Wahrheit und Dichtung

@ Jazariel;

Das finde ich richtig und beeindruckend zusammengetragen von Dir.

Aber ist die Botschaft dabei, dass wir eh nix tun können und sich weiterhin nix ändern wird? Das fände ich falsch. Denn wir leben in einer Demokratie. Und die bedeutet wesentlich mehr, als immer getan wird. Wir können uns frei informieren, haben die Gewalt über unseren Geldbeutel und (entgegen der allgemeinen Stimmung) sehr begehrte Wählerstimmen. Wir müssen nur den Arsch hoch kriegen. Und da kann jeder nur bei sich selbst suchen und nicht auf “alle” warten.

Du hast völlig Recht: Das Problem fängt nicht bei Amazon an und hört nicht bei Amazon auf. Aber ich denke das wird gemeinhin verstanden. Und ich glaube dass das Feingefühl in solchen Debatten allmählich wächst. Denn in jeder Skandal-Welle wird es wieder neue Leute geben, die sich eingehender damit beschäftigen und ihre Konsequenzen ziehen, und nicht nur solange das Thema medial präsent ist.

weiß jemand zufällig die Produktionsfirma der ARD Amazon Doku?

Produktionsleiterin der Amazon-Doku Katrin Klöntrup gehört laut Web zur Gebrueder Beetz Filmproduktion! :smt025

Apple (Hungerlöhne in asiatischen Produktionshallen)

Was sich inzwischen ja auch als Bullshit herausgestellt hat. Zumindest kann ich mich aus der Diskussion nach dem Apple-Check erinnern, dass Apple besser zahlt als viele andere Firmen, die in China produzieren lassen.

weiß jemand zufällig die Produktionsfirma der ARD Amazon Doku?

Warum fragst du?

weil immer mehr Dokus und Ratgebersendungen der ÖR von den gleichen Produktionsfirmen hergestellt werden die für RTL & Co arbeiten! (zB Der große Haushaltscheck im WDR)
http://www.solistv.de/projekte.php#I

@Holger(Big-Boss): Ich möchte noch kurz eine Anmerkung zu deinem Tweet machen, wo du kritisierst, dass der Amazon-Chef vorgefertigte Antworten vorliest:

Als externer Angestellter wandere ich oft in der Teppich-Etage rum und kann daher aus eigener Erfahrung sprechen. 99% der Auftritte und Interviews von Führungspersonen sind vorgefertigt. Nur fällt einem das nicht auf, weil nicht alle Auftritte so dilettantisch sind, wie dieser Amazon-Verantwortliche. Dass Auftritte vollständig auswändig gelernt sind, ist normal und macht auch Sinn. Sinn macht es nicht nur, um die perfekte Antwort im Bezug auf PR zur Hand zu haben, sondern auch um sich auch vor Faux-Pas zu schützen, denn Plaudert jemand aus der Führungsetage zu offen aus dem Nähkästchen, wirds schnell auch Aktienrechtlich problematisch.

Interessant finde ich übrigens, dass ich deutlich gemerkt habe, wie das Thema auch in anderen Medien von der ARD immer wieder gepusht wurde. Ich höre nebenbei meistens HR3, und in den vergangenen Tagen bis heute (!) wird der Amazon-Skandal immer wieder in den Nachrichten erwähnt. Und ein Detail wird schlimmer als das andere, jeden Tag gibt es neue “schockierende” Infos.

:roll:

Hm, sogar die Evangelen berichten schon… und zwar Pro [-]Amazon[/-]Leiharbeit und contra ARD: pro-medienmagazin.de.

8,50 die Stunde
kostenlose Unterkunft in Ferienanlagen
kostenloser Transfer zur Arbeitsstätte
2 kostenlose Mahlzeiten am Tag

Sollte man über keinen Arbeitsplatz verfügen wären das doch annehmbare Rahmenbedinungen für eine Übergangszeit um wieder in den Berufsalltag zu finden. Hier bietet Amazon keinen oder nur geringen Grund der die große Entrüstung rechtfertigt. Von daher muss ich dem ersten Teil des Blog Eintrages widersprechen.

Die konzeptionelle Ausrichtung und Fokussierung der Leiharbeit in europäischen Betrieben wird in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen um mit anderen Märkten in Südamerika oder Asien schritthalten zu können. Da ist es geboten diesen Sektor ganz klar zu reglementieren - und zwar in der gesamten EU.

