Finde es inhaltlich irgendwie ziemlich Meta, dass der Moderator seine Gesprächspartnerin in weiten Teilen zu genau jenem Konzept befragt, dass er hiermit selbst praktizieren möchte („Warum unterhälst du dich mit xy? Würdest du dich mit Extremisten unterhalten?“). Aber okay, auf jeden Fall ein interessanter Gast.
Mich hat ein wenig gestört, dass ich einige Informationen nicht oder erst im Nachhinein (durch Einspieler) erhalte. Ich habe so gut wie keine Vorkenntnisse zu RT Deutsch und kannte Frau Kosubek bis vor einer Stunde noch überhaupt nicht. Nun wird von Moritz gesagt, dass viele AfD-Politiker eingeladen werden und sie reagiert damit, dass auch viele Linke da gewesen wären. Jetzt wäre es interessant, durch so eine Art „Faktencheck“ in der Post-Production die tatsächlichen Anteile nachträglich einzublenden. Das ist nur ein Beispiel wild herausgegriffen.
Wenn so eine kritische Auseinandersetzung gesucht wird, würde ich mich sehr über mehr Quellen, Einblendungen mit Hinweisen auf Falschaussagen etc. freuen. Der Ursprung der eingeblendeten Kommentare, Zeitungsartikel und Ähnliches sind teilweise nicht nachvollziehbar (Sind das Youtube-Kommentare oder Tweets oder hat Frau Kosubek diese nicht-öffentlich via E-Mail erhalten? Stammen die Zeitungsartikel aus der Taz, der Zeit, dem Spiegel oder einem No-Name-Esoterikerblatt? Sind die Einspieler von letzter Woche oder schon Jahre alt?).
Zudem ist mir stilistisch etwas seltsam aufgefallen (weder positiv noch negativ gemeint): Im Intro & Outro wird Moritz in Szene gesetzt, sodass man das Gefühl bekommt, es handle sich um ein Format, wo es um ihn geht. Im Interview ist er nie zu sehen, sondern nur der Gast. Hat natürlich den Vorteil, dass man kaum schneiden muss.
Insgesamt erinnert es mich sehr stark an „Jung & Naiv“, nur ohne die drei bis vier „naiven“ Eingangsfragen, wo sich der Gast selbst beschreiben soll. Das Format hat Potenzial je nach Auswahl der Gäste und Gesprächsthemen, aber der Pilot bildet für mich noch keinen Mehrwert gegenüber einer Folge von „Jung & Naiv“. Die Chance, die „Moritz und die Anderen“ hat, ist durch Post-Production quasi einen unmittelbaren Faktencheck zu integrieren, der an zweifelhafte Aussagen entweder ein X oder einen Haken einblendet (inkl. Quelle), wenn Aussagen nachweislich falsch oder korrekt sind.
Ich hoffe, dieser Beitrag klingt nicht böser als er gemeint ist. 