Adventskalender 18: Der große ESC-Songcheck

Beim Vorentscheid 2005 ebenso, leider gibts davon kein Video mehr anscheinend. Alf Poier - Good Old Europe Is Dying (Song.Null.Fünf 2005) - YouTube

Den Poier hatten wir ja in der Sendung zumindest auch erwähnt.

Der ORF hat doch auch einen Vorentscheid mit einer skurrilen Regeländerung manipuliert, um zu verhindern, dass Poier zum zweiten Mal Österreich vertritt, weiß nicht mehr genau, in welchem der beiden Jahre das war, tippe aber auf 2005.

Es wurde nicht die Gesamtzahl der Abstimmenden für einen Kandidaten gezählt, sondern getrennt nach Bundesländern gewertet. So wurde Poier schon benachteiligt, weil Wiener Stimmen durch die Gleichgewichtung der Punkte deutlich weniger gewichtet wurden als die aus den dünner besiedelten ländlichen Gegenden wie Burgenland oder Vorarlberg. Da man in Wien eher Alf Poier gewählt hat, als in den konservativen ländlichen Gegenden, war das schon eine Benachteiligung.

Zudem wurden sämtliche SMS-Abstimmer wie ein (virtuelles zusätzliches) Bundesland behandelt. Da die deutlich meisten Stimmen per SMS abgestimmt hatten (eindeutig für Poier), aber dies punktemäßig nur wie die paar Anrufer aus Voralrbeg gewertet wurde, kam der ORF zum gewünschten Ergebnis: trotz zahlenmäßg eindeutig größter Stimmzahl für Poier wurde er nur Zweiter.

Ganz schlimm aus österreichischer Sicht

Besser kann man die Belanglosigkeit dieses Wettbewerbs nicht dokumentieren. Von über 20 Siegertiteln sind rund 3/4 der Vergessenheit anheimgefallen und haben keinerlei Spuren außerhalb des ESC-Kosmos hinterlassen. Und der angeblich „belanglose“ deutsche Beitrag aus diesem Jahr wurde zwar bei dem Wettbewerb letzter. Aber er konnte sich immerhin in den deutschen Top 10 platzieren und war damit kommerziell deutlich erfolgreicher als so manch anderer hochgelobte ESC-Teilnehmer.

Ich glaube schon, dass die ESC-Welt so ein Mikrokosmos für sich ist, der insbesondere von hartgesottenen Fans, Trash-Liebhabern und der LGTB-Community getragen wird. Viele Künster werden schon wissen, dass ihre Halbwärtszeit äußerst begrenzt ist. Sowas wissen die Stars in anderen Szenen wie am Ballermann oder im Karneval aber auch. Mal ist ein größerer Hit dabei (Layla), vieles verlässt die heiligen Mauern des Bierkönigs aber nicht.

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Eigentlich heißt es ja „Halbwertszeit“, aber dieses - soeben von dir erfundene - Wort finde ich irgendwie klasse, dafür gibt’s ein Extra-Herzchen! :grin: :+1:

Jetzt fällt mir auf, dass ich das Wort noch nie gelesen oder geschrieben habe. Denkt man logisch darüber nach, hätte es mir natürlich auffallen müssen.

Cooles Türchen mit dem ESC-Ältestenrat…und Chris.
Unfassbar was für ein ESC-Nerd er doch ist. Ich kann mich mit viel Mühe an den Gewinnersong erinnern und er sagt dir noch den Komponisten des 10. Platzierten auf. :+1:

Mit eurer Wertung kann ich gut leben. Bei mir kommen aber Salvador Sobral für Portugal und Emmelie de Forest deutlich besser weg.
Dafür fällt bei mir Lena unten durch. Keine Ahnung warum wir mit diesem Song gewonnen haben, während zB Texas Lightning untergingen.
Aber alles Geschmackssache.

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Toller Wunsch, @VyraSelis1 ! Ich freue mich immer über ESC-Content bei MG :smiley:

@GuentherStoll Gibt es abgesehen von S.A.G.A.P.O. eigentlich noch einen griechischen Beitrag, den du nicht magst? :blush:

Ein paar Anmerkungen:

2002
Ich glaube, Olli blickt da bei seiner Einschätzung ein bisschen zu sehr durch seine eigene Polit-Brille. Die breite Masse dürfte die EU-Osterweiterung (die, wenn ich mich recht erinnere, dann auch erst im Dezember 2002 endgültig beschlossen wurde) zu dem Zeitpunkt nicht unbedingt auf dem Schirm gehabt haben.
Dieser Latino-Sound war damals v. a. durch Ricky Martin einfach angesagt und die für damalige Verhältnisse recht innovative Strip-Show hat dann ihr Übriges getan. Ich kann mit dem Song und auch dem Vorjahressieger nicht viel anfangen, die Jahrgänge 2001 und '02 waren als Ganzes aber auch ziemlich schwach.

