe nichts dagegen dass es zum Beispiel im Fernsehen gemacht wird, stört mich null. Für mich ist das ähnlich wie der sogenannte „militante Veganismus“, irgendwie nerven die Gegner mehr als die Leute die es machen. Ich wurde wesentlich öfter von Gegnern von „militanten Veganern“ genervt, als dass mir Veganer ihre Sicht aufdrängen wollten, das ist in meinem Fall tatsächlich noch nie passiert. Und beim Gendern ist es genau so, noch niemand hat mich zum Gendern gezwungen, aber Mimimi-Anne-Will-hat-gegendert lese ich irgendwie überall.

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Warum gehen Menschen häufig auf Konfrontationskurs obwohl sie sagen. dass ihnen das Thema völlig egal ist?
Da finde ich Bittesehr’ s Ansatz als deutlich eleganter und es einfach als neues Stilmittel in der Sprache zu nutzen.

Ich würde es wie Lars sehen, dass sich das ganze erstmal Einschleifen muss. Ich denke, als z.B. das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, haben Politik und Gesellschaft diese Wählergruppe auch nicht ernstgenommen.
Selbst ein Gerhardt Schröder hat 1998 noch „Familie und Gedöns“ statt „Ministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ auf eine Frage geantwortet. Sicherlich ein Fauxpas aber es lies schon tief blicken. Heute sind Frauen wesentlich häufiger in der Politik zu finden, auch mit dem Kalkül der Parteien, Stimmen von Wählerinnen zu gewinnen.

Die unfreiwillig komischen Stilblüten, die im Zusammenhang mit Gendern hervorgebracht werden lassen mich auch schmunzeln. Dinge wie Mensch**in sind einfach auch für mich absurd und zeugen eher von Faulheit der Autoren*innen die so etwas verwenden. Wenn ich nicht weiß wen ich mit meiner Botschaft adressieren möchte, dann kann ich es auch bleiben lassen.
Also jetzt wirklich auf Gedeih und Verderb jedes Substantiv in Richtung „Einheitsgröße passt jedem und jeder“ zu verändern ist unmöglich. Daher wird es die Zeit zeigen ob wir neue Wörter finden.

Komischer Weise ist, nach meinem Empfinden, die Aufregung um die weibliche Form für Dienstgrade und Amtsbezeichnungen auch verschwunden. Während sich mit dem Amtsantritt von Angela Merkel noch jeder Konservative um Kopf und Kragen redete, wie man sie denn nur mit Bundeskanzlerin ansprechen könne.

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Wenn Du Mechanismen der Demokratie ansprichst, so sei auf folgende Analyse hingewiesen:

Oder anders: Gendergerechte Sprache hat beim aktuellen Schnappschuss selbst bei den Grünen keine Mehrheit.
In sofern ist die Frage ob und was sich „einschleifen“ muss.
Im Augenblick ist die Fraktion, die solche Sprache einfordert halt eine laute Minderheit. :man_shrugging:
Wenn man z. B. Demokratie als Argument bringt (und das kommt genug vor!), dann muss man zur Kenntnis nehmen, dass eben keine Mehrheit dafür existiert.

Und das wundert Dich warum?
Die Forderungen nach gendergerechtger Sprache hören ja nicht bei Berufs- und Dienstbezeichnungen auf - und darum geht es den Gegnern auch nicht. :man_shrugging:

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Einer Umfrage vom Tendenzmedium Welt unterstelle ich mal wenig Aussagekraft, meine persönliche Ansicht.

Würdest du denn sagen das ist eine gut gestaltete Umfrage gewesen und waren die Fragen geeignet bzw. konnten nicht missinterpretiert werden? Wenn die Frage: „Sollten Leute zum Gendern verpflichtet werden?“ lautete, hätte ich auch mit Nein geantwortet.
Ich verstehe ehrlichgesagt dein Problem nicht @mchawk . Niemand offizielles in diesem Land möchte dir vorschreiben wie und was DU privat zu Gendern hast. Scheinbar richtet sich deine Wut gegen jemanden/etwas, der/das gar nicht in deinem persönlichen Umfeld vorhanden ist.

Es geht doch eher darum wie Medien und Behörden besser/gerechter/genauer sich an ihre Adressaten richten können. Stellenanzeigen müssen sich jetzt auch an Diverse richten, macht es die Stellenanzeige besser? Meiner Meinung nach nein, Macht es eine Stellenanzeige schlechter? Meiner Meinung nach nein. Stolper ich drüber ja, stört es mich nein.

Und das wundert Dich warum? → steht direkt dahinter

30 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland hätte eine Befragung zur Notwendigkeit dieses, wahrscheinlich auch keine Mehrheit bekommen, weil als obsolet empfunden.

