Der Unrechtsstaat DDR

[QUOTE=Scheol;379592]Wenn jetzt in der DDR zum Beispiel Banken reguliert worden wären (fiktiv freies Bankenwesen), soll man
dass dann heute negieren, alleine wegen der Tatsache, dass dies in der DDR auch so war?[/QUOTE]

Nein natürlich nicht. Aber man muss nicht darauf kommen das deswegen “Nicht alles schlecht war”.

Foto-Uschi schafft es doch tatsächlich, in einer langen Reihe unfähiger und selbstdarstellerischer Verteidigungsminister noch einen Spitzenplatz zu erobern. Die geht mir mit ihrer Selbstverliebtheit so dermaßen auf die Ketten!

Liebe Genossinnen und Genossen,

heute, am 03.10.2014 beherrscht Fernsehen und Presse die “Abrechnung” mit der
DDR. Da ist es mehr als geboten, einen Blick auf die Situation in Westdeutschland
zu werfen.
2006 drehte Herman G. Abmayr für den WDR einen Film über die politische Justiz in der BRD
nach 1945. Im BR wurde dieser Film übrigens am 24.05. 2014 gezeigt, fast auf den Tag genau 65 Jahre nach
der Gründung der Bundesrepublik Deutschland.
Vor allem die Verfolgung von Kommunistinnen und Kommunisten in der Zeit des
Kalten Krieges ist Thema dieses Films.
Dieser Teil der westdeutschen Zeitgeschichte ist mir auch aus persönlichen Gründen wichtig.
Vielleicht wissen es nicht alle in der Partei, aber ich habe von Januar 1974 bis zum 13. August 1981 als
Lehrerin Berufsverbot gehabt. Berufsverbote sind zwar kein Thema in diesem Film,
sie gehören aber ebenfalls zur Geschichte der Kommunistenverfolgung und -diskriminierung in der BRD.
Sie folgten auf die Hochphase des Kalten Krieges, als die Studentenbewegung der 1968er Jahre ein gewisses
Umdenken möglich machten. “Mehr Demokratie wagen”, war das Motto Willy Brandts. Und gerade Willy Brandt
war es, der mit für die Berufsverbote verantwortlich war. Es war wohl doch zu viel Demokratie, die gewagt wurde.
[SPOILER]

//youtu.be/e5kl7aG2YB0

In dieser Doku wird klar wie die BRD mit ihren politischen Gegnern umgegangen ist. Tausende Andersdenkende wurden zu mehrjährigen Zuchthausstrafen verurteilt nur weil sie Mitglied in der FDJ oder KPD waren. Die faschistischen Unrechtsurteile wurden von Richtern und Staatsanwälten verhängt die schon in Nazideutschland Karriäre gemacht haben. In dieser Doku kommt leider zu kurz das die Verfolgung und Überwachung von Andersdenkenden auch nach der Gründung der DKP im Jahr 1968 weiterging. Ab diesem Zeitpunkt wurden dann Berufsverbote statt Haftstrafen ausgesprochen, da die DKP unter strengen Auflagen jetzt ja legal war.
[/SPOILER]
Dieser Film ist ein Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Solidarische Grüße

Bezüglich des Berufsverbots war der Radikalenerlass die rechtliche Grundlage. Durchaus ein interessantes Stück Geschichte, in dem man auch sieht, dass auch ein demokratischer Rechtstaat seine Probleme mit Systemkritikern oft relativ undemokratisch und unrechtsstaatlich versucht zu beheben.

naja es war ja auch nicht alles schlecht, genausowenig wie um 1940 rum, entscheidend ist halt was man damit aussagen will
wenn man damit die verbrechen relativieren will ist das für mich ähnlich wie die argumentation: jaaa sooo viele Juden sind ja damals gar nicht gestorben,

das hat sie vom Karl Theodor gelernt :wink:

[QUOTE=axeone11;379659]naja es war ja auch nicht alles schlecht, genausowenig wie um 1940 rum, entscheidend ist halt was man damit aussagen will[/QUOTE]

Wenn man nur diesen Satz sagt, so ist es relativierend. Genau so wie wenn man einfach nur sagt, die DDR wäre kein Unrechtsstaat gewesen. Natürlich ist die Bezeichnung zu pauschal und undifferenziert, aber wenn man nur sagt, sie sei es nicht gewesen ohne es näher zu erläutern, ist das einfach nur eine Relativierung der ganzen Verbrechen.

