Wie oft wechseln denn die Quotenboxen den Besitzer? Bei jeder Umfrage die man macht, hütet man sich wohl davor dieselben Leute zu fragen, sondern zieht immer wieder neue heran, bei Quotenboxenbesitzern müsste es doch ähnlich sein.
Du wirst überrascht sein: wenn die Quotenbox erstmal in einem Haushalt installiert ist, bleibt sie eine ganze Weile dort; und diese Weile sind mehrere Jahre. Das hängt damit zusammen, dass die Erstellung eines Panels recht aufwendig ist, man mit den Personen im Haushalt Verträge abschliessen muss, diese technisch einweisen muss, etc. … man ist also froh, wenn das Ding erstmal läuft. Nur bekommt man im Lauf der Zeit natürlich Probleme, weil sich die Situation in den Haushalten ändert (Auszug der Kinder, Umzug, Einzug der Großeltern, Geburt, Tod, Erweiterung der technischen Ausstattung… ) und die Veränderungen im Panel mit der Zeit nicht mehr so gut die Grundgesamtheit abbildet wie zu Beginn. Soviel ich weiß, hat man das kompensiert, indem man für ausfallende Haushalte wieder neue Haushalte dazu genommen hat - aber dann muss man das so machen, dass das Gesamtpanel mit der Zeit nicht verfälscht wird - keine triviale Aufgabe! Gerüchteweise hat man auch Sehr-Wenig-Guckern die Boxen wieder weggenommen, weil man sich für deren Verhalten nicht so interessiert hat (was aus ökonomischer Sicht sinnvoll, aus wissenschaftlicher Sicht aber fürchterlich ist). Eigentlich sollte man nach einiger Zeit das Gesamtpanel komplett neu erstellen - aber das ist eben auch teuer. Und teuer ist es auch, die Quotenboxen immer wieder auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Es gibt neben den Quotenboxen auch andere Verfahren (Telefonbefragung, etc.) aber ich weiss nicht, ob diese eingesetzt werden.
Natürlich können diese ca. 13.000 repräsentativ sein. Wie viele sollte man denn sonst nehmen?
Sie sind eben Prozentual nach allen Bevölkerungsgruppen des Landes aufgeteilt.
Auf der einen Seite hast Du recht: man kann mit wenigen Tausend Haushalten schon recht gut das Fernsehverhalten einer Nation abbilden. Die Messfehler, von denen Bazinga spricht, die bei sehr wenig geschauten Programmen statistisch härter durchschlagen, nimmt man einfach in Kauf, weil es sich dabei oft um Sender handelt, die sowieso keine Werbung schalten - und sich die Werbeindustrie dann nicht so sehr für deren Zahlen interessiert.
Auf der anderen Seite kann man auch leicht systematische Fehler ins Panel bekommen. Wenn z.B. Studenten-WGs nicht als Haushalte definiert werden, fällt schon mal eine wichtige Zielgruppe weg. Und wenn Ausländer auch nicht im Panel sind, weil die Industrie kein Interesse daran hat, für diese Werbung zu schalten, dann ist das ebenfalls stark verfälschend (soviel ich weiss, hat sich das inzwischen geändert: Ausländer mit EU-Wurzeln werden inzwischen ins Panel aufgenommen). Und es gibt auch keine Quotenbox, die sich in einem Industriebetrieb befindet (die Vorstellung allein ist schon lachhaft, ich weiß… ) . Alle diese nicht berücksichtigten Gruppen zahlen aber (oft… ) Rundfunkbeiträge und haben damit das „moralische Recht“ gemessen zu werden!
Und dann kommt noch die Frage dazu, wie und über welchen technischen Weg gesehen wird. Lange Zeit hat man Videoaufnahmen nicht berücksichtigt - irgendwann ging das endlich, aber irgendwann hat man auch den aufwendigen technischen Wettlauf wieder aufgegeben, weil die Industrie sich hauptsächlich für den „linear“ sehenden Zuschauer und weniger für den Aufzeichnungszuschauer (der überspult ja die Werbung) interessiert. Und dann gibt es ja immer mehr Mediathekenabrufe, die auch als Zahlen vorliegen (wenn auch nicht über die GFK-Box). Nur hat man da Probleme, wie man mit diesen Zahlen umgehen soll, denn 1xAbrufen bedeutet ja nicht unbedingt 1xAnsehen und so kann man diese Zahlen nicht so einfach zu den anderen dazuzählen… Und es sind ja auch möglicherweise andere Firmen, die sich für die Werbeflächen in den Mediathekenslots interessieren, weil es ja auch andere Zielgruppen sind, die die Abrufe tätigen und, und, und, … Bei den letzten Medientagen in München gab es Vorträge über eine sog. Intermedia-Währung, die (wenn ich es richtig verstanden habe, den Tausenderkontaktpreis ablösen könnte) aber ich glaube nicht, dass da schon irgendetwas in den Startlöchern steht - das Thema ist einfach zu komplex…
Weil ich aber eigentlich keine Ahnung habe, glaube man mir besser kein Wort, sondern fange selbst an zu recherchieren, z.B. bei
„Die Quote als ökonomisches Standbein der Fernsehwirtschaft - reliables System oder lückenhaftes Obligatorium“ von Matthias Kistler
und vielen anderen Quellen