Brauchen wir den Mindestlohn?

@Caeshijque: Das ist wirklich…bemerkenswert und clever zugleich. xD

Aber ernsthaft: Wie sieht eine passeble Lösung aus, bei der keiner benachteiligt ist? Denn wenn man in bestimmten Regionen für die selbe Arbeit erheblich mehr Geld bekäme, man gleichzeitig aber immer noch in Deutschland ist, stelle ich mir das ganz schön mies vor. Dann wollen alle Angestellten aus den “billigen” Regionen doch in die “teuren”, weil die dort mehr bekommen würden. Und da ja die Preise für Lebensmittel und Benzin fast überall gleich sind (Wie auch izzy_bizzy erwähnte.), macht sich das dann doch schon im Haben-Bereich des Kontos bemerkbar.

Mindestlohn heißt ja auch nicht, dass die Betriebe (Ob groß oder klein.) erheblich drüber liegen müssen. Es bedeutet ja schlicht “mindestens”. Darunter ist ein gedecktes Leben in Deutschland nicht möglich. Und da schließe ich mal kulturelle und gesellschaftliche Aktivitäten mit ein, was ich eher schon als selbstverständlich erachte. Um es mal so zu formulieren: Wer mit seiner Frau und seinen Kindern in’s Kino gehen will und dort das ganze Programm bestellen möchte (Karte für jeden, Essen und Trinken, usw. etc.) und arbeiten geht, sollte nicht erst auf seinen Kontostand schauen müssen, ob das diesen Monat drin zu sein hat. Dann sollte man das einfach machen dürfen.

Wer mit seiner Frau und seinen Kindern in’s Kino gehen will und dort das ganze Programm bestellen möchte (Karte für jeden, Essen und Trinken, usw. etc.) und arbeiten geht, sollte nicht erst auf seinen Kontostand schauen müssen, ob das diesen Monat drin zu sein hat. Dann sollte man das einfach machen dürfen.

Eben.

Und da ja die Preise für Lebensmittel und Benzin fast überall gleich sind (Wie auch izzy_bizzy erwähnte.), macht sich das dann doch schon im Haben-Bereich des Kontos bemerkbar.

Die größte Ausgabe dürfte für die meisten die Miete sein. Und wenn dann einmal eine Wohnung mit Nebenkosten 300€ kostet und dann eine vergleichbare oder sogar etwas kleinere Wohnung 900€, dann macht das schon einiges auf dem Kontostand aus. Dafür können die Eltern dann häufig ins Kino gehen.

Ein Kinobesuch, so wie von dir beschrieben kostet aber leicht schon mal 40-50€. Das werden sich nicht nur Geringverdiener gut überlegen.

Ein Argument für einen Mindestlohn sollte auch noch sein, dass man so Altersarmut vorbeugen kann, weil so auch ausreichend in die Rentenkasse eingezahlt wird.
Bleiben wir bei den niedrigen Löhnen, die bisher ausgezahlt werden, so wird man sich in ein paar Jahrzehnten über die steigende Altersarmut wundern.

Wobei ja Frau von der Leyen heute ein neues Konzept zur Altersarmut vorgelegt hat.

Ich habe das so verstanden, dass wir dann als Rentner ( und ehem. Geringverdiener) aufstocken können auf bis zu 850 Euro wenn wir auch privat für die Rente vorsorgen.
Da musste ich leicht schmunzeln. Denn wenn ich wenig verdiene kann ich i.d.R. nichts mehr als Rücklage nehmen. Aber gut, sie ist der Profi, sie wird wissen was sie tut :wink:

http://www.welt.de/politik/deutschland/ … laene.html

Genau wie bei ihren zahlreichen anderen Gesetzesvorlagen, wie das Zensursula-Gesetz mit dem Stoppschild, das nie umgesetzt wurde. Reiner Wahlkampf.
Auch hier wird wieder an den Symptomen rumgemacht. Geringverdiener, die jahrzehntelang (!) einzahlen, sollte es am besten gar nicht geben.

Dann wollen alle Angestellten aus den „billigen“ Regionen doch in die „teuren“, weil die dort mehr bekommen würden.

