Folge 103 - Der Tod kommt per Gebühr

Schließe mich allen an, die der Meinung sind, die Sendung mit der Maus habe den Bogen nicht überspannt.
Irgendwann muss man Kinder über den Tod “aufklären”, und die Maus bietet hier einen guten Stein des Anstoßes.
Es ist m.E. auch nicht zu früh für ein Kind im Mauster, zu sehen wie eine “Leiche” angezogen wird. Was soll denn das Kind erst für ein Trauma kriegen, wenn es nie mit dem Tod/Sterben in Berührung kam und dann denn aufgebahrten Großvater sieht? Glaubt ihr es wäre dann leichter, wenn es aus alles Wolken fällt?
[spoiler]Everyone dies[/spoiler]

tl;dr;
Leider ist der Tod ein hartes Thema, aber es wird nicht besser wenn man es totschweigt.

Ich glaube, man kann die Trauer und das Entsetzen über den Tod nicht vorweg nehmen.
Warum sollte ich meiner dreijährigen Tochter jetzt Angst damit machen, indem ich ihr erzähle, es kann passieren, dass Menschen einfach sterben und dann plötzlich nicht mehr da sind? Wichtige Personen für sie vielleicht? Eventuell sogar ich? Man stelle sich vor, mein Kind bekomme den Gedanken, meine Mama kann einfach sterben und ich sehe sie dann nie wieder! Diese Angst soll sich also dann zu den Monstern gesellen, weswegen sie sowieso schon immer das Flurlicht an haben möchte?
Wie soll sie das in dem Alter denn begreifen?

Und vor allen Dingen: Es muss ja nicht passieren, dass jemand stirbt.
Ich persönlich habe sogar das Glück, bis jetzt noch nicht erlebt zu haben, dass jemand stirbt, der mir wirklich etwas bedeutet hätte. Und als Kind hat es mich stark belastet, dass meine (jetzt immer noch lebenden!) Großeltern darüber gesprochen haben, wie sie einmal beerdigt werden wollen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich sagte: “Bitte hört auf, darüber zu reden, das macht mich traurig. Ich will das nicht.”

Hier einmal zwei Situationen:

Nr. 1:
An der Grundschule, in der ich arbeite, habe ich den Kindern einmal erzählt, dass irgendwann, in Millionen Jahren, die Sonne explodieren und damit auch die Erde verschlucken wird. Dass wir dann aber schon lange nicht mehr leben und unsere Kinder und Kindeskinder sicherlich bereits in Raumschiffen durchs Weltall “düsen”.
Ein Kind war davon sichtlich erschreckt. Es ist einfach eine Sache, die sich das Kind überhaupt nicht vorstellen kann und was ihm Angst macht.
Wieder eine Sache, die ich gelernt habe, in meiner Zeit als Praktikantin während meines Sozialpädagogikstudiums.
Von daher bin ich sehr vorsichtig bei solchen Themen.

Nr. 2:
Während des Unterrichtsfachs Drama hat eine Gruppe eine Warm-Up-Übung zum Wachmachen angeleitet. Das Spiel ging so, dass alle im Kreis saßen, einer bekam eine Zeitung, als Rolle geknickt, und sollte dann ein Kind im Kreis anticken, die Zeitung auf einen Stuhl in die Mitte legen und schnell wieder zu seinem Platz rennen. Das angetickte Kind sollte die Zeitung vom Stuhl schnellstmöglich wieder aufnehmen und den, der es angetickt hat, vor dessen Hinsetzen mit der Zeitung erwischen.
Hinterher haben wir gelernt, dass dieses Spiel nicht angebracht ist, weil allein der Vorgang, dass Kinder sich im Spiel gegenseitig mit einer Zeitungsrolle schlagen sollen, ganz gravierende Auswirkungen haben kann, wenn das Kind bereits von den Eltern verprügelt wurde.
Gut, das hat hier nichts mit dem Tod zu tun, sondern soll einfach verdeutlichen, was ein bestimmtes Thema, ein bestimmtes Spiel und eine bestimmte Handlung für absolut gravierende, schwerwiegende Auswirkungen haben kann.

Von daher finde ich es einfach zu unvorsichtig, ein solches Thema so plastisch am Fernsehen zu zeigen. Kinder sind sehr sensibel und haben einfach noch nicht so den Realitätsbezug, um ein solches Thema wegstecken zu können. Sicherlich können das viele, aber doch nicht alle und die, die es nicht können, muss man schützen.
Und wenn es um das Problem geht, dass der Tod so, im wahrsten Sinne des Wortes, totgeschwiegen wird, ist das sicher ein Problem und man muss Kinder sicherlich irgendwie darauf vorbereiten, aber dann doch bitte nicht einfach so für alle im Fernsehen, ohne größere Anleitung und einfach mal so auf den Tisch geknallt.
Ich habe beispielsweise mit meiner Tochter vorher schon mal “Der König der Löwen” geguckt und ihr dort auch schon etwas dazu erklärt. (Hatte ich im vorherigen Post vergessen zu erwähnen.)