[QUOTE=menag;379698]aber wenn man nur sagt, sie sei es nicht gewesen ohne es näher zu erläutern, ist das einfach nur eine Relativierung der ganzen Verbrechen.[/QUOTE]

Deswegen sucht man sich auch Personal, welches eine Aussage auch begründen kann.
Und man kann auch anderen durchaus zutrauen, dass sie ihre Meinungen begründen können.

Dass die DDR scheiße war, braucht man ja auch nicht immer gesondert hervorheben.
Es ist einfach nervig, jedes Mal ein sechsseitigen Dislclaimer für einen fünfzeiligen Kerninhalt verfassen zu müssen,
nur weil das Internet dazu neigt, einem alles vorzuwerfen, was man nie sagen wollte oder gesagt hat.

Das mit der DDR und Unrechtsstaat ist wirklich eine verzwickte Sache. Dieser unsägliche Fleischhauer hatte gerade erst zu dem Thema geschrieben. In der Regel kann man sagen, dass das Gegenteil von dem, was Fleischhauer schreibt, richtig ist, aber ich bin gespalten. Auf der einen Seite sind da die schweren politischen Verbrechen. Auf der anderen Seite aber ein Staat und sein Volk, das es satt hat immer wieder als Unrechtsstaat beschimpfen zu lassen und nur darauf reduziert zu werden.
Und dann ist da die Frage des Vergleichs. Wenn man sich unsere Freunde, die USA, anschaut, dann stellt sich da auch die Frage des Unrechtsstaats in der Vergangenheit.

“Es war ja nicht alles schlecht!” ist wohl kaum ein Zeichen für Lebensqualität. Sollen die Leute, die der DDR hinterhertrauern, die Mauer halt wieder aufbauen.

Es war nicht alles schlecht und keiner/kaum einer will die Mauer wieder. Zu glauben, dass die armen Ossis vom Westen befreit wurden, ist aber genauso falsch.

Stimmt. Denn “Hoffnung” kommt von “Hoff”.

[QUOTE=hans_wurst;379751]Es war nicht alles schlecht[/QUOTE]
In Nordkorea ist auch nicht alles schlecht. Das ist für mich kein Argument. Wenn jemand gerne in einem Land lebt, dann nimmt er das Risiko bei der Flucht abgeknallt zu werden wie ein Tier, oder bei einer Demonstration niedergeknüppelt zu werden, wohl eher nicht in Kauf.

[QUOTE=hans_wurst;379751]Zu glauben, dass die armen Ossis vom Westen befreit wurden, ist aber genauso falsch.[/QUOTE]
Aha. Dann hat man die Montagsdemos wohl in’s Leben gerufen, weil man montags nichts besseres zu tun hatte?

Ich weiß nicht, wie es in Nordkorea ist, weißt du es? Wenn es aber so ist, wie beschrieben, war es im Osten natürlich deutlich besser. Millionen haben im Osten gerne gelebt. Ich habe das alles nicht allzu lange miterleben können, aber für mich ergeben sich extreme Diskrepanzen in dem, was gesagt wird und wie es in meiner Umgebung empfunden wurde.
Dass die politische Verfolgung nicht schönzureden ist, hatte ich mehrfach erwähnt. Aber im Leben ist nicht alles Politik. Und so wie heute der Großteil der Menschen nicht politisiert ist, war es damals auch. Die Probleme, die wir heute haben gab es damals zu großen Teilen nicht, das darfst du nicht vergessen.

[QUOTE=hans_wurst;379755]Ich weiß nicht, wie es in Nordkorea ist, weißt du es? Wenn es aber so ist, wie beschrieben, war es im Osten natürlich deutlich besser. [/QUOTE]
Was weiß ich denn wie das Leben in Nordkorea ist? Darauf wollte ich ja auch gar nicht hinaus. Wenn du nur lange genug suchst, wirst du immer etwas finden, was “nicht so schlecht” oder “vielleicht sogar ganz okay” ist. Das Gesamtbild ist aber das, was zählt und darum ging es. Dieses verklärte “Die bösen Medien reden alles schlimmer als es war”-Bild ist nichts weiter als ein Schlag in’s Gesicht all derer, die ihr Leben für eine Verbesserung der Zustände riskiert oder sogar verloren haben.

[QUOTE=hans_wurst;379755]Dass die politische Verfolgung nicht schönzureden ist, hatte ich mehrfach erwähnt. Aber im Leben ist nicht alles Politik.[/QUOTE]
Falsch. Alles im Leben ist Politik. Denn Politik gestaltet den Rahmen, in dem wir uns bewegen können. Auch, wenn sich jemand nicht für Politik interessiert, wird er doch tagtäglich davon beeinflusst. Natürlich konnte man auch in der DDR ein angenehmes Leben führen, man durfte eben nur nicht in aller Öffentlichkeit die Wahrheit sagen.

[QUOTE=hans_wurst;379755]Die Probleme, die wir heute haben gab es damals zu großen Teilen nicht, das darfst du nicht vergessen.[/QUOTE]
Du kommst nach reiflicher Überlegung also zu dem Schluss, dass die Nachteile, die die Menschen im Osten durch die Wiedervereinigung und aktuelle politische Entwicklungen haben, gravierender sind als die neuen Chancen, die sich ihnen dadurch geboten haben?

[QUOTE=Caeshijque;379758]Was weiß ich denn wie das Leben in Nordkorea ist?[/QUOTE]

Man erfährt übrigens immer mehr darüber, weil ein paar Journalisten die Eier haben Informationen rein und wieder herauszuschmuggeln. Und das was man sieht, ist absolut nicht gut.

[QUOTE=hans_wurst;379755]Die Probleme, die wir heute haben gab es damals zu großen Teilen nicht, das darfst du nicht vergessen.[/QUOTE]

Geschichtsklitterung…

[QUOTE=hans_wurst;379755]Die Probleme, die wir heute haben gab es damals zu großen Teilen nicht, das darfst du nicht vergessen.[/QUOTE]

Du hast recht. Unter Hitler hat sich sicherlich niemand gefragt, ob man seine Nacktbilder in der iCloud speichern soll. Ach war früher doch alles so viel besser!

moment mal,

In der Regel kann man sagen, dass das Gegenteil von dem, was Fleischhauer schreibt, richtig ist

das war bis jetzt das beste was Hans hier von sich gegeben hat, schade dass es hier nicht gewürdigt wurde

ansonsten gilt natürlich wie immer

Zitat von hans_wurst

Es war nicht alles schlecht

keep it true!

Hallo Godwin…

tja, Caeshijque, dann hast du aber irgendwie eine falsche Einstellung zu Geschichte. Wenn du keine Ahnung von etwas hast, kannst du es nicht verurteilen. Und hier geht es natürlich nicht darum lange zu suchen um etwas zu finden. Mit “Es war nicht alles schlecht” ist es war vieles gut und sogar einiges besser gemeint. Und wenn man die Gesamtsituation betrachtet, war der Lenbensstandard in der DDR natürlich niedriger im Osten, aber wahrscheinlich deutlich realistischer, wenn man einen Standard weltweit aufbauen möchte. Und trotz des Standards waren Millionen Menschen glücklich und zufrieden. Nun zu sagen, alles war Scheiße und deren Lebensleistung abzuwerten ist genauso ein Schlag in deren Gesicht. Deswegen sollte man mit dem schwarz-weiß bei dem Thema aufhören.
Aha, welche Wahrheit sollte man in der Öffentlichkeit nicht sagen? “Ich möchte gerne eine Banane essen!”? Du willst mir doch nicht erzählen, dass jeder Ossi gerne sagen wollte, dass er seine Regierung Scheiße findet, aber es nicht konnte.
Nein, zu dem Schluss komme ich nicht. Ich komme zu dem Schluss, dass wir heute gravierende Probleme haben, die es damals nicht gab. Und ich rede nicht von Nacktbildern in der iCloud. Nicht mehr und nicht weniger. Weiter komme ich zu dem Schluss, dass wir uns politisch bedenklich in Richtung Überwachungsstaat entwickeln und in Anbetracht der derzeitigen Mehrheitsverhältnisse keine Opposition mehr haben.

[QUOTE=hans_wurst;379774] Und trotz des Standards waren Millionen Menschen glücklich und zufrieden.[/QUOTE]

Was für einen riesen Bullshit du schreibst. Das ist ja fast schon peinlich wie du dein Unwissen über die DDR offenbarst.

[QUOTE=hans_wurst;379774]Ich komme zu dem Schluss, dass wir heute gravierende Probleme haben, die es damals nicht gab. […] Weiter komme ich zu dem Schluss, dass wir uns politisch bedenklich in Richtung Überwachungsstaat entwickeln und in Anbetracht der derzeitigen Mehrheitsverhältnisse keine Opposition mehr haben.[/QUOTE]

Was das angeht war die DDR moderner. Sie war bereits ein Überwachungsstaat ohne Opposition.