Echt schwere Frage. Ich bin ja auch nur „Beobachter“.
Ein Punkt ist denke ich, dieses „Protest-Wahl“-Phänomen. Gibt zwar viele die das bezweifeln, aber die Wählerwanderung spricht eine deutliche Sprache:
Das sind jetzt „nur“ 110.000 Stimmen, laut der Erhebung, aber dieser Trend hat ja schon lange vorher begonnen. Viele haben die LINKE als „gegen die da oben“ wahrgenommen, aber scheinen jetzt den Eindruck zu haben, das sie Teil von „die da oben“ sind und wählen lieber AfD um „die da oben“ zu ärgern. Das es nachweisbar solche Wähler gibt, zeigt folgende Doku sehr gut:
Das sagt z.B. ein Mann etwa, dass er die AfD wählt um die Regierung „wachzurütteln“.(bei 21:22 ca.) Das ich das nicht sinnvoll finde, sollte ja durch meine Wahlpräferenz bereits deutlich sein.
Ein anderes Problem hängt direkt damit zusammen mMn. Zwar haben Dietmar Bartsch und Janine Wissler deutlich gemacht, dass sie im Wahlkampf nicht viel übers Gendern und Themen dieser Art gesprochen haben und es auch kaum Wahlplakate in dieser Richtung gab, aber ich denke, dass viele Menschen das dennoch so wahrnehmen und Linke als „abgehoben“ empfinden. Das tue ich ja z.T. auch. Es gibt Menschen in der Linken die so drauf sind. Aber ich unterscheide ganz konkret zwischen Lifestyle-Linken auf Twitter und den Alt-Linken, denen es um soziale Gerechtigkeit geht und nicht ums Gendern. Aber ich denke, viele Menschen nehmen die Linke so war, dass sie aus Spinnern bestehen, die ihnen vorschreiben wollen, wie sie zu Reden und zu Denken haben und das kommt nicht gut an.
Die Personaldebatte spielt wohl auch eine Rolle. Habe oft in Kommentaren auf Youtube und Co. sowas gelesen wie „Wenn Sahra Wagenknecht Spitzenkandidatin wäre, würde ich die LINKE wählen.“ Ich denke, man hat sich mit Hennig-Wellsow keinen Gefallen getan. Und auch nicht damit, dass man innerhalb der Partei signalisiert hat: Die LINKE ist eine Partei die auf der Seite von Hennig-Wellsow und Wissler steht, aber nicht auf der Seite von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine.
Und was ich mir wünsche? Gute Frage. Im Grunde das sie generell weitermachen, im Bundestag Opposition machen, Anträge stellen, Kritik an der unsozialen Politik von CDU, FDP, AfD und Co. üben.
Am liebsten wäre mir, wenn die Wellsow zururücktreten würde und sich die Partei wieder mehr auf die Wagenknecht-Lafontaine-Richtung ausrichtet. Aber besonders realistisch ist das wohl nicht.
Deutschland ist kein Land in der soziale Gerechtigkeit eine Mehrheit findet. Das hat die Wahl mehr als deutlich gemacht. Eine LINKE macht nur Sinn, wenn es auch Menschen gibt, denen soziale Gerechtigkeit wichtiger ist, als Wirtschaftsinteressen. Aber das sehe ich leider nicht…