Deutschland - ein christliches Land?

Es hat sicher jeder von der Äuserung, der CDU-Politikerin Aygül Özkan, gehört, in deutschen Schulen sollten keine Kruzifixe hängen.
Wer nicht davon gehört hat kann die Zusammenfassung natürlich auf dem Internetportal der deutschen Boulevardzeitung BILD nachlesen.
VORSICHT BILD!

Bevor jetzt jemand kommt mit einer Aussage wie: Ich lese keine BILD. Wie kannst du nur so einen Link als Informationsquelle hier rein stellen, möchte ich erklären warum ich gerade diese Quelle gewählt habe.

Was mir nämlich aufgefallen ist, ist wie in den meisten Kommentaren argumentiert wurde.

  • Deutschland ist ein christliches Land
  • wir sollten unsere christlichen Werte vertreten
    -soll die alte doch zurück in die Türkei gehen wenn ihr unsere Religion nicht gefällt

Anscheinend kennt der Großteil, der deutschen Bevölkerung noch nicht einmal ansatzweise unser Grundgesetz.

Somit verstehe ich nicht wie jemand behaupten kann, dass wir ein christliches Land sind.

Zur Diskussion, ob Kruzifixe in Schulen hängen sollten, bin ich der Meinung, dass Kruzifixe nichts in staatlichen Schulen zu suchen haben, da sie die Kinder beeinflussen können, und soweit ich weis dürfen Kinder in der Schule nicht in ihrem Glauben beeinflusst werden.
Ich meine hiermit Kruzifixe die in Klassenzimmern hängen, welche religiösen Symbole ein Mensch bei sich trägt darf nicht kontrolliert werden.

Es ist zu unterscheiden zwischen den Begriff christliches Land und einem Land mit christlich geprägter Kultur.
Auf Deutschland trifft mehr das zweite zu.
Die meisten haben schlichtweg Angst das Vertrauten zu verlieren.

Bin in der Sache mit den Kruzifixen genau deiner Meinung, die haben in Schulen wirklich nichts verloren.
Außerdem finde ich auch das Angebot an Religionsunterricht in Deutschland problematisch. (vom Ablauf, bzw. Lehrplan des Reli unterrichts will ich garnicht anfangen) Bei uns auf der Schule wird z.B. nur katholischer und evangelischer Religionsunterricht angeboten. Nicht mal Ethik oder etwas in der Richtung. :roll:

Ich finde auch die sollten verboten werden, in Schulen und Öffentlichen Einrichtungen. Selbst als Christ ist es nicht besonders schön, Jesus am Kreuz zu leiden sehen. Das Kreuz an sich sollte man als Christ auch hinterfragen. Immerhin hatten die ersten Christen kein Kreuz das Sie angebetet haben. Die Ursprünge sind wohl eher im Heidentum zu suchen.

Zudem kommt noch der Widerspruch, mit der selben Begründung Kopftücher zu verbieten, mit der auch Kruzifixe verboten werden könnten. Außerdem ist Deutschland ja nicht wirklich Christlichen Ursprungs, sondern eher Keltischen Ursprungs. Warum hängen wir dann nicht ein paar von denen in die Schule ?

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/c … tagram.svg

http://www.swastika-info.com/images/app … fibula.jpg

An einer nicht von vornherein einer bestimmten Konfession zugewandten Schule haben religiöse Symbole nichts zu suchen, egal ob die Mehrheit der Schüler/Lehrer christlich, muslimisch oder Zeugen Jehovas sind. Aber wenn eine Schule z.B. katholisch (und dann Sankt-Max-Mustermann-Schule heißt) ist, dann sollen sich Moslems oder evangelische nicht darüber beschweren, wenn sie keinen “eigenen” Religionsunterricht haben. In nicht religiös ausgerichteten Schulen ist Religionsunterricht auch nicht passend, dann sollte man eher Moral, Ethik oder allgemeine “Religion” als Fach geben, in der Religionsübergreifend oder ganz objektiv zu dem Thema gelehrt wird.

Und ob Deutschland ein christliches Land ist? Wie Volkov schon sagt, christlich geprägt, ja.

Aber, (nein, ich lass es, oder soll das wieder ein Thread über Religion und deren (Un)Sinn werden? :ugly )

Und, Algerier, das Kreuz steht ja nicht nur für Jesus’ Leiden daran… Der waagerechte Balken symbolisiert die zwischenmenschlichen Beziehungen, der senkrechte die Beziehung Gott<->Mensch.

Anscheinend kennt der Großteil, der deutschen Bevölkerung noch nicht einmal ansatzweise unser Grundgesetz.

Ja das Gefühl habe ich auch. Besonders wenn Leute einen einzigen Art. zitieren, ohne dabei die wirklich mal im GG gelesen zu haben. Dann würde denen nämlich auffallen, dass das so nicht stimmt was sie da schreiben! :roll:

@ nihilist: Nein, das Kreuz bedeutet das, was es ist: Ein Instrument zur Folter

Aber um was zum Topic beizutragen: Finde ich richtig. Also Kreuze abzunehmen. Wir leben in einer christlich geprägten Kultur, haben aber Religionsfreiheit. Und zum Thema REli und der Schule: Gab es bei euch den kein WErte und Normen oder Ehthik als Ersatz? Ich dachte das MUSS angeboten werden (es sei denn, ihr seit auf einer katholischen oder evangelischen Schule)

@Nihilist Ich bezog mich eher auf die Jesus Abbildungen am Kreuz. Bei vielen ist es ja mit einem einfachen Kreuz nicht getan. Welsche Symbolik die Kirche sich nachträglich ausgedacht hat, um dieses Ursprünglich heidnische Symbol zu verchristlichen ist ja nicht weiter wichtig.

(Das ist nur das, was ich im Religionsunterricht dazu gelernt habe :ugly )
Im Grunde sind alle Symbole bescheuert, wenn sie nicht eindeutig irgendwas einfach stilisiert darstellen. Swastika gibts seit Tausenden von Jahren auf allen Kontinenten außer in Australien, dann kommt ein kleiner Mann mit ner rechteckigen Rotzbremse und schon darf man dieses eigentlich schöne Zeichen nicht mehr sehen. Das Kreuz wird als Folter- und Todesinstrument gebraucht, kaum stirbt “der Messias” daran, hat man es als Zeichen für Liebe zu interpretieren.
Ein Totenschädel hingegen ist und bleibt ein Totenschädel. Da kann man wenig interpretieren um das positiv zu sehen.

Wenn Kopftücher an Schulen erlaubt sind, sollen es auch Kreuze sein und umgekehrt. Zu beachten dass meine Schule die erste in Rheinland-Pfalz ist, die Islamischen Religionsunterricht als reguläres Fach anbietet.
Trotzdem ist Deutschland ein christlich geprägtes Land, und wenn Frau Özkan das kritisiert…keiner zwingt sie, in diesem Land zu leben, wo solch “schlimme Zustände” herrschen.

@Sanchez
Kopftücher an Schulen sind in den meisten deutschen Bundesländern zumindest für Lehrkräfte doch schon längst verboten… Ein Verbot von Kreuzen wäre, wenn ich deine Worte richtig verstehe, daher doch nur konsequent. :roll:

Ich bin auch der Meinung, dass religiöse Symbole nichts in staatlichen Einrichtungen verloren haben. Daher begrüße ich nicht nur die Verbannung von Kreuzen aus Klassenräumen, sondern auch das bestehende Kopftuchverbot für Lehrkräfte. Christliche Prägung hin oder her - in Deutschland gilt nun mal Religionsfreiheit. Und zu Religionsfreiheit gehört, dass der Staat seinen Bürgern die freie Wahl lässt, ob sie überhaupt einem Glauben nachgehen wollen und, falls ja, welcher Glauben es dann sein soll. Kreuze in Klassenzimmern aufzuhängen untergräbt diese Religionsfreiheit indirekt, da man dadurch quasi permanent Werbung für den christlichen Glauben macht. Genauso verhält es sich mit dem Religionsunterricht in Deutschland, der nun wirklich Käse ist: Es wird praktisch nur stumpf eine Bibelpassage nach der nächsten auseinandergenommen. Über die anderen Religionen der Welt erfährt man praktisch nichts. Das ist schlicht prochristiliche Propaganda. Viel besser wäre da ein religionsübergreifender Unterricht, der sich stärker damit beschäftigt, was es für verschiedene Religionen auf der Welt gibt, der Einblick gibt in die Prinzipien anderer Religionen und auch die Analyse von Passagen aus Tora, Koran und anderen fremden religiösen Schriften beinhaltet. An so so einem Religionsunterricht könnten wirklich alle Schüler, egal welcher Religion oder Herkunft, bedenkenlos teilnehmen. Das würde dann auch islamischen Religionsunterricht, der zur Zeit vielfach diskutiert wird, überflüssig machen.

Versmoldsoldier: Also in meinem Religionsunterricht war es gang und gebe, alle größeren Religionen durchzusprechen - Islam, Juedentum, Buddhismus, Hinduismus…und dann auch allgemein auf Formen; Polytheismus, Monotheismus, Pantheismus, Egotheismus usw. (der letzte ist mein Favorit). In der 12 und 13 ging es dann stark auf den christlichen Glauben ein - weil man da auch in alles vertiefend eingeht und dann die Möglichkeit hat zu sagen: Ich möchte katholische / evangelische Religion machen oder eben Werte und Normen. Und so leid es mir tut, aber zumindest an meiner Schule gab es wirklich wenige, denen man zumindest ausländischen Migrationshintergrund ansah und dementsprechend auf andere Religionskreise schließen konnte; die meisten waren Atheisten oder Gewohnheitschristen (für den Unterricht schließ ich mich da nicht aus - unsere Lehrerin war zu cool). Und wenn wir ehrlich sind, dann sind es nur sehr wenige andere Leute, die (eben auch aus Gewohnheit und familiärer Prägung) zu anderen Religion als dem Christentum, von dem sie meist übers Elternhaus kommen, konvertieren - das macht man meistens eher ab dem Erwachsenenalter. Für Religionsunterricht für andere Religionen hat es demnach zahlenmäßig nicht gereicht - und da ist meine Schule vermutlich nicht die einzige, an der das so war.

Ja, in der Oberstufe ist kath. Religion stark von der kath. Kirche beeinflusst - aber es ist ein eigenständiger Entschluss, diesen wahrzunehmen, ebenso wie man auch vor die Wahl gestellt wird, Werte und Normen zu wählen. Aber in der Pflichtschulzeit war es bei mir so, dass die großen Religionen durchgeboxt wurden, weil sie nunmal auf dem Lehrplan standen.
Und ich denke, ein übergreifender Religionsunterricht, wie du ihn beschreibst, würde vermutlich nicht funktionieren - viele wären dann dennoch Teil einer Religion und das ganze würde total ausufern in immer wieder die gleichen Diskussionen über religiöse Grundsätze - und man muss dann immer auch den Standpunkt sehen. Wenn man im kath. Religionsunterricht an die Tora rangeht, haben alle einen christlichen Standpunkt (was ja nichts schlechtes sein muss, aber ich meine nur, dass alle von den selben Sachen ausgehen). Das wäre da viel zu kunterbunt gemischt und man müsste sich ellenlang über Definitionsfragen kümmern. Kurzum - ich glaube nicht, dass das praktikabel wäre.

wie gesagt, es ist geplant, flächendeckend islamischen Unterricht für die Moslems einzuführen, die wollen. Daneben gibt es den Ethikunterricht für all die Atheisten, Agnostiker usw.
Und das mit dem Kreuz ist eine andere Sache als mit dem Kopftuch: Das Kopftuch ist nur bei Lehrern verboten, was auch völlig richtig ist, denn es stellt ein Zeichen für die Unterdrückung der Frau dar und das ist kein Vorbild für Schüler, was eine Lehrerin ja sein sollte. Schließlich kommt auch kein Lehrer in der Mönchskutte oder mit rotem Punkt auf der Stirn und Turban in die Schule. Wenn die Schülerinnen jetzt mit diesem religiösen Symbol rum laufen wollen, wo sie, genau wie das Kreuz an der Wand, von jedem gesehen werden, sollte das entweder beides erlaubt oder dann wirklich alle religiösen Symbole aus der Schule verbannt werden.

@Sartorius meintest du damit mich in dem demokratie thread?^^

Ich kenne mich im GG schon einigermaßen gut aus, aber da ging es darum, wenn Grundrechte verschiedener Menschen kollidieren und wie man da zu reagieren hat(und da ist mir auf anhieb kein anderer eingefallen und auf Art1.1 wollt ich nicht zurückgreifen, der muss schon für alles mögliche herhalten, das Nazis (oder wer auch immer, in diesem Fall abder halt die) grade diese unantastbare Würde anderer antasten wollen (bzw dies versuchen) sollte jedem ein Dorn im Auge sein).

Zu diesem Thema:

Ich finde die Laizistischen Regelungen wie sie in Frankreich sind sehr gut, Religion ist dort quasi (Ausnahmen wie der Elsass lass ich jetzt mal hinten rüber fallen) Privatsache und strikt vom Staat getrent. Religionsbekundungen in der Öffentlichkeit (Schulen usw.) sind dort quasi nicht existent.

Ich wunder mich bei dem Fall eigentlich nur, wie sehr sich die Medien wieder nur auf einen Aspekt stürzen. Das einzige was dabei immer rüberkommt ist: eine “Türkin” ist gegen christliche Symbole.
Und schon haben alle Angst. Dabei ist sie doch genauso gegen das Kopftuch an Schulen, eben überhaupt gegen religiöse Symbole.
Ich würde das sehr begrüßen, genauso wie die Abschaffung einer Pflicht an einem Religionsunterricht teilzunehmen.

@Sartorius meintest du damit mich in dem demokratie thread?^^

Nein dich nicht. Entschuldigung wenn es so rübergekommen ist! Ich meinte den Threadersteller, der vollmundig damit seine Argumentation beleuchtet!

Ich finde die Laizistischen Regelungen wie sie in Frankreich sind sehr gut, Religion ist dort quasi (Ausnahmen wie der Elsass lass ich jetzt mal hinten rüber fallen) Privatsache und strikt vom Staat getrent. Religionsbekundungen in der Öffentlichkeit (Schulen usw.) sind dort quasi nicht existent.

Das liegt aber an der Geschichte Frankreichs, die sehr viel früher die Trennung von Staat und Kirche vornahm, als Deutschland. Finde ich persönlich auch zu begrüßen, aber das französische Modell ist halt historisch gewachsen.

Wenn die Schülerinnen jetzt mit diesem religiösen Symbol rum laufen wollen, wo sie, genau wie das Kreuz an der Wand, von jedem gesehen werden, sollte das entweder beides erlaubt oder dann wirklich alle religiösen Symbole aus der Schule verbannt werden.

Ich erklär dir mal den Unterschied Sanchez. Ich hoffe ich schaffe es so, dass auch du es verstehst.
Kreuz an Wand ist gleich Kreuz an staatlichen Gebäude (sofern Schule staatlich)
Kopftuch auf Schülerin ist gleich religiöses Symbol auf einem freien Individuum, dass weder an dieser Einrichtung arbeitet noch zum Inventar gehört.
Es gibt schließlich auch genug Schüler, die ein Kreuz um den Hals trage, dies wäre natürlich wie das Kopftuch auch den Schülern weiterhin erlaubt. Das du solche Argumente wie dein obiges hervorkramst, zeigt nur wieder einmal, dass du eigentlich Kopftücher verbieten willst, aber Kreuze behalten.
Wenn du der Meinung bist Katholizism WOW Islam Mau, dann hab auch das Rückrat dies zuzgeben als hier um den heißen Brei rumzureden, falls du es nicht findest empfehle ich dir eine Karriere als Politiker.

Ich persönlich bin für eine vollständige Trennung von Staat und Kirche und bin auch der Meinung, dass jeder Religionsunterricht in Form eines eigenen Faches an staatlichen Schulen nichts zu suchen hat, genau wie Kreuze an Wänden in Klassenzimmern. Es gibt schließlich Ehtik da werden alle Weltreligionen behandelt.

Das liegt aber an der Geschichte Frankreichs, die sehr viel früher die Trennung von Staat und Kirche vornahm, als Deutschland. Finde ich persönlich auch zu begrüßen, aber das französische Modell ist halt historisch gewachsen.

Eigtl wircklich traurig, das Frankreich da so viel weiter ist als wir. Bei uns hat der Prozess ja quasi erst in den letzten Jahren begonnen hat und bestimmt noch so einige Zeit ins Land streichen wird…
Besonders hart finde ich, dass die die sowas fordern dafür auch noch kritisiert werden. Die Linke in NRW hat die Einführung von Ethik-Unterricht und die Abschaffung von Religionsunterricht in ihrem Wahlprogramm stehen und werden unter anderem deswegen als nicht Regierungstauglich diskredidiert.

ja Ampler, ich bin Katholik. Und ich bin der Meinung das Religionsunterricht und auch Kreuze sehr wohl in Schulen existieren dürfen. Deutschland ist ein christlich geprägtes Land. Was soll daran überhaupt so schlimm sein, stell dir vor, du würdest in die Türkei auswandern und dann dich darüber beschweren, dass es islamischen Religionsunterricht, Minnarette und Muezzin gibt. Wäre das deiner Meinung nach angebracht? Jedes Land hat seinen eigenen kulturellen Hintergrund und in Deutschland ist das ein christlicher. Und ich habe nichts dagegen dass moslemische Schülerinnen mit Kopftüchern rumlaufen. Das Kopftuch ist wie das Kreuz ein religiöses Symbol und entweder werden konsquenterweise alle religiösen Symbole erlaubt (wofür ich bin), oder alle verboten. Ich befürworte ebenso islamischen Religionsunterricht.

Besonders hart finde ich, dass die die sowas fordern dafür auch noch kritisiert werden. Die Linke in NRW hat die Einführung von Ethik-Unterricht und die Abschaffung von Religionsunterricht in ihrem Wahlprogramm stehen und werden unter anderem deswegen als nicht Regierungstauglich diskredidiert.

War ja klar dass irgendwann wieder einer auftaucht der behauptet die linken machen alles besser und wie kann man es nur wagen nicht für sie zu sein.

ja Ampler, ich bin Katholik.
Oh, das erklärt einiges. Was haben sie Dir angetan? Willst Du Dich uns anvertrauen? :ugly