Ich habe die Doku gerade gesehen und finde sie…schwierig.
Problematisch finde ich hier insbesondere, dass das gewünschte Framing nur zu offensichtlich ist: Zimmermann ist ein mediengeiler alter konservativer weißer Mann, der es sich zur (Lebens-)aufgabe gemacht hat, Frauen durch eine Kultur der Angst in ihrer Unmündigkeit zu halten. Aus der Vielzahl der Sendungen wird dann stets selektiv der gerade passende Ausschnitt gezeigt.
Regina Schilling berichtet über ihre persönliche Angst beim Ansehen der Sendung und verfällt erstaunlich oft in Generalisierungen wie „wir versteckten ein Messer unter dem Kopfkissen, wenn unsere Eltern weg waren.“ Es gibt die Medienwirkungsforschung, durch die man prüfen könnte, ob ihre These der kollektive Angst stimmt. Belege bleibt sie schuldig.
Wie so oft, wenn Zimmermann als gesellschaftlicher Bremser umringt von Videoschnipseln der Frauenbewegung, Ulrike Meinhof oder der Grünen gezeigt wird. Durch bewusste gewählte Kollagen soll stets suggeriert werden, dass Ede schon vor Jahrzehnten aus der Zeit gefallen ist und eigentlich keine Daseinsberechtigung mehr hatte. Da kommt es auch nicht so ganz auf Fakten an, wenn behauptet wird, dass in einem ungeklärten (!) Mord an einem Politiker die Öko-Bewegung aber auf jeden Fall unbeteiligt wird. Woher will sie das wissen, wenn der Mord doch ungeklärt ist?
Die berühmten homophilen Neigungen kommen zu Wort - der Clou wird aber nicht erwähnt: Sie wurden in den alten Beispielfilmen nicht ermordet, weil sie schwul waren, sondern sich im Bahnhofs- und Strichermilieu nach Bekanntschaften umsahen - dort, wo ein sehr schwieriges Klientel unterwegs war.
Nicht zu Wort kommen Polizei und Staatsanwaltschaft, die die Relevanz der Sendung aus ihrer professionellen Sicht hätten bewerten können. Und vergessen wird bis auf 2 oder 3 Bemerkungen, dass es sich bei den Fällen um reale Verbrechen handelte - natürlich muss man auf sie aufmerksam machen, um zu warnen und es Nachahmern möglichst schwer zu machen. Was bleiben soll, ist der Eindruck: Eigentlich ging es Zimmermann stets um sich selbst und seine Lust an der Angst.
Kritik an der Angst - sehr ironisch, wenn die Klimakrise mittlerweile bei den ÖR zuerst der Klimakatastrophe und manches Mal sogar der Klimaapokalyse weichen musste.