Diskussion über den Blog-Artikel: RTL in der Sackgasse
Vergleichen wir das Fernsehprogramm einmal mit einer Fußballmannschaft. Die Mannschaft ist gut aufgestellt, sie feiert Erfolge, sie holt Siege. Und dann, so mit der Zeit, werden die Spieler älter, sie werden träger, auch die Fans sind ihrer irgendwann überdrüssig. An diesem Punkt ist RTL. Genauso wie einer Fußballmannschaft frische junge Spieler gut tun würden, so müsste RTL sich gerade jetzt mit frischen Ideen und Formaten selbst neu erfinden. Doch nichts dergleichen: Das, was der Sender für die Saison 2009/2010 da jetzt vorgestellt hat, ist ein televisionäres Armutszeugnis. Den Zuschauer erwarten am Nachmittag weitere unterirdische Doku-Soaps (der Titel “Familien im Brennpunkt” lässt Schlimmstes befürchten), bei denen man mittlerweile sogar zugibt, dass sie “gescriptet” sind. Wer, um Himmels wissen, will täglich eine Sendung nach der anderen auf dem schauspielerischen und handwerklichen Niveau einer Laienspielschar sehen? Fast niemand - und deswegen wird RTL auch weiterhin am Nachmittag scheitern. Fast schon bedauernswert, wie RTL trotzig versucht, dem Zuschauer den immer gleichen Billig-Schund neu verpackt unterzujubeln.
Und das Abendprogramm? “DSDS”, “Supertalent”, “Wer wird Millionär?”, “Bauer sucht Frau”, “Raus aus den Schulden”, “Doctor’s Diary” und “Rach, der Restauranttester” werden fortgesetzt - soweit in Ordnung. Doch wenn man nach innovativen Formaten sucht, dann sucht man lang. Allzweckwaffe Günther Jauch muss wieder ran - zum einen mit der Spielshow “5 gegen Jauch” (von der aber lediglich eine Ausgabe produziert wurde, denn Oliver Pocher, der hier moderiert, ist exklusiv zu SAT.1 gewechselt) und zum anderen mit der Show “Das große Ost-West-Duell”, deren Konzept schon jetzt ersichtlich ist: Genau wie “Typisch Frau - typisch Mann” die Geschlechterfrage stellte, geht es nun um die Unterschiede zwischen Ossis und Wessis. Vermutlich sitzt auch wieder Sky du Mont samt Freundin an einem der Promi-Pulte. Ein echter innovativer Kracher!
Und sonst? Restauranttester Rach moderiert eine zweite Sendung, in der er gemeinsam mit Arbeitslosen ein Restaurant eröffnet. In “Endlich wieder Arbeit” hilft angeblich ein Bewerbungstrainer Arbeitslosen. RTL glaubt ernsthaft, immer noch weitere Sendungen, in denen es um verkorkste Jugendliche, Arbeitslose und zahnlose Familien geht, würden den Zuschauer interessieren - aber die Zeiten sind vorbei. Genauso wie die Krawall-Talkshows ihre Zeit hatten (leider), liegt auch die der Doku-Soaps bereits hinter uns. Das Fernsehen weiß nicht mehr weiter, es entwickelt sich nicht. Eine Entwicklung zum Besseren habe ich nie erwartet, aber dass selbst im negativen Sinne nichts Neues mehr kommt, gibt mir doch sehr zu denken.