Folge 120 - Wir spielen Flüchtling

@Gage

Ich weiß ja nicht wie alt ihr seid und wie ihr euer Leben finanziert, aber wenn mich das ZDF zu so etwas einladen würde, müsste ich unbezahlten Urlaub nehmen. Meine Miete will aber bezahlt sein und was zu essen brauchen ich auch.
Das ZDF müsste mir dafür zwangsläufig eine Gage zahlen, welche ich unter Garantie nicht spenden würde!

Das kann man als Millionär machen.

Gute Dokus

Davon gibt es einige. Die laufen nachts um 3 Uhr und keiner kennt sie. „Auf der Flucht“ kennen sehr viele zumindest schon mal von Ausschnitten.

Ja, da hast du leider recht. Daran kann aber ZDF selbst etwas ändern indem er eine solche Sendung anders im Programm platziert. Wie schon gesagt, Stromberg ist streng genommen auch eine Doku. Die Sendung kam zu einer vernünftigen Zeit.
Wenn das ZDF diese Diskussion will, dann platziert sie diese Doku auch zu einer vernünftigen Zeit in ihrem Programm. Das Problem liegt nicht am „Pferd“ sondern am „Reiter“. Quote ist zum Glück keine Ausrede für die öffentlich rechtlichen.

Fake vs. Realität

Das halte ich für ausgeschlossen. Die Knäste in Griechenland sind sehr eindrucksvoll abgefilmt worden.
Dass sogar ein Weidner die Kamera abwinkt, weil er sich nicht sicher war ob er die Tränen unterdrücken kann, ist ebenfalls alles andere als Fake gewesen. Gefaked wurde nur dort, wo es um die Übernachtungen geht. Und ja, das ist peinlich!

Ich halte das nicht für ausgeschlossen, da Menschen sogar die Existenz von KZs leugnen. Ich sage nur, dass in so einem Fall alles real oder gefaked (bspw. wie in einem Spielfilm) sein soll. Ich mag es wenn Medien eindeutige Nachrichten übermitteln. Entweder ist etwas Fiktion oder es ist Realität. Dieser Vermischung stehe ich kritisch gegenüber. Das was mit den Übernachtungen vorgespielt wird ist schlicht gelogen. Warum kann man da nicht ehrlich sein? Diese Ehrlichkeit wäre mir nicht negativ aufgefallen.

Thema Skript

So was ist mir dort nicht aufgefallen.

Was ist dir nicht aufgefallen? Das es ein Skript gab, oder ob das Skript die Stimmung gemacht hat? Ich nehme mal Zweiteres an. Warum tut man wohl die Sozialarbeiterin mit dem Nazi-Aussteiger in ein Team? Ich wette das stand im Skript und das hat sehr wohl die gewünschte Stimmung erzeugt. Wobei dieser Punkt allgemein auf den Punkt Doku-Soap abzielt. Ist bei auf der Flucht in der Tat nicht stark ausgeprägt.

Zynismus: Unterschicht mit schlechtem TV-Programm zu erreichen.

Es ist nicht zynisch, es ist ein hehres Ziel!
Dass die Quote niedrig war ist kein Argument. Man produziert so eine Sendung fertig und kann danach nur beten.

Ich beobachte bei dir wie bei vielen hier im Forum den Third Person Effect (Stichwort „Schweigespirale“). Viele sind der Meinung, dass Menschen durch Medieneinflüsse stärker negativ beeinträchtigt werden als man selbst. Sprich: Alle anderen sind dumm geworden durch zu viel RTL und co., nur man selbst nicht. (Der Satz klingt böse, ist aber nicht so gemeint. Nehmt’s mir nicht übel)
Ich sehe das anders. Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der Zuschauer genauso negativ beeinträchtigt ist wie ich. Sie sind auch nicht viel klüger oder dümmer als ich und die meisten Menschen die mich umgeben. Darin bestätigt mich die schwache Quote der Sendung. Den Meisten ist die Sendung schlicht zu dumm.
Das ZDF hält TV Zuschauer für dumm. Das finde ich Zynisch, da sie ja sogar annehmen müssten, dass ein ähnliches TV-Programm diese „Dummheit“ ausgeprägt hat.
Das hehre Ziel ist für mich dieses Thema anzupacken und auf den Tisch zu stellen! Das finde ich mehr als wichtig und richtig. Dafür sind die öffentlich rechtlichen ja auch da. Nur bitte nicht mit dieser Einstellung…

