Unsere Mütter, unsere Väter (ZDF)

Ich würde mir einen Beitrag zu dem ZDF-Dreiteiler wünschen (bzw. es sogar für absolut notwendig halten). Grundsätzlich ist es ja erstmal zu begrüßen, dass das ZDF mit seinen finanziellen Mitteln größere deutsche Fernsehfilmprojekte unterstützt. Das es ein Kriegsfilm sein muss? Geschenkt, die genreimanenten Probleme, die solche Filme mit sich bringen kann man auch umschiffen. Dass er die http://www.publikative.org/2013/03/21/unsere-mutter-unsere-vater-das-zdf-und-die-deutschen-opfer/ historischen Fakten arg verbiegt, könnte man gerade noch mit Verweis auf eine gesunde Dramaturgie wegwischen.

Dass das teure und zur besten Sendenzeit gezeigte Projekt, dann aber ekelhafteste Täter-Opfer-Verdrehung und Geschichtsschönfärberei betreibt, ist absolut daneben.
Die folgenden Kommentare bringen gut auf den Punkt, was den Film so verwerflich macht:

http://www.titanic-magazin.de/news.html … 992fd495c2

Die fünf jungen Freunde, an deren Rolle als Kanonenfutter das Tableau keinen Zweifel läßt, sind jedenfalls gymnasial reizende Identifikationsangebote mit jüdischen Freunden, die dann auch folgerichtig desertieren und sich für ihren guten Charakter an die Wand stellen lassen, und wenn die naiv führertreue, sympathische Lazarettschwester die jüdische Aushilfe denunziert, dann nur sehr schweren Herzens und um die fällige Wandlung zur Systemskeptikerin zu initiieren. Sie alle, einschließlich des intellektuellen Hesse-Fans, der zum Zyniker wird, bereitwillig Kinder erschießt und, statt die nächsten dreißig Jahre mit seinem Eisernen Kreuz zu renommieren, den ehrenhaften Freitod in russischen Garben wählt, sind, das ist die atemberaubend unverhohlene Suggestion, die wahren Opfer des Krieges: das junge Deutschland, das, „als die Welt aus den Fugen geriet“ (so die Doku im Anschluß kongenial), noch unschuldiger schuldig wurde als das volljährige unserer Opas und Omas, das ja auch nicht wußte, wo der Führer plötzlich hergekommen war.[…]

http://www.ksta.de/debatte/-unsere-muet … 61464.html

[…]Die Moral aus dem Film, der schon als moderne Variante von „Holocaust“ gefeiert wird, ist altbekannt und ganz deutsch-einfach: Der böse Krieg war’s.

Deshalb muss die Schmonzette 1941 anfangen, nicht vorher. Plötzlich, zwei Jahre, nachdem der Krieg offenbar vom Himmel gefallen war, änderte sich alles. Sogar die anständige Wehrmacht, die bis dahin unter penibler Einhaltung der Haager Landkriegsordnung nur mal anständig Osteuropa annektieren wollte, blieb unter dem allgemeinen Druck und dem Befehlsnotstand in Russland nicht immer sauber. Selbst Soldaten, die lesen und schreiben konnten und Bücher mitnahmen an die Front, um dort einen bedeutungsschweren Satz nach dem anderen abzusondern, so wie der sensible der beiden ungleichen Hauptfiguren-Brüder, kannten plötzlich keine Skrupel mehr.[…]

http://www.cargo-film.de/blog/2013/mar/ … im-bussen/

[…]Was das ZDF grade mal wieder in seinem History-Wahn präsentiert, eine dreiteilige Serie namens Unsere Mütter, unsere Väter ist von der Sorte. Eine Nazi-Oper, die ein bisschen schuldbewusst tut, indem sie fünf junge Deutsche Richtung Ostfront befördert und dort zusehends weniger edel und aufrecht und hilfreich sein lässt - die in Wahrheit aber nur mal wieder die alte Mär vom bösen Krieg und noch böseren Hitler erzählt, der die Nation überfiel und aus im Grund ihres Herzens guten Deutschen beinahe fast so etwas wie böse Menschen werden lässt. Verteufelt moralisch das ganze.[…]

Und, dass so ein Projekt dann auch noch von vielen größeren Medien hochgejubelt wird, wie nichts, ist schon mehr als nur bedenklich.
Dass dann bei Markus Lanz auch noch Leute sitzen dürfen, die darüber reden dürfen, dass „der Jude“ ja auch Täter gewesen sei und man auf beiden Seiten einen Vernichtungskrieg geführt habe, schlägt dem Fass dann zwar den Boden aus, fällt im Grunde bei derart ekelhafter Entschuldigung auch nicht mehr viel ins Gewicht.