2004
Die ukrainische Präsidentschaftswahl, die zur Orangenen Revolution geführt hat, war erst im Herbst 2004, hat also mit Ruslanas Sieg auch wenig zu tun. Gerade wegen der unübersichtlichen politischen Lage stand der ESC 2005 in der Ukraine wohl auch zeitweise auf der Kippe und die EBU musste ordentlich Druck auf den Sender ausüben, damit man mit der Organisation noch rechzeitig fertig wird.

2011
„Running Scared“ fnd ich damals ganz fürchterlich, inzwischen habe ich mienen Friden damit gemacht. Aber Chris hat schon recht: Es ist ein total blasser Song, dem in der Tat der Geruch der SIM-Karten-Manipulation anhaftet, geschuldet nur dadurch, dass es in dem Jahr einfach einen klaren Favoriten gab.
Übrigens war Lena nicht die erste Titelverteidigungs-Anwärterin: Schon 1957 und '58 sind die Vorjahressiegerinnen noch einml angetreten, allerdings jeweils Letzte und Vorletzte geworden. Das könnte ein Grund dafür sein, dass es bis Lena niemand mehr versucht hat :wink:

2016
Auch hier kann man den Sieg nicht nur politisch erklären, wenn es auch wohl gerade wegen des Songthemas einiges an Sympathiestimmen gegeben haben dürfte.
Gewonnen hat Jamala letztlich knapp wegen des neuen Wertungssystems, bei dem ja Jury- und Televoting getrennt ins Endergebnis einfließen. Televotingsieger war Russland(!), Jurysieger Australien. Nach dem alten System, bei dem beide Votings auf landesebene zusammengefasst wurden, hätte Australien gewonnen.

Ich mag den Song in der Studio-Version eigentlich ganz gern, gerade auch wegen des etwas versponennen Textes. Aber der Auftritt war wirklich für die Tonne.

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Wollte überperformen, was gesanglich suboptimal gelaufen ist.

schöner Rückblick von Euch, DANKE!

für mich einer der besten Lieder beim ESC, Timing, Choreographie und Freude, da stimmt einfach alles von Moldawien:

und wie Chris sagte, der Song hat auch richtig Wumms, Timing, Ausstrahlung, tolles Tanzen, super tolle Klamotten und einfach Freude transportiert:

wer einmal ne Performance mit Tanzen und Singen einstudiert hat, weiß wieviel Arbeit hinter so einem Auftritt steckt, allein Körperspannung beim Tanzen und dazu Singen ist echt anstrengend!

Das Schlimmste was ich beim ESC die letzten Jahre gehört habe war der Auftritt von Madonna :face_with_peeking_eye:

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Diesen Song von Ruslana hab ich dank GTA IV echt lieben gelernt :smile: Hat echt Bock gemacht bei Verfolgungsjagden. Warum der Song laut Chris keinen Refrain haben soll ist mir nicht klar, ist sich klar erkennbar

Wo ihr Ann-Sophie kurz anschneidet: Die war ja eigentlich auch nicht die erste Wahl, sondern Andreas Kümmert hat gewonnen und hat die Wahl aber nicht angenommen:

Weiß ich noch so genau, weil Tage danach die erste Folge Pussy-Terror-TV von Carolin Kebekus kam und verrissen wurde, habs mir dann reingezogen, obs wirklich so schlecht ist und dort war ein Gag diese Szene nachzusynchronisieren à la „was wirklich gesagt wurde“ und das ganze wurde im Laufe der Sendung noch mindestens dreimal wiederholt, richtig schön totgeritten.

Jamie-Lee im Jahr danach war an sich ok, aber stilistisch war die ganze Nummer meinem Eindruck nach ein ziemlicher Lorde-Abklatsch, 2015 kam ja auch Lenas Album mit dieser Quietschstimme à la Ellie Goulding (mag ich beide nicht sonderlich, eher eine Florence Welch).

Hab die FKTV-Folge dazu erst vor ner Weile gesehen, die Berichterstattung nach dem Sieg 2010 hat teilweise schon etwas an den Tod von Elizabeth II. erinnert (in diesem Sinne: Gott strafe England!), nur dass man bei Lena nicht fast alle Kanäle damit zugeschissen hat:

Lordi ist eher Metal (welches genau weiß ich jetzt auch nicht auf Anhieb) als Hard Rock und ganz ok, aber in dem Genre mag ich eher andere, vor allem die frühen AC/DC-Alben und die etwas blueslastigeren Songs wie Ride On oder Night Prowler.

Ikke Hüftgold ist dank TikTok im Vorentscheid 2023.
Mit einem haben sie Recht: „La La La ist international“.

Aber nicht mehr lange.

Ich bekomme grad starke Guildo-Vibes :smile:

Morgen isser bei Hartaberfair zum Thema Herrenwitze, Gleichberechtigung und co.

Könnte mir dirchaus vorstellen, dass ihn einige als Protestkandidat wählen :innocent:

Sobald jemand mit etwas Reichweite Wind von diesem Blackface-Video bekommt und es teilt und ein entsprechender Aufschrei entsteht, wird er eh ausgeschlossen werden.

Er hat bekanntermaßen ‚Layla‘ produziert. Größer als damals wird der Aufschrei wohl kaum sein.