Wort(e) zum Montag 52 - Karl-Heinrich Waggerl: Mein Tisch

Wort(e) zum Montag Folge 52. Hier kann darüber diskutiert werden!

Und wieder liest uns Gerd J. Pohl etwas vom Autor Karl-Heinrich Waggerl - diesmal aus dem Zyklus „Liebe Dinge“. Und dazu gehört der Text „Mein Tisch“. Waggerl beschreibt darin die Bedeutung eines Tisches im täglichen Leben - und was für ein wichtiges Möbelstück ein solcher Tisch eben ist, weil sich mit ihm auch wichtige Erinnerungen verbinden.

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Persönlich stört es mich nicht, Werke von solchen Künstlern zu genießen, selbst wen die von ihnen erwähnten Abgründe sehr tief sind. Eher finde ich die Dualität interessant, dass der Mensch, der so wunderbares erschuf, auch für schwer oder nicht erträgliches verantwortlich war.

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Heinz Rühmann, den Sie in der Vorrede erwähnen, ist ein gutes Beispiel.
Bekanntlich war dessen Rolle während der NS-Zeit ebenfalls nicht unumstritten.
Trotzdem hat er bis weit in die 1980er an Weihnachten seine Lesungen im „Michel“ abgehalten und dies vor vollbesetztem Haus. Die wurden sogar im Fernsehen übertragen. Ich gehe davon aus, dass der Grund für Rühmanns Popularität nicht die Huldigung seiner Vergangenheit war, sondern seine persönliche Ausstrahlung.

Bis in die heutige Zeit wird sogar alljährlich - ebenfalls an Weihnachten - „Die Feuerzangenbowle“ wiederholt … und diese Produktion ist sogar noch unter politischer Federführung aus dem Hause Goebbels entstanden. :wink: Ich könnte mir denken, dass manche Leute, die Hardcore „woke“ drauf sind, die Ausstrahlung deshalb gern unterbinden würden und am liebsten so tun, als hätte es diesen Film nie gegeben. Wenn sich solche Kräfte durchsetzen, hätten wir wieder Zustände wie in der ehemaligen DDR: Es wird hoheitlich entschieden, was wir zu sehen bekommen und was nicht. Weil das Volk ja zu blöd ist, um selbst zu entscheiden.

Bezüglich Karl-Heinrich Waggerl beiben Sie in ihrer Einleitung ja sehr im Vagen.
Also wollte ich wissen, was der Mann sich damals wirkklich geleistet hat.
Zum Glück gibt es wikipedia :smiley:

Natürlich weiß ich nicht, ob wiki den ganzen Dreck wiedergibt, den dieser Waggerl am Stecken hatte. Er hat 1938 am Heldenplatz dem GröFaz zugejubelt. aber damit war er in Österreich definitiv kein Einzelfall. Anschließend hat er die politische Windrichtung genutzt, um bissl Karriere zu machen. So würde sich heute natürlich kein Mensch mehr verhalten, denn wir alle sind inzwischen viel, viel weiter. Nicht wahr? :sunglasses:

Ob Waggerl wirklich an die Ideologie der Nazis geglaubt hat oder nur ein Karrierist war … dazu gibt der Artikel nicht viel her. Immerhin hat er die Bücherverbrennung von 1933 offiziell gut geheißen.

Der von Ihnen ausgewählte Text weist zumindest darauf hin, dass der Mann offenbar eher einen Bezug zu Gegenständen hatte als zu Menschen. Das ist an sich auch nichts Schlimmes. Manchmal kann ich diese Präferenz sogar nachvollziehen. Insbesondere mit Frauen scheint er seine Probleme gehabt zu haben. Gut … Frauen als „Weiber“ zu bezeichnen, ist längst nicht mehr opportun. Aber zur damaligen Zeit war es wohl üblich. Und das Bild, dass die nach ihrem Tod gleich anfangen, den Thron des Herrn zu schrubben … ich finde, das hat irgendwie was. Shame on me. :face_exhaling: Solch einen politisch unkorrekten Gag würde ich auch einem Dieter Nuhr zutrauen.