Du weißt aber schon, dass auch jetzt schon in Deutschland unterschiedliche Löhne gezahlt werden und dass dies auch nach der Einführung eines pauschalen oder gestaffelten Mindestlohns so bleiben wird? Und trotzdem gibt es regional agierende (Klein)Unternehmen.

@alle (außer denen, die die Thematik differenziert betrachten)

Auch jetzt bestehen bereits regionale und branchenspezifische „Mindestlöhne“. Diese sind nur nicht staatlich festgelegt. Wenn sie gesetzlich festgelegt werden, muss man aber auch auf die unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen und Leistungskraft der Branchen und Regionen achten. Und wenn hier manche Leute hundertmal behaupten Pommern sei wirtschaftlich betrachtet das Gleiche wie München, ist dies beim hundertsten Mal immer noch Quatsch. Und warum es Quatsch ist habe ich nun oft genug dargelegt.

Brandenburg ist nunmal wirtschaftlich schwächer als Bayern. Mecklenburg-Vorpommern ist wirtschaftlich schwächer als Brandenburg. Pommern ist wirtschaftlich schwächer als Mecklenburg. Und meine Heimat ist die ärmste Region Pommerns. Jetzt zu behaupten es gebe zwischen Pommern und München keinen Unterschied, der sich auch in der Höhe des Mindestlohnes wiederfinden muss, ist schlicht realitätsfremd. Wir können nun auch eine Liste erstellen, auf der alle Preise und Lebensunterhaltskosten zwischen Pommern und München verglichen werden. Das ist allerdings affig. Glaubt mir endlich, dass in Pommern ein anderer Lebensstandard als in München herrscht. Viele Urlauber kommen ja gerade deswegen hierher, weil’s so billig ist. Aber das bestreitet ihr jetzt wahrscheinlich auch. Es geht dabei jetzt auch nicht darum, dass ich, wie es schon gefordert wurde, genau aufliste, für welche Region nun genau welcher Mindestlohn gelten sollte. Wichtig ist mir, dass dieser von mir beschriebene Fakt nicht mehr vehement abgestritten wird!

Großunternehmen sollen von mir aus auch 15€ zahlen. Die Branchen, die besonders profitabel sind, auch. Aber glaubt mir doch endlich einmal, dass es für eine Frisörin mit drei Angestellten in der pommerschen Provinz problematisch wird, wenn sie statt 6€ von heute auf morgen plötzlich 8-10€ Stundenlohn zahlen muss! Dabei geht es ersteinmal auch nicht darum wie es sein sollte, sondern darum wie es ist. Sie kann auch nicht einfach so mehr Kundschaft anlocken. Die Nachfrage ist durch die Einwohnerzahl begrenzt. Das mag in zehn Jahren anders sein. Entscheidend sind aber die Gegenwart und die Realität. „Es sollte…; Es müsste…; Es könnte…; Es dürfte…“. Der Konjunktiv hat in dieser Diskussion nichts verloren. Der definiert nur, worauf wir in Zukunft hinarbeiten müssen. Soviel auch zu den von Librarian befürchteten „Stammtisch-Diskutierern“, bei dem ich sofort anmerkte, dass er da wahrscheinlich an die falschen Leute denke.

Jetzt kann man natürlich sagen, dass dies eine ganz spezielle Gruppe von AG ist, welche unter einem undifferenzierten, einheitlichen Mindestlohn finanzielle Probleme bekäme. Ich hatte ja ein ganz konkretes Beispiel genannt von einer Kleinunternehmerin, der ein gesetzlich aufgezwungener Mindestlohn von 8-10€ das Genick brechen würde. Diese wurde dann als „Sklaventreiberin“ beschimpft. An dieser Stelle verweise ich gerne auf den letzten Satz des vorangegangenen Absatzes.

Einige sagten auch ganz offen, diese Kleinunternehmer hätten halt Pech und müssen eben eingehen. Eine Aussage, die ich übrigens nach wie vor für zynisch und asozial halte. Aber hat diese Gruppe kein Recht darauf fair behandelt zu werden? Hier in Pommern stehen nicht allzu viele Fabriken und Werke. Genau die Gruppe, die ich beschreibe, sorgt für einen nicht zu verachtenden Teil der Arbeitsplätze in der Region.

