Bist Du 50.000,- wert? (ZDFneo)

Ich muss zugeben, dass ich mir die Sendung nicht angesehen habe, aber das Sendekonzept allein erscheint mir schon berichtenswert, da es mMn ziemlich menschenverachtend ist: Da stellen sich sechs Kandidaten vor eine Jury und die beurteilt nicht etwa ein Talent oder Können, sondern den Wert der Kandidaten - den ökonomischen, nicht den menschlichen. Wer am Ende gewinnt, bekommt die 50.000 Euro.

Damit wird nicht die Idee einer sozialen Marktwirtschaft abgebildet (die ja die Marktmacht deutlich abmildern will), sondern eine rein kapitalistische Logik, die ja selbst von marktliberalen Parteien wie z.B. der FDP nicht befürwortet wird: Die “wertvollste” Person bekommt alles, die anderen fünf Kandidaten nichts.

Ich sehe es schon ziemlich kritisch, dass ein Fernsehsender so ein Menschenbild mit dieser Sendung darstellt und reproduziert.

Ich möchte eventuellen Feinheiten der tatsächlichen Sendung nicht vorweg greifen. Aber bei diesem Sendungskonzept kann ich mir auch kaum vorstellen, wie das besser werden sollte.

Ich empfehle folgenden Kommentar: http://www.zeit.de/kultur/film/2017-02/bist-du-50000-euro-wert-zdfneo-sendung-bewerbungsgespraech-selbstdarstellung/komplettansicht

Und hier die Sendung in der Mediathek: https://www.zdf.de/sender/zdfneo/bist-du-50000--wert-100.html

"Der Mensch wird zum Humankapital degradiert. "

Wie schafft es eigentlich diese linke “Zeitung” namens Zeit noch Jahre nach der Unwort des Jahres-Diskussion nicht zu verstehen, was der Begriff Humankapital bedeutet? :roll: Damit hat sich dieser Kommentar leider schon disqualifiziert, also der in der “Zeitung”.

[QUOTE=ExtraKlaus;484893]
Wie schafft es eigentlich diese linke “Zeitung” namens Zeit noch Jahre nach der Unwort des Jahres-Diskussion nicht zu verstehen, was der Begriff Humankapital bedeutet?[/QUOTE]
Der Begriff an sich bleibt dennoch widerlich.

Scumdog:

[I]Der Beitrag der Unwort-Jury (…) war leider nur der zynische Versuch einer kontraproduktiven Denunziation eines konstruktiven Weges im Personalmanagement: weg vom rein negativ belegten Begriff der Mitarbeiter als Verursacher von Personalkosten hin zu einem positiv belegten Begriff der Mitarbeiter als Wert des Unternehmens (…)

In Fachkreisen meint der Begriff “Humankapital” den Wert der Mitarbeiter im positivsten Sinne. Erstens: Er bezieht sich nicht auf Einzelpersonen. Zweitens: Er betrachtet Mitarbeiter als Erfolgsfaktoren des Unternehmens, anstatt sie als bloße Verursacher von Kosten zu sehen, die beliebig wegrationalisiert und eingespart werden können. Drittens: Er bringt als Management-Instrument Chancen für alle Beteiligten und Betroffenen, denen nur wenige Risiken entgegenstehen.[/I]

https://idw-online.de/de/news97616

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Edit: Da der Kommentar eine journalistische Katastrophe ist, werde ich mir die Sendung wohl erst anschauen oder nach glaubwürdigen Kommentierungen in SZ und Co. suchen.

Naja, mich hat der Kommentar in den Schlussfolgerungen überzeugt. Ich nehme an du meinst, dass der Begriff Humankapital aus den Wirtschaftswissenschaften kommt und da anders definiert ist, als der Autor denkt?

Na gut, mag ja sein. Aber darum geht es ja auch nicht, sondern darum, dass allein der ökonomisch verwertbare Teil in der Castingshow bewertet wird, was ich für eine fragwürdige Prioriätensetzung halte…

Und nochmal EDIT: Wenn auch der Begriff “Humankapital” vom Autor falsch verwendet wird, so entspricht doch die Grundidee der Sendung so ziemlich seiner falschen Vorstellung des Begriffs…

Ja. Die Diskussion dazu ist ja auch nur erst 13 Jahre her, das kann man schon verzeihen. :roll:

Es ist zdfneo und dort wird experimentiert, warum nicht? Ist doch eine interessante Idee, wird sich aber wohl kaum durchsetzen. Dafür ist es auch wieder viel zu bieder, da fand ich Klaas Idee bei „Beste Show der Welt“ wesentlich konsequenter. Schlimmer als das Dschungelcamp ist das ja auch nicht.