LG

Als ich so um 10 Jahre alt war gab es mal eine Sonderausgabe über ein Mädchen, dass seit ihrer Geburt an einer schweren Muskelkrankheit litt und genau am Geburtstag der Maus gestorben ist. Da war sie glaube ich 8 Jahre alt oder so. Ihre Oma hat dann glaube ich einen Brief verfasst und es wurde besagte Sonderausgabe daraus gemacht.

Diese Folge hat mich damals sehr beeindruckt und ich denke sie war auch pädagogisch für mich ziemlich wertvoll. Man hat sich dann auch sehr stark selber mit dem eigenen Tod beschäftigt, auch ohne zu sehen wie ein Schauspieler gewaschen und angezogen wird.

Ich will damit nicht sagen, dass ich diese Ausgabe der Maus verurteile. Nur hat sie es vor ungefähr 15 Jahren schon einmal viel besser gemacht, gerade für Kinder.

Und vor allen Dingen: Es muss ja nicht passieren, dass jemand stirbt.

What? :shock: Es MUSS passieren und es WIRD passieren. Irgendwann sterben wir alle. Und das ist auch in Ordnung und gehört so. Ich spreche im Moment viel über Tod mit meinem Sohn (5 1/2), weil es ihn einfach interessiert und beschäftigt (ich werde im Moment drei Mal am Tag „getötet“ und beim Playmobil Spielen werden meine Figuren dahin gemetzelt). Und obwohl ich nicht religiös bin (gläubig allerdings schon), erzähle ich meinem Sohn über den Körper als Behälter der Seele und wie die unterschiedlichen Kulturen (er kennt Wikinger und schaut sich auch Kinder-Bücher über Mumien/Pyramiden im alten Ägypten an) und Religionen das mit der Seele und dem Jenseits und dem Sterben so sehen. Und wie ich das sehe. Also, ich habe nicht das Gefühl, dass meinem Sohn das nicht gut tut oder belastet, im Gegenteil: darüber immer wieder zu sprechen, nimmt ihm den Schrecken davor. Das Thema ist so normal wie alle anderen Themen, über die wir uns unterhalten. Und so sollte das auch sein. Wenn du das Thema umschiffst, weil DU ein Problem damit hast, dann gibst du diese Haltung (Tod=Tabu) auch an deine Tochter weiter. Und wen soll die dann mal fragen, wenn sie was darüber wissen will, wenn du als Ansprechpartner ausfällst?

Meinen ersten Toten habe ich vor 12 Jahren gesehen, da war ich bereits 30. Das war mein Vater, der zu Hause (bei meinen Eltern) nach einer Krebserkrankung starb. Er war noch den ganzen Tag zu Hause aufgebahrt und wurde NICHT sofort vom Bestatter abgeholt, und so hatten wir alle nochmal Zeit, ihn anzusehen und jeder für sich hat sich von ihm verabschiedet. Ich muss sagen, dass ich im ersten Moment geschockt war, denn ich war darauf nicht vorbereitet, dass er noch zu Hause ist. Seine leere Hülle mit den ausdruckslosen, leeren Augen da liegen zu sehen, hatte etwas sehr Befremdliches, und das Bild lies mich Monate nicht los. Trotzdem bin ich meiner Mutter sehr dankbar, wie sie das damals geregelt hat, und beizeiten werde ich mir ein Beispiel daran nehmen.

In einer Familie, die ich kenne, ist der Vater - ebenfalls an Krebs - gestorben und hinterließ zwei kleine Söhne um die 7 bis 10 Jahre. Die Frau ließ ihren Mann in dem Bett liegen, in dem er gestorben war, und lud für den nächsten Tag sämtliche Freunde und Verwandten zu sich nach Hause ein, um sich verabschieden zu können. Auch die beiden Jungs kamen dann und wann mal in das Zimmer, schauten sich ihren toten Vater an, und spielten dann weiter draußen Fußball. Wenn man das so liest, mag das auf den einen oder anderen befremdlich wirken, aber tatsächlich hatte das alles etwas sehr Würdevolles. Die Regel ist das allerdings nicht, denn meistens werden die Toten so schnell es geht aus dem Haus geschafft. Das finde ich viel würdeloser als es so zu machen wie diese Mutter.

