Nimmt man die Heilige Schrift nicht wörtlich, was ist sie dann noch wert?
Bei der Frage dreht man sich wirklich ewig im Kreis. Und deine Argumentation ist insofern nicht schlüssig, als dass man sehr wohl von Monotheisten im allgemeinen sprechen kann, da jeder Monotheist aufgrund der Moralitäten einer Goffigur an einer Reihe Dinge festhält.
Halt, so einfach ist das nicht. Man kann vielleicht vom heutigen „Monotheisten-Mainstream“ allgemein sprechen, aber nicht für bestimmte Strömungen und historische Varianten, da diese manchmal nicht monotheistisch „rein“ waren. Von jüdischen Varianten weiß man, dass sie neben Gott früher auch eine „Sophia“ (Weisheit) angebetet haben, die dann nach und nach ausgemerzt wurde.
Dann ist da noch die Frage, wie Gott wahrgenommen wird - als Deus in/außer Welt oder als innewohnendes „Weltprinzip“. Solche Anhänger gelten nach weiter Definition nicht mehr als Monotheisten.
Gut, der Mainstream ist aber eben streng monotheitisch, aber auch die können kaum die Bibel wörtlich auslegen. Es existieren so viele Fälschungen, Varianten und Randnotizen, das es unmöglich ist zu sagen, welche nun stimmig und wörtlich ist und welche nicht.
Im Mainstream heißt’s, dass Johannes Jesus’ Lieblingsjünger war. Liest man das Thomasevangelium steht da plötzlich Maria. In der Einheitsübersetzung ist der Erlöser ein Gottessohn, in einigen Apokryphen ein stinknormaler Mensch, der es ablehnt, als Gottessohn bezeichnet zu werden.
Natürlich, widersprüchliche Quellen stehen deshalb auf dem katholischen Index. Kirchenchristen haben ihren Kanon, aber selbst die sind nicht frei von Widersprüchen. Beispielsweise steht im Levitikus, das man zur Ehre Gottes Tiere opfern soll. Liest man mal weiter, beschwert sich der Herr plötzlich darüber.
Als Christ wär’ ich lieber vorsichtig mit dem, was ich glauben soll…