Die Politik ist nicht der liebe Gott. Nur weil Politiker vorschreiben, dass alle Regionen Deutschlands gleich wirtschaftlich rentabel zu sein haben und alle Branchen ausnahmslos gleich profitabel und alle Unternehmen (ob Milliardenkonzern oder Selbstständiger mit drei Angestellten) gleich effizient – denn das wären wesentliche Voraussetzungen für einen flächendeckenden und branchenübergreifenden Mindestlohn – ist dies in der Realität noch lange nicht so.

Der Wirklichkeit kann man sich stellen und je nach Region und Branche 1-2€ im Mindestlohn variieren, oder man argumentiert rein ideologisch und tut so als gebe es diese ganzen aufgezeigten Problematiken nicht.

Denn wenn man in bestimmten Regionen für die selbe Arbeit erheblich mehr Geld bekäme, man gleichzeitig aber immer noch in Deutschland ist, stelle ich mir das ganz schön mies vor.

In Deutschland bestehen nach wie vor Lohnunterschiede zwischen Ost und West. Selbst 20 Jahre nach der Wiedervereinigung wird den ostdeutschen Arbeitnehmern nocht nicht so viel gezahlt wie den westdeutschen. Und das obwohl sie denselben Job machen. Dabei ist außerdem noch außer acht gelassen, dass die durchschnittliche Arbeitszeit im Osten auch noch Höher als im Westen ist.
Und die Lebenshatungskosten? Zumindest was Sachsen und Thüringen angeht sind die durchaus auf Westniveau.
http://www.rp-online.de/wirtschaft/unte … -1.2322895
http://www.rp-online.de/wirtschaft/unte … -1.2205059

Falls wirklich in den nächsten Jahren ein Mindestlohn kommen würde, würde mich es auch nicht wundern wenn dieser wieder nach West und Ost gestaffelt wird.

Wir hatten hier mal so nen niedlichen Tante Emma Laden, da hat man immer ne Scheibe Wurst bekommen, wenn man als Kind mit einkaufen war. Irgendwann in den 2000er Jahren dann, wurden hier ein Aldi, ein Penny Markt, ein Edeka und ein Schlecker aus dem Boden gestampft. Der Tante Emma Laden hat natürlich zugemacht.

Das CentrO in Oberhausen, die Thier-Galerie in Dortmund, der Limbecker Platz in Essen, der Ruhrpark in Bochum, und und und. Die Innenstädte der angrenzenden kleineren Städte sind heutzutage doch wie leergefegt, weil ein Super-Mega-Einkaufszentrum nach dem anderen aufmacht.

Der Große frisst den Kleinen, auch (oder vor allem) in der Wirtschaft, so ist das nun einmal. Das muss man nicht gut finden, aber es lässt sich nun einmal nicht ändern. Und wenn ein kleiner Dorffriseur gegen die billige Konkurrenz aus dem Ausland nicht bestehen kann, dann muss sich dieser entweder neue Konzepte ausdenken, Mitarbeiter entlassen, in die Insolvenz gehen oder den Laden schließen. Die Menschen im Dorf können sich ja trotzdem die Haare schneiden lassen. Gäbe es keine Konkurrenz, gäbe es ja auch kein Problem mit höheren Preisen.

Und Danzig, ich weiß gar nicht, warum du meine Einwände zu einer regionalen Staffelung immer und immer wieder ignorierst. Eine solche Staffelung mag vielleicht bei euch funktionieren, wo ich eine Stadt verlasse und erst nach knapp 200 KM wieder nennenswerte Zivilisation vorfinde, aber in einem Bundesland wie NRW geht das eben nicht. Hier habe ich auf 100 KM doch bis zu vier, vollkommen unterschiedliche, Regionen. Das beachtest du ebenso wenig wie die Frage nach den Pendlern, die aus ärmeren Regionen kommen. Und was ist mit Firmen, die grenznah zu einer ärmeren Region sind? Was hindert diese Firmen daran 2-3-4-5 KM weiter nach Norden oder Süden zu ziehen und die Leute dann nach dem billigeren Tarif zu bezahlen? Sicherlich würde so niemand den Job verlieren, aber einer Stadt würden so zumindest die Steuern der Firma fehlen. :wink:

Gleiche Arbeit = Gleiches Gehalt. Da ist es vollkommen egal ob ich jetzt in einer Friseurkette in München oder in einer Friseurstube in Pommern arbeite. Und wenn ich mit dem Geld dann nicht auskomme, dann muss ich eben mehr arbeiten oder mir einen anderen Job suchen. Ich kann ja auch nicht mehr Lohn verlangen, nur weil ich jetzt unbedingt ein neues Auto haben möchte.

