Massengeschnack Folge 117. Hier kann darüber diskutiert werden!
Joachim Witt war in dieser Woche im Sprechplanet zu Gast - Grund genug, mal ein bisschen über die Neue Deutsche Welle zu plaudern. Anfang der 80er brach diese Welle los - und neben Witt brachte sie auch diverse spätere Musikstars wie Falco, Nena und Peter Schilling hervor. Julian, Mario, Olli und Holger erinnern sich an viele Hits - drei von ihnen haben NDW immerhin schon aktiv miterlebt.
Ich weiß ungefähr worum es ging.
Ich kann mir aber vorstellen, dass manche Zuschauer/Zuhörerinnen sich bei der Folge streckenweise gedacht haben: Worüber reden die nur?
Bei 14tägiger Erscheinung heißt es dann gleich mal nächste Woche in den Schlaf weinen.
Schlagerstrandparty in der ARD habe ich mir auch gegeben. So einiges an Playback schon gruselig und Fantasy im Fernsehgarten gleich noch mal im selben Outfit. Gleichzeitig oute ich mich auch gerne Roland Kaiser zu hören.
Kann mit dieser Musikrichtung leider gar nichts anfangen. Das klingt alles so infantil für mein Empfinden. Und dann dieser 80er-Plastiksound und diese Monotonie.
Nenas „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ ist noch ganz nett.
Ich kann die Sichtweise von Leuten verstehen, die nicht mit der NDW aufgewachsen sind. Allerdings war vieles, was auf den ersten Blick infantil wirkte, in Wahrheit deutlich hintergründiger.
Das naiv-fröhliche „Hohe Berge“ von Fräulein Menke war zum Beispiel eine Kritik am Massentourismus in den Alpen und deren Folgen für die dortige Umwelt.
Die von Holger und mir angesprochenen Geier Sturzflug haben mit „Bruttosozialprodukt“ gegen die Wirtschaftsausrichtung der neugewählten Kohl-Regierung und mit „Besuchen Sie Europa“ gegen den NATO-Doppelbeschluss und das Wettrüsten protestiert.
Allgemein gesprochen habe ich leider vergessen, Fehlfarben, Profil, UKW und die Spider Murphy Gang zu erwähnen. Die Münchner Freiheit gehörten für mich hingegen nicht wirklich zur Neuen Deutschen Welle und werden glaube ich auch allgemein nicht dazugezählt.
Darfst du auch nicht wirklich zur NDW zählen. Ihr bekannter Song „Ein Jahr“ (Es geht voran) wurde gegen ihren Willen 1982 als NDW-Nummer vermarktet. Die Band war damit gar nicht einverstanden und wollte damit nichts zu tun haben.
Fehlfarben und insbesondere der Song „Ein Jahr“ (Es geht voran) gehören zur ursprünglichen Punk-NDW, die von ca. 1979 bis 1981 bestand.
Der Song kam salopp gesagt ein-zwei Jahre zu spät heraus und wurde dann zu Unrecht von der inzwischen ins Kommerzielle gekippten NDW vereinnahmt, mit der eine Band wie Fehlfarben ebensowenig mehr etwas anfangen konnten wie Brausepöter oder Extrabreit.
Aber wie gesagt, da es sich um das ursprüngliche Label NDW handelte, beziehe ich sie da mit ein.
Münchener Freiheit ist Schlager und keine NDW. Das habe ich vor über 20 Jahren so entschieden. Ebensowenig wie Rainhard Fendrich. Falco geht dagegen noch durch.
International erfolgreich trotz deutschen Texten ist übrigens Rammstein. Auf dem Flug nach Australien lief das unter Weltmusik.
Nein, die beiden sind ganz klar Austropop. Hatte ich gestern mehrfach erfolglos versucht, einzuwerfen, leider ist niemand drauf eingegangen:
Vof de Kunst. Das waren Holländer, die ca. 1983/84 einen europaweiten Hit hatten, den sie dann auch in mehreren Sprachen sangen. National waren die wohl größer, international hatten die halt nur den einen Hit. Ich hatte sie als Beispiel angeführt, dass bestimmte Acts, die eben international nur mit einem Hit Erfolg hatten, in ihrer Heimat durchaus über Jahre Erfolg haben können.
