Die einseitige Geschlechterverteilung bei Games ist aber kein Problem des Mediums „Game“ sondern ein Problem des Plotaufbaus. Man kann diese Debatte 1:1 auch über Filme und Bücher führen.
Sehe ich ähnlich und finde, dass das nicht unbedingt ein Zeichen von Frauenverachtung darstellt, wenn das Geschlechterverhältnis von Protagonisten ungleich verteilt ist.
Männer setzen sich mit anderen Männern auseinander um den Besitz des „obskuren Objekts der Begierde“, des Idols, um die Gunst der einen Frau. So sehen Männerwelten aus, bzw. Männer denken, in der Regel unbewußt, dass ihre Welt nach diesem Prinzip des ständigen Kampfes mit Geschlechtsgenossen um irgendwelche Trophäen, wie Frauen, Beförderungen, Sportpokale, usw. funktioniert.
Das spiegelt sich auch in unseren Geschichten und [b]Träumen[/b] wieder.
Von wegen Traumfrauen: Männer haben nachts ganz andere Dinge im Kopf.
Tatsächlich träumen Männer häufiger von anderen Männern als von Frauen: Gewalt, Beruf und das Erreichen von Zielen sind die Themen, um die ihre Gedanken nachts kreisen.
Frauen sind anders – auch im Schlaf
In Frauenträumen kommen hingegen ebenso viele Männer wie Frauen vor. Ihre Träume sind emotionaler und sie beschäftigen sich nachts häufig mit Personen, die ihnen nahe stehen. Wenig überraschend scheint auch, dass die Damen häufiger von Kleidern und Haushaltsgegenständen träumen als Männer.
Verblüffend ist jedoch, dass sich an diesem Verhältnis seit über 40 Jahren nichts geändert hat. Zumindest an den Träumen scheint die Emanzipation spurlos vorbei gegangen zu sein.
Geschichten, auch Games, sehe ich persönlich ja sowieso als bessere Träume. Meistens steht der Zankapfel, auch wenn dieser mal keine Frau ist, sondern eine Brücke (Die Brücke am Kwai), die Erlegung eines Bären (Der Bär) oder ein Schatz (Der Schatz der Sierre Madre), trotzdem symbolisch für Mrs. Right…
In „Der Flug des Phoenix“ z.B. gibt es (im Original) keine Frauenfigur, es geht darum, dass eine Gruppe von Männern der Wüste entkommt und die Rückkehr in die Zivilisation schafft, doch wie die Traumszene mit der Bauchtänzerin deutlich macht, verheißt die Heimkehr vor allem die Rückkehr in den Schoß einer Frau.
Wenn man so will besteht die Herausforderung für diese Machos darin, ihr Silberrückengetue mal hintanzustellen, zu Gunsten der für die Rettung unabdingbaren Zusammenarbeit.
Exzellente Geschichtenerzähler spielen oft mit diesen geschlechterspezifischen Erzählweisen, wie z.B. Kubrick in „Full Metal Jacket“, indem der „Endgegner“ überraschend für die Männerfiguren und natürlich Zuschauer sich nicht bloß als Feind, sondern auch als das andere Geschlecht entpuppt, die vermeintliche Trophäe. Der Krieg wird als Vergewaltigung inszeniert.
Häufig wird in Männerfilmen auch die fehlende oder unwichtige Liebesbeziehung durch eine latent homosexuelle Männerfreundschaft ersetzt. (Zwei Banditen)
Deswegen finde ich den Bechdel-Test nicht ganz gerecht, oder sagen wir, er wird der Sache nicht gerecht, denn auch fiktionale Männer reden/ handeln meist mit Fixierung auf das andere Geschlecht.
Aus diesen von mir genannten Perspektiven betrachtet muss man doch schon die Frage stellen, ob „Tomb Raider“ wirklich die emanzipierte Frauenheldenfigur ist, für die sie alle halten, oder?
Ich glaube eher, dass diese Gamereihe auch eine, bloß verkappte Männerphantasie darstellt, nur dass der männliche Held zu Gunsten einer heißen, wohlproportionierten Dame ersetzt wurde, damit man(n) beim Spielen, was zum Gucken hat.
Wobei ich sagen muss, dass ich weder die Spiele noch die Filme kenne. Es ist eine Vermutung aus dem Augenschein heraus. (Aber ich würd’ mich nicht wundern, wenn „Lara“ um so weniger Klamotten anhat, desto höher der Level ist.)
Eine Geschichte ist eine Geschichte und sie hat die Charaktere, die sie eben hat. Der Plot wird durch die Personen geprägt und die Personen zu einem gewissen Grad durch den Plot.
Kein Autor kann eine spannende Geschichte produzieren - wobei ich generell spannend mit gut gleichsetze -, die NICHT seine politischen Ansichten preisgibt. Politisch ist hier im weitesten Sinne gemeint und kann sich auch auf die Einstellung gegenüber Frauen (oder Männern) beziehen.
Jede Geschichte entlarvt auch die Innenwelt seines Autors, und kein aufrichtiger Autor kann sich diesem Gesetz entziehen, denn wenn er sich beim Plotten verstellt, also seine wahren Ansichten, der politischen Korrektheit wegen z.B., glattbügelt, wird er zwangsläufig Klischees zustande bringen.
Es gibt natürlich Autoren zu Hauf, die mit dem Produzieren von Klischees zufrieden sind und damit sogar Geld verdienen. Da reicht ein Blick auf die ganzen heile Welt Fernsehfilme mit bestens bezahlten Autoren - GEZ sei Dank.