In erster Linie klingt es nach einem psychologischen Experiment, mehr nicht. Natürlich ist es was anderes als wirklich menschenverachtende Shows wie Dschungelcamp für die linke Postille, sobald der böse Kapitalismus dort verortet werden kann. Offensichtlich ist es wesentlich vertretbarer, Menschen völlig ohne Grund zu blamieren, als ihren „ökonomischen Wert“ zu bestimmen. Und ob man jetzt 50.000 bekommt weil man Känguruhoden frisst oder weil man im ÖR einen Seelenstriptease hinlegt, naja, ist wohl jeder anderer Meinung was da „unterhaltung“ ist und was nicht.

Edit: Außerdem, wo ist der große Unterschied zu anderen Castingshows? Die Selektion erfolgt dort auf Talent und Vermarktbarkeit, das sind auch rein wirtschaftlich herunterbrechbare Begriffe. Im Sinne der Kunst arbeitet dort keiner.

Ich habe jetzt ein wenig länger darüber nachgedacht, wie ich diese Fragen beantworten kann.

Zunächst einmal hatte ich nicht vor, diese Sendung zur menschenverachtensten Sendung im deutschen Fernsehen zu erklären. Das Dschungelcamp ist auf seine ganz eigene Weise zu kritisieren; ganz ohne Frage. Und ich kann auch verstehen, dass man sich auf einem Sender wie ZDFneo halt auch schon einmal ausprobiert und das dabei mal was nicht so gutes rauskommt liegt ja auch in der Natur der Sache.

Ich denke, dass der Kern meines schlechten Gefühls bei dieser Sendung folgendes ist: Bei den meisten normalen Castingshows steht eine einzelne Fähigkeit im Vordergrund, wie z.B. das Singen oder Kochen. In der Theorie wird diese dann bewertet und wenn jemand ausscheidet, dann kann er traurig sein, aber seine Person wird nicht infrage gestellt. Das ist dann letztlich ein Prinzip das wir auch aus dem Sport kennen: Das Ideal des Sportmanns ist es, Respekt gegenüber dem Konkurrenten zu zeigen, auch wenn er verliert. In der Praxis wird dieses Prinzip dann natürlich auch aufgeweicht; bei DSDS z.B., indem doch die Person ziemlich stark in die Bewertung einfließt.

In der Sendung, um die es hier geht, wird von vorneherein anders vorgegangen: Hier wird nicht ein Aspekt der Personen bewertet, sondern die Persönlichkeit als Ganzes. Wenn hier jetzt jemand schlecht wegkommt, dann wird seine ganze Person infrage gestellt. Mir fehlt da einfach der Respekt. Es ist letztlich eine Nachbildung dessen, dass man sich als Arbeitskraft auf dem Markt verkaufen muss. * In der Realität ist die Absolutheit dieses Marktes gebrochen: Wer keine Arbeit findet, erhält Arbeitslosengeld, wer zu alt ist um zu arbeiten, eine Rente und für Krankheiten gibt es eine Krankenversicherung.

In der Sendung wird der Mechanmismus, den wir also in der Realität irgendwie auffangen und abmildern ungebrochen dargestellt. Und das stört mich. Nicht unbedingt das Schicksal der Kandidaten selbst, deren tatsächliche Existenz ja nicht dadurch infragegestellt wird, dass sie 50.000 Euro nicht gewinnen. Sondern mich stört, dass diese Logik, der wir in der Realität nicht vollständig folgen wollen, hier so unreflektiert wiedergegeben wird (und damit reproduziert wird).

  • = Inklusive diesem rundenbasierten Vorgehen: Am Anfang gibts z.B. eine zehnsekündige Vorstellung für jeden Kandidaten und auf Basis dieser Vorstellung (die nur Name, Wohnort und Alter usw. beinhaltet) muss schon der erste Kandidat gehen. Das ist ja bei Bewerbungsschreiben ganz ähnlich. Wobei natürlich die späteren Bewertungsrunden ausführlicher sind und deshalb vielleicht etwas fairer.

[QUOTE=ExtraKlaus;484895]Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.[/QUOTE]
Nichts, ausser das der Begriff an sich widerlich ist.
Ich für meinen Teil verwehre mich jedenfalls dagegen, als “Kapital” betrachtet zu werden, egal ob im unternehmerisch positiven oder negativen Sinne.