Das ist sehr interessant. In Wahrheit hast DU das Problem, und DU hast Angst vor dem Thema, wie du diese Angst schon als Kind gehabt hast, und nun setzt du voraus, dass das bei deiner Tochter exakt genauso läuft. Und du stellst viele Fragen. Wie sich dein Kind Tod und Sterben vorstellt, hängt sehr davon ab, wie DU darüber denkst und wie DU das vermittelst, das Problem ist also nicht, dass dein Kind eventuell nicht damit klarkommen würde (ich deute das mal als Schutzbehauptung – ich hoffe, du fühlst dich von mir nicht angegriffen, das ist nicht meine Absicht), das tatsächliche Problem ist, dass dir im wahrsten Sinne des Wortes „die Worte“ fehlen.

Also, die Fragen kommen früher oder später. Und wenn es soweit ist, wäre es sicher gut, wenn du dich bis dahin ein bisschen mehr eingelassen hättest… Es gibt Bücher zu dem Thema (auch und gerade für Kinder) und es werden auch hier und da Seminare angeboten. Einen guten Umgang mit dem Tod kann man tatsächlich lernen…

Hab die Folge leider verpasst und finde sie auch nicht mehr :frowning:
Allerdings kann man wie schon gesagt wurde schon als Kind mit dem Tod konfrontiert werden, weshalb das Thema Tod mMn fast zwingend auch in der Sendung mit der Maus behandelt werden sollte.
Ich kenne nur diese [video]http://www.youtube.com/watch?v=YMCg6DRJtrU[/video] Geschichte über das Thema aus der Maus und ich finde sie einfach nur göttlich (haha, der musste sein; bei dem Beitrag muss ich immer noch (fast) weinen ;_) ).
Ich glaube nicht, dass das Thema Tod, wie ich mir aus den bisherigen Beiträgen vorstelle, dass es behandelt wurde, negativen EInfluss auf die Entwicklung eines Kindes haben kann.
Mein Vater ist gestorben als ich 4 war und ich hab mit meiner Großcousine auf der Beerdigung um die Grabsteine herum Fangen gespielt (wurde mir erzählt, dafuq o.O ).
Ich denke Kinder (von vllt. 3-7) machen sich vllt. im Moment wenn sie das sehen Gedanken und vllt Sorgen darüber was passieren könnte, haben das aber spätenstens nach 1 Mal Schlafen oder Spaß haben wieder vergessen.
Zumindest habe ich bei mir und meinen 4 kleineren Geschwistern die Erfahrung gemacht…

Ich kenne nur diese Geschichte über das Thema…

Ja, toll! Haben wir mit unserem Sohn auch angeschaut, allerdings vor etwa 2 Jahren. Ist eine gute Geschichte für Kleine zum Thema als Einstieg.

Jaja das ist mir schon klar… Aber es muss nicht passieren, dass eine sehr vertraute Person stirbt, eine, die existenziell wichtig ist. Und allein für den Fall solch ein Thema anzusprechen und eventuell Angst zu schüren? Nee.

Das ist sehr interessant. In Wahrheit hast DU das Problem, und DU hast Angst vor dem Thema, wie du diese Angst schon als Kind gehabt hast, und nun setzt du voraus, dass das bei deiner Tochter exakt genauso läuft. Und du stellst viele Fragen. Wie sich dein Kind Tod und Sterben vorstellt, hängt sehr davon ab, wie DU darüber denkst und wie DU das vermittelst, das Problem ist also nicht, dass dein Kind eventuell nicht damit klarkommen würde (ich deute das mal als Schutzbehauptung – ich hoffe, du fühlst dich von mir nicht angegriffen, das ist nicht meine Absicht), das tatsächliche Problem ist, dass dir im wahrsten Sinne des Wortes „die Worte“ fehlen.

Du sagst das so, als würdest du mich einer Schandtat gezichtigen. „Beweisführung abgeschlossen!“ DU bist das Unheil, DU, DU, DU!!!
Meine Güte, reg dich ab.

Ich habe im Übrigen keine Angst vor dem Tod. Und diesen Schluss zu ziehen, aus einer Aussage, die sicher 16 Jahre her ist, ist eher abwegig.
Bei meinen Großeltern zeichnet sich langsam ab, dass sie sterben werden, wir sagen bei Weihnachten schon: „Vielleicht ist es das letzte Mal alle gemeinsam…“, aber das ist für mich kein Grund für Alpträume. Es ist für mich sozusagen „gedanklich zu fassen“. Ich weiß, ich werde wahnsinnig traurig sein, aber es spielt sich bereits in mir ab und ich werde es akzeptieren.

