Er hat wirklich schon versucht ziemlich viel zu tun, aber man sollte die Macht des Papsts wirklich nicht unterschätzen.
So wollte er bei seiner Familiensynode im Prinzip das gesamte katholische Familienbild über den Haufen werfen, es hat nicht geklappt, aber das lag nicht am Papst, sondern am Widerstand in der Kurie.
Der Papst ist ein sehr gutes Beispiel für folgende Regel: (hochwissenschaftlich aufgestellt von Skafdir)
Je mehr Macht einem Herrscher in der Theorie zugesprochen wird, desto weniger ist er in der Lage sich gegen die Interessensgruppen seines Hofstaates durchsetzen.
[SPOILER]Man kann das zumindest an vielen absolutistischen Höfen beobachten, auf jedem Fall beim osmanischen Sultan und eben auch beim Papst.
Beim Papst sogar sehr stark. Für “Unfehlbar” erklärt wurde er 1870, also in einer Zeit in der, der Kirchenstaat in arger Bedrängnis durch den italienischen Nationalismus war. Die Unfehlbarkeit diente einfach dem Zweck den Verlust der staatlichen Macht auszugleichen. Angewendet wurde diese Unfehlbarkeit nur ein einziges mal und das auch erst 1950.
Wie man sieht, nur weil einem Herrscher in der Theorie viel Macht zugesprochen wird, heißt das nicht, dass er diese Macht auch hat. [/SPOILER]
Ein schönes Beispiel ist auch die Tatsache, dass gegen seinen Willen Tebartz van Elst eine Position innerhalb des Vatikans bekommen hat.
Der Papst kann sich also auf den Kopf stellen, im Prinzip kann er nicht viel mehr als reden. Aber genau damit kann er extrem viel bewegen. Nach diesem Papst wird es ohne starken Imageverlust nicht mehr möglich sein einen konservativen Hardliner auf den Heiligen Stuhl zu bringen.
Das ist es wodrum es da geht. Man muss sich die katholische Kirche wie einen Riesenfrachter auf dem Meer vorstellen. Wenn da jemand das Steuer rumreißt, dann macht der auch keine 90° Wende. (Es sei den der Kapitän ist Italiener, aber ganz offensichtlich bekommt den Schiffen das auch nicht wirklich gut.)
Zum “heiligen Jahr”;
Ich denke das ist wieder genau so ein “PR-Gag” des Papstes. Dieser Papst ist in der Öffentlichkeit extrem beliebt, daher wird es bei ihm eine Breitenwirkung entfalten, wenn er ein heiliges Jahr ausruft. Im Prinzip muss er zur Zeit darauf setzen, dass er beim “Volk” beliebt wird. Je mehr die katholische Mehrheit in als guten und modernen Papst feiert, desto mehr wird es bei der nächsten Papstwahl einen Papst geben, der zumindest in eine ähnliche Richtung denkt.
Das “Heilige Jahr” soll genau das bewirken, mehr Katholiken, die total glücklich darüber sind, dass dieser Papst modern ist und gleichzeitig die katholische Tradition lebt.
[Aus deutscher Sicht hat er sich zwar ein paar Fehltritte erlaubt. (Beispiel das mir spontan einfällt: Kinder schlagen ist doch eigentlich voll toll.) Aber für Südamerika oder Afrika ist das nun nichts, was irgendjemanden interessieren dürfte.]