Eure liebste Tageszeitung

Guten Abend fernsehkritische Gemeinde,

schon seit einiger Zeit suche ich eine überregionale Tageszeitung, die ich Tag für Tag gerne lesen und mit derer politischen Einstellung ich mich identifizieren kann.
Bis jetzt habe ich keine gefunden, die diese beiden Kriterien vereint. Ging es nur um letzteres, würde die Wahl wohl auf die taz fallen. Vor allem das Format gefällt mir gut, nur wirkt sie sehr unübersichtlich, überladen, farblos und irgendwie zu links-meinungsbildend.
Von der Gestaltung her gefällt mit Die Welt am besten. Sie wirkt einfach sehr frisch, farblich angenehm, gespickt mit vielen Statistiken, Diagrammen und Schaubildern, übersichtlich, nicht überladen und mit fast ausschließlich interessanten Artikel. Das Problem ist natürlich, dass sie dem Springer-Verlag entstammt und damit eine konservative Einstellung vertritt (wobei das größere moralische Dilemma für mich die finanzielle Unterstützung dieses Verlages wäre), sowie der oft seltsam pathetischer Sprachstil.
Die FAZ ist mir einfach zu dick, da müsste ich an jeder Ausgabe eine Woche lesen - außerdem auch zu konservativ. Die Süddeutsche wäre eigentlich ein ganz guter Kompromiss: nicht allzu überladen, eher linksliberal - nur die Schriftgröße ist etwas klein.

Also: welche Tageszeitung lest ihr am liebsten (wenn ihr denn überhaupt eine lest) und warum?
In welches politische Spektrum würdet ihr die großen Tageszeitungen einteilen?
Und findet ihr es moralisch verwerflich, Die Welt zu lesen und damit den Axel-Springer zu unterstützen? :ugly

Danke und viele Grüße

P.S.: Bitte keine Rechs vs. Links- Diskussion. Nicht vergessen: wir haben uns alle lieb und die Kritik am TV ist unser gemeinsamer Nenner :smt025

Ich lese gerne die taz sowie Neues Deutschland! :smt004

Wasfür mich aber die perfekte Tageszeitung ist, ist die Leipziger Internetzeitung, schon allein von deren Themenvielfalt her: http://www.l-iz.de
Solch ein klasse recherchiertes Format bundesweit wäre wirklich toll!

Ich hole mir gar keine Tageszeitung mehr, außer ab und an die Morgenpost vom Sonntag. Da gefällt mir das Feuilleton sehr gut, aber ansonsten schaue ich wirklich nur noch im Internet nach. Die „Welt kompakt“ habe ich mir auch ab und an gegönnt, aber irgendwie erfahre ich daraus nicht Neues, was nicht schon einen Tag vorher in den Nachrichten kam.
Wenn ich mal für ein paar Tage im Ausland bin, dann hole ich mir nach meiner Rückkehr auch nur die Morgenpost, aber ansonsten lese ich, wie gesagt, kaum noch Zeitung.
Die taz wäre nur eine Alternative, wenn ich auf einer einsamen Insel gestrandet wäre und dort allmorgendlich ein Flieger diese Zeitung abwirft. :slight_smile:

Meine liebste Tageszeitung ist eindeutig die Süddeutsche. Sehr gute Artikel und ist mir von der Orientierung her recht ähnlich. Seit ich über das E-Paper verfüge, lese ich sie noch häufiger.

Seit der Chefredakteur der SZ sich in einem Interview mit Lothar Dombrowski (Georg Schramm) hat vorführen lassen (finde das Video leider nicht mehr), hat die Zeitung bei mir einige Punkte verspielt.