[QUOTE=Matclou;484901]Die Sendung, um die es hier geht, wird von vorneherein anders vorgegangen: Hier wird nicht ein Aspekt der Personen bewertet, sondern die Persönlichkeit als Ganzes. [/QUOTE]

Ist es nicht eigentlich nur die konsequente Weiterführung des Casting-Aspektes? Wie ich schon sagte, letztendlich zählt bei allen diesen Sendungen die Vermarktbarkeit, auf welche Art auch immer. Ich kenne unglaublich talentierte Menschen, die jedoch niemals von einem Casting-Team das Siegel “bester von xyz” aufgedrückt bekommen. All diese Entscheidungen lassen sich auf die Reduktion auf den wirtschaftlichen Wert herunterbrechen. Egal ob es die singende Halbwaisin mit vermarktbarer trauriger Schicksalsstory oder die 17 jährige “total wandelbare” GNTM-Kandidatin. Dieses Konzept führt die Idee eigentlich nur in seiner Gesamtheit fort: Hier musst du nichts können, außer charismatisch zu sein und dich zu verkaufen. Eigentlich, je länger ich drüber nachdenke, ist genau dieses Charisma das Talent und daher die Sendung gar nicht so anders wie andere Shows.

[QUOTE=Matclou;484901]Wenn hier jetzt jemand schlecht wegkommt, dann wird seine ganze Person infrage gestellt. Mir fehlt da einfach der Respekt.[/QUOTE]

Die Person, die man repräsentiert, also das, was man von sich preisgibt und wie man sich verkauft, das wird infrage gestellt. Hinterfragbares Konzept? Ohne Frage. Ich würde es nur in einem Kontext sehen.

[QUOTE=Matclou;484901]In der Sendung wird der Mechanmismus, den wir also in der Realität irgendwie auffangen und abmildern ungebrochen dargestellt. [/QUOTE]

Und damit ist es eigentlich das ehrlichste, wie man eine menschliche Gesellschaft abbilden kann, was - wenn man der Sendung einen wissenschaftlich/psychologischen Ansatz unterstellt - eine gute Ausgangsvoraussetzung ist, um Bewertungsverfahren unter Menschen hautnah zu ergründen.

[QUOTE=Matclou;484901]Sondern mich stört, dass diese Logik, der wir in der Realität nicht vollständig folgen wollen[/QUOTE]

Tun wir das denn auch nicht oder denkst du gerade zu sehr in der Wirtschaft, weil der Zeit-Artikel von “wirtschaftlicher Verwertbarkeit” sprach? Letztendlich bewerten wir Menschen doch auch zunehmend nach dem Kenntnisstand und sortieren oft früh aus, deshalb ist die Selbstrepräsentation ja auch in allen Bereichen das entscheidende - 80% Präsenz und Auftreten, 20% Inhalt.

[QUOTE=Scumdog;484903]Nichts, ausser das der Begriff an sich widerlich ist.
Ich für meinen Teil verwehre mich jedenfalls dagegen, als “Kapital” betrachtet zu werden, egal ob im unternehmerisch positiven oder negativen Sinne.[/QUOTE]

Das du den Begriff nach 13 Jahren dieser Diskussion immer noch nicht verstehst oder auch einfach nicht verstehen willst, ist schon faszinierend. An dem Begriff ist auch nichts verwerflich oder “widerlich”, nur weil du dich weigerst, ihn zu verstehen.

[QUOTE=Scumdog;484903]Nichts, ausser das der Begriff an sich widerlich ist.
Ich für meinen Teil verwehre mich jedenfalls dagegen, als “Kapital” betrachtet zu werden, egal ob im unternehmerisch positiven oder negativen Sinne.[/QUOTE]
Naja gut, aber in diesem Punkt muss ich “ExtraKlaus” auch ein wenig beipflichten. Theorien sind ja gewissermaßen Brillen, durch die man einen bestimmten Gegenstand besser verstehen kann. Und auf das Handeln eines Unternehmers kann man mit den Begriffen einen Teil sicherlich gut darstellen und verstehen. Für ihn sind ja die menschlichen Fähigkeiten letztlich faktisch ein Kapital, dass er in Geld umsetzen kann wenn er es gut macht. Aus dieser Perspektive macht der Begriff also Sinn. Natürlich macht er wiederum aus der Perspektive des Arbeitnehmers keinen Sinn, da er sich ja nicht als Kapital definiert. Aus dessen Perspektive würde man dann vielmehr schreiben, dass er Kapitale besitzt. Das geht dann in Richtung Bourdieu, der ja viel mit sozialem / ökonomischen Kapital erklärt hat, dass der Einzelne besitzt und teilweise verwandeln kann.