Grundsätzlich aber mal ab von meiner persönlichen Angst und hin zu deiner prinzipiellen Aussage:
Ist es denn nicht normal, Angst zu haben, dass sehr wichtige Menschen sterben, bzw. Angst zu haben, dass diese Menschen irgendwann nicht mehr um mich sein könnten? Ist es nicht ein Zeichen von Liebe, dass mir gerade jetzt, bei der Vorstellung, Tränen in die Augen steigen, bei dem Gedanken, dass sie nicht mehr sein könnten, weil sie mir so unheimlich wichtig sind?

Nur so zur Info: Meine Urgroßmutter habe ich kennen gelernt, sie ist gestorben als ich vier Jahre alt war. Meine Großeltern sind gestorben. Ich habe meinen Vater weinen sehen auf der Beerdigung, ich habe die Leiche meines Großvaters im Krankenhaus gesehen, da war ich sieben. Meine Tante ist vor vier Wochen gestorben, wir haben uns im Streit getrennt und seitdem nie wieder gesprochen und sie ist dennoch an Krebs gestorben. Und ich kann damit leben, weil sie mir nicht so nah waren wie die Menschen, deren Tod mich wirklich kreuzunglücklich gemacht hätte: meine Tochter, mein Bruder, meine Mutter.
Bloß weil ich das Glück hatte, dass nie Menschen gestorben sind, die mir wirklich wichtig (!) waren, habe ich dennoch die Erfahrung von Tod gemacht und ich habe keine Angst davor.

Aber was mag wohl ein Kind eventuell denken, wenn die Mutter erzählt, es kann passieren, dass von einem Tag auf den anderen das Elternteil weg ist, eine existenzielle Konstante? Du vergisst, dass das Kind vollständig von dir abhängig, das ist sogar eine Sache des Instinkts.

Ehrlich gesagt, je mehr ich über deine Worte nachdenke, umso weniger kann ich verstehen, wie du zu deiner Meinung kommst, der Tod etwas, das jedes Kind, welches Sonntags Morgens einfach mal stumpf damit konfrontiert wird, wegstecken kann und dass das daher eine super Möglichkeit ist, ein Kind damit mal eben in einer Sendung zu konfrontieren.
Der Tod ist ja nicht ohne Grund eine Sache, die etwas tabuisiert wird. Weil es eben ein Thema mit einer so starken Bedeutung sein kann (ganz wichtig: ich sage bewusst „kann“), mit der man nicht achtlos umgehen darf.

LG

Edit: Ich habe was Falsches geschrieben, was nicht meiner Meinung entspricht, das habe ich gerade wieder gelöscht, weil ich nochmal drüber nachgedacht habe, stand aber nur 3 Min da, bitte um Verzeihung^^

Der Tod ist ja nicht ohne Grund eine Sache, die etwas tabuisiert wird. Weil es eben ein Thema mit einer so starken Bedeutung sein kann (ganz wichtig: ich sage bewusst „kann“), mit der man nicht achtlos umgehen darf.

Genau das ist m.E. der Punkt. Der Tod ist grundlos eine Sache, die tabuisiert wird.
Jenseits all dem was du sagst, über den Schmerz beim Verlust geliebter Menschen (ich kann verstehen, dass die Vorstellung, dein Kind könne Angst haben dich zu verlieren), ist der Tod DER integralste Bestandteil unseres Lebens.
Ich denke es verhält sich hier wie mit all den anderen schlechten Erfahrungen die wir im Leben machen:
An einer heißen Kerze verbrennt man sich, wenn ich hoch auf einen Baum klettere kann ich auch fallen, und eines Tages sterbe ich/Mama/Papa mein Bruder.
Irgendwann werden müssen diese Erfahrungen gemacht werden, und warum nicht beim schauen der Maus.

Aber am Ende bleibt es ja jedem Elternteil selbst überlassen, wann das Kind durchs Fernsehen damit konfrontiert wird. Nur wenn es dann im wahren Leben passiert, kann man kein Kind vor dem Thema bewahren.

Du sagst das so, als würdest du mich einer Schandtat gezichtigen. „Beweisführung abgeschlossen!“ DU bist das Unheil, DU, DU, DU!!!
Meine Güte, reg dich ab.

Öhm, ich bin die Ruhe selbst. Ich hatte extra geschrieben:

…ich hoffe, du fühlst dich von mir nicht angegriffen, das ist nicht meine Absicht

aber anscheinend tust du das dennoch. Sorry.

Also: du sitzt auf keiner Anklagebank, und ich bin auch kein Richter und habe auch nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen (soweit kommt’s noch…). Worüber ich gestolpert bin, sind Sätze wie diese:

Warum sollte ich meiner dreijährigen Tochter jetzt Angst machen[…]?

Sollst du nicht, verlangt kein Mensch. Der Punkt ist, dass du dir in DEINEM Kopf alles schon vorher zurecht legst, wie ein anderer reagiert oder welche Emotionen er haben wird und das tust du auf Basis deiner eigenen Haltung, wenngleich das auch eine von vor 16 Jahren ist. DAS meine ich. Das ist überhaupt kein Vorwurf, sondern ich wollte dich darauf aufmerksam machen.