Qualität der Seundung

Aber hallo! Die Qualität ist genau der Kompromiss den man braucht um einen BILD-Leser vor den Fernseher zu locken.
Dass dieser offensichtlich nicht mal bei dieser Machart Interesse zeigt, ist nicht die Schuld des ZDFs.
Einzig die Protagonisten sind von der Qualität unterste Schublade. Aber das sagt überhaupt nichts über Konzept und Intention aus

Das Konzept gefällt mir nicht. Eine Sendung schlecht genug zu machen, damit es die „Unterschicht“ bedient hat mit Qualität nichts zu tun. Der von dir postulierte „BILD-Leser“ muss nicht vor den Fernseher gelockt werden. Die sitzen schon davor.
Rein von der Umsetzung her habe ich nichts auszusetzen. Die Kameraarbeit ist gut. Der Schnitt ist auch ok. Die Fakten sind gut eingebaut und passend illustriert. Aber das Konzept Doku-Soap ist nicht gut. Zu diesem Konzept gehören auch die Protagonisten. Bei der Konzeption wurde sicher über Kandidaten-Typen gesprochen. Das mindert für mich(!) die Qualität, weil das Konzept komplett inadequat gewählt wurde. Dass du das anders siehst nehme ich so hin. Aber überzeugen kannst du mich nicht.

Hast du dir die ersten zwei schon verfügbaren Folgen auf der Mediathek ganz angesehen?

Ganz ehrlich: Ich will das nicht sehen. Ich konnte die erste Folge nur mit Mühe ertragen. Ich finde die Sendung wird dem Thema nicht gerecht und diese platten Äußerungen der Protagonisten … Wie Holger empfinde ich die „rote Linie“ als übertreten. Ich will das nicht sehen. Außerdem verstehe ich jeden Klick auf dieses „Scheiß-Format“ (frei nach Rhuo) als Schlag ins Gesicht für jeden ernsthaften Dokumentarfilm-Macher. Ich schaue lieber etwas das ich auch ertragen will. Meine Zeit ist begrenzt. Ich vergeude sie lieber mit etwas anderem.
Muss ich das jetzt anschauen sonst redet hier keiner mehr mit mir? :cry:

PS: Sorry wegen dem Zitieren. ich über noch.

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Thema Gage:

Ich will das Thema noch gart nicht so sehr vertiefen. Mich interessiert nur ob jemand Eine Form von Entlohnung erhalten hat.
Aufwandsentschädigungen wie Scheol ausgeführt hat, einzusacken sind nichts schlimmes.

Ich rede hier aber von ausgehandelten Geldern die geflossen sind als Bezahlung für die „Arbeit“.

Falls der Unterschied nicht klar sein sollte:
http://de.wikipedia.org/wiki/Honorar
http://de.wikipedia.org/wiki/Aufwandsentsch%C3%A4digung

Ich will nicht mal wissen was die Leute verdient haben. Ich will nur wissen ob es eine Gage gab.

Oder anders Formuliert: Haben sich die Protagonisten an dieser Sendung monetär bereichert?
Meine Folgefrage würde ich erste diskutieren wollen wenn feststeht ob da Gagen geflossen sind oder nicht.

Ich muss nochmal darauf hinweisen das es immer noch keinen Flüchtlings thread in diesem Forum gibt. Es gab zwar einige die in dem anderen thread gesagt haben ich solle einen Eröffnen, aber ich interessiere mich nicht für das thema Flucht. Was ich mit diesen hinweisen zeigen wollte ist: die Sendung hat es nicht einmal in diesem Forum, in dem die meisten gesellschaftlichen Themen mehr oder weniger differenziert besprochen werden dazu geführt das hier mal das thema Flüchtlinge auf die Tagesordnung kommt. Ich glaube nicht das “Auf der flucht” dafür gesorgt hat dass das Thema Flucht das Gesprächsthema auf den Schulhöfen sein wird. Auch wird man in den Kneipen dieser Welt jetzt nicht häufiger, oder anders darüber reden als zuvor. Ich frage mich auch mit welcher Erwartungshaltung geht man denn an ein solches thema dran. Das Plötzlich das thema Flüchtlinge das möglicherweise entscheidende Wahlkampfthema wird? Vor 20 Jahren war das ein Thema, mit dem man die Masse mobilisieren konnte, weil es Probleme mit diesem Thema innerhalb Deutschlands gab. Seitdem diese Probleme an die EU Außengrenzen verlegt worden sind ist das thema abgestanden. Auch ist es fraglich, wie eine Diskussion denn aussehen könnte. Es gibt kaum Grundlagen.