[QUOTE=Matclou;484906]Theorien sind ja gewissermaßen Brillen, durch die man einen bestimmten Gegenstand besser verstehen kann. Und auf das Handeln eines Unternehmers kann man mit den Begriffen einen Teil sicherlich gut darstellen und verstehen. Für ihn sind ja die menschlichen Fähigkeiten letztlich faktisch ein Kapital, dass er in Geld umsetzen kann wenn er es gut macht. [/QUOTE]

Nein, er kommt dann zum Einsatz, weil man Menschen nicht bilanzieren darf und kann, Analysten aber gerne in Zahlen denken. Damit das Umdenken in der Wirtschaft, die bereits im letzten Jahrhundert in Deutschland theoretisch begründet ist, nämlich Menschen nicht als reine Arbeitskraft des Unternehmens, sondern als Potential wahrzunehmen, hat sich diese Theorie herauskristallisiert. Dieses veränderte Mindset bedeutet nämlich eben auch, dass Mitarbeiter xy nicht nur mit Aufgabe z betraut ist, sondern auch Ideen, Konzepte oder Verbesserungspotential bereithält, wenn man ihn eben als mehr betrachtet, als er im rein betriebswirtschaftlichen Sinne ist. Daraus ergeben sich neue Überlegungen in Arbeitsplatzgestaltung, die dann nämlich auch mehr in sich trug als die schlichte Bereitsstellung der Infrastruktur zur Bewältigung der gestellten Aufgabe. Daraus entstanden auch Lean Management, generell schlichtere und schmalere Hierarchien (Was gerade im preußisch angehauchten deutschen Arbeitsmarkt wirklich eher schleppend voran geht), und eben auch der HRM-Ansatz, der im Grunde die Aufgabe der Personalverwaltung zur Personalbetreuung ausweitet, zumindest in der Theorie.

Die Übersetzung in Kapital ist schlicht unzureichend, wenn man den englischen Begriff “Ressource” nicht im streng produktionswirtschaftlichen Kontext versteht, sondern in der modernen Auffassung der Arbeitszeitplanung (z.b. weil Aufgaben als Prozesse gesehen werden, die unter Aufwendung von Ressourcen (allgemeinheitlicher Ansatz der Input-Output-Theorie) durchgeführt werden. Dies lässt sich dann auch wieder einbeziehen in die Betrachtung der Geschäftsprozesse, wo eben dann nicht nur mit dem Potential von Planzahlen, sondern auch mit Optimierungspotential gestiftet DURCH die Mitarbeiter (“Sollte man dies nicht so, etwas anderes nicht so machen”) gearbeitet wird.

Meine Lieblingsgeschichte dazu ist eine Optimierung in einem Airbus-Werk in Deutschland, bei welchem pwc durch ausführliche Mitarbeiterbefragungen und kollektivem Brainstorming mit dem einfachen Fabrikangestellten die Geschäftsprozesse um knapp 20% verbessern konnten, einfach weil man bestimmte Mängel und Schwierigkeiten, die die Mitarbeiter aber nie direkt äußern konnten oder wollten, beseitigt hat (farbliche Kennzeichnung von Werkzeugen, damit man die nicht immer suchen muss; Umgestaltung der Arbeitsplätze und Produktionsschritte, etc.)

Es ist ja gerade deshalb schon ein Treppenwitz der Geschichte, weil Sprachwissenschaftler und Geisteswissenschaftler einen Begriff wie Humankapital, der eben eine Entwicklung FÜR den Arbeitnehmer beschreibt, als den Zustand sieht, der noch vor einigen hundert Jahren existierte, Stichwort industrielle Revolution. Vielleicht sollten sich diese Wissenschaftler einfach darauf beschränken, wovon sie Ahnung haben.

Ja, letztlich ist eine Weiterführung des Casting-Aspekts. Aber es ist auch wirklich eine Weiterführung in dem Sinne, dass es auf die Spitze getrieben wird. Auch der Charakter von Sportlern, die nur verlieren, wird natürlich in der Realität teilweise infrage gestellt, z.B. im Fußball. Genauso auch bei den Casting-Sendungen. Man darf aber nicht vergessen, dass es teilweise schon eine gewisse Einschränkung auf die tatsächlichen Inhalte gibt. Ich erinnere an das Element der Blind-Auditions bei The Voice (dass dann, wie ja mal in einem Beitrag von Fernsehkritik.tv gezeigt, in späteren Runden aufgeweicht wird). Und auch außerhalb des Fernsehens gibt es sicherlich Preise, die von Jurys vergeben, die durchaus darum bemüht sind, den Inhalt zu bewerten und nicht gesamte Person als solches. Insofern ist das Casting-Konzept, dass du ja wohl auch irgendwie kritisch siehst, hier auf die Spitze getrieben - und das ist kritikwürdig aus meiner Sicht.

