Vorab: Ich war für schuldig bzw. lebenslängliche Freiheitsstrafe (konnte wegen Serverüberlastung leider nicht abstimmen). Eine schwächere Strafe hätte ich noch okay gefunden, einen Freispruch kann ich mit meinen persönlichen Werten nicht vereinbaren. Meine Argumente weichen kaum ab von allen, die bereits in der ARD oder auch hier im Forum geäußert wurden, darum führe ich das nicht nochmal aus.
Soweit ich das beurteilen kann, war der Film sehr nah an der Theatervorlage gehalten ohne entscheidende Auslassungen oder Zusätze. Mich störten jedoch einige Details. Im Gegensatz zu Volker sah ich die “Beeinflussung” eher zu Gunsten von Freispruch: So wurde der Pilot von Florian David Fitz dargestellt, der als “Schönling” natürlich eher Mitleid erregt, als wenn er - überspitzt - von Ralf Richter portraitiert worden wäre. Außerdem hat der Verteidiger während seines Schlussplädoyers mehrfach in die Kamera und damit direkt den Zuschauer angesehen, was die Staatsanwältin nicht tat. In meinen Augen könnte das unterbewusste Beeinflussung sein, aber vielleicht sehe auch nur ich das so.
Negativ fiel mir zudem auf, dass nur ganz kurze Zeit zur Abstimmung blieb und wir - ich hab es mit Freunden gesehen - kaum Zeit hatten, das Geschehene zu reflektieren und zu diskutieren. 30 Minuten wären angemessener gewesen. In der Zwischenzeit wurde Hart aber Fair gezeigt, wo schon neuer Input gegeben wurde. Besser hätte mir gefallen, wenn der Fall und die Argumente kurz und neutral zusammengefasst worden wären (z.B. durch die Figuren des Dramas selbst oder durch den “Gerichtsprotokollanten”). Also gänzlich ohne neue Argumente, denn der Zuschauer sollte nur urteilen auf Grundlage dessen, was er im Film sah - nicht auf Grundlage der ersten 10 Minuten von Hart aber Fair.
Auf die Verhandlung bezogen hätte ich noch viele weitere Fragen an Angeklagte und Zeugen gehabt. Beispielsweise: Der Pilot hat laut eigener Aussage derartige Szenarien mehrfach durchgespielt. Er hatte knapp 30 Minuten Zeit, darüber nachzudenken. Ist ihm eine Evakuierung des Stadions in den Sinn gekommen? Falls ja: Warum hat er nicht nachgefragt, ob das gemacht wird? Falls nein: Warum nicht? Schließlich ist der Katastrophenschutz Teil seines Jobs und seiner Ausbildung. Natürlich wäre die Evakuierung Aufgabe der Duty Control gewesen und diese müsste in solch einem Fall ebenfalls vor Gericht gestellt werden.
Abgesehen davon hat mich die Nebenklägerin gestört, die - bis auf die SMS ihres Mannes - nichts Relevantes beigetragen hat und nur die 90 Minuten füllen sollte und ein wenig Herzschmerz-Drama reinbringen sollte.
Für die letzten beiden Absätze mache ich aber nicht Film/ARD verantwortlich, da das im Theaterstück ebenso mein Kritikpunkt ist.
Zu Fefe: Seine Ansicht finde ich ebenfalls überzogen, aber seine Kritik ist nicht unberechtigt! Für mich ist die Folgerung aus der Abstimmung (ich hatte 75% Freispruch vorhergesagt :D), dass Volksabstimmungen Humbug sind.
*edit: Lesenswerter Kommentar dazu: www.ksta.de/kultur/kommentar-zu--terror--abstimmung-suggeriert-die-moeglichkeit-eines-anderen-urteils-24933840