Und dann kommt das ZDF, welches eigentlich mein Lieblingssender ist und macht anstatt einem Emotionalen Spielfilm, und einer innovativen Doku an einem Themenabend im Hauptprogramm, eine aus dem Australischen Fernsehen schlecht kopierte Dokusoap, und lässt die auf ZDF Neo laufen. Nicht ohne dabei exakt die selben Stilelemente einzubauen wie RTL sie für ihre Dokusoaps nutzt. Einige die den Beitrag hier nicht gesehen haben haben gesagt das der Vergleich mit wild Girls hinkt, aber die haben Exakt die selben Schnitte benutzt.

Ich finde es schon Zynisch und Menschenverachtend was das ZDF hier macht. Nicht gegenüber den Flüchtlingen, sondern gegenüber dem Publikum. Hier unterstellen die Macher der Sendung, das das Durchschnittspublikum so DUMM ist, das es nur noch auf solche Dokusoaps ansprechen würde. Ich Persönlich finde das ZDF hat mich damit beleidigt. Dazu begeht das ZDF noch dazu den Denkfehler, das eine Dokusoap bei dem Typischen RTL Dokusoap Zuschauer erreichen würde, das dieser emotional an das Thema gefesselt wird. Jetzt sind Dokusoaps aber meistens so aufgebaut, das der Zuschauer zwar von der Dokusoap selbst gefesselt wird, danach aber alles vergisst, weil danach etwas anderes im fernsehen kommt. Das das ZDF es nicht für nötig hält den Zuschauer danach mit einer Richtigen Doku weiter mit dem Thema zu beschäftigen (wo man den Zuschauer doch schon an gefixt hat) zeigt irgendwie das man beim ZDF daran gar nicht wirklich interessiert ist.

Ein Öffentlich rechtlicher Sender darf einfach nicht die Glaubwürdigkeit zugunsten von Mehr Publikum aufgeben. Ein Öffentlich rechtlicher Sender muss auch die 3000ste ordentliche Doku zum thema senden, auch wenn dabei nur ein einziger Mensch erreicht wird. Das ist Sisyphusarbeit, aber genau dafür zahlt man die Beiträge. Man zahlt die Beiträge dafür das sich jemand diese Arbeit macht. Das schließt Innovation nicht aus, aber diese Innovationen sollten intelligent sein.

Es gab vor einigen Jahren, ich glaube es war in den Niederlanden mal eine Spielshow wo Spenderorgane erspielt werden mussten. Die Sendung hat im Vorfeld ganz schön heftige Diskussionen ausgelöst. (ist ja auch verständlich). Dadurch hatten die Aufmerksamkeit bekommen (das hat das ZDF nicht geschafft, weil das ganze auf NEO läuft, und die Mediale Diskussion über diese Sendung erst nach der Erstausstrahlung anfing). Jedenfalls stellte sich am ende der Sendung heraus, das die ganze Spielshow ein Fake war. Es wurden keine Organe erspielt, sondern am ende wurde auf die einzelnen Schicksale aufmerksam gemacht die dahinterstehen. Das ganze führte zu einer öffentlichen Debatte, und dazu das die zahl der Organspender anstieg.

Das das ZDF die ganze Zeit in der Rechtfertigung der Sendung sagt:“Sie sollten sich wirklich alle teile ansehen bevor sie sich ein Urteil bilden” lässt mich hoffen, das das ZDF am ende eine ähnliche 180 Grad Wende macht. Allerdings könnte es durchaus so sein, das da gar nichts passiert, und die Sendung einfach still und leise im Archiv abtaucht. Sollte diese 180 Grad wende nicht kommen muss man dem ZDF wirklich vorhalten eine ganz schlechte Sendung produziert zu haben. Und obwohl Dokusoaps nicht so teuer sind ist in diesem Fall Gebührengeld verschwendet worden

Den Machern von Fernsehkritik.TV hingegen schon. :evil:
Mensch, Holger, du hattest echt mal mehr Niveau … Mal ganz abgesehen davon, dass dir das ab sofort jedes Mal dick unter die Nase gerieben wird, wenn du dich über solches Vorgehen im Privatfernsehen aufregst.

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Den Gedanken hatte ich auch …

Den Machern von Fernsehkritik.TV hingegen schon.
Mensch, Holger, du hattest echt mal mehr Niveau … Mal ganz abgesehen davon, dass dir das ab sofort jedes Mal dick unter die Nase gerieben wird, wenn du dich über solches Vorgehen im Privatfernsehen aufregst.