Grundsätzlich aber mal ab von meiner persönlichen Angst und hin zu deiner prinzipiellen Aussage:
Ist es denn nicht normal, Angst zu haben, dass sehr wichtige Menschen sterben, bzw. Angst zu haben, dass diese Menschen irgendwann nicht mehr um mich sein könnten? Ist es nicht ein Zeichen von Liebe, dass mir gerade jetzt, bei der Vorstellung, Tränen in die Augen steigen, bei dem Gedanken, dass sie nicht mehr sein könnten, weil sie mir so unheimlich wichtig sind?

Naja, ich glaube, dass das ein Thema für sich ist. Verlustangst kennen wir alle, aber ehrlich gesagt mache ich mich nicht verrückt damit, dass ich meine Frau oder meine Kinder verlieren könnte. Wieso sollte ich das tun? Warum soll ich mir das Leben schwer machen? Mein Sohn hat mich auch gefragt, ob ich sterben muss. Ja, klar, muss ich das, habe ich ihm gesagt, aber dann bist du schon groß und ich ein alter Opi (jedenfalls wenn’s gut läuft, was ich mir zu sagen verkniffen habe). Er hat mich auch gefragt, ob ich Angst davor habe, und da hab ich ihm gesagt, dass ich glaube, dass man, wenn man alt ist, ja vielleicht auch ganz froh ist, wenn man stirbt. So wie wenn man nach einem langen, anstrengenden Tag müde ist und sich einfach nur noch in die Koje legen und die Augen zu machen will. Nur eben für immer. Das Gefühl der Müdigkeit kennt mein Sohn, damit kann er was anfangen. Und ich glaube, über dies Vergleiche kann er vielleicht auch etwas mit dem Tod anfangen.

Das nimmt ihm nicht die Verlustangst, die er TROTZDEM manchmal hat. Ich muss manchmal beruflich mit dem Heli fliegen und werde dann mit so einer Winde ab- oder hochgeseilt. Ich habe meinem Sohn einen Film davon gezeigt, weil ich dachte, dass er das bestimmt toll findet. Er schaute sich den Film wortlos an, und das einzige, was er danach gefragt war nur: „Papa, überlebst du das?“ Also, die von dir beschriebenen Ängste hat er auch, und die sind bei Kindern wohl auch normal. Ich sage ihm immer, dass ich so lange für ihn da bin, bis er groß ist und allein für sich sorgen kann. Und das glaubt er mir auch. Über den Tod können wir trotzdem reden.

Aber was mag wohl ein Kind eventuell denken, wenn die Mutter erzählt, es kann passieren, dass von einem Tag auf den anderen das Elternteil weg ist, eine existenzielle Konstante? Du vergisst, dass das Kind vollständig von dir abhängig, das ist sogar eine Sache des Instinkts.

Ich hingegen kann nicht verstehen, wieso du bei diesem Thema immer wieder meinst, den Tod der Eltern unbedingt ins Spiel bringen zu müssen. Es ist doch vollkommen unnötig, den Kindern so was zu erzählen. Wenn sie danach fragen, ob man sterben könnte, dann würde ich das wahrheitsgemäß beantworten: ja, kann passieren, ist aber waaaaaaahnsinnig unwahrscheinlich und kommt so gut wie nie vor. Ich glaube, dass es Kinder auch stark macht, wenn sie solche Erkenntnisse verarbeiten und auch die damit möglicherweise einhergehenden Ängste durchleben müssen.

Ehrlich gesagt, je mehr ich über deine Worte nachdenke, umso weniger kann ich verstehen, wie du zu deiner Meinung kommst, der Tod etwas, das jedes Kind, welches Sonntags Morgens einfach mal stumpf damit konfrontiert wird, wegstecken kann und dass das daher eine super Möglichkeit ist, ein Kind damit mal eben in einer Sendung zu konfrontieren.
Der Tod ist ja nicht ohne Grund eine Sache, die etwas tabuisiert wird. Weil es eben ein Thema mit einer so starken Bedeutung sein kann (ganz wichtig: ich sage bewusst „kann“), mit der man nicht achtlos umgehen darf.

Also, man darf mit GAR KEINEM THEMA achtlos umgehen, wenn es um Kinder geht. Man sollte sich schon vorher ein paar Gedanken gemacht haben, wenn man mit seinem Kind über ein Thema spricht. Dass du den Tod als ein so wahnsinnig außergewöhnlich monströses Thema betrachtest und es als normal erachtest, dass dieses Thema tabuisiert wird, macht mir einfach nur deutlich, dass diese Themenwoche bitter nötig war und hoffentlich wiederholt wird.

