Hallo,
bei dem Riemann-Interview stört mich extrem, dass die veröffentlichten Sequenzen - die von Herrn Niggemeier, in dem der “Spot” über die Bekanntgabe des Todes der Frau Fendel drin ist, den Zusammenschnitt der ARD, in dem dieser Teil, der durchaus fast Auftakt war, NICHT drin ist, und auch den auf Fernsehkritik-TV, NIE das ganze zeigen. Dieses Ganze habe ich auch nicht gesehen (vor 20:00 Uhr läuft bei mir der Fernseher in der Regel nicht).
Zuerst sah ich den Zusammenschnitts Herrn Niggemeiers, in dem Frau Riemann doch sehr unkonform = bockig = unwillig (je nachdem, wie man es wahrnehmen will) erschien. Durch den ganzen Beitragszusammenschnitt hindurch. Bei dem ARD-Zusammenschnitt war plötzlich die Eingangssequenz weg: Nach der Ankündigung der bloden Locken kam der Einspieler zum Tod Frau Fendels. Frau Riemann schien dann, als die Kamera nach der Aufnahme Herrn Baumgartens, der wiederholt sagte, dass Frau Fendel eine sympathische Schauspielerin war, kurz davor, in Tränen auszubrechen. Hatte Frau Riemann jetzt gerade erst von dem Tod erfahren, oder wußte sie es vorher, und es wurde einfach nur mal kurz ein Finger in die Wunde gelegt? Ich weiß es nicht. ABER der Moderator leitete zu dem selten/üblich dämlichen Einspieler mit den munteren Worten: “Zeit zum Durchschnaufen…”. Dann kamen die Kunstlehrerin und eine ehemalige Gitarre-Schülerin Riemanns, bei deren Gesangspart ich mich vorm Monitor durchaus (fremd-)geschämt habe. - Habt Ihr das gesehen? War Euch das nicht peinlich mitanzusehen???
Zu dem Film lautete die Ansage Herrn Baumgartens so ähnlich wie “Jetzt ‘Das Wochenende’ mit der RAF”. Frau Riemann zog die Augenbrauen nach oben. Die Frau hatte sich mit dem Stoff, mit der Materie des Stoffes, mit der Rolle beschäftigt, womöglich empfand sie diese Zusammenfassung als einfach, definitiv zu platt. Ich weiß es nicht, den Film kenne ich auch nicht, aber ich weiß, wie man sich fühlen kann, wenn Medien etwas “plakativ auf den Punkt bringen”, was einen selbst betrifft, da kann man wegen eines Effektes, den man nie gewollt hat, plötzlich sowas von blöd da stehen. Plakative Überschriften sind für die Zeitungen oft ein Segen, für die Materie meist ein Fluch.
Zu Ihrer anderen Rolle in “Verrratene Freunde” führt Frau Riemann aus, dass die Frau , die sie in dem Film darstellt, feststellt, dass sie eigentlich nur eine Schnicke ist, die mit dem Geld ihres Mannes, sich für irgendwas profiliert. Dann kommt der Einspieler, danach fragt der Moderator allen ernstes, ob Frau Riemeier sich auch vorstellen könnte, so ein Leben zu leben? - Da hat die Schauspielerin gerade gesagt, dass ihre Rolle eine Schnicke ist, die sich mit dem Geld ihres Mannes profiliert, und der Moderator fragt, ob sie sich auch vorstellen könne, so zu leben??? Was ist an Frau Riemanns Antwort (so ähnlich): “Das fragen Sie doch jetzt nicht im Ernst?” verwerflich?
Kann man das alles besser zusammenfassen als: Was Du erzählst interessiert mich überhaupt nicht. Ich arbeite nur meinen Fragenkatalog ab. Was Du sagst (auch zu Deiner Rolle), geht mir nicht einmal zu einem Ohr rein.