Eine solche Staffelung mag vielleicht bei euch funktionieren, wo ich eine Stadt verlasse und erst nach knapp 200 KM wieder nennenswerte Zivilisation vorfinde, aber in einem Bundesland wie NRW geht das eben nicht. Hier habe ich auf 100 KM doch bis zu vier, vollkommen unterschiedliche, Regionen.

Mit regionaler Staffelung soll ja auch nicht jede Gemeinde bzw jedes Tal unterschiedlich gestaffelt werden. So eine „Region“ sollte schon eine gewissen Größenordnung aufweisen. Und wenn du sagst auf 100 km (und bitte es heißt km und nicht KM) 4 Regionen kommen, dann sind diese Regionen zu klein um extra gestaffelt zu werden. (da wie du selber sagst das Pendeln dort sehr leicht möglich ist). Das sieht aber in Brandenburg/Meckpomm anders aus. Dort sind die „Regionen“ viel größer und die Leute dort können nicht so einfach aus dieser Region pendeln um zur Arbeit zu kommen. In solchen großen Regionen kann ein niedrigerer Mindestlohn vorteilhaft sein.

Zu den grenznahen Firmen. Das ist aber kein neues Problem. So kann z.B. jede Gemeinde ihre Gewerbesteuer selbst festsetzen. Daher ist Deutschland aus Firmensicht eh schon mit vielen Grenzen durchzogen. Schließlich verlangen Städte idR höher Steuern als ländliche Gemeinden. Es ist also heute schon so, dass Firmen wegziehen um Geld zu sparen.

Sicherlich würde so niemand den Job verlieren, aber einer Stadt würden so zumindest die Steuern der Firma fehlen.

Ja aber dafür bekäme eine andere Stadt diese Steuereinnahmen. Wer will nun entscheiden was besser ist?

Es gilt der Standort der Firma und das sie umziehen kann gehört zur freien Wirtschaft. Kann man nichts gegen machen.

Und ich bin nicht der Meinung Gleiche Arbeit=Gleiches Gehalt, da die Lebenshaltungskosten in München höher sind als auf dem Land. Sowas ist die Vorstellungen von Linken die keine Ahnung haben.

Mit regionaler Staffelung soll ja auch nicht jede Gemeinde bzw jedes Tal unterschiedlich gestaffelt werden. So eine „Region“ sollte schon eine gewissen Größenordnung aufweisen. Und wenn du sagst auf 100 km (und bitte es heißt km und nicht KM) 4 Regionen kommen, dann sind diese Regionen zu klein um extra gestaffelt zu werden. (da wie du selber sagst das Pendeln dort sehr leicht möglich ist). Das sieht aber in Brandenburg/Meckpomm anders aus. Dort sind die „Regionen“ viel größer und die Leute dort können nicht so einfach aus dieser Region pendeln um zur Arbeit zu kommen. In solchen großen Regionen kann ein niedrigerer Mindestlohn vorteilhaft sein.

Bitte, ganz Mecklenburg Vorpommern hat 1,6 Millionen Einwohner. Während JEDE (!) dieser Regionen zwischen 3 und 5 Millionen Einwohner hat. Da von „zu klein“ zu sprechen, ist doch schon sehr anmaßend. Ich habe auch nichts davon gesagt, dass das Pendeln hier einfach ist. (Überfüllte Züge, volle Autobahnen, etc. pp. (Quäle dich mal jeden Morgen von Duisburg die A3 runter nach Köln …)) Es ist schlicht und einfach notwendig, da jede Region eben auch ihre bestimmten Eigenarten hat, was die Jobmöglichkeiten (z.B. Agrarwirtschaft im Münsterland) betrifft.