Finde ich auch.

Zu dem vielen Geschriebenen hier, möchte ich noch kurz hinzufügen, dass es bei dem Thema „Tod“ wie so oft, nicht nur richtig und falsch gibt.

Ich begrüße die Eltern hier, die es genauso machen wie meine Mutter damals. Ihr Motto war immer, jede Frage kindgerecht zu beantworten. Das war sicher nicht immer leicht für sie. Schwieriger als der Tod waren für sie sicherlich die Fragen zur Sexualität. :wink:

Aber sie schaffte es sehr gut, mich nicht auf „später“ zu verweisen „wenn ich groß“ sei. Auch wenn ich keiner Kirche mehr angehöre, so habe ich dennoch meinen Glauben. Ich denke, es ist vor allem für diejenigen Eltern ein Problem, dem Kind bei diesem Thema offen gegenüber zu treten, die nicht an sowas wie den „Himmel“ und damit an ein Leben nach dem Tod glauben. Es hat was Tröstendes, wenn man dem Kind sagen kann, der verstorbene Opa schaut uns von oben weiter zu.

Daher nochmal: Es gibt kein richtig oder falsch darüber, wie man es Kindern erklärt. Falsch ist es aber, den Tod zu verschweigen und zu tabuisieren. Kinder stellen Fragen - bitte beantworten.

Daher nochmal: Es gibt kein richtig oder falsch darüber, wie man es Kindern erklärt. Falsch ist es aber, den Tod zu verschweigen und zu tabuisieren. Kinder stellen Fragen - bitte beantworten.

:smt023

Ich finde es ausgesprochen komfortabel, dass man sich solche Hilfskonstruktionen wie den „Himmel“ einfallen lassen kann. Das nimmt der ganzen Sache doch sehr viel von der Dramatik der Entgültigkeit, finde ich. Und wenn man selbst nicht dran glaubt, kann man immerhin erzählen, dass sehr viele Leute das tun. Dann lügt man sein nicht an, gibt diesem aber die Möglichkeit, sich sein Weltbild selbst zu gestalten.

Aber da muss jeder seinen eigenen Weg hinein finden.

Also ich fand den Beitrag aus der Sendung mit der Maus nicht schlimm. Den anderen finde ich problematisch, weil es da um den Verfall des Körpers geht, was ich für deutlich weniger kindgerecht halte. In der Sendung mit der Maus ist das Thema Tod allerdings keinseswegs neu.

Schon vor Jahren gab es den alten Dachs:

http://www.youtube.com/watch?v=YMCg6DRJtrU

Beide Beiträge aus der Sendung mit der Maus stellen m. M. n. die Themen in den Vordergrund, die tröstlich wirken (Abschied, “Gehen lassen”, Rituale, schöne Erinnerungen, die bleiben) und vermitteln einen konstruktiven Umgang mit Trauer. Mehr kann man von einer Kindersendung nicht erwarten, also wenn man den Tod thematisiert, dann am besten so.

@Harald: Wie man tröstlich und dennoch ohne christliche Symbolik an das Thema herangeht, zeigt der Film vom alten Dachs (Beitrag über mir). Natürlich geht auch der Dachs aufs Licht zu und der Off-Sprecher sagt am Ende, der Dachs würde den Dank des Maulwurfs vielleicht hören. Aber das ist völlig in Ordnung und entspricht der Realität: Denn wer weiß schon, was nach dem Tod auf uns wartet?

Deshalb fand ich den aktuellen Maus-Beitrag auch weniger schlimm. Ich weiß nicht, ob ich das als Kind wirklich begriffen hätte. Aber immerhin versuchen die Macher der Sendung alles, um auch schwierige Themen kindgerecht zu vermitteln. Wenn sie damit ab und an scheitern, ist das kein Problem. Es zählt der Versuch und daran geknüpft der Auftrag der ÖR.

Tja, und dann die Will-Sendung. Ach du jemineh… zwei Atheisten gegen drei Gläubige, in der Mitte die dezent überforderte Anne. 50 Prozent der Redezeit entfielen auf einen Theologen. Von den Atheisten war der Mann von der Giodarno-Bruno-Stiftung überzeugender. Der andere brabbelte nur sein Mantra wieder und wieder runter: “Das ist unwissenschaftlich, das ist unwissenschaftlich,…” Bei so einer rhetorischen Fehlleistung ist es nicht verwunderlich, wenn Monotheisten denken, dass die Naturwissenschaft letztlich nichts anderes als ein Alternativglauben sei.