Und was fordern Befürworter*innen des Genderns jetzt genau?
Möchten sie Menschen vor Gericht bringen oder ihnen ihr Hab und Gut wegnehmen?
Mir fehlt irgendwie der Beweis, dass durch Gendern die Welt untergeht.

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Da muss sich gar nichts einschleifen! Oder sollte das einschleichen heißen? Wäre ehrlicher und trifft wohl eher den Nagel auf den Kopf.

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Ja das ist leider der einfache Mechanismus: Wenn eine Studie/Umfrage/whatever die eigene Meinung unterstützt, dann ist sie „seriös“ und „vertrauenswürdig“. Wenn nicht, dann unterstellt man eben „wenig Aussagekraft“ oder dergleichen.

Sorry, aber das ist mMn leicht durchschaubar…

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Demokratie funktioniert vor allem in Europa eben immer nur genau dort, wo es die eigene Meinung unterstützt. Wenn man die Mehrheit nicht auf seiner Seite hat, erfindet man eben schnell eine andere Rechtfertigung warum man die Mehrheit übergehen kann. Wenn das alles nicht klappt, dann unterstellt man den Kritikern eben latenten oder konkreten Rassismus, Hass, Frauen- oder Transfeindlichkeit oder ähnliche Totschlagargumente.

Leider mMn der übliche Weg, wie sowas bei vielen Verfechtern solcher Dinge abläuft…

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Mit dieser Floskel kann ich mir auch alles schön reden und jeden Mist, der auf der Welt passiert, verteidigen.

Das mit „privat“ hast du gut geschrieben. Ich bin auch dafür, dass wir alle Privates strikt von Nicht-Privatem trennen können und müssen. Diesen Satzbaustein kann ich ebenfalls ganz toll wiederverwenden. Hmm, wie wäre es mit:

  • Niemand offizielles in diesem Land möchte dir vorschreiben wie und was DU privat für eine politische Meinung hast. Solange sie nicht öffentlich wird, ist ja alles gut.
  • Niemand offizielles in diesem Land möchte dir vorschreiben wie und was DU privat für eine sexuelle Präferenz hast. Solange du sie nicht öffentlich zeigst, ist ja alles gut.

Die Befürworter sind ja auch so eine homogene Gruppe, dass man sie auf ihre Forderungen exakt festnageln kann. Und ihre Forderungen ändern sich auch bestimmt nicht über die Zeit.

Ok, genug Sarkasmus.

Generell sehe ich das Thema auch so, wie Bittesehr es hier geschrieben hat. Aber ich schaue auch argwöhnisch auf dieses „Ist doch nur freiwillig“-Argument. Ich vermute, wenn es irgendwo eingeführt wird, dann werden es die meisten Menschen einfach zähneknirschend übernehmen, weil sie keine Lust haben, deswegen anzuecken.

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Das Frauenwahlrecht beseitigte eine gravierende rechtliche Ungleichheit. Die Gendersprache hingegen ist eine rein symbolpolitische Maßnahme, die zudem Ungleichheit herstellt, indem sie Menschen, deren Sprachkompetenz nicht ausreicht, zu hoffnungslosen Sexisten stempelt, womit solche Menschen nicht nur wie bisher für dumm erklärt, sondern zusätzlich noch kriminalisiert werden.

Als klassenbewusster Mensch (und gerade Linke haben diesen Anspruch) sollte man das bedenken.

Solche Prozesse lassen sich nur schlecht steuern. Und verordnen schon gar nicht, zumindest außerhalb totalitärer Gesellschaften. Entweder laufen sie von selbst ab oder sie enden als kurzfristige Moden. Ich möchte dir nahelegen, mal den Kontakt zu Menschen mit Migrationshintergrund zu suchen, die nicht zufällig Studenten sind, und darauf zu achten, wie sich der Prozess, den du wahrnimmst, auf ihre Sprache auswirkt. Spoiler: nicht im Geringsten.

Die Gendersprache ist ebenso wie die politisch korrekte Sprache (und alles, was noch so dranhängt) an sich eine fixe Idee weißer Geisteswissenschaftler („weiß“ hier nicht in erster Linie als Hautfarbe, sondern als Geisteshaltung gemeint). Je heterogener unsere Gesellschaft wird, desto unwahrscheinlicher wird dein Traum vom Siegeszug dieser komischen Kunstsprache, und das ist durchaus gut so.

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Also findest du prinzipiell alles gut und richtig, was nicht nachweislich zum Weltuntergang führt? Ein bisschen anspruchsvoller darf man schon sein, finde ich.

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siehe farsi z.b. ist genderneutral…toll oder?

weiss ist eine kategorie. erschaffenn durch kolonialisten. das die woken damit hantieren, verstehe ich nicht.

