Organspendereform

Das soll jetzt kein persönlicher Angriff sein, aber ich finde es interessant, dass Atheisten, die der Religion ja ganz gerne mal vorwerfen, nur Leid und Krieg zu bringen und die Wissenschaft teilweise fast schon „verehren“, weniger bereit sind, einen eigentlich sehr wissenschaftlichen Vorgang zu unterstützen, weil sie ihren Körper nach dem Tod unversehrt wissen wollen. Sollte nicht gerade jemand, der an KEIN Leben nach dem Tod glaubt, lockerer damit umgehen können?

Ich glaube hier kann man sehr schlecht auf die Allgemeinheit schließen, ich selbst bin Atheist und kenne auch viele andere, die einen Organspendeausweis haben, nämlich aus genau diesem Grund. Zudem kenne ich viele, die sich einfach einäschern lassen wollen, sobald sie Tod sind, womit denen natürlich vollkommen egal ist, wie Sie in einem Sarg aussehen. Trotzdem kreuzen viele an, dass sie weder Haut noch Augen entfernt haben wollen, vermutlich ist ihnen einfach die Vorstellung zuwider.

Generell finde ich es gut einen Spendenausweis zu haben! Wie schon angesprochen wurde, würde es diesen verbrecherischen Handel mit den Organen nicht geben, wenn diese nicht so knapp wären. Die Organspende also aus dem Grund zu verneinen, weil damit nur Hehlerei betrieben wird, fördert im gewissen Sinne sogar die Hehlerei (zwar nicht bei den eigenen, dafür aber bei anderen Spenderorganen).

Die meisten Menschen haben einfach Angst, dass eventuell ihr Tod frühzeitig oder fehlerhaft attestiert wird und sie dann quasi lebendigen Leibes augeschlachtet werden. Das mag unrealistisch sein, aber diese Angst haben so ziemlich Alle, die ich kenne.

Wie schon geschrieben wurde, die Angehörigen dürfen nicht vergessen werden. Und schon gar nicht dürfen sie übergangen werden. Ob z. Bsp. einem Kind nach seinem Tod Organe entnommen werden ist eine Entscheidung, die Mutter und Vater treffen müssen, nicht der Staat! Eine Zwangsorganspende lehne ich ab.

Menschen regelmäßig zu befragen, ob sie bereit sind Organspender zu werden und sie zu ermutigen sich einen Organspenderausweis zuzulegen, halte ich hingegen für sehr vernünftig. Auch wenn im Ausweis „nein“ angekreuzt ist, haben die Angehörigen und Ärzte immerhin Gewissheit wie sie zu handeln haben.

Wenn ich sterbe und mein Tod noch einen elementaten Nutzen für ein lebendes Wesen hat, umso besser. Ich befürworte die Organspende. Ich spende auch manchmal Blut. Lehne aber Zwangsspenden ab. Aber vielleicht werden Organspenden in naher Zukunft eh nicht mehr notwendig sein. Wenn man aus Stammzellen ganze Organe züchten kann.

Was man auf jeden Fall betonen muss ist das es sich um eine sehr persönliche Angelegenheit handelt. Das kann man nicht oft genug sagen.
Wenn ich nicht verstehe, wie z.b. einige die Organspende ablehnen, heißt es nicht das ich sie dafür verachte oder bekehren will. Es ist ein ganz normaler Ausstausch „Hmm. Das verstehe ich nicht. Warum denkt der/die so?“ und sollte nicht in ein „Bäh! DU Arsch spendest kein Blut und keine Organe wie assozial“ verfallen. Das wäre echt super. :smt023

Bei dem Thema versuche ich sehr sensibel zu sein. Wenn ich das nicht sein sollte, dann bitte, und das meine ich ganz ehrlich, sofort drauf ansprechen. Hier lasse ich auch etwaige Hinweise auf schräge Diskussion/argumentation, solange fair diskutiert wird.
Hier gibt es eh nicht so viel wissenschaftliche Argumentation oder Fakten, auf die man sich berufen kann. Eigentlich ist es hier mehr ein Austausch von persönlichen Präferenzen. Und das ist in diesem Fall auch gut so.

Das ist natürlich kein Befehl oder eine Weisung, ich bin ja kein Mod oder so, aber es wäre super das zumindest zur Kenntnis zu nehmen. Hier möchte ich wirklich keinem auf den Schlips treten. :wink:

Ich bin im Prinzip ein ziemlicher Freund von Toleranz und so nem Unsinn…

aber könnte man nicht eigentlich die Ablehnung von Organspenden als unterlassene Hilfeleistung werden? Nicht das es dich danach noch interessiert immerhin bist du tot… also kann dir auch niemand mehr wegen sowas ans Bein pinkeln.

Aber man hat alleine durch Lunge und Herz das Potenzial zwei Menschenleben zu retten und das nur dadurch das man sagt: Joa öhm eigentlich isses mir wurscht wie ich aussehe wenn die Würmer mich fresse.

Klar religiöse Gründe und spirituelle und wie ich schon abgeracht habe sogar kosmetische (obwohl ich das für den größten Humbug überhaupt halte…)

Nur mal aus rein christlicher Perspektive gedacht: Müsste eine Organspende nicht als Akt christlicher Nächstenliebe verstanden werden? Ich meine wie soll man seine Nächstenliebe besser zeigen als dadurch das man sogar nach dem Tod noch bereit ist einem Menschen zu helfen?
Mal ernsthaft kann sich irgendjemand vorstellen das diese Gottesperson die im neuen Testament beschrieben wird da tatsächlich etwas gegen hätte? Wohl kaum…

Und ohne mich jetzt genauer mit dem Hintergrund von Judentum und Islam beschäftigt zu haben was dieses Thema angeht. Aber ich bin mir doch relativ sicher das man dort genauso argumentieren könnte.

