Bist Du 50.000,- wert? (ZDFneo)

Kann man nicht verallgemeinern:
Das ist weder generell wahr noch generell Schwachsinn.
Kommt u.a. auf die Branche an.

Es kommt vor allem auf den jeweiligen Unternehmer an. Mit Sicherheit gibt es vereinzelt solche Schwachköpfe. Diese dokumentieren damit aber nur ihren Mangel an Sozialkompetenz und emotionaler Intelligenz. Ein verantwortungsvoller Unternehmer weiß seine Arbeitskräfte durchaus zu schätzen und weiß auch, dass er auf sie angewiesen ist.

Auch das. Arbeitsplätze werden aber auch von “verantwortungsbewussten” Unternehmern nicht aus Wertschätzung für den Arbeitnehmer sondern z.B. die der Aktionäre wegrationalisiert.
Menschliche Arbeitskräfte sind in einigen Bereichen der Wirtschaft tatsächlich in erster Linie Kostenfaktoren.

Ich habe da eher an den Mittelstand gedacht. Börsennotierte Aktiengesellschaften müssen nach anderen Regeln geführt werden. Als Vorstandsvorsitzender einer AG musst du bei dem Unternehmen, bei dem du angestellt (!) bist, drei Interessensgruppen unter einen Hut bringen: die Eigentümer, die Belegschaft und die Kunden. Alle drei Gruppen haben unterschiedliche Interessen, Rechte und Zielsetzungen. Die Kunst besteht darin, es allen drei Gruppen irgendwie Recht zu machen ohne eine oder mehrere davon ungerecht zu benachteiligen.

Bei der Belegschaft sichert man sich am ehesten mit Tarifverträgen und Sozialplänen ab. Gleichzeitig steht man im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter. Eigentümer sind da schon schwieriger. Die legen ihr Geld da an, wo es die meisten Zinsen oder Dividenden bringt. Das kann man ihnen nicht mal verübeln. Kunden kaufen dort, wo es am günstigsten ist. Auch das ist durchaus nachvollziehbar.

Eine einseitige Bevorzugung von Arbeitnehmern zu Lasten der anderen beiden Gruppen (durch Beibehalt eigentlich überflüssiger Arbeitsplätze) hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun. Aber es ist “den Reichen” doch zumutbar, auch weniger Gewinn zu erzielen? So einfach ist das nicht. Da sind etliche Fondsmanager dabei, die dazu verpflichtet sind, ihren Kunden (darunter durchaus auch Normalverdiener) bestmögliche Zinserträge zu sichern. Wenn es denn ihr eigenes Geld wäre, könnte man ja noch darüber verhandeln. Nicht jedoch, wenn es sich um das Geld fremder Menschen handelt, das ihnen zur Verwaltung und Mehrung anvertraut wurde.

Ja, das ist exakt das, was ich meine.
Hier vom mittelständischen Unternehmer auszugehen, der im Schweisse seines Angesichtes seine kleine Firma am Laufen hält und alle seine Angestellten beim Namen kennt, das würde ich in diesem Zusammenhang mal als “Ökonomenromantik” bezeichnen wollen.
Die allermeisen Arbeitsplätze werden eben von Global Playern gestellt, die größtenteils Aktiengesellschaften sind und deshalb naturgemäß strikt und eiskalt nach dem ökonomischen Minimalprinzip handeln müssen. Da stellt sich der Vorstand nicht vor die Aktionäre und verkündet: "Aus humanistischen Gründen haben wir auf die weitergehende Automatisierung im Bereich Bla-XY verzichtet, um Arbeitsplätze zu erhalten."
Insofern ist es genau so, wie du es sagst und deshalb kann das, was Sherlock sagte auch nicht generell als “Schwachsinn” abgetan werden.

[QUOTE=Scumdog;484989]Kann man nicht verallgemeinern:
Das ist weder generell wahr noch generell Schwachsinn.
Kommt u.a. auf die Branche an.[/QUOTE]

In keiner einzigen Branche sind Mitarbeiter nur “Verursacher von Kosten”. Das ist sowohl wissenschaftlich als auch faktisch einfach Schwachsinn, Punkt.

[QUOTE=Scumdog;485003]Die allermeisen Arbeitsplätze werden eben von Global Playern gestellt, die größtenteils Aktiengesellschaften sind [/QUOTE]

Das ist überhaupt nicht wahr. Der Mittelstand ist in Deutschland einer der wichtigsten Arbeitgeber, vor allem in den einzelnen Regionen.

Ach? Deshalb sind die Personalkosten auch stets der erste betätigte Hebel, wenn es um Einsparungen geht und deshalb wurde der Weltuntergang bei Einführung des Mindestlohnes prophezeit? :lol:
Dann können wir uns ja beruhigt zurücklehnen! ^^

Neben dem Einkauf haben deutsche Unternehmen verstärkt auch ihre Produktion ins Ausland verlagert. Der Grund: die geringeren Personalkosten. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung hat in einer Befragung ermittelt, dass die Lohnkosten für drei Viertel der Firmen der zentrale Faktor sind.
http://www.pwc.de/de/internationalisierung/kosten-sparen-in-der-krise.html

Wenn Mitarbeiter [B]nur[/B] Verursacher von Kosten" wären, gäbe es überhapt keine Diskussion über Einsparungen von Personalkosten und Mindestlohn, weil kein Arbeitnehmer auch nur irgendjemanden Einstellen würde, nicht einmal weit unter Mindestlohn.

Spätestens in dem Moment, wo sie ersetzbar werden, sind sie bloß noch Kostenfaktor und werden deshalb halt ausgetauscht - oder wie du schon sagtest gar nicht eingestellt.
Siehe auch oben.

Arbeitskräfte sind in allen Bereichen der Wirtschaft ein Kostenfaktor und auch immer in erster Linie. In welcher Wirtschaft (oder auch Wirtschaftstheorie) ist der Lohn denn keine negative Größe?

Das wollte ich auch so nicht sagen. Durch die Ausbeutung der Arbeitskräfte entsteht letztlich der Gewinn, aber weil es ja genau um den geht, ist der Lohn in der Wirtschaft immer eine Größe, die möglichst klein zu halten ist, während die Ausbeutung der Arbeitskraft eine zu maximierende Größe ist. Auch die angesprochene Integration der Arbeiter („Lean Management“) ist ja - ökonomisch übersetzt - nichts weiter als eine effizientere Ausnutzung der Arbeitskraft.

Das weiß doch jeder Unternehmer. Ohne Arbeiter ist nämlich nichts zu gewinnen. Es kommt aber schon darauf an, wie der Unternehmer auf sie angewiesen ist und zwar in dem Maße, wie er mit ihnen Gewinn machen kann. Lohnt sich die Belegschaft bspw. nicht, kann sie auch komplett ausgewechselt werden, man erinnere sich z.B. an das Nokia-Werk in Bochum.