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Nur um noch einmal de­zi­diert nachzufragen: „Was ist jetzt gefährlich am Gendern?“.
Ich lese hier nur Gegenrede, aber genannt wird nichts, schade eigentlich.

Hat die „Welt am Sonntag“ jetzt die Umfrage publiziert, weil sie gut gemacht ist oder weil sie ins eigene Wertesystem passt? Also im Fachabitur hat mir mein Deutschlehrer schon etwas die Augen geöffnet, dass Zeitungen auch eine politische Ausrichtung haben. Ich hatte das vorher nie auf dem Schirm, daher versuche ich auch immer ein bisschen dieses „Cui bono“ im Blick zu haben. @Skabus

Also ich stimme z.B. mit Holger überein, das wenn ein Sender, eine Zeitung etc. sich das Gendern auferlegt, es auch konsequent umgesetzt wird. Gerade wenn Begriffe negativ konnotiert sind, dass Gendern gerne unter den Tisch fällt.

Aber gerade da würden doch Männer unheimlich profitieren. Immer wenn Recht und Gesetzt übertreten werden, sollte nicht voreingenommen davon ausgegangen werden, das es ein Mann war. Raser, Mörder, ■■■■■■■■ alles Begriffe die genauso bei Frauen Verwendung finden dürfen und auf die Genderliste müssen.
Männer kommen auch statistisch schlechter weg bei Aussage gegen Aussage, wenn die Geschlechter unterschiedlich sind. Gehen Beziehungen in die Brüche, ist für Außenstehende doch pauschal erstmal der Mann schuld.
Da könnte Gendern einen Beitrag leisten, meiner Meinung nach. Denn wenn das generische Maskulinum alle Geschlechter einschließt, warum unterstellt man Männer dann eher böse Absichten und Frauen gibt man einen Unschuldsbonus?
Hier noch ein Artikel dazu für Interessierte: Keine Gleichstellung im Strafvollzug | NZZ

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Da ist was dran. Im von mir sehr geschätzten Podcast „Logbuch Netzpolitik“ wird auch häufig gegendert, auch das Wort Terrorist:innen, was dann auch mal böse Kommentare gibt, worauf Neumann dann in der nächsten Folge gefühlt 20 RAF-Terroristinnen und Beate Zschäpe aufzählte.

Der Punkt ist: ich denke tatsächlich wenn ich „Terroristen“ oder sogar „RAF-Terroristen“ höre eher an Männer. Geht euch das anders? Aber gerade bei der RAF waren halt wirklich viele Frauen dabei. Da macht Gendern plötzlich sehr viel Sinn, und wird finde ich greifbar.

(Link zur Folge mit Timecode)

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Das ist die übliche Reaktion von Leuten, denen denen eine politische Tendenz nicht passt und nicht genau lesen können: Diese Analyse wurde zwar von „Welt am Sonntag“ genutzt - sie wurde aber nicht von ihr erstellt.
In sofern verpufft diese Meinung erst recht im weltanschaulichen Nirwana. :roll_eyes:

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Ich finde, das Sternchen oder die Doppelpunktlösung ist die dämlichste Lösung die es gibt. Mit einer ordentlichen Debatte hätte man gute Lösungen erarbeiten können, aber die einen wollen das so schnell wie möglich und die anderen blocken komplett ab.

Ich finde ja die ling Lösung sehr charmant, aber auch da gibt es Leute die etwas dagegen haben.
Die Lehrerinnen und Lehrer würden mit dieser Lösung übrigens zum Lehrling

Find das mit dem Gendern eigentlich Unsinn aber Hausmeisterin find ich komplett normal und wird auch so verwendet.

Wenn man eine ganz konkrete Person meint war das noch nie ein Problem.

In der DDR fühlen sich eher die Leute wohl, die sich ihren „Sprachwandel“ staatlich aufdiktieren lassen.

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Diese Frage ist schwer zu beantworten, weil sie nicht sehr präzise gestellt ist. Nicht jede Form von Gendern wird ja abgelehnt. Und nur die wenigsten Kritiker sind gegen sämtliche Ausprägungen von Gendern. Ich vermute mal, dass du dich auf den Genderstern beziehst. Die Argumente dagegen wurden aber schon so oft vorgetragen, dass ich das hier nicht noch einmal vorkauen muss. Darunter gibt es nur wenige Argumente, die den Genderstern aufgrund von Gefährlichkeit ablehnen.

Aber wenn du unbedingt das Attribut „gefährlich“ verwenden willst, dann wäre ein Argument, dass die konsequente Anwendung des Gendersterns (und manche anderen Ausprägungen des Genderns) unter bestimmten Umständen der Deutschen Sprache die Möglichkeit einer präzisen und kompakten Ausdrucksweise beraubt.

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