Es ist Satire und deshalb lache ich darüber. ZDF Neo verkauft uns das als real, deshalb lache ich nicht!

Nein, solche Beiträge sind nicht als “Satire” gedacht, sondern ernst gemeint.

“Satire ist in der älteren Bedeutung des Begriffs eine Spottdichtung, die Zustände oder Missstände in sprachlich überspitzter und verspottender Form thematisiert. Im heutigen Sprachgebrauch versteht man darunter aber meist einen künstlerisch gestalteten Prosatext, in dem Personen, Ereignisse oder Zustände verspottet oder angeprangert werden. Historische Bezeichnungen sind auch Spottschrift, Stachelschrift und Pasquill (gegen Personen gerichtete satirische Schmähschrift).”

Ich würde sagen, ein satirisch kritisches Magazin darf das nicht nur machen, sondern sollte das auch machen. Das mit der Gaskammer-Dusche war für mich aber auch nah am Geschmacklosen. Aber wenn das so weiter geht dann ist es nicht mehr weit zur KZ-Dokusoap. Der Punkt hat gesessen.

Und ganz ehrlich. Das was die Leute da von sich geben hat nichts anderes verdient. Was soll man dazu denn noch sagen? - Darum der Tusch ;). Hat doch super gepasst. Das ZDF hätte aus Nettigkeit ihren Teilnehmern gegenüber auch diese geistigen Ergüsse Cutten können. Oder zumindest ins Skript schreiben sollen wie sie sich zu äußern haben… oder stand das vielleicht sogar so im Skript? Wer weiß, wer weiß…

kommt drauf an wieviel meinungsbildung nötig ist,

wenn ich nur die hälfte der spaghetti mit karnikel-kacke sehe, brauche ich nicht noch die andere hälfte, um zu wissen, dass ich diese portion nicht haben möchte.

unabhängige meinungsbildung ist ein ideal, zeit dies zu tun ist ein das ideal beschränkender faktor, ich kann nicht erst alle bücher der welt gelesen haben, um erst dann einen schritt in die welt zu wagen.

daher ist eine grosse hilfe bei der meinungsbildung eine instanz zu haben, die diese zeitraubende analyse erklärend darbringt, wie eben fernsehkritik.tv

Sehr interessant dieser Zwiespalt. Konsequenterweise müsste es sozialpsychologisch gesehen damit enden, dass der FK kein gelernter Journalist ist und so nur als Vertreter der öffentlichen Meinung gesehen werden kann.

[QUOTE=OutbackJack;319243]Ich hab zu dem beitrag nur eine frage:

Warum musste Holger am anfang extra erwähnen das es sich bei 2 der protagonisten um leute handelt die früher mal in der Rechten Szene tätig waren?
Da könnte man ja glatt meinen RTL wäre für den beitrag verantwortlich!

Ich meine damit nur,es tut ja eigendlich nichts zur sache,oder?[/QUOTE]

das kann für sich allein aber um so mehr in verbindung mit anderen verdachtsmomenten relevant sein,
eine pauschalverurteilung sehe ich darin nicht,
z.b.

  1. einen verdacht auf die glaubwürdigkeit der protagonisten hinsichtlich ihrer geläutert/gescripteten umorientierung
  2. ein verdacht, dass die zusammenstellung der personen absichtlich gewählt wurde, in der hoffnung brachialinstinktiv interessante konflikte heraufzubeschwören (analog zu der einladung von friedmann zu hart aber fair zum thema gaza-streifen)
  3. ein verdacht auf die darstellung von faschisten als harmlose , eine zeitlang verwirrte, aber im grunde verdammt liebe teddybären-jungs (diese vermutung kann der zuschauer bekommen wenn er sieht wie unfair die türkische sozialarbeiterin den ex-rechtler vorverurteilt)

Diejenigen, die sich über den Gaskammer-Scherz aufregen (und zugleich “Auf der Flucht” befürworten), sollen mir doch dann bitte mal erklären: Was würde denn aus Eurer Sicht gegen ein solches Format sprechen? Ertrinkende und verdurstende Flüchtlinge nachzuspielen ist in Ordnung - aber ein bisschen KZ-Atmosphäre mit C-Promis zu schaffen nicht? In beiden Fällen geht es um schlimme Schicksale von Menschen.