Frau Riemanns Antwort auf die Frage, wer den diese Inga ist, die sie spielt, also die Antwort - so ähnlich - “Die Frage verstehe ich nicht”. Empfand auch ich als irritierend. Jetzt war doch eigentlich nur ein vorbereiteter Text abzurufen, aber was Herr Baumgarten dann zum Besten gegeben hat, war stilistisch durchaus kritisierenswert. Er stellt die Inga, also die Rolle, den Schauspielern gegenüber. Keine Abgrenzung wie “Hinz, dargestellt durch…”, “Kunz, gespielt von …”. Nein, da wird eine Rolle den Schauspielern gegenübergestellt: "Inga ist eine Frau, die - die - in dem Fall mit Tobias Moretti zusammen ist…"
Herr Baumgarten gibt seine Zusammenfassung, und Frau Riemann erklärt, dass sie die Geschichte ganz anders gesehen hat. WICHTIG ist hierbei, dass Frau Riemann durchaus einiges zu dem Film, zu der Geschichte gesagt hat; in ganzen Sätzen; durchaus ausführlich. Dass sie sogar etwas zu den Streitigkeiten Drehbuch/Vorlage mit Nennung der Beteiligten gesagt hat bzw. sagen wollte.
Katja Riemann spricht auch durchaus von Ihrem aktuellen Musikprogramm; sie spricht von dem feinen Humor Heines kombiniert mit der Musik Schuberts. Das ist, was sie aktuell macht. Heine und Schubert. Wer will denn dann noch von seinen eigenen Texten reden? Aber Heine und Schubert fallen echolos in den tiefen Brunnen des Boulevard.
Ihr Engagement in Nepal - Anklang war die Anspielung auf Tatorts, ansonsten echolos in den tiefen Brunnen des Boulevard begleitet von dem absolut unhöflichen Blättern des Moderators in einem Magazin. Hat denn niemand gesehen, wie Frau Riemann - durchaus professioniell - einen Blickkontakt gesucht hat, der aber nicht zustande kam, weil der Herr Baumgarten gerade Hochglanzbildchen in einer Illustrierten fixierte?
Frau Riemann hat in dem Interview etwas gesagt, was wohl keinen interessiert. Sie hatte auch gnadenlos schlechte Zeiten oder vielleicht auch nur menschliche Seiten in diesem Interview. Aber ich frage mich, ob nicht vielleicht die von ARD unterschlagene Anfangsszene mit Rosemarie Fendel, die Schlüsselszene war, ob da nicht jemand waidwund geschossen wurde, der einfach zu menschlich war, um die “professionelle” Fassade zu wahren.
Und ganz ehrlich gesagt, weiss ich nicht, was an diesem “professionell” denn so toll sein sollte. Professionalität ist eine Hure. Alles nur gelackt, alles nur auf rund geschliffen. Keine Ecken, keine Kanten, könnte sich ja jemand wehtun.
So, ich schick das jetzt einfach mal ab, und korrigiere die gröbsten Fehler vielleicht später
Professionalität - Entschuldigung, jetzt rede ich mich richtig in Rage
Warum hören wir denn nur noch gedrechselte Phrasen?
Warum gibt es denn die ganzen Kommunikationsberater?
Woher kommt denn auch die Politkverdrossenheit, wenn Teflon-Rösler und andere alles wohlformuliert weglächeln?
etc. etc. etc.
ABER
Warum finden wir es denn so befreiend, wenn ein Trappatoni von “Flasche leer” keift?
Warum finden wir es denn so befreiend, wenn Hoeneß sagt, dass Stehplätze durch VIPs subventioniert werden?
Warum wird gerade in England ein Journalist gefeiert, weil er an den Waden bleibt, bis Aussagen kommen?
Frau Riemann war angeschlagen. Meiner Ansicht nach stand sie geistig zwischen allen Stühlen. Ihre Verträge kenne ich nicht. Das Interview war halbherzig. Sie versuchte aus einer angeschlagenen Position heraus etwas zu vermitteln, was einfach nicht erwünscht war. Sie hatte RAF, Schubert, Heine, Nepal und vieles mehr im Rucksack, aber am Ende waren es doch eher die blonden Locken. - Culture Clash - Aber kein Skandal.