Gibts schon, im Themenbereich “Das Fernsehen” viewtopic.php?f=12&t=13552&start=75

Aber das ist doch der ganz allgemeine Thread zum Film. Hier soll es ganz konkret darum gehen “Unsere Mütter, unsere Väter” als Themenvorschlag “einzureichen”, bzw. zur Debatte zu stellen.

Dass dann bei Markus Lanz auch noch Leute sitzen dürfen, die darüber reden dürfen, dass „der Jude“ ja auch Täter gewesen sei und man auf beiden Seiten einen Vernichtungskrieg geführt habe, schlägt dem Fass dann zwar den Boden aus, fällt im Grunde bei derart ekelhafter Entschuldigung auch nicht mehr viel ins Gewicht.

Die fragliche Ausgabe von „Markus Lanz“ könnte dann auch gleich ein Fall für fernsehkritik.tv sein - bei dem hanebüchenen Unsinn, der dort verbreitet wurde. Via „Achse des Guten“:

Deutsche Geschichte bei Markus Lanz: Zu wenig Kolonien, zu viele Juden

Im Begleitprogramm rund um den ZDF-Dreiteiler “Unsere Mütter, unsere Väter” talkte am vergangenen Dienstag eine illustre Runde in der ZDF-Sendung “Markus Lanz” über deutsche Geschichte und ihre (filmische) Aufarbeitung. Dabei wurde Erstaunliches behauptet: So trage Deutschland keine Verantwortung für den 1. Weltkrieg, sondern “Frankreich und Russland”. Infolge der Niederlage sei Deutschland bei “der Kolonialisierung der Welt” “zu kurz gekommen” – und wegen dieser Demütigung sei es dann zum 2. Weltkrieg gekommen. Ergänzend wurde festgestellt, dass “Täter” und “Opfer” nicht zu unterschieden seien – und die industrielle Massenvernichtung von Menschen nur deshalb erdacht werden musste, weil man so viele Juden einfach nicht mehr erschießen konnte. Für nennenswerten Widerspruch oder gar einen Eklat sorgte diese Aneinanderreihung von revisionistischen Äußerungen nicht – deutsche TV-”Vergangenheitsbewältigung” anno 2013.
http://www.publikative.org/2013/03/26/d … ele-juden/

Was für ein Quatsch!

Die Kritik an dem Film hat allerdings auch einen sehr faden Beigeschmack, wenn da wieder so getan wird als ob der Holocaust relativiert würde, nur weil nicht alles Schwarz-Weiß dargestellt wird. Diese Zeit war nun Mal allgemein ziemlich schlimm, weshalb man es dem Film eher zugute halten kann, dass er es sich nicht SO leicht macht, sondern auch ein paar reale Dinge zeigt, wie eben Antisemitismus anderer Völker. Mensch, die USA haben bis heute Rassenprobleme, wie kommt man nur darauf, dass damals in den 30ern und 40ern, die Menschen alle lieb und nett waren, außer den Deutschen? Ich kriege hier und da das Gefühl, man würde am liebsten die Geschichtsbücher umschreiben, damit es wie in einem 0815 Fantasyroman aussieht.

Teil 1 habe ich nicht gesehen. Dazu kann ich nichts sagen.
Und Teil 2 und Teil 3 halte ich insgesamt für zu klischeehaft.
Aber geschichtsverzerrendes Material, welches einen Aufschrei jenseits normaler Filmkritik Wert wäre, ist mir jetzt auch nicht aufgefallen.
Und was die Lanz-Ausgabe mit dem revisionistischen Kobold “Baring” angeht:
Die Zeiten, in denen solche infamen Relativierungen, wie von Baring vorgetragen, für einen Eklat sorgten, sind leider vorbei.
Was soll man auch von einem Typen halten, der immer noch wie selbstverständlich zwischen Deutschen und Juden unterscheidet?

Was mir gefallen hat, ist, dass Marina Weisband ihre jüdische Herkunft nicht für Sentimentalitäten missbrauchen ließ.

Der Baring hat doch echt den Schuss nicht gehört.

Bitte beschränkt euch in diesem Thread auf die Frage, ob der Film für einen Beitrag im Magazin geeignet ist. Der Thread für die allgemeine Diskussion wurde ja bereits oben verlinkt. Danke