Wann ist Fremdgehen moralisch richtig (oder falsch)?

Fremdgehen ist ein schwieriges Thema.

Grade wenn man einen Partner hat, dessen sexuelles Verlangen in den Jahren abnimmt, und man selbst nicht mehr zur Auslebung der eigenen Sexualität kommt, finde ich Fremdgehen richtig.
Manche Partner setzen sexuelle Abstinenz auch gezielt als “Strafe” für den Partner ein. Doch das führt oft dazu, dass sich der anderweitig umsieht, aber dann “der sexgeile Arsch ist” , der sich " was anderes zum f*cken sucht".

Dabei sind beim Fremdgehen oft auch die betrogenen Partner nicht ganz unschuldig. Sei es, weil sie so eifersüchtig sind, dass sie den partner einengen, dass sie Sexentzug als Strafe verstehen oder einfach immerzu -unberechtigt- nörgeln.

Falsch ist Fremdgehen als Trotzreaktion, als Beweis wie toll man doch ist vor anderen, als Erniedrigung des Partners und mit der Ausrede “Der Alkohol war Schuld”.

Meines Erachtens nach ist es nur in einer offenen Partnerschaft zulässig und duldbar (oder sogar erwünscht - manche sind so, andere eben wieder so).

Ausgehend von dem Fall, dass einer der zwei (wir reden zunächst von einer Ehe oder langjährigen Partnerschaft) verhindert ist (ggf. permanent), ist es moralisch nicht vertetbar, eben diesen Partner zu betrügen. Jedenfalls nicht ohne dessen Zustimmung. Natürlich sollte sich der Partner, welcher einen sexuellen Austausch mit anderen verbietet, alles daran setzen, seinen - höchstwahrscheinlich frustrierten - Partner dennoch irgendwie befriedigen zu können.

Wenn dies ebenso nicht geschieht, sehe ich keinen Grund, dass die Beziehung weitergeführt werden sollte. Jedenfalls nicht, wenn der sexuelle Austausch einen so hohen Stellenwert hat.

Im Übrigen rate ich dringenst von heimlichem Fremdgehen in diesem Fall ab. Schlechtes Gewissen kann einen innerlich erschlagen und wird auf kurz oder lang die Beziehung sowieso zerstören.

In meinen Augen jeden falls ist Fremdgehen nur dann erlaubt, wenn beide es praktizieren (wissentlich) oder es eine Übereinkunft/Erlaubnis gibt. Ansonsten ist die Beziehung als solche zu beenden und als typisches “Freunde bleiben” zu belassen.

Ach, was gibt es da überhaupt größer zu diskutieren.

Einig dürfte man sich in Deutschland doch sein, dass überwiegend monogame Vorstellungen von Partnerschaften vorhanden sind. Eine Abweichung ist natürlich möglich, sollte dann aber von den Partnern abgesprochen werden. Ein Libidoverlust alleine rechtfertigt keinen Vertrauensbruch.

Ohne weitere Informationen erübrigt sich auch jede medizinische Überlegung bezüglich der Libido. Geht man jedoch davon aus, dass der Partner wirklich keinerlei Interesse mehr an Sex hat, ist es aber irgendwie auch dämlich zu fordern , dass er sie trotzdem befriedigen solle irgendwie. Würde man ja auch (bei klarem und modernem Verstand) nicht von einer Frau verlangen.
Das Sex nicht unbedingt zu einer festen Beziehung dazugehören muss dürfte auch klar sein. (Egal welche Anforderungen man selber an eine Partnerschaft stellt.)

Eigentlich alles selbstverständlich und übrig bleibt, dass das Paar das unter sich regeln muss.

Ein Libidoverlust alleine rechtfertigt keinen Vertrauensbruch.

Aber eine Gefahr für die eigene psychische Gesundheit vielleicht schon.

Geht man jedoch davon aus, dass der Partner wirklich keinerlei Interesse mehr an Sex hat, ist es aber irgendwie auch dämlich zu fordern , dass er sie trotzdem befriedigen solle irgendwie. Würde man ja auch (bei klarem und modernem Verstand) nicht von einer Frau verlangen.

warum denn nicht? Wenn jemand verlangt, dass der Partner für immer auf Sex verzichtet, ist es unter keinen Umständen zu viel verlangt, dass man wenigstens sein Möglichstes tut, um Ausgleich zu leisten. Treue fordern, aber selbst nichts dafür tun, um den natürlichen Bedürfnissen des anderen gerecht zu werden, ist egoistisch.

Das Sex nicht unbedingt zu einer festen Beziehung dazugehören muss dürfte auch klar sein.

Monogame Beziehungen sind in Deutschland Konsens, aber Sex in der Beziehung nur bedingt? Wie passt das zusammen? Irgendwann muss man ja Sex haben, aber man darf nicht außerhalb der Beziehung und innerhalb ist es auch nicht nötig?