Die sog. Reportage von ARD, die insgesamt auf wackeligen Füßen steht, hätte sich einen Themenschwerpunkt herausnehmen müssen um dann investigativ verschiedene Firmen zu untersuchen und miteinander zu vergleichen. Wie wird mit Mitarbeitern umgegangen, wie sind die Verdienstmöglichkeiten, wie steht es mit einer Übernahme, wie ist die Unterbringung geregelt usw.
Mit düsteren Wackelbildern und aus dem Zusammenhang gerissenen Gesprächen, wie im Fall der Spanierin, kommen wir hier nicht weiter. Die überforderten Journalisten hatten wohl auch keine konkrete Roadmap die es abzuarbeiten galt - vielmehr stand von vornherein fest welches Bild von Amazon suggeriert werden muss.

Amazon steht eben nicht pars pro toto für eine Firma die Schindluder mit der Leih- oder Zeitarbeit betreibt - wohl aber muss Amazon sich den Vorwurf gefallen lassen an der einen oder anderen Stelle nachjustieren zu müssen um das Verhältnis zu verbessern. So sollte Interessenten im Ausland klar gesagt werden was genau man verdient und der Vertrag sollte auch (neben des in deutsch verfassten Vertrages) in der Sprache der jeweiligen potentiellen Mitarbeiter vorliegen (was aber primär die Aufgabe der Leih-und Zeitarbeitsfirma ist). Hier sehe ich in jedem Fall Verbesserungsmöglichkeiten. Amazon könnte hier sicherlich Druck ausüben damit dies abgestellt wird.

Das einzig gute an der Reportage war das diese mich daran erinnert hat das ich noch 2 Bücher im Warenkorb hatte die ich bestellen wollte.

Ich finde es erschreckender, dass “Mitarbeiter” dieser Sicherheitsfirmen aus dem braunen Sumpf empor kriechen,
und sich als Blockwarte aufspielen können, um ihr armseliges Ego aufzupolieren.

Und der Name H.E.S.S. ist natürlich rein zufällig und hat nichts mit einer geisteskranken Person zu tun, die nach
"Engeland" geflogen ist. Ist schon klar. :ugly

Das solche Firmen überhaupt zugelassen und nachgefragt werden :smt017

Das Problem ist nicht Amazon, sondern die deutsche Arbeitsmarkt- und Steuerpolitik, die es Firmen wie Amazon erlaubt auf eine Art und Weise zu handeln, die der Durchschnittsmensch als unmoralisch betrachtet. Amazon dafür jetzt blind abzustrafen, durch Löschung des Kontos und dadurch, nichts mehr online zu bestellen, halte ich für falsch. Viel wichtiger wäre es wirklich, kleinere Onlinehändler und regionale Buchläden aktiv zu unterstützen. Dann hätte der Skandal tatsächlich etwas Gutes und könnte einen gesellschaftlichen Umschwung bewirken. Damit das hier nicht eine einmalige Aktion bleiben wird: http://www.indiebookday.de/

Die konzeptionelle Ausrichtung und Fokussierung der Leiharbeit in europäischen Betrieben wird in den nächsten Jahren noch weiter zunehmen um mit anderen Märkten in Südamerika oder Asien schritthalten zu können.

Der Denkfehler ist, dass Lohnkosten nicht den Großteil von Produktpreisen ausmachen.

Ich hasse auch diese völlig unnötigen Schnitt-Effekte und Animationen. Da setzen sich die Macher mit so einem ernsten Thema auseinander, und vergeuden ihre Zeit mit so einem Styling-Firlefanz, anstatt vielleicht einige Zusammenhänge noch ein wenig besser zu erklären. Denn damit kann man die Leute vielleicht besser abholen, als mit Effekthascherei.

Die „Effekthascherei“ scheint ein neuer Trend zu sein, die findet man immer häufiger. Einige scheinen sich da gern gestalterisch austoben zu wollen und die moderne Technik mach das vergleichsweise einfach. Unangenehmer empfinde ich allerdings den auf mich oft gepresst, leidend klingenden, aber gleichzeitig belehrend wirkenden Betroffenheitstonfall im Kommentar, der immer mehr in Mode zu kommen scheint. Es gibt Dokus, die finde ich thematisch interessant, aber die Sprecher gehen mir schwer auf den Geist. Was soll das?

Das eigentliche Problem liegt nicht an Amazon (oder ähnlichen Konzernen).

Nur durch die Rechtslage der Verträge für Zeitarbeiter ist die “moderne Form der Sklaverei” überhaupt möglich.
Die Arbeiter werden von den Zeitarbeitsfirmen mit den schlechteren Verträgen über den Tisch gezogen. (fast immer mit wilden Versprechungen, das man höchst wahrscheinlich übernommen werden kann oder in einem Jahr -bei “vorerst” befristeten Verträgen- viel besser bezahlt wird…etc…)

Warum also werden nicht die ZA-Firmen durchleuchtet und an den Pranger gestellt?

Um mal darauf hinzuweisen: Hier geht es darum, wie bei der Doku durch gezielte Auswahl der Aussagen sowie das Nachsprechen der Sinn verfälscht, also manipuliert wurde. Die grundsätzliche Diskussion über die Doku sowie Zeitarbeit an sich gab es schon beim Themenvorschlag.

Ähm ja und dafür sollte man schon wissen und diskutieren, was wahr ist und was nicht.

Dafür ist es aber nicht nötig, die komplette Diskussion hier noch einmal zu wiederholen, omgott. Es sagt ja niemand, dass man sich hier nicht auf Erkenntnisse aus dem anderen Thread stützen darf. Aber zwei mehr oder weniger identische Threads braucht es auch nicht.
Und bei den bisherigen Beiträgen kann ich außer den beiden ersten Antworten nicht erkennen, dass sich auch nur einer davon in Ansätzen auf Holgers Blogeintrag bezieht.

Oh, natürlich.

Ich wollte nur sagen, das ich die Auswahl des Schuldigen genauso falsch finde, wie die anderen Methoden der künstlichen Skandalstapelei.

Das Nachsprechen ist doch (eigentlich) dazu da, das “Andreas” anonym bleiben kann. Das dabei der komplette Sinn der Aussagen verdreht wird, ist aber nicht in Ordnung.

Der Denkfehler ist, dass Lohnkosten nicht den Großteil von Produktpreisen ausmachen.

Der Denkfehler ist das einige anscheinend meinen das die Materialkosten oder die Logistikkosten einen Großteil ausmachen. Wäre dem so wäre eine Produktion in China seitens Dell, Linde, H&M oder einigen Automobilherstellern natürlich konträr jeder marktwirtschaftlichen Berechnung.
Natürlich sind die Lonhkosten gemessen am Produkt DIE Gründe nach China, Indien oder Brasilien abzuwandern - und das wird sukzessive in den nächsten Jahren so weiter gehen - oder wir möchten oder nicht.
Das man sich lokal in diesen Märkten positioniert um Waren vor Ort zu verkaufen ist natürlich auch ein wichtiger Grund.

Ich möchte aber noch eine Sache anmerken:
Ich finde es Schade das Holger dieser Sache hier keinen Platz in der aktuellen FKTV Folge einräumt.
Anstatt dessen wird in üppiger Weise über diese Nerd-Geschichte berichtet. Eine Sendung deren Einschaltquoten doch wohl weit unter den des Apple-Checks oder der Amazon Reportage lagen.
Wäre schön wenn in Zunkunft etwas weniger übers Kinder TV berichtet wird und mehr Dinge in Angriff genommen werden die mehr im Fokus der allgemeinen Öffentlichkeit liegen oder Leute jenseits der 35+ ansprechen. Also so Nerd Geschichten oder RTL und Sat1 schaue ich an sich ohnehin nicht mehr.
Das Argument das diese Reportage nun in einschlägigen Medien ausreichend thematisiert wurde ist nur bedingt gültig da der Duktus der veröffentlichten Meinung vieler Artikel konträr der Meinung vieler Kommentatoren gegenüberstand (wurde auch bei Anne Will angesprochen).
Hier hätte ich mir von Holger gewünscht das seine Sendung mal ein Gegengewicht zu den üblichen Meinungsartikeln bildet und mal die eine oder andere Machart dieser sog. Reportage kritisiert.
Die Journalistin der Reportage war übrigens in der letzten Anne Will Sendung zugegen - und auch hier wieder völlig überfordert nachdem Anne Will, überraschenderweise!, Kritik an der einen oder anderen Sache geäußert hat.

Hast du vielleicht statistische Erhebungen zum Anteil von Lohnkosten an Produktkosten, die du teilen könntest? Von den 207 USD beispielsweise, die jedes iPhone 5 die Firma Apple kostet, müssen nur 8 USD fürs Zusammenbauen ausgegeben werden. Natürlich müssen auch die Einzelteile wie Scheiben, Prozessor und Batterie hergestellt werden, aber auch hier wird der Großteil nicht im Lohn der Arbeiter versinken.

Darüberhinaus kann ich diesen Artikel hier empfehlen:

http://derstandard.at/1356426475566/Exp … Preisfrage

Natürlich schießen sich jetzt alle auf Amazon ein. Wenn der Großhändler zerschlagen wurde, können die restlichen Oligopolisten die Marktmacht unter sich aufteilen. So ein Quatsch, als würde das etwas in der Welt ändern, wenn nicht mehr bei Amazon gekauft wird.