Gut, das wäre jetzt aber eine sehr optimistische Auslegung der Intention der Sendungmacher. Ich finde dafür ist die Darstellung dann einfach zu unreflektiert. Und durch das Preisgeld wird das natürlich auch konterkariert.

Das entspricht dann gewissermaßen der Logik, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Nur gilt diese Logik leider nur teilweise. Einerseits kann natürlich jeder an sich arbeiten und hat die Möglichkeit dazu, an seiner Selbstpräsentation zu arbeiten und sie zu verbessern. Andererseits muss man aber auch sehen, dass unser Potential auch davon abhängig ist, wie wir sozialisiert wurden, welche Barrieren es für uns in der Vergangenheit gab und so weiter. Diese Dinge sind eben teilweise vorbestimmt und ungleich in der Bevölkerung verteilt.

Und genau scheitert die Sendung dann: Gerne kann man vermitteln, dass sich jeder einzelne darum bemühen sollte, sich zu verbessern. Gerne sollen auch Leute, die vielleicht solche Barrieren haben dazu ermuntern werden, seine Fähigkeiten zu erweitern. Ehrgeiz spielt eine Rolle, ganz ohne Frage und nicht alles ist vorherbestimmt. Aber wenn es mal nicht klappt, dann werden diese Leute auch gesellschaftlich aufgefangen. Und das wird eben nicht dargestellt in dieser Sendung, in der einer die 50.000 Euro kriegt und die anderen leer ausgehen.

[QUOTE=ExtraKlaus;484907]Nein, er kommt dann zum Einsatz, weil man Menschen nicht bilanzieren darf und kann, Analysten aber gerne in Zahlen denken. Damit das Umdenken in der Wirtschaft, die bereits im letzten Jahrhundert in Deutschland theoretisch begründet ist, nämlich Menschen nicht als reine Arbeitskraft des Unternehmens, sondern als Potential wahrzunehmen, hat sich diese Theorie herauskristallisiert. Dieses veränderte Mindset bedeutet nämlich eben auch, dass Mitarbeiter xy nicht nur mit Aufgabe z betraut ist, sondern auch Ideen, Konzepte oder Verbesserungspotential bereithält, wenn man ihn eben als mehr betrachtet, als er im rein betriebswirtschaftlichen Sinne ist. Daraus ergeben sich neue Überlegungen in Arbeitsplatzgestaltung, die dann nämlich auch mehr in sich trug als die schlichte Bereitsstellung der Infrastruktur zur Bewältigung der gestellten Aufgabe. Daraus entstanden auch Lean Management, generell schlichtere und schmalere Hierarchien (Was gerade im preußisch angehauchten deutschen Arbeitsmarkt wirklich eher schleppend voran geht), und eben auch der HRM-Ansatz, der im Grunde die Aufgabe der Personalverwaltung zur Personalbetreuung ausweitet, zumindest in der Theorie.

Die Übersetzung in Kapital ist schlicht unzureichend, wenn man den englischen Begriff „Ressource“ nicht im streng produktionswirtschaftlichen Kontext versteht, sondern in der modernen Auffassung der Arbeitszeitplanung (z.b. weil Aufgaben als Prozesse gesehen werden, die unter Aufwendung von Ressourcen (allgemeinheitlicher Ansatz der Input-Output-Theorie) durchgeführt werden. Dies lässt sich dann auch wieder einbeziehen in die Betrachtung der Geschäftsprozesse, wo eben dann nicht nur mit dem Potential von Planzahlen, sondern auch mit Optimierungspotential gestiftet DURCH die Mitarbeiter („Sollte man dies nicht so, etwas anderes nicht so machen“) gearbeitet wird.