Sex ist ein Grundbedürfnis. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.

Du hast in deiner Kritik vergessen, dass in Deutschland die Scheidung legal ist.
Dazu hast du vergessen, dass ein Vertrauensbruch ebenso psychische Schäden auslösen kann.

Und du verwechselst Sex mit Sexualität.

Dazu hast du vergessen, dass ein Vertrauensbruch ebenso psychische Schäden auslösen kann.

Ebenso wie eine Scheidung. Wenn der Mann nichts mitbekommt, entsteht ja kein psychischer Schaden. Die Frau befindet sich offenbar nach acht jahren in einer körperlichen und psychischen Notlage. Deshalb halte ich es für gerechtfertigt, dass sie dieses Risioko eingeht.

Und du verwechselst Sex mit Sexualität.

Inwiefern ist dieser Unterschied hier von Bedeutung? Es findet hier ja offenbar werder Sex noch Sexualität in sonstiger Weise statt

Wenn dies ebenso nicht geschieht, sehe ich keinen Grund, dass die Beziehung weitergeführt werden sollte. Jedenfalls nicht, wenn der sexuelle Austausch einen so hohen Stellenwert hat.

Sex ist wichtig in einer Beziehung. Wenn es im Bett nicht läuft, liegt meist auch anderswo in der Beziehung was im argen, weswegen man sich körperlich nicht nah kommen will.
Wenn ein Partner sich dem anderen permanent verweigert, sollte der doch wenigstens dem anderen die Möglichkeiten einräumen, seinen Bedürfnissen nachzukommen. Für den anderen mitzuentscheiden „Ich will nicht und du darfst nicht“ ist der absolute Todschlag in einer Beziehung.

Maschendraht
Du ordnest Sex der partnerschaftlichen Treue und Ehrlichkeit über, ich sehe dies umgekehrt.

ich ordne die Gesundheit der partnerschaftlichen Treue über.

Wenn der Mann nichts mitbekommt, entsteht ja kein psychischer Schaden.

Dem Mann vielleicht nicht - aber dafür hat die Frau dann Gewissensbisse, dass sie ihn betrügt.
Und wie fafnir schon schrieb:

Das ein Partner nicht merkt das da was im Busch ist, weil ein vorher nach Sex fordernder nörgelnder Mensch plötzlich aufblüht und zufriedener wird und eben nicht mehr fordert- eben weil dieser fremd geht- ist doch eine Illusion.

Wenn sie also das Thema Sex nicht mehr anspricht, weil sie dieses Bedürfnis anderweitig befriedigt, und es ihr auch sonst plötzlich viel besser geht, kann das durchaus dazu führen, dass er misstrauisch wird. Und wenn sich dieses Misstrauen tief genug hinein frisst, richtet es auch psychische Schäden an.

aber dafür hat die Frau dann Gewissensbisse, dass sie ihn betrügt.

ob sie diese in Kauf nimmt, ist zunächst ihre Entscheidung. Wenn es nicht mehr anders geht…

Wenn sie also das Thema Sex nicht mehr anspricht, weil sie dieses Bedürfnis anderweitig befriedigt, und es ihr auch sonst plötzlich viel besser geht, kann das durchaus dazu führen, dass er misstrauisch wird. Und wenn sich dieses Misstrauen tief genug hinein frisst, richtet es auch psychische Schäden an.

Zum einen hielte ich es selbst dann für unzumutbar, dass die Frau für immer auf Sex verzichtet und damit weiterhin ihrem eigenen körperlichen und psychischen Verfall tatenlos zusehen muss.

Zudem könnte sie ihren Sinneswandel mit der Einnahme von Medikamenten erklären (dies dürfte dem Mann ja einleuchten). Wäre Ehebruch eine Straftat, würde ich sagen, dass ein rechtfertigender Notstand vorliegt.

Welchen Sinn hat denn eine Ehe und Partnerschaft noch, wenn man sich selbst in so essentiellen Bereichen wie Sexualität ohne Absprache belügt und betrügt? Da ist ja der Partner nicht mehr als ein guter Kumpel dann.

ich rede hier ja von einem Spezialfall, wo gar keine Sexualiät mehr stattfindet. Im Normalfall, wo es um ein paar Tage (oder von mir aus Wochen) ohne Sex geht, ist es zumutbar, dass sich der eine eben etwas zusammenreißt. Aber das kann man auf diesen Fall unmöglich übertragen.

Beantwortet trotzdem nicht meine Frage, welche Funktion eine Beziehung noch hat, wenn man sich selbst in dem Bereich regelmäßig und wiederholt belügt.

achso du meinst die Funktion dieser speziellen Beziehung?
Nun, offenbar sind beide willens, zusammen zu leben und Probleme gemeinsam durchzustehen. Das ist bei einer Kumpel-Beziehung ja nun nicht der Fall.
Was würdest du denn vorschlagen? Scheidung? Das würde beide sehr mitnehmen und ist offenbar trotz fehlender Sexualität nicht gewünscht. Sicherlich würde ein Vertrauensverlust die Beziehung schädigen. Aber nur, weil es nicht ohne Beulen geht, muss man nicht gleich die ganze Beziehung hinwerfen, an der beide sehr hängen.

Nichts gegen eine hedonistische Haltung, wie von den Schwestern “Domian” und “Esther” vorgetragen, aber die beiden sollten das nicht mit Untreue gegenüber dem Partner in einen Topf werfen.

MIt der gleichen Argumentation könnten schließlich auch die zur Monogamie verdammten Männer reklamieren, dass der ausschließliche Sex mit der Partnerin von vorne bis hinten nicht reicht.

Leiden denn Männer im Normalfall so sehr unter ihrer im Vergleich zur Freundin gesteigerten Lust, dass sie psychologische Hilfe benötigen und körperlich Schaden nehmen? Dies wäre Voraussetzung für diesen Vergleich.

Ich muss dazu auch nochmal sagen. In einer normalen Beziehung sollte es absolut Pflicht sein, dass man über Sexualität allgemein erstmal ehrlich miteinander spricht. Das ist zumindest bei mir ne Grundvoraussetzung eh es ins Bett geht. Und natürlich sollte normalerweise Absprache gehalten werden, wenn man z.B. Partnertausch beitreiben möchte, jemand nebenbei noch ne sexuelle Affäre möchte oder was auch immer. Solange beide damit einverstanden sind, ist das meiner Ansicht nach alles legitim. Ich habe mich nie dafür ausgesprochen allgemein den Partner anzulügen. Das ist selbst in BDSM-Beziehungen absolut Usus, dass z.B. der dominante Part dem devoten Part immer bescheid gibt wenn man mit jemand anderen Sex haben wird - wenn das selbst in solchen Beziehungsformen normal ist, warum dann nicht in gleichberechtigten Vanillabeziehungen? Warum passiert denn in normalen Vanillabeziehungen, wo beide miteinander Sex haben, immer wieder heimliches Fremdgehen? Das kann ich allgemein wirklich nicht verstehen.

ABER: in diesem speziellen Fall liegt das doch anders! Die Frau lebt seit 8 Jahre quasi keusch und ihre Psyche ist dadurch in Begriff ernsthaften Schaden zu nehmen. Der Mann allerdings verbietet ihr aus falschen Stolz nicht nur ihren Spaß und Ausgleich, sondern stellt sie psychisch auch noch unter Druck! Nämlich in dem er sagt, dass sie ihn damit zutiefst verletzrn würde. Nur kann er eine Alternative anbieten? Höchstwahrscheinlich nicht. Wenn ich in ihrer Situation wäre, würde ich auch einfach heimlich Sex haben. Es ist kein Fremdgehen, denn Sex findet zwischen beiden Partnern ja nicht mehr statt! Und wenn es ihm wirklich verletzen würde, dann muss man es heimlich machen - allein um ihn zu schützen! Natürlich wäre da absolute Diskretion geboten. Wofür gibt es denn Callboys? Genau für solche Fälle! Ich sehe da überhaupt nichts schlimmes. Sex und Liebe haben nämlich in erster Linie nicht viel miteinander zu tun. Das Eine ist ein körperliches Bedürfnis, dass andere ein seelisches. Nur weil man sich sexuellen Spaß woanders holt, heißt das nicht das man den eigentlichen Partner weniger liebt. Im Gegenteil: in diesem Fall wäre es für alle beteiligten gut!

@Maschendraht
Schätze schon, dass zuwenig Sex oder die Beschränkung auf nur eine Partnerin bei einigen Männern körperliche und geistige Schäden hervorrufen kann. Warum auch nicht?!
Pauschal gesagt: Das älteste Gewerbe der Welt ist Rehabilitation für den Mann.

Es ging mir aber mehr um den moralischen Maßstab, der da postuliert wird, und seine Auswirkungen bei konsequentem Umgang.
Ich sag’s mal so:
Wer das Fremdgehen für eine moralisch einwandfreie Sache hält, wenn der asexuell gewordene Mann seine Frau nicht mehr befriedigen kann, der müßte auch das Fremdgehen eines Mannes tollerieren, dessen “Triebe” nach Abwechslung bei einer anderen oder mehr Sex schreien, medizinische Notwendigkeit hin oder her.

Hat die Frau auch erklärt, warum Masturbation für sie absolut nicht ausreichend ist?

Damit kommen Millionen Menschen in der Bundesrepublik aus.