Dann wollen alle Angestellten aus den „billigen“ Regionen doch in die „teuren“, weil die dort mehr bekommen würden.
Du weißt aber schon, dass auch jetzt schon in Deutschland unterschiedliche Löhne gezahlt werden und dass dies auch nach der Einführung eines pauschalen oder gestaffelten Mindestlohns so bleiben wird? Und trotzdem gibt es regional agierende (Klein)Unternehmen.
@alle (außer denen, die die Thematik differenziert betrachten)
Auch jetzt bestehen bereits regionale und branchenspezifische „Mindestlöhne“. Diese sind nur nicht staatlich festgelegt. Wenn sie gesetzlich festgelegt werden, muss man aber auch auf die unterschiedlichen wirtschaftlichen Bedingungen und Leistungskraft der Branchen und Regionen achten. Und wenn hier manche Leute hundertmal behaupten Pommern sei wirtschaftlich betrachtet das Gleiche wie München, ist dies beim hundertsten Mal immer noch Quatsch. Und warum es Quatsch ist habe ich nun oft genug dargelegt.
Brandenburg ist nunmal wirtschaftlich schwächer als Bayern. Mecklenburg-Vorpommern ist wirtschaftlich schwächer als Brandenburg. Pommern ist wirtschaftlich schwächer als Mecklenburg. Und meine Heimat ist die ärmste Region Pommerns. Jetzt zu behaupten es gebe zwischen Pommern und München keinen Unterschied, der sich auch in der Höhe des Mindestlohnes wiederfinden muss, ist schlicht realitätsfremd. Wir können nun auch eine Liste erstellen, auf der alle Preise und Lebensunterhaltskosten zwischen Pommern und München verglichen werden. Das ist allerdings affig. Glaubt mir endlich, dass in Pommern ein anderer Lebensstandard als in München herrscht. Viele Urlauber kommen ja gerade deswegen hierher, weil’s so billig ist. Aber das bestreitet ihr jetzt wahrscheinlich auch. Es geht dabei jetzt auch nicht darum, dass ich, wie es schon gefordert wurde, genau aufliste, für welche Region nun genau welcher Mindestlohn gelten sollte. Wichtig ist mir, dass dieser von mir beschriebene Fakt nicht mehr vehement abgestritten wird!
Großunternehmen sollen von mir aus auch 15€ zahlen. Die Branchen, die besonders profitabel sind, auch. Aber glaubt mir doch endlich einmal, dass es für eine Frisörin mit drei Angestellten in der pommerschen Provinz problematisch wird, wenn sie statt 6€ von heute auf morgen plötzlich 8-10€ Stundenlohn zahlen muss! Dabei geht es ersteinmal auch nicht darum wie es sein sollte, sondern darum wie es ist. Sie kann auch nicht einfach so mehr Kundschaft anlocken. Die Nachfrage ist durch die Einwohnerzahl begrenzt. Das mag in zehn Jahren anders sein. Entscheidend sind aber die Gegenwart und die Realität. „Es sollte…; Es müsste…; Es könnte…; Es dürfte…“. Der Konjunktiv hat in dieser Diskussion nichts verloren. Der definiert nur, worauf wir in Zukunft hinarbeiten müssen. Soviel auch zu den von Librarian befürchteten „Stammtisch-Diskutierern“, bei dem ich sofort anmerkte, dass er da wahrscheinlich an die falschen Leute denke.
Jetzt kann man natürlich sagen, dass dies eine ganz spezielle Gruppe von AG ist, welche unter einem undifferenzierten, einheitlichen Mindestlohn finanzielle Probleme bekäme. Ich hatte ja ein ganz konkretes Beispiel genannt von einer Kleinunternehmerin, der ein gesetzlich aufgezwungener Mindestlohn von 8-10€ das Genick brechen würde. Diese wurde dann als „Sklaventreiberin“ beschimpft. An dieser Stelle verweise ich gerne auf den letzten Satz des vorangegangenen Absatzes.
Einige sagten auch ganz offen, diese Kleinunternehmer hätten halt Pech und müssen eben eingehen. Eine Aussage, die ich übrigens nach wie vor für zynisch und asozial halte. Aber hat diese Gruppe kein Recht darauf fair behandelt zu werden? Hier in Pommern stehen nicht allzu viele Fabriken und Werke. Genau die Gruppe, die ich beschreibe, sorgt für einen nicht zu verachtenden Teil der Arbeitsplätze in der Region.
Die Politik ist nicht der liebe Gott. Nur weil Politiker vorschreiben, dass alle Regionen Deutschlands gleich wirtschaftlich rentabel zu sein haben und alle Branchen ausnahmslos gleich profitabel und alle Unternehmen (ob Milliardenkonzern oder Selbstständiger mit drei Angestellten) gleich effizient – denn das wären wesentliche Voraussetzungen für einen flächendeckenden und branchenübergreifenden Mindestlohn – ist dies in der Realität noch lange nicht so.
Der Wirklichkeit kann man sich stellen und je nach Region und Branche 1-2€ im Mindestlohn variieren, oder man argumentiert rein ideologisch und tut so als gebe es diese ganzen aufgezeigten Problematiken nicht.