RBB-Investigativmagazin Klartext

Ich hatte schon länger das Gefühl, dass die öffentlich-rechtlichen Politmagazine oft eher unnötig skandalisieren, Kleinigkeiten aufbauschen und zur Not auch übertreiben. Wenn das stimmt, ist es aber zumindest in einem Fall noch schlimmer als gedacht: Das investigative RBB-Magazin „Klartext“ scheint das Ergebnis seiner Investigation schon zu kennen, bevor es überhaupt investigiert hat. Das ist entweder eine neue Form von „Scripted Reality“ oder ein Fall für „Galileo Mystery“. :smt017

Auch die von Lauer beschriebenen Methoden erinnern mich irgendwie unangenehm an Dokusoaps: Es wird einfach ganz oft dasselbe gefragt und dann die blödeste Reaktion in den Beitrag genommen. Ob mit allen Parteien so umgegangen wird? In jedem Fall sind das eher Boulevardmethoden: einfach so oft versuchen, bis man hat, was man von vornherein bekommen wollte. :smt011

Sicher, es geht um Politiker – die sind auf besondere Weise Rechenschaft schuldig – aber auch die sind (hoffentlich meistens) Menschen, denen man eine gewisse Fairness entgegenbringen sollte. Mal ganz abgesehen von der Verantwortung gegenüber dem Zuschauer, möglichst unverfälschte Informationen zu präsentieren und nicht einfach den größtmöglichen Skandal, der sich eben noch konstruieren lässt …

Dem könnte man doch mal nachgehen, Betroffene interviewen (da werden sich auch mit Sicherheit nicht nur Piraten finden), Stellungnahmen vom RBB einholen, zu beanstandende Stellen in fertigen Beiträgen der Erinnerung an ihr Zustandekommen gegenüberstellen …

Es geht schließlich um unsere Gebührengelder!

Ich hatte schon länger das Gefühl, dass die öffentlich-rechtlichen Politmagazine oft eher unnötig skandalisieren

Ob und von wem skandalisiert wird, lässt sich wohl nach Ausstrahlung der Sendung (heute 22:15) besser beurteilen :roll: Ich werde mich mal auf die Lauer legen.

Wenn das stimmt, ist es aber zumindest in einem Fall noch schlimmer als gedacht: Das investigative RBB-Magazin „Klartext“ scheint das Ergebnis seiner Investigation schon zu kennen, bevor es überhaupt investigiert hat.

Davon, dass noch nicht investigiert wurde, ist nirgends die Rede.

Was Lauer kritisiert, ist die Vorankündigung des Magazinbeitrags

bzw. deren Veröffentlichung zu einem Zeitpunkt, zu dem die Recherchen noch nicht abgeschlossen waren. Es wird der Gesetzentwurf Lauers zu früheren Urheberrechts-Plänen der Piraten in Relation gesetzt. Es ist naheliegend, dass sich daraus solche Formulierungen ergeben.

Wundert mich, dass letzte Woche nach Meldungen wie Eckpunkte Ahoi, Piraten legen Reförmchen vor, Weniger Demokratie wagen oder Piraten haben die Gema lieb nicht schon längst der Piratenbashing-Thread wieder ausgegraben wurde.

Ich fand den Beitrag auch sehr tendenziös :expressionless:

Lauer hat jetzt wohl seinen Erzfeind in Klartext gefunden :slight_smile: Da ist einmal eine Journalisten nicht auf Piratenkurs und schon geht der Rambazamba los… Suggestivfragen, Nachbohren, mit Mails bombardieren. Alles ganz, ganz böse. Was erlaubt sich diese Iris Marx eigentlich? Und natürlich ist dann gleich das ganze Magazin Klartext aufeinmal auf BILD-Nivaeu, ja ach was, alle öffentlich-rechtlichen „vermeintlichen“ Investigativmagazine sind auf einmal „mit Abstand das mieseste, was mir bisher in Punkto Berichterstattung untergekommen [ist]“. Ach der Herr Lauer immer wieder lustig zuzusehen, wenn’s bei ihm mal aushakt.

Was ist denn eigentlich das Problem, das angeblich Skandalöse hierbei?

  • Dass der Bericht tendenziös ist? Ja ach Jottchen, tendenziöse Berichte mussten und müssen alle Politker von links wie rechts einstecken. Daran ist auch nichts Verwerfliches. (siehe auch Link unten)
  • Dass Klartext bereits im voraus eine Kurzbeschreibung des Inhalts des kommenden Beitrags veröffentlicht hat? Also wenn man sich die Vorabinfo mal durchliest, ist daran jetzt nicht wirklich irgendwas Überraschendes. Die Reporterin hat ja wohl auch nicht erst 2 Tage vorher mit der Arbeit an dem Bericht angefangen, sodass dann eben irgendwann, auch wenn der Bericht noch nicht 100% fertig geschnitten ist, eine solche Vorabinfo möglich ist. Das ist ja keine Seltenheit.

Nein, was Herrn Lauer hier offenbar auf den Keks ging, ist die Art von Frau Marx, wie sie (welch Überraschung) wohl ziemlich dreist nachbohrt und dann auch noch was Kritisches über den kongenialen Lauerschen Gesetzesentwurf berichten wollte bzw. wie er zustandegekommen ist (nämlich ganz ohne LiquidFeedback etc.)

Das eigentlich Lustige an der Geschichte ist, und das merkt Lauer selbst leider nicht einmal, dass er mit solch einer Reaktion auch nur einen Schritt weiter Richtung Politikertypus „Beleidigte Leberwurst“ á la Kohl geht und sich einmal mehr von den piratischen Idealen von Offenheit gepaart mit Medienkompetenz entfernt. Schonbald werden wir vermutlich auch die ersten Bilder von vor Panoramakameras flüchtenden Piraten-Politkern sehen - wie es eben alle anderen Politker auch machen, wenn ihnen die Recherchen bestimmter Journalisten nicht passen.

Bestenfalls wird daraus ja noch eine echte Hassliebe („Vaterlandslose Gesellen“)…

Mal ehrlich, was erwartet Herr Lauer? Er wurde von vielen Berliner Wählern in ein politisches Amt gewählt. Da hat er auch gottverdammt nochmal aufdringliche Journalisten und Suggestivfragen auszuhalten. Aber dieses Verhalten passt wiederum auch zu solch anderem Piratenschwachsinn, wie zB. den medienfreien Zonen auf Parteitagen.

Unbedingt dazu auch sehen: Tendenziös, unverschämt, einseitig: was Politiker über Panorama denken