Ansonsten lese ich gerne die Onlinezeitung der FAZ: Die ist nicht dick, ist kostenlos und recht abwechslungsreich. Aber die lese ich nicht, weil ich mich mit ihr so gut identifizieren kann (meist eher im Gegenteil), aber sie reicht mir, um über aktuelle Debatten informiert zu sein und ich schätze die Ausgewogenheit, die durch oft eingestreute Gastbeiträge garantiert wird (Sarrazin, Wagenknecht, um nur einige Namen zu nennen).
Wenn es um globale Themen geht, würde ich die Onlinezeitung von Al Jazeera wählen, da es dort sehr ausführlich zugeht und es auch mal interessant ist, internationale Sichtweisen über diverse Probleme zu lesen. Wenn zu einem Thema hier in Deutschland von vielen Zeitungen die selbe Meinung vorherrscht, ist auch mal eine Gegendarstellung erfrischend und der Meinungsbildung sicher nicht unförderlich.

Wo es ja am heißesten hergeht, sind ja die Kommentar- bzw. Forenbereiche der Zeitungen. Gerade beim SPON, aber auch in der FAZ, sind gerade die es, die dem jeweiligen Thema nochmal eine gewisse Würze verleihen. Wie oft hat man schon in der FAZ-Kommentarleiste die jetzigen Probleme des Euros vorrausgesagt usw… Aber das gehört ja nicht hierher^^

Ich kaufe auch selten eine Tageszeitung, wenn dann aber am liebsten immer noch die Süddeutsche Zeitung.

[quote="|–V-e-k-t-o-R–>"] …mit derer politischen Einstellung ich mich identifizieren kann.
Ging es nur um letzteres, würde die Wahl wohl auf die taz fallen. […]nur wirkt sie […]irgendwie zu links-meinungsbildend.
[/quote]
Ja wie denn jetzt?

Bei mir koennte es etwas mehr sein. Wenn ich mir jedenfalls eine Zeitung kaufe, dann kann das die taz, FAZ oder SZ sein. Etwas Ausgewogenheit schadet ja nicht.

Ja wie denn jetzt?

Mir kam die taz einfach zu unausgewogen vor, bzw. eher meinungsvorsetzend als meinungsbildend.

Die Tageszeitung ständig zu wechseln, ist sicherlich auch eine Möglichkeit. Allerdings sind mir die Einzelpreise eigentlich zu heftig - ein Abo ist da einfach praktischer. Die FAZ bietet da mit ihrer Gutschein-Methode auch ein interessantes Konzept, aber dieser seltsame Artikel zum neuen Grass-Gedicht (das angeblich von der titanic stammte) am Sonntag, hat mir den Rest gegeben.

Achso, du suchst also eine Tageszeitung, die immer deine Meinung widerspiegelt? Da wirst du dich wohl immer wieder an etwas reiben dürfen. Gerade bei der FAZ findet man zu fast jedem Thema mehrere Artikel, die mal pro und mal contra sind, daher würde ich mich nicht allzu sehr an einem einzigen fragwürdigen Artikel aufhalten.
Ich kenne genug Leute aus meinem Umkreis, die zB die BILD nur aus Unterhaltungsgründen lesen und sich bei fast jedem Artikel darüber beschweren, wie dämlich das ist. Aber dabei bleiben sie zumindest informiert darüber, was zur Zeit an Boulevard-News ansteht und mehr will man dann nicht wissen.

Achso, du suchst also eine Tageszeitung, die immer deine Meinung widerspiegelt?

Eher im Gegenteil: eine, die es mir ermöglicht, meine eigene Meinung zu bilden. Deswegen habe ich eigentlich auch kein Problem damit, dass Die Welt eher konservativ ist. Gerade dann nämlich kann ich den Artikeln gedanklich widersprechen oder eventuell zustimmen, wenn ich vorher anderer Meinung war. Diese gegensätzliche Positionen können ja durchaus den eigenen Horizont erweitern. Es ist ja derzeit nicht alles schlecht.
Stimmt, man sollte eine Zeitung nicht an einem Artikel bewerten. Aber diese als Feuilleton-Artikel getarnte Grass-Glosse, die den Leser über Wahrheit und Fiktion vollkommen im Unklaren lässt, war meiner Meinung nach schlicht Unfug.
Die Bild kenne ich aus meinem familiären Umfeld auch viel besser, als mir lieb ist. Unterhalten kann mich eigentlich nur hin und wieder Wagner - der beste Satiriker deutschlandweit… naja, allgemein muss man schon aufpassen, das man nicht schleichend abstumpft, wenn man andauernd Bild liest. Das ist meiner Meinung nach auch eine Gefahr - neben den Hetzkampagnen, die aber von keinem vernünftigen Bürger unterstützt werden.