Meine Lieblingsgeschichte dazu ist eine Optimierung in einem Airbus-Werk in Deutschland, bei welchem pwc durch ausführliche Mitarbeiterbefragungen und kollektivem Brainstorming mit dem einfachen Fabrikangestellten die Geschäftsprozesse um knapp 20% verbessern konnten, einfach weil man bestimmte Mängel und Schwierigkeiten, die die Mitarbeiter aber nie direkt äußern konnten oder wollten, beseitigt hat (farbliche Kennzeichnung von Werkzeugen, damit man die nicht immer suchen muss; Umgestaltung der Arbeitsplätze und Produktionsschritte, etc.)

Es ist ja gerade deshalb schon ein Treppenwitz der Geschichte, weil Sprachwissenschaftler und Geisteswissenschaftler einen Begriff wie Humankapital, der eben eine Entwicklung FÜR den Arbeitnehmer beschreibt, als den Zustand sieht, der noch vor einigen hundert Jahren existierte, Stichwort industrielle Revolution. Vielleicht sollten sich diese Wissenschaftler einfach darauf beschränken, wovon sie Ahnung haben.[/QUOTE]

Okay, verstanden, danke für die Infos :slight_smile: Ich wollte mit meinem Beitrag generell auch nur darauf hinweisen, dass man die Begriffe schon in ihrem jeweiligen Theoriekontext bewerten muss.

Wobei übrigens: Dieser ansich sicherlich auch positive Prozess wird soweit ich weiß von Arbeitssoziologen unter dem Stichwort „Subjektivierung von Arbeit“ auch ambivalent betrachtet aus der Sicht der Arbeitnehmer: Einerseits können sie zwar nun ihre Subjektivität / Person in die Arbeit einbringen, andererseits müssen sie es eben auch und es wird immer stärker von ihnen erwartet. Chance vs. Leistungsdruck also :wink:

[QUOTE=ExtraKlaus;484905]
Das du den Begriff nach 13 Jahren dieser Diskussion immer noch nicht verstehst oder auch einfach nicht verstehen willst, ist schon faszinierend.[/QUOTE]
Ja, du bist auch doof.
Ich verstehe ihn und finde ihn aber trotzem scheisse, o du geistig allen überlegene Blitzbirne.

@Scumdog:

Ich für meinen Teil verwehre mich jedenfalls dagegen, als „Kapital“ betrachtet zu werden

Und das ist nun einmal Quatsch, was ganz objektiv und für alle nachvollziehbar bedeutet, dass du den Begriff nicht verstanden hast.

Nein, das bedeutet lediglich, daß ich ihn nicht so verstehe, wie gewisse Leute ihn verstanden haben wollen.
Die Wortkonstruktion ist de facto häßlich. Ähnlich häßlich wie z.B. “Menschenmaterial”.
Das ist subjektives Empfinden, deshalb existiert in diesem Zusammenhang überhaupt kein “objektiv falsch”.

Hm vielleicht bin ich ja zu abgestumpft, aber ich hatte mir das kontroverser vorgestellt. Die Idee klingt ja erstmal provokant, aber die Sendung selbst war doch eher belanglos und vorhersehbar. Im Grunde geht die Jury nach Sympathie (Wer hat diesselbe Meinung wie ich? Wer hat bestimmte Moralvorstellungen? Mit wem kann ich Empathie empfinden? ).
Gewonnen hat dann jemand, der es nicht ganz leicht im Leben hat, tolerant ist und sich für die Menschheit einsetzen möchte.
Schnarch…

Holger bastelt ja gerade an einem FKTV-Plus. …

[QUOTE=Kappandra;484931]Gewonnen hat dann jemand, der es nicht ganz leicht im Leben hat, tolerant ist und sich für die Menschheit einsetzen möchte.[/QUOTE]

Also DSDS ohne singen?

Wow, hier gehts ja schon richtig zur Sache - dann komme ich mit meinem FKTV Plus ja genau richtig :wink:

Er betrachtet Mitarbeiter als Erfolgsfaktoren des Unternehmens, anstatt sie als bloße Verursacher von Kosten zu sehen, die beliebig wegrationalisiert und eingespart werden können.
Dabei ist es ja für die Praxis irrelevant, wie man die Arbeiter sieht, wenn es bloß darauf ankommt, was sie für die Ökonomie wirklich sind: Verursacher von Kosten. Widerlich ist nicht dieser Begriff, sondern diese Wirtschaft.

Deine oder die Betrachtungsweise anderer ändert doch nichts daran, dass du es bist.

[QUOTE=Sherlock;484966]Dabei ist es ja für die Praxis irrelevant, wie man die Arbeiter sieht, wenn es bloß darauf ankommt, was sie für die Ökonomie wirklich sind: Verursacher von Kosten.[/QUOTE]

Schwachsinn.