Ja, es wurde mitunter kontrovers diskutiert. Aber unterm Strich war die Botschaft der Sendung tendenziös. Beginnend mit der Fragestellung im Titel (“Ausweg Paradies?”) bishin zur ungleichen Besetzung der Gruppe (3 gg. 2, bei den Monotheisten eine Berufspolitikerin und ein Theologe) war das für Atheisten und Agnostiker eine gute Gelegenheit, den Puls auf 180 zu treiben.

Das Problem ist doch folgendes: Wenn ich mir den Dachs-Film meines Vorredners anschaue, kriege ich einen Kloß im Hals und werde traurig, denke an verstorbene Angehörige und an den Gesundheitszustand noch Lebender. Der Tod ist keine schöne Sache, wie man es dreht und wendet. Religion betätigt einen Hebel in Form der von ihr konstruierten Metaphysik, um dem Tod den Schrecken zu nehmen. Schön wäre es zumindest. Leider muss man aus x Göttern den Richtigen auswählen, sich fortan gemäß des von ihm erstellten Moralkodizes verhalten und hoffen, dass auch die Angehörigen, die man so vermisst, im selben Jenseits landen.

Da geh ich lieber Lotto spielen.

Religion betätigt einen Hebel in Form der von ihr konstruierten Metaphysik, um dem Tod den Schrecken zu nehmen. Schön wäre es zumindest. Leider muss man aus x Göttern den Richtigen auswählen, sich fortan gemäß des von ihm erstellten Moralkodizes verhalten und hoffen, dass auch die Angehörigen, die man so vermisst, im selben Jenseits landen.

Da geh ich lieber Lotto spielen.

Leider, leider kann ich jetzt darauf nicht groß eingehen. Es wäre zu off topic. Religion ist nicht das eigentliche Thema dieses Threads. Aber soviel: [spoiler]Mir gefällt Deine Aussage: „Schön wäre es zumindest“. Drückt es doch die Sehnsucht vieler Atheisten aus, mit denen ich gesprochen habe. „Es wäre sooo schön - allein mir fehlt der Glaube“.

Weißt Du, ich finde es für mich gar nicht entscheidend, an welchen Gott ich glaube. Es muss nicht mal ein Gott sein. Ich glaube aber an „irgendwas oder irgendwen“, was oder welche(r) die Naturgesetze geschaffen hat. Und natürlich habe auch ich keine Erklärung, wo dieses „etwas“ dann wiederum seinen Ursprung her hat etc.

Daher stricke ich mir mein Weltbild einfach selbst, dränge es niemandem auf, und lebe damit ganz gut.[/spoiler]

Also ich denke die Themenwoche war sehr ordentlich, habe sie nicht gesehen und kenn sie jetzt nur aus dem Beitrag aber mir ist da eigentlich nichts negatives aufgefallen. Dass dem Fernsehmönch jetzt eiskalt wird und eine Abtreibungsgegnerin zu Wort kommt, nun gut ersteres ist halt Hart aber Fair, irgendwen muss man ja ausgraben der “dagegen” ist und letztere… ja irgendwo sollte man vielleicht einen Schlußstrich ziehen. Über die Hölle zu sprechen finde ich nicht schlimm, das kann echt interessant sein aber Abtreibungsgegnern muss man damit keine Plattform bieten.

Was die Kinder angeht: Herrin, es sind Kinder! Das sind keine dünnwandigen Glasgebilde, sondern Kinder. Die fallen nicht tot um wenn sie Penis und Muschi sehen, die fangen nicht an zu schreien bei einem Zombie und kriegen auch nicht gleich Albträume, wenn das Thema Tod auftaucht. Und wenn irgendein Kind mal was nicht verträgt? Ist das auch nicht weiter schlimm, Erfahrungen gehören zum Leben nun mal dazu und Erfahrungen fängt man nicht an mit 14, 16 oder gar 18 zu machen sondern schon in der Kindheit. Ich finde diese Sendungen haben das Thema eigentlich recht geschmackvoll rübergebracht und auch der Besuch beim Leichenbestatter(schauer?) war in meinen Augen großartig, da genau das nämlich die Fragen sind, die man sich stellt. Warum sieht jemand der tot ist so aus? Das ist auch nicht anders wie die Frage, warum die Blätter im Herbst die Farbe wechseln. Die Kinder werden ja nicht mit dem Tod eines Angehörigen konfrontiert, sondern mit der Thematik und das werden sie auch anderswo früh. Egal ob sie Filme sehen oder Comics lesen oder ob ein Freund/Freundin jemanden verliert oder sogar Weise ist.
Kinder sollten nicht im dunkeln gelassen werden aus irrationalen Ängsten, schließlich bricht sich auch niemand das Bein wenn ihm auf den Oberschenkel getätschelt wird.