Meine liebste Tageszeitung ist eindeutig die Süddeutsche. Sehr gute Artikel und ist mir von der Orientierung her recht ähnlich.

Sobald ein Artikel zum Beispiel über Ude geht werden die Artikel aber schon sehr abenteuerlich und so zurechtgebogen, dass man ja nichts schlechtes schreibt.

Ich halte die Zeit für eine sehr ausgewogene und anspruchsvolle Zeitung, die auch mal zwei Meinungen gegenüberstellt. Zwar keine Tageszeitung, dennoch empfehlenswert.

Ich stell mir da meist ein Konglomerat zusammen, wobei ich doch sagen muss, dass es ewig her ist, dass ich mir eine Tageszeitung gekauft habe.

Ich habe diverse Hauptinformationsrichtungen:

  1. Twitter. Ich folge da nicht vielen Kanälen aber v.a. in letzter Zeit kriege ich da sehr viele Informationen her, weil die Kanäle, denen ich folge, sehr oft auf Artikel verlinken. Das kann taz sein, das kann FAZ sein, das kann SZ sein, auch des öfteren mal die Zeit, wobei die, wie ich finde, zwar abbaut, aber noch in Ordnung ist. Bild wird von mir konsequent vermieden, bis auf - ich gestehe - ganz selten mal “Post von Wagner”. Der Typ heisst ja nicht umsonst Gossen-Goethe.
  2. Bildblog. Besonders 6 vor 9 finde ich großartig, immer was zum rauspicken, ansonsten erfährt man recht viel.
  3. Telepolis. Manches ist in der Tat recht tendentiös und deshalb ist es - was ich sowieso bei allem mache - geraten, immer eine gesunde Distanz zu wahren. Sehr toll ist dafür aber ihr großes Themenspektrum: Wissenschaft, Philosophie, Internationales, Nationales, Historisches, Allgemeine Exkurse. Insbesondere die Themen, die fern ab von Tagespolitik sind, sind oft sehr, sehr gut.
  4. Sachen wie gmx.de - Total boulevardesk, aber bestimmte Aufmacher da reichen halt dennoch, um zu erfahren: “Aha, da läuft gerade etwas”, was ich dann andernorts genauer nachlesen kann.
  5. Der-Postillon. Gerade zu aktuellen Sachen machen sie öfter was, und Satire ist oft genau das, was man braucht, um eine Distanz zu dem Thema zu entwickeln.

Durch diesen Rundumschlag benötige ich eigentlich keine Tageszeitung. Von dem neuen Grass-Gedicht habe ich z.B. sehr schnell über einen Retweet von Christopher Lauer erfahren, der auf Frank Schirrmachers Tweet verlinkte, der wiederum auf die FAZ verwies, wodurch ich das ganze Chaos um “Titanic oder nicht” mitbekam, um mir anschließend das Gedicht selbst durchzulesen.
Nach dem Aufstehen lese ich eigentlich fast immer Nachrichten, sehr lange kann ich mich da auch auf telepolis aufhalten. Für einen ausgiebigen Morgen, wo ich längere Zeit frei habe, kann man da locker schon mal 2 Stunden veranschlagen. Da geht dann aber noch einiges anderes mit drauf, Comic-Strips, Mails checken, Hintergrundinformationen einholen usw.

