Diskussion über den Blog-Artikel: Der Kompromiss, der keiner ist
Dagmar Engesser versteht die Welt nicht mehr. Gestern Abend wurde “ihr” Fall in der RTL-Fake-Sendung “Christopher Posch - Ich kämpfe für Ihr Recht” gezeigt - aber mit der Realität hat das, was da als Erfolg verkauft wurde, wenig zu tun. Wieder einmal hat Herr Posch sich im Fernsehen als Retter in der Not aufgespielt, dabei hat er überhaupt nichts erreicht.
Ganz konkret geht es um Folgendes: Im baden-württembergischen Rottweil-Neufra stinkt es gelegentlich ziemlich gewaltig, denn einer der Nachbarn verbrennt in seinem Kamin offenbar nicht nur Holz und harmlose Stoffe, sondern auch Autoreifen und anderes stinkendes Zeugs. Die Polizei rückte zig Mal an, hat aber inzwischen keine Lust mehr, sich darum zu kümmern. Poschs Redaktion erfuhr von dem Fall und kreuzte im Oktober 2011 in dem kleinen Ort samt Kamerateam auf. Er schaffte es sogar, die zerstrittenen Nachbarn gemeinsam vor die Kamera zu bekommen - mehr aber auch nicht. Höhepunkt ist ein Handshake von Frau Engesser mit dem Nachbarn, begleitet von dem heroischen Kommentar: “Was Engessers und den Nachbarn jahrelang nicht gelungen ist, hat Posch geschafft: Er hat die Parteien wieder zusammengebracht.” In der Sendung endet der Fall damit, dass der Nachbar es künftig unterlässt, das halbe Dorf zu verpesten. Alle haben sich also dank Posch wieder lieb? Von wegen: Wie Dagmar Engesser im Telefonat mit Fernsehkritik-TV bestätigt, hat sich überhaupt nichts verbessert. “Es stinkt hier nach wie vor, die verbrennen weiter ihr ganzes Zeugs.” Engesser ist insbesondere von Posch persönlich enttäuscht, denn schon damals hatte sie ihm gesagt, dass sie nicht glaube, dass die Nachbarn sich an die Abmachung halten werden. Posch zitiert sie mit den Worten: “Frau Engesser, ich komme im April noch einmal vorbei und werde mir die Situation ansehen. Und dann esse ich bei Ihnen mal eine richtige schöne Schwarzwälder Bratwurst.” Tja, von wegen: Posch hat sich nie wieder blicken lassen. Auch das Versprechen an die Engessers, rechtzeitig Bescheid zu geben, wenn die Sendung ausgestrahlt wird, wurde nicht eingehalten: Das Ehepaar erfuhr gestern eher zufällig, dass sie am Abend im Fernsehen sein werden. Dagmar Engesser hatte sich in den vergangenen Monaten noch mehrmals an die Posch-Redaktion gewandt, um die aktuelle Lage zu erklären - doch sie wurde kurz angebunden abgefertigt. “Man sagte mir nur, man habe das zur Kenntnis genommen und werde sich melden”, so Engesser. Niemand meldete sich.
Man muss sich das also so vorstellen: Das Posch-Team dreht im Oktober 2011 im Ort und inszeniert einen angeblichen Kompromiss. Fast ein Jahr später wird die Sendung ausgestrahlt - und die Tatsache, dass sich in Wahrheit gar nichts verbessert hat, wird schlicht unterschlagen. Mehr noch: Die Kontaktaufnahme-Versuche seitens Dagmar Engesser werden schlicht ignoriert. Posch stellt sich als Held dar - aber wenn die notwendigen Bilder im Kasten sind, interessiert er sich für den Fall nicht mehr. Zudem wurde Dagmar Engesser in den vorher gezeigten reißerischen Teasern zur Sendung wie eine Hexe dargestellt. Die Zuschauer sahen von ihr nur das kurz eingespielte Zitat “Scheiß Nachbarn”. In der Sendung selbst klang das plötzlich anders, als Engesser zu ihrem Gegenüber sagt: “Sie haben uns mehrmals als scheiß Nachbarn bezeichnet.”
Echtes Leben. Echte Fakes. Echt Posch!