Zu der Anne Will Sendung lässt sich viel sagen. Zum einen fehlt das Grundverständnis in der breiten Masse der Bevölkerung dafür, was ein Film ist und zu welchem Zweck er gemacht wird. Insbesondere im dokumentarischen Bereich kommt es nicht darauf an, wie die Welt ist, sondern wie die Macher die Welt sehen. Authentizität wird meistens mit Realität verwechselt. Objektive Wahrheit gibt es nicht. Man möchte im Zuschauer Emotionen wecken, um eine Weltsicht zu vermitteln. Zum anderen fand ich sehr schade, dass die Medienwelt nur in den letzten paar Minuten zur Sprache kam. Meiner Meinung nach ist das eigentliche Thema die Gesamtsituation der arbeitetenden Bevölkerung - nicht die paar Leiharbeiter bei Amazon. Der Mittelstand wird von zwei asozialen Schichten zerrieben - der Oberschicht, die nur von ihren Zinsen und zum Großteil geerbten Kapitalerträgen lebt, und von der Unterschicht, die von Sozialgeldern lebt.

müssen nur 8 USD fürs Zusammenbauen ausgegeben werden. Natürlich müssen auch die Einzelteile wie Scheiben, Prozessor und Batterie hergestellt werden, aber auch hier wird der Großteil nicht im Lohn der Arbeiter versinken.
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genau. Ein Großteil wird nicht im Lohn der Arbeiter „versinken“ weil die Lohnkosten in China tatsächlich sehr gering sind im Vergleich zu Deutschland oder den meisten westlichen EU Staaten. Dadurch erhöht sich die Gewinnspanne deutlich. Ich sage nicht das Apple nicht auch in Deutschland gewinnträchtig entwickeln und produzieren kann - aber wir dürfen wohl annehmen das ein iPhone dann auch gleich teurer sein wird. Es ist schon ein Unterschied ob ich in China einem Arbeiter 70 bis 90 RMB (~7 bis 9Euro) am Tag zahlen muss, oder einem deutschen Arbeiter 7 bis 9 Euro die Stunde (plus Sozialversicherung).
Dies ist ja der Grund weshalb Dell, Linde, Apple, div. deutsche Automobilhersteller u.v.a. nach China, Indien oder Brasilien gehen. Sogar Airlines lassen den sog. D-Check ihrer Langstreckenflieger auf den Phillipinen oder in China durchführen weil die Mann/Stunden einfach westentlich geringer sind als in Europa. Gerade in der Flugzeugwartung sind mittlerweile Länder wie Malta oder Ungarn sogar zu teuer geworden - um nur ein Beipiel anzuführen von dem ich weiß das es so ist (wohlgemerkt D- und C-Check! nicht die Wartung!).
Es sind natürlich zu einem Großteil die Lohnkosten (und die einhergehenden Sozialabgaben und Steuern) die die Firmen ins Ausland treiben. Das mag uns gefallen oder nicht - aber diese Entwicklung wird (leider) weiter zunehmen. Das man sich marktstrategisch in diesen Ländern positionieren möchte ich freilich auch ein wichtiger Grund. Dieser wird aber in China erst in den nächsten 10 bis 15 Jahren zum Tragen kommen. Momentan ist der tatsächliche Treiber dieser Entwicklung der geringe Stundenlohn und die geringe steuerliche Belastung in diesen Ländern.

Selbst wenn die Firmen in Deutschland produzierten, würde der Großteil der Produktpreise nicht die Lohnkosten ausmachen. Pauschal kann man das bestimmt nicht für alle Branchen und für alle Produkte sagen. Das ihpone kostet 207 USD und wird für 660 Euro verkauft. Okay, dann kostet es eben 88 USD mehr in der Herstellung. Das heißt nur, dass die Gewinnmarge geringer ist.

Natürlich sind die Löhne der Bereich, der am einfachsten gedrückt werden kann. Für die Firmen sind es allerdings eine Vielzahl an Gründen, die Produktionsstätten in andere Länder auszulagern. Sie hängen alle mit den Löhnen zusammen. Vor allem die größere “Flexibilität” (geringer Kündigungsschutz, niedrigere Lohnnebenkosten wie Sozial-, Kranken- oder Rentenversicherung, keinerlei Überstundenregelung, keine Regelung zu Arbeitsbedingungen etc.). Es ist aber nicht so, als wäre die Politik an dieser Stelle machtlos. Nein, hier versagen die Parteien seit vielen Jahrzehnten auf ganzer Linie.