Die Themenwoche fand ich eigentlich nicht schlecht. Ich fand nur, es waren zuviele Sendungen mit diesem Thema.
Die “Maus” mit der Spezialausgabe fand ich sogar sehr gut. Das kam schonmal an einem “Totensonntag”.

Anstatt ein “Themenwoche” wäre ein “Themenwochenende” besser.

Habe ich mir auch gedacht aber es war aus dem Beitrag nicht ersichtlich, wie stark man denn jetzt wirklich damit zugeballert wurde. Drei Kindersendungen, verteilt auf eine Woche sind ja okay, mehr würde ich aber auch unangemessen finden (einfach weils auch Kinder nerven würde wohl, vorausgesetzt alle behandeln das Thema sterben). Bei den “Erwachsenen” Sachen hingegen erwarte ich von einer Themenwoche schon, dass man dem auch gerecht wird aber eben auch mit der Prämisse, viele Aspekte zu behandeln. Der Tod ist ja nicht nur sterben, verwesen, Särge.

Es gab schon immer die sogenannte ,Totensonntagsmaus" das heißt am Totensonntag widmete sich ,Die Sendung mit der Maus" einmal im Jahr ausschließlich in ihren Beiträgen dem Sterben.
Der Beitrag mit dem ,toten" Armin ist nicht neu, den habe ich als Kind bereits gesehen. Ebenso die Geschichte vom Dachs, der an Altersschwäche stirbt.
Es ist ok, im Zusammenhang mit diesem Beitrag diese Sendung zu erwähnen, aber meiner Meinung nach gehört sie nicht in die Kritik an der Themenwoche, weil diese Mausfolge so oder so in dieser Form ausgestrahlt worden wäre.

Das Holger ausgerechnet den Film “Abschied von der Hülle” kritisiert ist für mich schon ne Unverschämtheit oder zumindest nicht nachvollziehbar. Denn ganz herlich: nen besseren Film habe ich nie über das Thema gesehen. Der wurde auch nicht für diese Woche angefertigt, sondern stammt aus den 90ern. Armin Maiwald hat dazu mal in einem Interview gesagt, dass sie damals in der Redaktion bei der Sendung mit der Maus sehr, sehr lange mit sich gerungen haben diesen 30 minütigen Sonderfilm zu realisieren. Denn auch intern gab es bedenken: “Gehört dies in eine TV-Sendung für Kinder?” - Aber es kamen wohl über Jahre immer wieder tausende Zuschriften, gerade von Kindern, die nach dem Thema gefragt haben. Der Film, es war ein Sonderfilm und keine kurze Sachgeschichte, hat sich viel Zeit genommen dieses Thema anzugehen. Und das auf eine sehr würdevolle Art. Er zeigt was auf einem zukommt wenn ein Angehöriger stirbt. Er zeigt z.B. wie so eine Vorbereitung für die Trauerfeier aussehen kann. Dieser Film spielt nicht mit Horrorsegmenten oder sowas. Im Gegenteil. Der ganze Film ist sehr ruhig geschnitten, kaum Musikuntermalung. Alles sehr effektarm. Und vorallem: dadurch, dass Armin Maiwald als Bezugsperson der Kinder immer dabei steht ist es auch nicht so schlimm. Und dieser Film endet auch sehr Hofnungsvoll - nämlich mit der Message: “Auch wenn Dein Bruder gestorben ist, so trage die Erinnerungen in Deinen Herzen und er lebt in Dir weiter.” Das ist unwahrscheinlich wichtig um die Kinder nicht ganz so melancholisch zu entlassen.
Aber was ha Holger gemacht? Er hat 3 Minuten oder so von einem halbstündigen Film gezeigt! Da kann man sich doch nun wirklich kein Urteil über den Film “Abschied von der Hülle” machen.

Im übrigen gab es auch mal eine gelungene Spezialsendung über die Nachkriegszeit:
http://www.youtube.com/watch?v=Vm9DeqQ5G50

Ebenfalls sehr sehr toll und anrührig gemacht. Genau solche Themen sollen doch auch mal kindgerecht aufgearbeitet werden. Ist es nicht das was Holger immer fordert? Dass das Kinderfernsehen nicht so oberflächlig sein soll? Wieso ist dies nun ausgerechnet jetzt anders? Weil einem das Thema nicht zusagt und man lieber die Augen vor dem Tod verschließt wie es die restliche Gesellschaft nur allzugern tut?

Hab den Beitrag jetzt gesehen.
Und nein nein nein: Die Sendung mit der Maus darf man nicht kritisieren. Davon bekommt kein Kind Albträume!
Wenn doch…nein…
Ja, ich bin DSmdM Fanboy, aber nein!
DSmdM ist unantastbar :stuck_out_tongue:
Das danach (sofern das eine echte Leiche war) fand ich schon etwas härter…