Es wurden in dem Film und der nachfolgenden Sendung einige Gedankenexperimente angeführt aber das mMn passenste ausgelassen. (kleiner Nachtrag zu den Gedankenexperimenten am Ende des Posts)
Und zwar folgendes:
Es gibt eine Krankheit, welche zu 100% innerhalb 1 Monats tödlich verläuft, für die ein Heilmittel gefunden wurde. Dieses Medikament führt bei 90% der Erkrankten zur vollständigen Heilung, tötet aber die anderen 10% sofort.
Ist es nun richtig 10% sofort zu töten und 90% zu heilen oder muss man diesem Medikament die Zulassung verweigern danes 10% einen Monat Lebenszeit nimmt, auch wenn das bedeuten würde den 90% Jahre zusätzlicher Lebenszeit vorzuenthalten?
Und genau darum geht es in diesem ganz konkreten Fall. Das Flugzeug ist kurz davor in das Stadion zu stürzen und der Point of no Return, bis zu dem von Außen noch aktiv der Tod zehntausender Zuschauer verhindert werden kann, erreicht. Die Passagiere werden also mit nahezu 100%iger Wahrscheinlichkeit sterben sofern nicht ein sehr unwahrscheinliches Szenario eintritt.
Muss der Pilot nun auf ein Wunder hoffen und zehntausende Menschen sterben lassen nur um danach sagen zu können das er ja niemanden aktiv getötet hat?
Das Gesetz bejaht diese Frage aber die Menschlichkeit gebietet dem Piloten nicht anders zu handeln als er es getan hat.
Fefe greift da mit seiner Sichtweise komplett ins Klo, auch wenn er bestimmt wieder behaupten wird das er damit nur die Leser zu eigenständigem Denken anregen würde, und sieht hier eine komplett falsche Motivation für die Ausstrahlung. Es geht nicht darum das Volk zu unterhalten und via Umfrage zum Lynchmob zu machen oder für einen staatlich sanktionierten Massenmord zu begeistern. Es geht darum Menschen zum nachdenken über Menschlichkeit, Moral und deren Vereinbarkeit mit dem Gesetz anzuregen und ob sie ggf noch zeitgemäß sind.
Welche Frage mir gestern gefehlt hat war die ob man den Piloten wegen zehntausendfachem Todschlag durch Unterlassung hätte anklagen können wenn er den das Flugzeug hätte in das Stadion fliegen lassen.
Ich finde das die aktuelle Rechtssprechung des Bundesverfassungsgerichts in dem Fall garnicht so schlecht ist. Nicht weil das Gesetz richtig ist sondern weil es die Entscheidungsträger in so einem Fall dazu zwingt alle anderen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen anstatt voreilig zu handeln. Es ist besser vor Gericht anzuerkennen das die Menschlichkeit in diesen Fall keine andere Option gelassen hat und man den Piloten/Polizisten/whatever wegen des Rechtsbruchs jetzt leider zu 10 Sozialstunden verurteilen muss als Menschen voreilig getötet zu haben weil das Gesetz es einem nunmal erlaubt.
Da muss mir jetzt auch niemand mit Artikel 1 kommen. Wo ist den in dem Fall die Würde der Zuschauer? Wo ist die Würde totkranker Menschen dennen man keine gewollte aktive Sterbehilfe leisten darf? Wo ist die Würde der Eltern deren Kinder in den Klinikmüll wandern anstatt sie beerdigen zu dürfen weil sie leider ein paar Tage zu früh tot geboren wurden?
Da gibt es genug Beispiele wo man Artikel 1 ins Feld führen könnte und noch mehr Beispiele in dennen er nur als Buzzword genutzt wird um die Diskussion abzuwürgen ohne auch wirklich zu verstehen was er den bedeutet.
Zu den Gedankenexperimenten:
MMn sind alle angeführten Gedankenexperimente in diesem konkretten Fall nicht anwendbar.
Beim Weichenstellerproblem wird immer eine Gruppe überleben, ganz gleich was man tut, und es geht nur darum welche man als lebenswerter erachtet. Zwar hat man hier auch die Quantität mit drin und soll “das kleinere Übel” wählen, manche Varianten des Weichenstellerproblems lassen auch noch Alter und Gesundheitszustand mit einfließen, am Ende überlebt aber IMMER eine Gruppe, wohingegen die Passagiere mit nahezu 100%iger Sicherheit sterben werden.
Genauso bei dem Mann auf der Brücke. Am Ende überlebt IMMER jemand. Entweder die Zuggäste oder der Mann auf der Brücke.
Und bei dem todkranken Patienten und möglichen Organspender liegt kein unmittelbarer Zwang vor. Mal ganz davon ab das man in Deutschland niemandem die Organe entnehmen darf wenn er oder seine Angehörigen dem nicht explizit zustimmen. Und selbst da gibt es Probleme mit Organspendern deren Angehörige eine Organspende verhindern können obwohl dieser früher explizit zugestimmt wurde. Aber das ist ein anderes Thema.