Wobei „Susanne“ in Deutschland kein wirklich großer Hit war (höchste Position in den Charts Platz 68).
Bin aber sehr froh, dass du den ernsthafteren Independent-Ursprung der NDW mit eingebracht hast, denn für viele ist das ja wirklich nur der leicht infantile Quatsch der Jahre 82/83. Zu den „Gründungsvätern“ die dann später eher nicht mehr mit dem Etikett versehen werden wollten gehören neben Fehlfarben auch noch Nichts, Neonbabies (mit Inga Humpe), Ideal (mit Annnette Humpe) und vor allem die Deutsch-Amerikanische Freundschaft (DAF) Für deren Album wurde der Begriff meines Wissens auch erstmalig überhaupt verwendet.
Klaus Lage, gehört aber definitiv nicht dazu, genauso wenig wie Grönemeyer. Deren Hits kamen später und liefen eher unter Deutschrock. Ist aber nachvollziehbar, dass das nicht so leicht zuzuordnen ist wenn man es alles erst später, also retrospektiv entdeckt hat - da vermischt sich das dann ganz automatisch.
Zu Nena noch kurz die Anmerkung, dass es kurioserweise eben nicht die „99 Redballoons“ waren mit denen sie in den USA Erfolg hatte. Diese englische Version kam zwar in Großbritannien auf Platz 1, die Amis fanden aber irgendwie die deutsche Fassung besser und so landete sie mit der tatsächlich auf Platz 2 (den Spitzenplatz verhinderten Van Halen mit „Jump“). Deshalb hört man auch in Filmen die in den Achtzigern spielen stets die deutsche Version, z.B. in „Watchmen“.
Quatsch. Wo ist das denn Schlager? Die Band hat in der NDW-Zeit mit ersten Songs Erfolge gefeiert. In der Tat kamen die ganz großen Hits wie „Ohne dich“ est später. Sie entstammt aber eindeutig der Neuen Deutschen Welle.
Auf Einzelschicksale können wir leider keine Rücksicht nehmen
Die Münchener Freiheit singt ja nicht einmal auf Deutsch.
Einzelschicksale? Wen hast du um seine Meinung befragt? Deine Mitarbeiter?
Erinnert mich an die Ukraine. Da will ja auch die Mehrheit kämpfen. Gefragt wurden aber nur Selenskij, Melnik, die Klitschko-Brüder und das Asow-Regiment.
Ich glaube, du verwechselst da was. Selbstverständlich haben sie Deutsch gesungen
Hier übrigens ab Minute 30 die Erregung von Dieter Thomas Heck über „Besuchen Sie Europa“ von Geier Sturzflug:
Aber Heck und Geier Sturzflug wurden ohnehin nie Freunde Hier der Auftritt in der Hitparade mit „Bruttosozialprodukt“, bei dem in der Tat abgeändert „Sie operierten ihm sein letztes Bein“ gesungen werden musste (0:39), der Sänger Friedel Geratsch sich dann aber rächte, indem er sang „Am Mittwoch kommt die Müllabfuhr und holt sich einen runter“ (2:01).
Ganz zu Beginn kriegt er schon fast einen Lachflash, weil das Publikum zu dumm ist richtig mitzuklatschen Der ganze Auftritt ist reines Comedy-Gold!
Jun IST kleinlich!
Kleinlich, altklug, und von oben herab - also ob er die Weisheit mit Löffeln gefressen hätte.
Der Schlaueste von allen, der das dumme Fußvolk belehrt, was richtig und was Quatschjura ist.
Ich mag ihn nicht.
Solmecke zeigt, wie man Jura auf Augenhöhe und wertschätzend vermitteln kann, ohne oberlehrerhaft-herablassend zu werden.