Ist vielleicht ein wenig Off-Topic, aber was ich eigentlich sagen will: Die gesunde Mischung machts für mich.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich außer der WAZ keine Tageszeitung lese. Die WAZ liefert mir ein paar Lokalnachrichten, mehr brauche ich von der Printpresse aktuell nicht. Dazu möchte ich mich einfach auch immer mal wieder über das schlechte Niveau ärgern, die Rechtschreibfehler zählen und die reißerischen Überschriften bewundern.

Für alle seriöseren Nachrichten benutze ich nur noch das Internet. Ich glaube auch nicht, dass ich später irgendeine Tageszeitung selbstständig abonnieren würde.

Ich hab ein paar Jahre die TAZ im Abo gehabt, mittlerweile lese ich aber alles online.

Früher hatte ich mal eine lokale Tageszeitung, das Handelsblatt, den Spiegel und die Zeit abonniert.

Inzwischen habe ich nur noch ein Fachzeitschriften-Abo und selektiere insgesamt viel stärker, was ich wirklich lesen möchte. Dazu schaue ich die Tagesschau und falls mich dort weiter etwas interessiert, suche ich mir online dazu weitere Informationen.

Die starke Selektion - was Nachrichten betrifft - wähle ich ganz bewusst, weil ich die tägliche Informationsflut mindern will. Um nicht völlig nur das zu lesen, was ich lesen „will“, schaue ich regelmäßig die Tagesschau und aus dem sozialen Umfeld bekommt man zusätzlich aktuelle - mehr oder weniger interessante - Themen aufgedrückt … :wink:

Dazu bediene ich mich den Mediatheken von arte, zdf und Co.

Hallo zusammen,
also ich beziehe meine Informationen hauptsächlich aus dem Internet.
Dazu schau ich als erstens auf Zeit-online.de nach, was denn so los ist. Empfehlenswert sind dort auch die Kommentare, da diese meist Verlinkungen mit Gegeninformationen enthalten.

Nachdem ich die längeren Zeit-Artikel gelesen habe, schwenke ich dann zu bild.de (ja ich weiss, böse) rüber, nur um zu schauen, welche Sau denn bald wieder durchs Dorf getrieben wird. Außerdem freue ich mich immer über die niveauvollen Kommentare unter so manchem Bild-Artikel.

Danach gönne ich mir die Nachdenkseiten.de, wo gewisse Themen kommentiert werden und man findet dort eine Zusammenstellung von Links, nach Themen geortnet, wo sich jeder aussuchen kann, was er lesen möchte (Stichwort: Hinweise des Tages).

Also wenn es tatsächlich darum geht, dass du dir eine eigene Meinung bilden möchtest, da muss ich dich leider enttäuschen, denn da bringt dir das Lesen von einer Zeitung reichlich wenig. Da musst du schon mehre Quellen zu rate ziehen, wenn nicht sogar ausländische.

Lg
Otto

Wöchentlich empfange ich die ZEIT. Je nach Themen kaufe ich mir ab und zu die taz am Kiosk. Das ist so das Repertoire, das ich mir tatsächlich konventionell an Printzeitungen kaufe.
Die lokalen Käseblättchen hier (alles von der WAZ-Holding) kann man eigentlich in die Tonne kloppen…

Ich hätte gerne eine Tageszeitung, hab aber leider keine. Ganz einfach aus dem Grund, weil mir der manipulative Charakter der meisten Zeitungsartikel zuwider ist. Man darf mich nicht falsch verstehen; ich hab kein Problem damit, wenn ein Text die Meinung des Autors wiederspiegelt. Wenn man jedoch auf perfider Weise versucht den Leser zu einem bestimmten Standpunkt hinzubewegen, dann stößt es mir schon übel auf.

Aber wenn du keine liest, woher willst du wissen, dass es bei allen so ist?

@izzy_bizzy

Das war natürlich nicht wörtlich gemeint, sondern sollte einfach meine negative Erfahrung und die daraus resultierende Abneigung zum Ausdrück bringen. :wink: