Die Kirche in der modernen Gesellschaft

Thema: „In Gottes Namen – wie gnadenlos ist der Konzern Kirche?“

War ja wieder eine hochinteressante Sendung gestern. :smiley:
Hat wirklich viel Spaß gemacht. Vor allem die Aussage von Martin Lohmann (mittlerweile Talk-Standardgast bezüglich dieses Themas), dass die Selbstbestimmung der Frau eine vielschichtige Sache ist. Aha… XD
Hat darauf selbstverständlich großes Gelächter im Publikum geerntet und die katholische Kirche an diesem Abend endgültig lächerlich aussehen lassen.
Ich weiß nicht wie ihr es seht, aber dass zwischen unserer modernen und über die Jahre hinweg weiterentwickelten Gesellschaft und der sehr konservativ eingestellten Kirche ein „leichter“ Kontrast besteht, zeigte sich auch in den Gästen.
Sicherlich hätte es auch Gäste gegeben, die die religiöse Seite wesentlich besser vertreten hätten (will ich gar nicht ausschließen), Martin Lohmann und Prälat Peter Neher konnten meiner Meinung nach ihren Standpunkt aber nicht wirklich gut vermitteln (siehe Publikumsreaktionen). Während Herr Lohmann (wie immer) relativ genau seine Meinung ausgedrückt hat (beispielsweise dass eine vergewaltigte Frau das nun entstandene Kind zum Schutze des „Lebens“ austragen müsse), redete Peter Neher eher um den heißen Brei herum, anstatt sich einen Rückschritt der Kirche und die damit nötige Weiterentwicklung einzugestehen.

Selbst knallharte Fakten, wie entlassene oder nicht akzeptierte Kirchenmitarbeiter (aufgrund von Homosexualität, Angehörigkeit einer anderen Religion, Scheidung etc.) ließen Herrn Lohmann nicht vor der abschließenden Aussage zurückschrecken, Frau Barbara Steffens sollte als Grünen-Politikerin doch „für das Leben sein“. Ein absoluter Hohn.

Aber was denkt ihr über dieses Thema? Ist Kirche noch zeitgemäß? Was haltet ihr davon, dass die Kirche in vielen Einrichtungen das Sagen hat, aber trotzdem bis zu 100 Prozent vom Staat finanziert wird und dafür vergewaltigten Frauen die Pille verweigert und Mitarbeiter mit hanebüchenden Begründungen das Arbeitsverhältnis kündigt, oder verweigert?

Hier gehts zur Sendung:
http://www.ardmediathek.de/das-erste/gu … d=13287506

Da du offenbar über das Thema selbst diskutieren willst (Fragestellungen deinerseits + Forenbereich) und nicht über die Sendung habe ich den Threadtitel angepasst, da eine vermischung von Themen nicht erwünscht ist.
Hier geht es also ab sofort um das Thema Kirche, was auch Thema bei Günter Jauch war, jedoch nicht um die Sendung Günter Jauch an sich (auch wenn das der anlass für dich war, dich damit zu befassen).

Ehrlich gesagt tut mir die katholische Kirche schon fast leid, jedenfalls katapultiert sie sich in der letzten Zeit dermaßen Konsequent ins Abseits, dass man fast meinen könnte, dass dahinter eine religionsfeindliche Kampagne steckt…

Jedenfalls wird die Kirche allzubald vor der Entscheidung stehen, sich entweder den gesellschaftlichen Wandel anzupassen und menschenfreundlichere Ansichten bezüglich bestimmter Themen anzunehmen, oder den Rest ihres schwindenden Einflusses hier in Mitteleuropa zu verlieren. Ich persönlich wäre ja schon zufrieden, wenn die Politik durch konsequentere Säkularisierung der Kirche die Möglichkeit nehmen würde, trotz aller Widrigkeiten hier in Deutschland noch relativ gut etabliert zu sein (das Beenden staatlich Subventionierter verfassungswidriger Diskriminierungen in “kirchlichen” Einrichtungen wäre sicherlich ein guter Anfang).

Religionen sollten endlich wie das behandelt werden was sie sind, Fantasyclubs. Krankenhäuser, Schulen und alle anderen EInrichtungen, die mit Religion nichts am Hut haben, sollten von ihr auch nicht betrieben werden. Die Ausübung der Religion muss ja nichts Privates sein, sollte aber keine Grenzen überschreiten, von Sonderrechten ganz zu schweigen und von staatlichen Subventionen fangen wir am besten gar nicht erst an. Es geht hier doch eigentlich gar nicht nur um die Kirche, sondern um alle Religionen, die eine Sonderbehandlung erhalten die bis hin zu staatlich legitimierter Kindesmisshandlung geht.

Die Kirche in der modernen Gesellschaft

Unsere Moderne Gesellschaft (Deutschland) ist Weltmeister in Abtreibungen, jetzt haben wir schon 20 Mio. Renter, pro Jahr kommen zwischen 1/2mio - 1 mio Einwanderer zu uns um die Einwohnerzahl konstant zu halten (zum Glück)

Die meisten Familien werden innerhalb weniger Generationen aussterben, durch die geringe Geburtenrate der Frau!

Vor allem die Aussage von Martin Lohmann (mittlerweile Talk-Standardgast bezüglich dieses Themas), dass die Selbstbestimmung der Frau eine vielschichtige Sache ist. Aha… XD

Das war bezüglich auf dessen 14 Jährige Tochter bezogen, bei Günter jauch!
Bei Lanz/ Günter Jauch / Hart aber Fair wurden ihm:
-statistiken gewaltsam entrissen (Hart aber Fair)
-moderator hat Ihn gefragt ob er nur einmal Sex hatte mit seiner Frau (hatte Jahrelang vergeblich versuch Vater zu werden) (Hart aber Fair)
-Kein einziger Moderator in den 3 Beispielen war Neutral

  • das Publikum wurde gezielt das Klatschen erlassen bei gewünschten Statements ( in alle 3 Sendungen)
  • Gezieltes Bashing von allen 3 Formaten
  • Kein einzige Sendung hat erwähnt das 97% der Abtreibung rein nichts mit Vergewaltigung zu tun hat in Deutschland!
  • es wurde immer wieder suggeriert und Direkt gesagt das man als Frau das Recht hat sich selbst zu entscheiden ohne zu erwähnen das es noch sehr viele Möglichkeiten gibt als Abtreibung und jetzt kommt das entschiedene: „egal was für ein Grund“ kann man durch so eine Aussage entnehmen! (bei Lanz)

Was haltet ihr davon, dass die Kirche in vielen Einrichtungen das Sagen hat, aber trotzdem bis zu 100 Prozent vom Staat finanziert wird und dafür vergewaltigten Frauen die Pille verweigert und Mitarbeiter mit hanebüchenden Begründungen das Arbeitsverhältnis kündigt, oder verweigert?

Eine Sauerei, aber es ist sehr unwahrscheinlich das bei einer allgemeinen Abtreibung (Pille danach ist in der allgemein Abtreibungsstatistik vorhanden?) durch eine Vergewaltigung zustande kam!

Ich habe Herrn Lohmanns Auftritte im Fernsehen nur ausschnittsweise verfolgt. In diesem Thread soll es aber wohl allgemein um „die Kirche“ gehen. Oder speziell um die Katholische Kirche. Oder generell um Religion. Irgendwie sowas halt.

Vor allem die Aussage von Martin Lohmann (mittlerweile Talk-Standardgast bezüglich dieses Themas), dass die Selbstbestimmung der Frau eine vielschichtige Sache ist. Aha… XD

Sie ist auch eine vielschichtige Sache, gerade bezogen auf das Thema Abtreibung. Wenn eine Frau in Deutschland ein Kind im neunten Schwangerschaftsmonat (ohne wichtigen Grund, der eine krasse Ausnahme rechtfertigt) abtreiben möchte, dann werden der Staat und die sehr weltliche Rechtsprechung ihr was husten - von wegen Selbstbestimmung der Frau. Da braucht es gar keine Katholische Kirche. Und das ist auch gut so!

Sicherlich hätte es auch Gäste gegeben, die die religiöse Seite wesentlich besser vertreten hätten (will ich gar nicht ausschließen), Martin Lohmann und Prälat Peter Neher konnten meiner Meinung nach ihren Standpunkt aber nicht wirklich gut vermitteln (siehe Publikumsreaktionen).

Die hätte es sicherlich gegeben. Das wäre auch besser für die Diskussion gewesen. Aber auch wahrscheinlich schlechter für die Quote. Du weißt genauso gut wie ich, wo allerdings, auch bei der heutigen ARD oder beim ZDF, leider die Prioritäten liegen.

Selbst knallharte Fakten, wie entlassene oder nicht akzeptierte Kirchenmitarbeiter (aufgrund von Homosexualität, Angehörigkeit einer anderen Religion, Scheidung etc.) ließen Herrn Lohmann nicht vor der abschließenden Aussage zurückschrecken, Frau Barbara Steffens sollte als Grünen-Politikerin doch „für das Leben sein“. Ein absoluter Hohn.

Die Kritik an der Katholischen Kirche ist in diesem Fall berechtigt. Zu den Grünen sei noch gesagt, dass es dort auch schon immer christliche Einflüsse gab und auch heute noch gibt. Dass Frau Göring-Eckardt, immerhin (ruhende) Präses der Evangelischen Kirche, von der Basis zur Spitzenkandidatin ihrer Partei gewählt wurde, ist sicherlich kein Zufall.

Die Katholische Kirche verhält sich wie immer. Der schlechte Eindruck entsteht durch die Medien. Es gab vor einiger Zeit eine Reportage, in der gezeigt wurde wie die Caritas Ärzte organisiert, die dann in Berlin durch die Straßen fahren und Obdachlosen eine medizinische Grundversorgung gewährleisten. Das ist die andere Seite der Medaille. Lob und Tadel der Katholischen Kirche sollte man nicht unbedingt alleine von medialer Berichterstattung abhängig machen. Für die Evangelische Kirche oder andere Konfessionen gilt natürlich das Gleiche.

Das sind jetzt nur ein paar Gedanken dazu. Ich bin einmal gespannt, ob die FKTV-Community so erwachsen ist (das schließt mich ein) vernünftig über ein kontroverses Thema zu diskutieren oder ob das hier mal wieder in eine von unnötiger Polemik, Grabenkämpfen und Radikalität verseuchter Thread wird, der im Niveau jedes, ach so vielgescholtenes, TV-Format noch unterbietet. Ob Christ, sei es Katholik oder Protestant; ob Atheist; wir können bestimmt vernünftig und respektvoll miteinander umgehen und zeigen, dass wir es besser können als die TV-Fritzen.

Aber was denkt ihr über dieses Thema? Ist Kirche noch zeitgemäß? Was haltet ihr davon, dass die Kirche in vielen Einrichtungen das Sagen hat, aber trotzdem bis zu 100 Prozent vom Staat finanziert wird und dafür vergewaltigten Frauen die Pille verweigert und Mitarbeiter mit hanebüchenden Begründungen das Arbeitsverhältnis kündigt, oder verweigert?

Die Kirche wird sich der Zeit anpassen müssen, da führt kein Weg daran vorbei.

Zudem finde ich die Finanzierung von Einrichtungen unter kirchlicher Trägerschaft an sich nicht schlimm, problematisch wird dieses halt nur, wenn dann Menschen um ihren Job fürchten müssen sobald diese sich in ihrem Privatleben mal scheiden lassen oder eben Frauen in entsprechenden Krankenhäusern nicht behandelt werden. Da muss dringend an den Stellschrauben gedreht werden, so dass zumindest die Angestellten (und Patienten) in solchen Einrichtungen die gleichen Rechte besitzen wie andere. Gerade weil diese Einrichtungen vom Staat bezahlt werden muss doch der Staat auch ein Auge darauf haben, dass dort niemand diskriminiert werden kann.

Anmerkung: Ich bin ein kritischer, jedoch trotzdem “katholischer Theist”. Sprich mein Beitrag mag genauso befangen sein, wie jeder andere in diesem Thema/Thread.

Was mir zu diesem Thema immer häufiger auffält, ist, dass die “offizielle” Seite der kath. Kirche (hohe Bischöfe, Kardinäle oder der Vatikan) meist äußerst konträr stehen zu dem, was sich unterm Strich in vielen Kirchgemeinden abspielt. Insb. der Vatikan und v.a. der Papst entwickeln sich meiner Meinung nach (und auch dem Gespräch mit vielen Pfarrern nach) mehr und mehr zu einer Parallelgesellschaft. Ich maße mir jetzt an, zu sagen, dass dieser Papst - verglichen mit dem Vorgänger Johannes Paul II - ein ziemlich schlechte Wahl ist, da seine Ideen und Vorstellungen zum Einen sehr unterschiedlich zu denen der meisten Gläubigen und auch der restlichen Gesellschaft sind.
Analog verhält es sich mit seinen “Schergen”.
Herr Lohmann ist da ebenfalls sehr ähnlich zu. Klar, nur weil jemand gegen Abtreibungen ist, muss er kein schlechterer Mensch sein. Ich selber bin der Abtreibung in den meisten Fällen auch eher kritisch gegenüber, doch seine gesamte Art ist eine Lächerlichkeit für die Kirche und eine Beleidigung an alle Gläubigen, die wie ich auch kritisch mit der Kirche umgehen können.

Zum Thema muss man sagen, dass dir Kirche sich auf langer Sicht einfach mehr dem jetzigen “way of life” anpassen muss, da sie sonst ein Monument aus vergangenen Tagen wird. Das Gute daran ist ja, dass wie gesagt sehr viele Gemeinden und Gläubigen ja ebenfalls nicht zufrieden sind mit der momentanen “Leitung” der Kirche und dass trotzdem (oder deshalb?) es auch noch viele kirchliche Einrichtungen gibt, die weder “indoktriniert” wirken, noch unnützlich und überaltert sind. Der soz. Bereich sähe ohne den Einsatz der Kirche stellenweise ganz kahl aus hier in der Republik. Von daher bin ich mir sicher, dass mit dem nächsten Papst (soferne r nciht wie Ratzinger tickt)auch ein Wandel in der kath. Kirche zu sehen und spüren sein wird, der hoffentlich ähnlich stark sein wird, wie das II vatikanische Konzil.

DaS Problem (IMO) ist doch auch das etwas wie die Kirche nicht in der Lage ist sich zu verändern. Schon aus ideologischen Gründen ist sowas eigentlich nicht machbar. Ich seh das immer genauso bei Leute die von sich sagen sie wären “moderate” Gläubige. IMO kann es aber nur “fundamentale” Glaubenrichtungen geben. Wer moderat ist, kann schon kein wirkliches Christ,Muslim ect. sein. Wie kann ich zb eine passage aus dem Buch das GOTT persönlich(der Herrscher des gesamten Univesums ect.) geschrieben hat, einfach ignorieren oder bis zur unkenntlichkeit uminterpretieren? Dann ignoriere ich auch das was Gott sagt(schreibt ect.) und das ist doch irgendwie merkwürdig bzw würde wenn ein richtiget Gott existieren würde gar nicht funktionieren. Und so kann sich auch die Kirche als ganzes nicht Verändern. Darum -> Weg

Gruß

Ich kann es interpretieren, relativieren oder auslassen, indem ich folgendes weiß: Die Bibel ist zu großen Teilen nicht Gottes Wort, sondern Geschichten von Menschen aus deren Leben, ihre Meinung und Interpretationen. Der Gedanke, dass ein höheres Wesen den Füllfederhalter in die Hand nimmt und ein Buch vom Himmel fallen lässt, ist aj auch etwas skurill, nicht?

@Fernsehduff: und wer sagt das jeder Christ davon ausgehen muss das die Bibel eine göttliche Offenbarung darstellt?

Man kann durchaus Christ sein und die Bibel eben nicht als das Fundament für alles nehmen. Wenn man sich halt sagt: Ja, ich glaube daran das Jesus Christus für meine Sünden gestorben ist. Aber ich glaube nicht daran das die Bibel eine Offenbarung ist, sie wurde von Menschen geschrieben und ist daher ein fehlbares Buch. Zur Erlösung erlangen kann man nur durch gelebte Nächstenliebe und durch Gott vertrauen.

Das würde absolut nicht im Widerspruch zum Christentum stehen, vielleicht im Wiederspruch zu den meisten Kirchen, aber niemand ist verpflichtet sich mit diesen zu hundert Prozent zu identifizieren.

Genauso kann man Katholik sein aber bestimmte Praktiken im Katholizismus ablehnen.

Dein Bild von religiösen Menschen in allen Ehren, aber du übersiehst dabei das auch gläubige Menschen durchaus rationale und intelligente Menschen sein können.

Das selbe gilt auch für alle anderen Religionen.

Ein Moslem muss im Prinzip nichts anderes machen als an Allah zu glauben. Und sich zu seinem “Moslem” sein zu bekennen. Wie er dann damit umgeht ist ziemlich seine Sache.

Das es immer wieder welche geben wird die sagen werde: Ja aber du kannst ja nur ein richtiger Christ, Moslem, Jude, Hindu, etc… sein wenn du XY machst. Ist klar. Aber das schöne am Glauben ist, dass sich erst hinterher entscheidet wer recht hatte.

In dem Sinne übergebe ich das Wort an Rowan Atkinson

[video]http://www.youtube.com/watch?v=91DSNL1BEeY[/video]

Wieso ist das nun kein Offtopic?

Weil ich jetzt den Bogen schlage:

Anhand dieser Argumentation kann man durchaus sehen, dass Kirchen und Religionen in der Lage sind mit der Zeit zu gehen. Sie sind in keiner Weise dazu verpflichtet die Formen von vor tausenden von Jahren bei zu behalten.

Was sowieso nicht der Fall ist. Ein heutiger Gottesdienst hat kaum etwas mit einem Gottesdienst von vor 100 Jahren zu tun und einfach gar nichts mit einem Gottesdienst von vor 500 Jahren.

Kirche ist so wie alles andere was Menschen machen einem ständigen Wandel unterzogen.

Ob die Institution an sich in unserer Gesellschaft noch nötig ist, ist eine andere Frage. Ich würde sagen für bestimmte Leute wird es immer nötig sein und für diese wird Glauben und Religion immer ein wichtiger Ankerpunkt im Leben sein.

Lediglich über die Rolle vom Staat im Verhältnis zur Religion sollte man nochmal grundlegend diskutieren. (Stichwort: Kirchensteuer)

Sehr schöne Ausführungen, skafdir.
Das ist ja das Schöne am Glauben (und das tun wir alle, auch bspw. Atheisten glauben, es gäbe kein höheres Wesen), im Endeffekt kann man ihn sich so auslegen wie man will, mit allen Pluspunkten und alles Konsequenzen.

Kirchensteuer sollte man übrigens wirklich reformieren; 10%, die mich eien Zeit lang immer ärmer gemacht haben …

@Messeturm

Dem was du in deinem ersten Beitrag schreibst werden sicher viele deutsche Katholiken zustimmen. Die Frage ist nur, welche Rolle spielen Mitteleuropa und der mitteleuropäische way of life überhaupt innerhalb der katholischen Welt? Der Papst ist der Führer einer Weltkirche mit knapp 1,2 Milliarden Gläubigen. In Deutschland, ohnehin überdurchschnittlich atheistisch geprägt, leben etwa 50 Millionen Christen. Die Hälfte davon sind auch noch Protestanten wie ich. Bleiben noch 25 Millionen deutsche Katholiken. Dem gegenüber stehen etwa 400 Millionen alleine in Lateinamerika. Ich hoffe es ist klar worauf ich hinausmöchte. Der Maßstab ist nicht Deutschland, sondern die Welt. Die Römisch-Katholische Weltkirche wird sich nicht ändern, weil ein paar Millionen teutonische Anhänger versuchen Reformen anzustoßen. Das letzte Mal als sie das versuchten führte dies zu einer Spaltung der Kirche. Oder wie siehst du das?

Nun, auch in Lateinamerika wird sich langsam aber sicher der „Markt“ ändern, das ist nur eine Frage der Zeit. So kommt es mir jedenfalls vor, und ich bin recht häufig in der Ecke :wink:
Man darf auch nciht vergessen, dass zwar recht wenige Katholiken vorhanden sind (offiziell, das darf man nciht unterschlagen) in D., jedoch weiterhin die Kirche im öff. Licht steht und eine Rolle spielt, zudem auch eine Verantwortung gg. ihren Gläubigen hat (haben müsste).
Darüber hinaus kann sie ja nicht ihre „Schergen“ (also Gemeinden und soz. Einrichtungen) verärgern, da muss etwas passieren. Nur wird erst das passieren können, wenn man einen neuen Papst hat. Mir wäre jemand lieb, der Ähnlichkeiten zu Johannes Paul II besitzt, jedoch etwas moderner und weltoffener ist.

Von daher bin ich mir sicher, dass mit dem nächsten Papst (soferne r nciht wie Ratzinger tickt)auch ein Wandel in der kath. Kirche zu sehen und spüren sein wird, der hoffentlich ähnlich stark sein wird, wie das II vatikanische Konzil.

Ich sehe da vor allem die große Frage im Raum stehen, wie lange Ratzinger noch auf dem Papststuhl hocken wird. Entweder bleibt seinem Nachfolger nämlich nichts anderes übrig, als diese Reformen durchzuziehen, oder es gab zwischendrin eine Spaltung und wir haben dann zwei Päpste (wie schon vor einigen Jahrhunderten mal).
Theoretisch könnte es mir egal sein, ich bin nämlich evangelisch (bzw. demnächst überhaupt nichts mehr, wenn ich mal den Weg zum Amt geschafft habe), praktisch hat die katholische Kirche aber zu großen politischen Einfluss.

Das es immer wieder welche geben wird die sagen werde: Ja aber du kannst ja nur ein richtiger Christ, Moslem, Jude, Hindu, etc… sein wenn du XY machst. Ist klar.

No true Scotsman?

Diese Frage der Dauer kann ich dir ohne Zauberei erklären: Bis er gestorben ist und mit dem Vertragspartner da oben sein Debriefing macht.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nciht wirklich sicher sagen kann, wie sehr die Kirche als Institution im pol. Geschehen ihr Händchen hat. Ich bin der Meinung, dass dir Kirche ruhig ihre Meinung ungestraft zu div. pol. Themen abgeben darf und auch diese im Entscheidungsprozess evaluiert wird, genauso wie es jede andere Institution, sei es eine aus der Wirtschaft, den Medien oder soz. Einrichtungen und unterm Strich auch die von Dir und mir.

oder es gab zwischendrin eine Spaltung und wir haben dann zwei Päpste (wie schon vor einigen Jahrhunderten mal).

Ein wirkliches Schisma wird es heutzutage kaum geben, dafür ist die Kirche zu sehr Institution. Gregor XVII., Michael I. und Pius XII. waren die Gegenpäpste die alle während er Amtszeit von Johannes Paul II. im Amt waren. (Zumindest laut dieser Internetseite http://www.benedikt-xvi.de/glossar/gegenpapst.html )
Clemente Domínguez y Gómez – Wikipedia

Die moderne ist eine Zeit in der es praktisch nur das Schisma geben kann, weil es einfach enorm viele religiöse Strömungen gibt. Die Frage wäre nur, kann irgendeine alternative eine Breitenwirkung entwickeln die ausreichend ist?
Da glaube ich nicht wirklich dran. Die katholische Kirche kann im „schlimmsten“ Fall einfach nur in der Bedeutungslosigkeit versinken. Zumindest was Deutschland und Mitteleuropa angeht.

Wieviele „Päpste“ es derzeit gibt… keine Ahnung. Weiß vermutlich niemand.

No true Scotsman?

Ja das trifft genau das System in der auch religiöse Personen immer wieder attribuiert werden. Besonders gerne wenn man bemerkt das irgendjemand sich nicht so toll verhält wie man es gerne hätte. (Selbstmordattentäter, Kinderschänder, und sowas alles halt)

„Man kann durchaus Christ sein und die Bibel eben nicht als das Fundament für alles nehmen. Wenn man sich halt sagt: Ja, ich glaube daran das Jesus Christus für meine Sünden gestorben ist. Aber ich glaube nicht daran das die Bibel eine Offenbarung ist, sie wurde von Menschen geschrieben und ist daher ein fehlbares Buch. Zur Erlösung erlangen kann man nur durch gelebte Nächstenliebe und durch Gott vertrauen.“

Ja klar können gläubige Intelligent sein(hab nie das Gegenteil behauptet). Aber tut mir leid, im Christentum ist es z.b. so das wenn du nicht an Kateschismus(ka wie das geschrieben wird) hältst, bzw ihn nicht anerkennst, bist du offiziell eigentlich eher weniger Christ. Klar legt man sich seinen glauben zurecht, aber woher nimmt man dann die Maßstäbe die man daran anlegt? Bestimmt nicht aus einem religiösen glauben. Man sollte konsequent sein, wenn man an eine Sache aus dem glauben glaubt, dann muss man schon das ganze Packet annehmen, sonst hat man andere Maßstäbe und kann es gleich sein lassen. Und zur Bibel: Dort sollen worte Gottes drin stehen, und gegen Gott würde sich ja niemand erheben. Du kannst nicht sagen: „Ja 1-2 der 10 Gebote finde ich gut, aber die anderen Sachen die drin stehen mag ich nicht, darum was anderes“. Das ist eben nicht ganz aufrichtig. :slight_smile:

Gruß

"Im Christentum ist es z.b. so das wenn du nicht an Kateschismus(ka wie das geschrieben wird) hältst, bzw ihn nicht anerkennst, bist du offiziell eigentlich eher weniger Christ.

Ersetze „Christentum“ und „Christ“ durch „Katholizismus“ und „Katholik“, dann stimmt’s :wink:
Wobei selbst katholische Pfarrer in jüngerer Zeit eher weltoffen sind und den Katechismus nicht 1:1 annehmen

Ich muss immer wieder schmunzeln, wenn Atheisten religiösen Menschen vorschreiben, wie sie sich ihrer Religion entsprechend zu verhalten haben.

Die Kirche (ich selbst bin römisch-katholisch) muss den Spagat zwischen der Erfüllung neuer gesellschaftlicher Anforderungen und gleichzeitig dem Beibehalten eines gewissen Grades an Authentizität schaffen. Würde die Kirche jedem x-beliebigen Trend hinterher springen, würde sie neben dem Image- noch ein Glaubhaftigkeitsproblem bekommen. Um das zu schaffen braucht es nicht den Vatikan, dessen verkrustete Strukturen in den nächsten Jahren sowieso nicht aufbrechen werden, sondern die Kirchen vor Ort. Sie müssen mit den Menschen in einen Dialog treten und ihnen zeigen, dass sie bereit sind neue und unkonventionelle Wege, beispielsweise Jugendgottesdienste, zu gehen, vielleicht dem Vatikan mal einfach dreißt den Mittelfinger zeigen um den Leuten das Gefühl zu geben wirklich ernstgenommen zu werden. Was nutzt es den Gemeinden in Deutschland, wenn der Vatikan beispielsweise seine Einstellung zur Verhütung ändern würde? Es gibt ja heutzutage noch unzählige Gläubige, die trauen sich nur kaum dazu das wirklich zuzugeben, da man dann ja oft genug als dumm oder naiv oder unselbstständig bezeichnet wird, was ich, ehrlich gesagt, als eine ziemliche Frech- und Unverschämtheit empfinde. Auch, wenn ich selbst nicht an einen Gott glaube, so ist, solange die Wissenschaft die Nicht-Existenz Gottes nicht beweisen kann, ersteinmal gar nichts so klar, wie es für viele zu sein scheint. Wenn die Kirche es schafft diese Menschen anzusprechen, dann sehe ich noch eine Zukunft.

Die religiösen Wohlfahrtsverbände sind da noch einmal eine ganz andere Baustelle. Ich kann mir nicht “Wir helfen allen Menschen!” als Leitbild an die Wand heften und gleichzeitig nur Menschen einstellen, die ganz bestimmten Kriterien entsprechen. Hier muss nachgebessert werden, genau wie bei der Bezahlung der Mitarbeiter.