Quotenbox, mehr Lug und Trug?

Hallo alle zusammen.

Ich frage mich seit eienr geraumen Zeit schon, was genau es mit diesen ominösen Quotenboxen aufsich hat. Ich meine damit, das es immer wieder heißt, das diese zur messung der einschaltquoten der jeweiligen sendung da sind aber seien wir mal ehrlich. KAum einer kennt jemanden, der so ein ding überhaupt besitzt.

Vorallem merkwürdig ist es dann, wenn dann für eine sendung eine wuote von 10 millionen oder ähnliche hohe zahlen gemessen werden. Ich meine bei 10 m. quotenboxen müssten dann auch ungefähr 10 m. haushalte so eine besitzen.

Allg diese zahlen diverenzen, prozentuelle rechnungen und ähnliches…

Manchmal habe ich das gefühl das diese “quote” nur erschaffen wurde, um mehr zuschauer daraufhinzuweisen bzw. anzulocken für eine bestimmte sendung.

Was haltet ihr davon?

Die Haushalte sind repräsentativ gewählt. 5.640 werden dabei mit einbezogen, das sind etwa 13.000 Menschen. (Quelle: Internet).

Da Meinungsforschung in dem Maße sehr kostenspielig ist, halte ich das repräsentative Modell für gerechtfertigt. Ich denke auch nicht, dass da viel manipuliert wird, da bin ich gutgläubig genug. Ist ja nicht die Schuld der Meinungsforscher, wenn die Menschen nur Dreck sehen.

Die repräsentative Messung ist am nächsten zum tatsächlichen Konsumverhalten, wie man nur kommen kann, ohne tonnenweise Moneten zum Fenster rauszuwerfen.

Ich besitze seit meinem fünfzehnten Lebensjahr eine Quotenbox. Sie wurde mir von zwei Männern in braunen Ledermänteln geschenkt. Ich darf aber nicht darüber sprechen, weil mir sonst sehr schnell etwas Schlimmes passieren könnte, haben sie gesagt. Jede Nacht, wenn ich schlafe, übermittelt die Box alle gesammelten Daten an die Regierung. Das darf aber niemand wissen. Manchmal habe ich das Gefühl, die Box liest alle meine Gedanken und kontrolliert meine Träume. Mist! Ich glaube, jetzt habe ich zuviel verraten. Ich höre Schritte vor der Tür. Dies ist wahrscheinlich mein letzter Beitrag.

Zum Thema Quote hatten wir schon einen langen Thread

http://forum.fernsehkritik.tv/viewtopic.php?f=94&t=8467

ich empfehle dringend Holgers Langinterview, das im Thread verlinkt ist.

Die Technik wurde inzwischen wieder etwas an moderne Gegebenheiten angepasst:
s. GFK wird bis mindestens 2018 die Quoten messen - DWDL.de
ist aber immer noch darauf ausgelegt, nicht die tatsächliche Rezeption über lineares+selektives Fernsehen zu erfassen, sondern nur die Rezeption des linearen Fernsehens - was zwar den Wünschen der Werbeindustrie, die „gerechte“ Tausenderkontaktpreise zahlen möchte, entgegenkommt, aber die Wünsche des (in der Regel) qualitätsbewussten Selektiv-Zuschauers vernachlässigt.

Abgesehen davon hat sich die Gleichsetzung Quote=positive Rezeption inzwischen schon krankhaft in die Medien eingenistet…

„Die Verwechslung von Relevanz mit Quote hat sich in den öffentlich-rechtlichen Hirnen mittlerweile so festgebrannt, dass man sich eben notfalls erkauft, was nicht mehr Ergebnis der Qualität des Programms ist.“ (Harald Staun)
dass der Geschmack der Vielgucker geradezu tyrannisch favorisiert wird.

Anders ausgedrückt: die Quote repräsentiert die Vielgucker immer besser, diese wiederum repräsentieren aber immer weniger das Medienverhalten von Gesamtdeutschland!

KAum einer kennt jemanden, der so ein ding überhaupt besitzt.

Ganz einfach: Weil es denen, die eine haben, verboten ist darüber zu reden!

Wie oft wechseln denn die Quotenboxen den Besitzer? Bei jeder Umfrage die man macht, hütet man sich wohl davor dieselben Leute zu fragen, sondern zieht immer wieder neue heran, bei Quotenboxenbesitzern müsste es doch ähnlich sein.

ok, es sind also

13.000 Menschen.

ungefähr.

Die können doch nicht für einen millionen staat aber vollends representativ sein bzw. wird doch bei JEDEM, sei es Privat/öffentlich immer groß geredet, das millionen eine gewisse sendung angeschaut haben. Bedeutet das etwa, das wir durch unsere digital resiver ausspioniert werden um an diese zahlen zu kommen oder wir sich, wie ich shcon schrieb, einfach etwas hinzugedichtet, nur um dem naiven zuschauer einzubleuen" schau mal ,da schauen sich 1 millionen menschen eine sendung an,schau mal rein!"