[QUOTE=Fernsehkritiker;319284]In beiden Fällen geht es um schlimme Schicksale von Menschen.[/QUOTE]

Es besteht aber ein Unterschied darin, etwas zu verballhornen (und damit zu verharmlosen), was mit einem polarisierend Dusche-Gag getan wird, oder zu versuchen, etwas nachzuempfinden.
Ich glaube, der wahre Schrecken ist nicht im Fernsehen abbildbar und man möchte auch keinem der Teilnehmer wünschen, dass sie dies erleben müssen.
Aber ein Mensch mit Verstand kann sich wohl ausmalen, wie es sich erst anfühlen muss, wenn man die Strapazen der Sendungsteilnehmer vervielfacht, was wohl ein realistisches Abbild der Situation der Flüchtlinge ist.

Und was wäre es anders als reiner Sensations- und “Tränendrüsen”-Journalismus, würde man im Dokumentationsstil Bilder von im Wasser treibenden Leichen, weinenden Menschen usw. zeigen?
Ich fürchte, bei einem derart sensiblen Thema gibt es keinen Königsweg der medialen Darstellung.

Es besteht aber ein Unterschied darin, etwas zu verballhornen (und damit zu verharmlosen), was mit einem polarisierend Dusche-Gag getan wird, oder zu versuchen, etwas nachzuempfinden.

Ich verharmlose gar nichts - sondern ich spitze zu. Ich stelle mir die Frage, was die nächste Stufe auf der Absurditätsskala im Fernsehen sein wird. „Auf der Flucht“ stellt eine neue Stufe dar - und ich frage mich, was als nächstes kommt.

Und was wäre es anders als reiner Sensations- und „Tränendrüsen“-Journalismus, würde man im Dokumentationsstil Bilder von im Wasser treibenden Leichen, weinenden Menschen usw. zeigen?

Nein, das wäre schockierend - und damit vermutlich heilsamer und tiefdringender als dieser Unfug. Die wirksamsten Dokus über Massentierhaltung sind auch diejenigen, in denen knallhart gezeigt wird, wenn Kühe und Schweine brutal abgeschlachtet werden.

[QUOTE=Fernsehkritiker;319287]Ich stelle mir die Frage, was die nächste Stufe auf der Absurditätsskala im Fernsehen sein wird. [/QUOTE]

Du instrumentalisierst also das Leid von Menschen, um zu polarisieren.

[QUOTE=Fernsehkritiker;319287]“Auf der Flucht” stellt eine neue Stufe dar[/QUOTE]

Inwiefern?

[QUOTE=Fernsehkritiker;319287]
Die wirksamsten Dokus über Massentierhaltung sind auch diejenigen, in denen knallhart gezeigt wird, wenn Kühe und Schweine brutal abgeschlachtet werden.[/QUOTE]

Bist du denn Vegetarier?

“Schockbilder” tun primär das, was der Name sagt - sie lösen eine kurze und heftige Schockreaktion bzw. Ekel aus, welche einen Schwellenwert überschreitet, der das Fight-Flight-Freeze-System aktiviert. Reflexion erfolgt hierbei nicht. Viele Menschen schauen sich Bilder von den üblen Lebensumständen von Schlachttieren an, schreien “Iiiiiiiih, wie eklig” und essen zwei Stunden später ein Leberwurstbrot oder gehen zu McDonald’s.

konsequenterweise wäre die spitze in die es geht eine wiederherstellung der gladiatorenkämpfe mit modernen mitteln,
der teilnehmer dürfte sich langsam von der rolle des schauspielers, über den sündenbock (witzfigur wie in dsds und schwer verliebt) wieder das werden wonach die archaischste ebene des zuschauer lechzt, das opfer das live geschlachtet wird.

so weit ich mich erinnere gab es ein solches gestelltes format im fernsehen “das millionenspiel” welches wie das berühmte radiospiel “krieg der welten” sogar von einigen (vielleicht wenigen) für wahr empfunden wurde.

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[QUOTE=girl on fire;319289]“Schockbilder” tun primär das, was der Name sagt - sie lösen eine kurze und heftige Schockreaktion bzw. Ekel aus, welche einen Schwellwert überschreitet, der das Fight-Flight-Freeze-System aktiviert. Reflexion erfolgt hierbei nicht. Viele Menschen schauen sich Bilder von den üblen Lebensumständen von Schlachttieren an, schreien “Iiiiiiiih, wie eklig” und essen zwei Stunden später ein Leberwurstbrot oder gehen zu McDonald’s.[/QUOTE]

das ist ein wichtiger aspekt (weil es die wirkung auf uns anspricht), allerdings müsste man hierdrauf näher eingehen und nach empirischen bewertungen solcher darstellung suchen, ein eigene meinung ist legitim aber nichts mehr als eine hypothese, es wäre interessant wie es diejenigen bewerten, die sich damit beruflich auseinandersetzten müssen.