Zu den grenznahen Firmen. Das ist aber kein neues Problem. So kann z.B. jede Gemeinde ihre Gewerbesteuer selbst festsetzen. Daher ist Deutschland aus Firmensicht eh schon mit vielen Grenzen durchzogen. Schließlich verlangen Städte idR höher Steuern als ländliche Gemeinden. Es ist also heute schon so, dass Firmen wegziehen um Geld zu sparen.

Ich muss die Firmen aber nicht auch noch aktiv vertreiben.

Ja aber dafür bekäme eine andere Stadt diese Steuereinnahmen. Wer will nun entscheiden was besser ist?

Das ist durchaus relevant. Kommunen im Vest Recklinghausen oder im Kreis Unna grenzen an das wirtschaftlich starke Münsterland und einige schuldenfreie Gemeinden. Hier muss jede Einnahmequelle, die irgendwie verfügbar ist, gehalten werden.

@ Firebird94:

Aha, das ist also deine Rechtfertigung? Dann ist Arbeit zu einem Hungerlohn in China also doch ok. Die Lebenshaltungskosten sind da ja auch niedriger als hier. Ja, überspitzt, aber du weißt was ich sagen will. Wenn ich mir dann die teure Wohnung nicht mehr leisten kann, ziehe ich halt in eine kleinere, oder suche mir einen Job, in dem ich das verdiene, was ich brauche.

Nur, weil der Euro auf dem Land vielleicht „mehr wert“ ist, als in der Stadt, gilt das noch lange nicht als Freifahrtsschein dafür, dass ich auf dem Land weniger verdienen sollte. Und was ist mit den Pendlern, die im Münchener Umland wohnen und in München arbeiten? Knifflig, knifflig …

Deine Schlussfolgerungen sind richtig. Knifflig ist daran gar nichts, da der Ort der Firma relevant ist.
Aber du scheinst mir zu den linken Idelogisten zu gehören, die nicht wahrhaben wollen das es Unterschiede gibt.
Es ist halt so das sich die Kaufkraft unterscheidet, also muss auch der Lohn anders sein.
Also muss es heißen Gleiche Lebenshaltungskosten und Job= Gleiches Gehalt.

Hier gehts es aber nicht um die Anzahl der Einwohner sondern um die geographische Größe. Und gerade weil meckpomm nur so wenig Einwohner hat und dazu noch eine schwache Wirtschaftsleistung kann ein niedriger Mindestlohn vorteilhaft sein.

Und auch Gewerbesteuern werden verändert und so auch Firmen “aktiv” vertrieben.

Regional unterschiedliche Mindestlöhne würden denke ich spätestens am Bundesverfassungsgericht scheitern wegen der fehlenden Gleichbehandlung.

Haben wir jetzt schon in einigen Branchen und es stört sie nicht. Daran wird sich logischerweise auch nichts ändern.
Da gleiche Mindestlöhne aufgrund der Lebenshaltungskosten auch gegen die Gleichbehandlung verstoßen.
Sofern alle ungefähr das gleiche haben hat man Gleichbehandlung und das geht nur durch Unterschiedliche Löhne.

@ Firebird94

Keine Unterschiede? Da bin ich anderer Ansicht. Ich bin sehr wohl darauf eingegangen, dass es regionale Unterschiede gibt und das sogar sehr zahlreich.

Wenn ich jetzt in den Supermarkt gehe und dort acht Stunden lange schaffe, dann ist das i.d.R. egal ob das nun in München, Dortmund oder Pommern geschieht, die Arbeit ist DE FACTO die Gleiche. Ich mache in München NICHTS anderes als anderswo. Davon mal abgesehen, dass es nicht nur Pommern und München, als Extrembeispiele, gibt, sondern auch noch unzählige Regionen, die sich dazwischen befinden. Wenn hier beispielsweise davon gesprochen wird, dass die Lebenshaltungskosten in einigen neuen Bundesländern schon an die in den alten ranreichen, die Gehälter aber weiterhin niedriger sind, MUSS hier dringend nachgebessert werden.

Natürlich ist ein deutschlandweiter Mindestlohn nicht fair, allen Arbeitnehmern (und vielleicht auch nicht allen Arbeitgebern) gegenüber, aber er sorgt zumindest dafür, dass die Menschen nicht mehr auf Aufstockungen angewiesen sind, um sich das Notwendigste leisten zu können. Alles, was darüber hinausgeht, ist “Luxus”. Genauso unfair ist aber auch ein regionaler Mindestlohn. In Regionen wie Pommern, aus denen man anscheinend nicht herauskommt, kann das funktionieren, aber eben nicht hier. Nehmen wir an, dass die Firma in einer etwas “ärmeren” Regionen, beispielsweise dem Ruhrgebiet ist. Der eine Arbeitnehmer kommt aus dem Münsterland hereingependelt und der andere wohnt in Gelsenkirchen. Hier kann genau die Situation entstehen, die auch bei einem deutschlandweiten Mindestlohn entstehen kann. Eben, dass man zwar gleich bezahlt wird, aber sich nicht gleich viel leisten kann. Das sind aber dann Unterschiede, die nun einmal da sind. Genauso wie ich auf dem Land akzeptieren muss, dass die Infrastruktur nur selten an die irgendwelcher großen Städte heranreicht, oder wie ich in der Stadt den stärkeren Verkehrslärm ertragen muss, muss ich dann eben damit leben, dass ich mir als Friseurin in München nicht all das leisten kann, was sich eine Friseurin in Pommern leisten kann.

Ein Mindestlohn ist für mich nicht dafür da, damit sich alle Menschen ein schönes Leben machen können. Ein Mindestlohn soll vielmehr unabhängig vom Staat machen und im Idealfall noch dafür sorgen, dass man sich ein wenig zur Seite legen kann. Mein Vater arbeitet im Übrigen auf dem Pütt und ich im sozialen Bereich. Nur für den Fall, dass jemand meint, ich wüsste nicht, wie es ist mit wenig Geld umgehen zu müssen oder nicht jedes Jahr in den Urlaub fahren zu können.

@ mediawikinger:

Für mich ist nicht nur die reine Größe einer Region entscheident, sondern auch die Einwohnerzahl. Deswegen ist eine regionale Staffelung ja so kompliziert. Weil eine Region eben nicht immer eine Region ist, wenn du verstehst, was ich meine. :mrgreen:

Da hier oft das Ruhrgebiet angesprochen wird, muss ich festhalten, dass (beispielsweise) die Stadt Duisburg viele ihrer Jobs auf eigene (!) Leiharbeitsfirmen (octeo, die damals SRD (?) waren) ausgelagert hat und die Stadtwerke sehr gerne darauf zurückgreifen. Am liebsten noch, wenn sie Zuschüsse vom Arbeitsamt bekommen. Und dann werden am Stück millionen von Euro im Innenhafen in den Sand gesetzt. Eine grandiose Fehlentwicklung, weil jede Stadt davon ausgeht, etwas bling bling in ihrer Stadt haben zu müssen.

Man kriegt einen Mindestlohn nicht fair hin also muss man drauf verzichten. Sonst wird es unfair.

@Caeshijque

Du gehst immer davon aus, dass die Kleinunternehmer ihren Angestellten hier keinen hohen Mindestlohn (ML) zahlen wollen. Es ist aber so, dass sie es einfach nicht können, weil sich ein zu hoher ML an falschen Maßstäben orientiert. Warum z. Bsp. in meiner Region 8-10€ zu viel sind, habe ich oft genug erläutert (und sogar ein ganz konkretes Beispiel aus der Realität gebracht). Du gibt’s selbst zu, dass ein gestaffelter ML für Mecklenburg-Vorpommern funktioniert. Für das Ruhrgebiet siehst du das kritischer. Dann soll man es dort halt lassen. Ich wüsste nicht, was dagegen spricht. Wie es im Detail festgelegt wird (also die dann irgendwann mal verbindliche Höhe), entscheiden ohnehin Politik, AG und Gewerkschaften (oder wer sich noch berufen fühlt, seinen Senf dazuzugeben).

Man kann den ML natürlich auch in einer Höhe festlegen, dass er in ganz Deutschland gezahlt werden kann. Dann werden es aber keine 8-10€. Oder man legt ihn in einer Höhe fest von der man genau weiß, dass er nicht überall gezahlt werden kann. Die Folgen davon brauche ich dir wohl nicht aufzeigen. Oder, und das ist die dritte Möglichkeit, man staffelt ihn. „Alles Gute ist nie beisammen“ heißt es. Diese drei Möglichkeiten gibt es aber nur.