Natürlich können diese ca. 13.000 repräsentativ sein. Wie viele sollte man denn sonst nehmen?
Sie sind eben Prozentual nach allen Bevölkerungsgruppen des Landes aufgeteilt.

Bei der “Sonntagsfrage” für politische Wahlen werden in der Regel ca. 1.000 - 1.500 Leute befragt.
Im Normalfall liegt man meistens damit zwischen -2 und +2 % richtig.

Ich möchte mich im Folgenden mit der Mathematik hinter der Quotenmessung beschäftigen. Damit dies möglich ist, treffe ich die Annahme, dass das Fernsehverhalten aller Menschen gleich ist. Desweiteren nehme ich an, dass die Quotenboxen richtig bedient werden. Ich blende damit die Problematik der Repräsentativität der Quotenboxbesitzern vollkommen aus.

Nehmen wir an, jeder 100ste Deutsche (ca. 850.000 Personen) schaut Sendung A. Das entspricht in etwa der Reichweite eines größeren Senders zur Mittagszeit. Bei 13.000 Quotenboxbesitzern müssten also im Durchschnitt 1300 Leute die Sendung anschalten. Wie nah liegt die Quotenmessung an der Realität?

Wahrscheinlichkeit für höchstens 10% Abweichung (117-143 Besitzer): 76,6 %
Wahrscheinlichkeit für höchstens 20% Abweichung (104-156 Besitzer): 98,0 %
Wahrscheinlichkeit für höchstens 30% Abweichung ( 91-169 Besitzer): 99,95 %

Sendung B schaut jeder 10te Deutsche (ca. 8,5 Mio)
Wahrscheinlichkeit für höchstens 5% Abweichung (1235-1365 Besitzer): 94,5 %
Wahrscheinlichkeit für höchstens 10% Abweichung (1170-1430 Besitzer): 99,985 %

Im Grunde kann man sagen, umso mehr Quotenboxbesitzer eine Sendung einschalten, desto zuverlässiger (prozentuale Abweichung) ist die Quotenmessung. Wenn 11 Mio Quoten gemessen werden, dann haben in Wirklichkeit auch mindestens 10 Mio die Sendung gesehen. Wenn aber nur 10 Besitzer zu einer Sendung einschalten, dann ist die Messung äußerst unzuverlässig (“nichtmessbarer Bereich”).

Wie oft wechseln denn die Quotenboxen den Besitzer? Bei jeder Umfrage die man macht, hütet man sich wohl davor dieselben Leute zu fragen, sondern zieht immer wieder neue heran, bei Quotenboxenbesitzern müsste es doch ähnlich sein.
Du wirst überrascht sein: wenn die Quotenbox erstmal in einem Haushalt installiert ist, bleibt sie eine ganze Weile dort; und diese Weile sind mehrere Jahre. Das hängt damit zusammen, dass die Erstellung eines Panels recht aufwendig ist, man mit den Personen im Haushalt Verträge abschliessen muss, diese technisch einweisen muss, etc. … man ist also froh, wenn das Ding erstmal läuft. Nur bekommt man im Lauf der Zeit natürlich Probleme, weil sich die Situation in den Haushalten ändert (Auszug der Kinder, Umzug, Einzug der Großeltern, Geburt, Tod, Erweiterung der technischen Ausstattung… ) und die Veränderungen im Panel mit der Zeit nicht mehr so gut die Grundgesamtheit abbildet wie zu Beginn. Soviel ich weiß, hat man das kompensiert, indem man für ausfallende Haushalte wieder neue Haushalte dazu genommen hat - aber dann muss man das so machen, dass das Gesamtpanel mit der Zeit nicht verfälscht wird - keine triviale Aufgabe! Gerüchteweise hat man auch Sehr-Wenig-Guckern die Boxen wieder weggenommen, weil man sich für deren Verhalten nicht so interessiert hat (was aus ökonomischer Sicht sinnvoll, aus wissenschaftlicher Sicht aber fürchterlich ist). Eigentlich sollte man nach einiger Zeit das Gesamtpanel komplett neu erstellen - aber das ist eben auch teuer. Und teuer ist es auch, die Quotenboxen immer wieder auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Es gibt neben den Quotenboxen auch andere Verfahren (Telefonbefragung, etc.) aber ich weiss nicht, ob diese eingesetzt werden.

Natürlich können diese ca. 13.000 repräsentativ sein. Wie viele sollte man denn sonst nehmen?
Sie sind eben Prozentual nach allen Bevölkerungsgruppen des Landes aufgeteilt.
Auf der einen Seite hast Du recht: man kann mit wenigen Tausend Haushalten schon recht gut das Fernsehverhalten einer Nation abbilden. Die Messfehler, von denen Bazinga spricht, die bei sehr wenig geschauten Programmen statistisch härter durchschlagen, nimmt man einfach in Kauf, weil es sich dabei oft um Sender handelt, die sowieso keine Werbung schalten - und sich die Werbeindustrie dann nicht so sehr für deren Zahlen interessiert.

Auf der anderen Seite kann man auch leicht systematische Fehler ins Panel bekommen. Wenn z.B. Studenten-WGs nicht als Haushalte definiert werden, fällt schon mal eine wichtige Zielgruppe weg. Und wenn Ausländer auch nicht im Panel sind, weil die Industrie kein Interesse daran hat, für diese Werbung zu schalten, dann ist das ebenfalls stark verfälschend (soviel ich weiss, hat sich das inzwischen geändert: Ausländer mit EU-Wurzeln werden inzwischen ins Panel aufgenommen). Und es gibt auch keine Quotenbox, die sich in einem Industriebetrieb befindet (die Vorstellung allein ist schon lachhaft, ich weiß… ) . Alle diese nicht berücksichtigten Gruppen zahlen aber (oft… ) Rundfunkbeiträge und haben damit das „moralische Recht“ gemessen zu werden!

Und dann kommt noch die Frage dazu, wie und über welchen technischen Weg gesehen wird. Lange Zeit hat man Videoaufnahmen nicht berücksichtigt - irgendwann ging das endlich, aber irgendwann hat man auch den aufwendigen technischen Wettlauf wieder aufgegeben, weil die Industrie sich hauptsächlich für den „linear“ sehenden Zuschauer und weniger für den Aufzeichnungszuschauer (der überspult ja die Werbung) interessiert. Und dann gibt es ja immer mehr Mediathekenabrufe, die auch als Zahlen vorliegen (wenn auch nicht über die GFK-Box). Nur hat man da Probleme, wie man mit diesen Zahlen umgehen soll, denn 1xAbrufen bedeutet ja nicht unbedingt 1xAnsehen und so kann man diese Zahlen nicht so einfach zu den anderen dazuzählen… Und es sind ja auch möglicherweise andere Firmen, die sich für die Werbeflächen in den Mediathekenslots interessieren, weil es ja auch andere Zielgruppen sind, die die Abrufe tätigen und, und, und, … Bei den letzten Medientagen in München gab es Vorträge über eine sog. Intermedia-Währung, die (wenn ich es richtig verstanden habe, den Tausenderkontaktpreis ablösen könnte) aber ich glaube nicht, dass da schon irgendetwas in den Startlöchern steht - das Thema ist einfach zu komplex…

Weil ich aber eigentlich keine Ahnung habe, glaube man mir besser kein Wort, sondern fange selbst an zu recherchieren, z.B. bei

„Die Quote als ökonomisches Standbein der Fernsehwirtschaft - reliables System oder lückenhaftes Obligatorium“ von Matthias Kistler

und vielen anderen Quellen

Schade, viel zu wenig Verschwörungstheoretiker hier - da wird die Steilvorlage aus dem Eingangsbeitrag einfach nicht genutzt. Naja, ich gehe mal meiner Weitherholpflicht nach und behaupte:

In Wahrheit sind die Quotenboxen nur ein Instrument des Fetischs, alles nach messbaren Zahlen zu ordnen. Die GfK verzerrt in beabsichtigter Weise diese Werte, um den Sendern die Rechtfertigung zu geben, die Allgemeinheit zu verblöden. Diese können sich ganz geschickt auf diese “objektiven” Zahlen berufen und sind somit quasi qua betriebswirtschaftlichen Zwang dazu genötigt und erscheinen nicht mehr als böse Dämonen.

Gäbe es Galileo Mystery noch, könnten die darüber “recherchieren”.

Das Traurige ist: die Realität ist ja nicht so weit davon entfernt - die Frage ist nur, wieviel davon tatsächlich beabsichtigt ist. Das Schlimme am Fetisch „Quote“ ist ja, dass es die einzige Kennzahl ist, die die Intendanten noch „gelten“ lassen. Dies wurde mal von der Werbung im Vorabendprogramm abgeleitet und hat sich inzwischen auch auf Programmslots verselbständigt, in denen gar keine Werbung betrieben werden darf.

Die Verwechslung von Relevanz mit Quote hat sich in den öffentlich-rechtlichen Hirnen mittlerweile so festgebrannt, dass man sich eben notfalls erkauft, was nicht mehr Ergebnis der Qualität des Programms ist.

Es liegt an der Medienwissenschaft und der Medienpolitik, die absichtliche Selbsttäuschung „Quote = Relevanz“ mal in der Öffentlichkeit proaktiv anzusprechen, bevor uns das ganze um die Ohren fliegt, weil in 30 Jahren dann nur noch in Altersheimen Quotenboxen stehen, weil der Geschmack, derjenigen, die sich noch durch klassisches „lineares“ TV erreichen lassen, gänzlich eindimensional geworden ist.

@Nobbse
Für mich sieht es so aus als wären dort die wirklich kritischen Punkte und weniger bei den paar Tausend Quotenboxenbesitzern, da solche zahlen ja ziemlich üblich sind bei repräsentativen Untersuchungen und Befragungen.

Ich möchte an dieser stelle nochmal auf das interview mit der GFK hinweisen, wo diverse dinge bezüglich Größe der Stichprobe, verfahren der Quotenmessung etc. erläutert werden
[video]http://www.youtube.com/watch?v=kN_asoAA-4o[/video]