Fazit: Hätte ein sadistisch veranlagter er Mediziner wie Josef Mengele oder ein Rudolf Höß, der Kommandant von Auschwitz, literarische Ambitionen gehabt und Sie hätten einen entsprechenden Text vorgetragen … das wäre wirklich problematisch gewesen! Nach meiner vorläufigen Einschätzung haben wir es bei Waggerl aber nur mit einem Mitläufer zu tun, wie es sie damals in Deutschland und Österreich zuhauf gab. Das aus dem Abstand von 80 Jahren mit der Gnade der späten Geburt und dem heutigen Wissen über die Gräuel der Nazi-Verbrechen zu verurteilen, ist einigermaßen wohlfeil …

Nachwort:Es tut mir Leid, dass Sie so wenig Resonanz erhalten, obgleich Sie - so verstehe ich Ihre Vorrede - ein Gesprächsangebot gemacht haben. Ich habe es nicht ganz verstanden, aber irgendwie scheint da ein unausgesprochener Vorwurf in der Luft zu hängen. Sowas kenne ich auch. Da will dich jemand vergraulen und dir das Wasser abgraben, weil du nicht in sein Weltbild passt. Genauso haben damals übrigens auch die Nazis operiert. :wink:

Ich hoffe, Sie lassen sich davon nicht unterkriegen. Massengeschmack-TV hat in den vergangenen Jahren mehrere Mitarbeiter verloren. Um einige ist es nicht schade, um andere schon. Um Sie wäre es schade.

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Sehr interessanter Beitrag und ich kann mich nur anschließen an den Kommentar von Horsti 1, sehr gut!Sie bringen sehr interesante Sachen am Montag zur Sprache und das finde ich gut! Weiter so!

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Also, so lang das Werk an sich nicht in irgendeiner Weise seltsame Ideologien wiedergibt, sollte man es ruhig vortragen, wäre meine Meinung dazu. Man kann ja nicht alles ausradieren, weil da jemand in anderer Hinsicht den falschen Weg eingeschlagen hat. Brennende Bücher hatten wir schon, das muß sich nicht wiederholen.

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Wenn man sich reflektiert mit Werk und Person auseinandersetzt, sehe ich kein Problem darin, auch Werke von kontroversen Autoren zu lesen und gut zu finden. Zumal im Fall von Mein Tisch das Werk ja völlig unverfänglich ist. Schwieriger wird es, wenn nicht nur der Autor, sondern auch das Werk selbst kontroverse oder widersprüchliche Elemente enthält, man aber in der Gesamtheit fasziniert ist. Ich sehe das dann als Herausforderung, das einzuordnen und die Zwiespältigkeit anzunehmen. Mitunter lernt man dadurch auch noch was über sich selbst.

Für mich ist zu einem der Text ( Inhalt) wichtig, Ohne jediglichen Zusammenhang des Autors.
Der Autor ist der Name des werkes und sollte genannt werden. Am besten Wertfrei, so das der Leser seine eigene Meinung bilden kann.
Als Schweizer bin ich da einwenig Abseits und kenne diese Person gar nicht.
Was mir aber wichtiger scheint ist doch diese Sache : Wie wird das Werkt Rezidiert?
Eine „falsche“ betonung auf einen Satz oder etwa szu schnell oder zu langsam lesen könnte doch das Werk verfälschen.
Meiner Meinung ist das man es durch aus austesten kann den Schriftsteller nicht zu erwähnen, ist es anders oder geht man offener zu. Oder geradezu umgekehrt,
Es ist doch eher so das dank der erhöhten Aufmerksamkeit gewisse Wörter und Schriftsteller nicht mehr gennant werden dürfen da irgendetwas gegen die Norm spricht.

Ein Vorschlag hätte ich doch:
Falls es ein Buch wo Sie lesen zu kaufen gibt, wäre doch ein dementsprechenden Link sehr nützlich.
Die gebrüder Grimm haben mich es sehr angetan.
Besten dank Herr Pohl und ich freue mich auf weitere Geschichten von Ihnen.
Markus