[QUOTE=Fernsehkritiker;319287]“Auf der Flucht” stellt eine neue Stufe dar - und ich frage mich, was als nächstes kommt.
[/QUOTE]

Eine Massenpanik im ZDF - Fernsehgarten

[QUOTE=Fernsehkritiker;319287]Nein, das wäre schockierend - und damit vermutlich heilsamer und tiefdringender als dieser Unfug. Die wirksamsten Dokus über Massentierhaltung sind auch diejenigen, in denen knallhart gezeigt wird, wenn Kühe und Schweine brutal abgeschlachtet werden.[/QUOTE]

Also jetzt wird es wirklich absurd. Wie hatten letztens noch ne Diskussion hier im Forum über die GLA vor 25 Jahren und das sowas nicht wieder passieren sollte. Das was Du hier vorschlägst wäre die 100fache Steigerung dessen!

Du willst also tatsächlich, dass sensationsgeile “Reporter” nach Nordafrika fahren und dort lüsternd Menschen filmen die gerade real um ihr Überleben kämpfen? Nichts anderes würde passieren, wenn man solch eine Grenzüberschreitung begehen würde. Und dann wärst Du doch der erste, der sagen würde “Unsere gebühren werden daür verschleudert, dass Menschen beim Überlebenskampf gefilmt werden”.

Der Vergleich mit Massentierhaltung ist auch ziemlich daneben. Massentierhaltung und Flüchtlinge sind zwei vollkommen unterschiedliche paar Schuhe. Übrigens entstehen solche Aufnahmen auch nur, weil in den betrieben eingebrochen wird und diese Aufnahmen sind an sich auch ziemlich polarisierend. Zudem es solche Aufnahmen von Massentierhaltungen auch seit 20, 30 Jahren gibt und es hat sich nix geändert. Es würde sich auch nix ändern, wenn man volle Kanone zeigen würde, wie Menschen sterben. Im Gegenteil: die Leute würden eher noch mehr abstumpfen! Die Jagd nach solchen Bildern würde immer extremer werden und bald würden die ersten anfangen “nachzuhelfen” um solche Bilder zu bekommen. Da würde ne Spirale in Gang gesetzt werden, die wirklich menschenfeindlich ist!

[QUOTE=wong jing fan;319290]
das ist ein wichtiger aspekt (weil es die wirkung auf uns anspricht), allerdings müsste man hierdrauf näher eingehen und nach empirischen bewertungen solcher darstellung suchen, ein eigene meinung ist legitim aber nichts mehr als eine hypothese, es wäre interessant wie es diejenigen bewerten, die sich damit beruflich auseinandersetzten müssen.[/QUOTE]

Zu Schockwerbung und Schockkampagnen (z.B. zum Thema Rauchen) und deren Langzeitwirkung gibt es Studien, falls dich das interessiert.
Es führt allerdings etwas zu weit vom aktuellen Thema weg, darum gehe ich darauf an dieser Stelle nicht weiter ein.

Lustig, anchantia. Dabei wird im vegetarismus-thread massentierhaltung mit kz gleichgesetzt.

aber mit solchen Themen Polarisiert man ja nicht. Oder?
Das ist ja nur genau das, weswegen ihr behauptet das diese Sendung für was gut ist…

[QUOTE=ExtraKlaus;319301]
Das ist ja nur genau das, weswegen ihr behauptet das diese Sendung für was gut ist…[/QUOTE]

Nun, wirklich polarisierend ist die Sendung nicht, finde ich zumindest. Bei den beiden ausgestrahlten Folgen fiel mir zumindest keine ungeheuerliche Missachtung von Menschenrechten auf, eigentlich nichts, was die Forderung einer Absetzung rechtfertigt. Höchstens dieser etwas unsicher wirkende NPD-Aussteiger wird manchmal etwas tumb und memmenhaft dargestellt.

Vielleicht wäre sie deswegen auch wirklich relativ unbesehen im Äther verschwunden, hätten andere Medien nicht sofort aufgeschrien und der Sendung Geschmacklosigkeit, Unsensibilität, Menschenverachtung usw. vorgeworfen.

Wo war die Petition gegen “Wild Girls”? Das dort gezeigte Kolonialherrenverhalten der aufgebrezelten Damen empfand ich als weitaus widerwärtiger.