Lieber Fernsehkritiker, das war irgendwie nix…
So nötig und sinnvoll dieses Ranking auch sein mag, aber das war keine kritische Auseinandersetzung sondern größtenteils billige Polemik fernab jeglicher Satire. Zum Beispiel, diesen ganzen Profiköchen zu unterstellen, sie würden irgendwelchen ungenießbaren Fraß produzieren. Zumindest dass sie recht gut kochen können, kaufe ich ihnen ab.
Worauf es bei diesen “Kochsendungen” ankommt, ist eher weniger das Essen, sondern es wird viel mehr das ganze Drumherum zelebriert, mal mehr, mal weniger unterhaltsam oder ansprechend. Insofern würde ich Sendungen wie “Lanz kocht” und “Lafer Lichter Lecker” nicht in die Kategorie “zum Kotzen” einordnen, denn dass es dort mitunter recht unterhaltsam zugeht, muss man schon zugeben. Und Horst Lichter muss man lassen, dass er grandios ist, wenn er spontan agieren kann. In diesem Umfeld schafft es sogar ein Johann Lafer, der das Charisma einer Rauhfasertapete besitzt, halbwegs unterhaltsam rüberzukommen.
(Übrigens, was ist eigentlich so eklig daran, dass ein Koch zum Abschmecken einen Löffel benutzt? Und wieso soll einem beim Anblick von Thunfischpastete im Mixer schlecht werden?)
Die Häufung der “Kochprofis bringen angeblich schlecht laufendes Restaurant auf Vordermann”-Sendungen ist sicher bemerkenswert, doch halte ich den Rach von sämtlichen Sendungen der Sparte “Das Fernsehen hilft Leuten, die zu doof zum (bitte hier Themengebiet einsetzen) sind” noch mit Abstand für den seriösesten. Die YouTube-Aussage dieses einen enttäuschen Restaurantbetreibers einfach so als Dokument für ein Rach-Versagen zu bringen, halte ich für ziemlich oberflächlich. Ich fände es allerdings hochinteressant, der Geschichte mal genauer nachzugehen. Leider fehlen dem Fernsehkritiker wohl die Mittel und Möglichkeiten, die Geschichte genauer zu beleuchten, und dass die “professionellen” Medien diese Geschichte noch mal aufgreifen, darf wohl bezweifelt werden, aber wie gesagt, ich würde brennend gern genaueres darüber erfahren.
Und worin besteht jetzt eigentlich der Unterschied zwischen Christian Rach und dem hier hoch gelobten Gordon Ramsay? Letzterer ist mir viel zu sehr auf Krawall gebürstet, da ist mir der Rach doch weitaus angenehmer.
Das Perfekte Promi Dinner habe ich in seinen Anfangstagen durchaus gerne gesehen. Natürlich kam es dabei nicht aufs Essen an, sondern dass sich die “Prominenten” von ihrer privaten (oder einer inszenierten privaten?) Seite zeigten und somit beim Zuschauer Sympathien gewinnen oder verlieren konnten. So kann sich der Zuschauer in Meinungern und Vorurteilen bestätigt oder widerlegt fühlen, oder selbige über den Haufen werfen.
So halte ich Christian Clerici seit seinem Auftritt beim Promi-Dinner für eine extrem coole Sau und der Wendler gerierte sich bei seinem Auftritt als genau das egomanische A***loch, für das ihn sowieso jeder hält. Zur Imagepflege bzw. -verbesserung taugt dieses Format durchaus.
Seitdem aber inzwischen schon alle halbwegs bekannten B-Promis einmal durch sind, ist man inzwischen bei D- und F-Prominenten angekommen, die keine Sau kennt und verzweifelt herbeigescriptete Skandälchen zur Quotensteigerung ziehen auch nicht mehr die Butter vom Brot. Bestes Beispiel neulich ist Ralph Möller, der einen oberprolligen Radio-Morning-Show-Spasti zu seinem Dinnerabend ausgeladen hat. Praktischerweise war das Kamerateam zufälligerweise dabei, als Spasti den Ausladungs-Anruf von Möller entgegennahm. Ja nee, is klar…
Also, wie gesagt, dieses Ranking war mir zu billig-polemisch. Hätte man besser machen können, besser machen müssen.