Im Prinzip müsste jede Religion die irgendwie so etwas wie Mitleid, Barmherzigkeit oder Nächstenliebe für sich in Anspruch nimmt für Organspende sein. Was auch den größten Teil der New Age Bewegung mit einschließt…

Also nochmal meine These aus den vorherigen Post:

Ja ich bin für eine Spendepflicht. Abgesehen davon das die Vernunft einen dazu verpflichtet, gibt es auch kein ernstzunehmendes moralisches System das einem etwas anderes sagen würde.

Und diese Argumente von “Ganzheit des Körpers” o.ä. verstehe ich wirklich absolut nicht. Ich steig da einfach nicht hinter. Glaubt wirklich irgendjemand das wir am Ende der Zeit in der großen Zombieapokalypse auferstehen und dafür all unsere Organe brauchen?

Ja ich bin für eine Spendepflicht. Abgesehen davon das die Vernunft einen dazu verpflichtet, gibt es auch kein ernstzunehmendes moralisches System das einem etwas anderes sagen würde.

Nö, nur so ziemlich das ganze System der Meinungs- und Entscheidungsfreiheit und Menschenrechte, das Recht auf Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung…
mhm. Mir fallen tausend Gegenargumente ein, die sogar einigermaßen juristisch relevant gegen eine Spendenpflicht anzuwenden wären… :wink:

@Skafdir

Wieso versuchst du eigentlich das Thema so gezwungen auf eine religiöse Ebene zu heben? Jeder, der sich gegen einen Organspendezwang (wohlgemerkt nicht Organspenden im Allgemeinen!) ausspricht, ist ein religiöser Spinner? Oder worauf möchtest du hinaus? Ich hab’s mal etwas überspitzt formuliert.

Religion spielt doch bisher (du stellst sie ja vor allem in den Mittelpunkt) in dieser Diskussion kaum eine Rolle. Eine Organspende ist selbstverständlich immer freiwillig. Da sind sich die meisten hier einig. Es geht doch nun darum, ob z. Bsp. ein Organspenderausweis sinnvoll ist. Oder ob eine Organspendereform vernünftig ist. Oder auch ob man persönlich bereit wäre zu spenden und Ähnliches.

Edit: Es hat sich hier doch niemand aus religiösen Gründen gegen eine Organspendepflicht ausgesprochen. Es sind User dieses Forums gegen eine Organspendepflicht. Aber eben nicht aus religiösen Gründen. Genauso hat sich auch kein Christ, Jude oder Moslem aufgrund seines Glaubens gegen Organspenden im Allgemeinen ausgesprochen. Was soll daher eine spöttische Aussage wie „Glaubt wirklich irgendjemand das wir am Ende der Zeit in der großen Zombieapokalypse auferstehen und dafür all unsere Organe brauchen?“ :smt017

Religion tritt hier allerhöchstens auf derselben Ebene auf wie die philosophische Ansicht oder das reine Verständnis des menschlichen Daseins und Verendens (Gott klingt das gestelzt ^^)
. Hierbei ist es auch eher so das die Menschen,die religiös sind,die vorliegenden philosophischen Grundlagen aus den Religionen entlehnen.
Deswegen sehe ich das wie Danzig, Religion hat da nicht so viel mit zu tun.
Und ich bin bekennender Nicht-Theist (Keine Haarspalterei wegen Atheismus und so.)

@Skafdir:

Dein Körper gehört Dir und nicht dem Staat. Warum willst Du Dich unbedingt entrechten? Du kannst entscheiden, was mit Deinem Körper geschieht. Du darfst aber nicht anderen sagen, was sie mit ihrem Körper machen sollen. Oder vorschreiben, welchen Verwendungszweck ihr Körper nach dem Tod haben muss.

Wahre Güte ist es, wenn man es aus freien Stücken tut. Ansonsten ist es Zwang und Entrechtung. Mit so einem Gesetz wie Du es forderst, reduzierst Du Dich selbst zum Haufen Fleisch, das dem Staat gehört.

Nur mal aus rein christlicher Perspektive gedacht: Müsste eine Organspende nicht als Akt christlicher Nächstenliebe verstanden werden? Ich meine wie soll man seine Nächstenliebe besser zeigen als dadurch das man sogar nach dem Tod noch bereit ist einem Menschen zu helfen?

Ich weiß ja nicht, wie ihr euch das Paradies vorstellt, aber hey: Ich werde da meine Leber brauchen! :ugly
Nee, im Ernst: Ich habe seit fast 10 Jahren einen Organspendeausweis und werde da auch nichts dran ändern. Dass nun alle gefragt werden, ob sie auch spenden wollen, finde ich aus folgendem Grund positiv: Die Angehörigen, die notfalls entscheiden müssten, haben eine bessere Entscheidungsgrundlage.

@Danzig: Religion spielt eine gewaltige Rolle, da unsere gesamte Beerdigungskultur rein religiös ist. Die Vorstellung von Pietät und das man mit einer Leiche irgendeinen Ritus durchführen muss ist alles religiös.
Genauso ist auch der Ursprung der Überzeugung das eine Körper „komplett“ sein müsste religiösen Ursprungs. Wenn sich Leute heutzutage also noch Gedanken darum machen wieviel von ihrem Körper nach ihrem Tot noch ihnen gehören muss, dann liegt das an dem Erbe einer Gesellschaft die vollständig von Religion durchdrungen war.
Trotzdem möchte ich den Vorwurf entkräftigen das ich jeden der Gegen Organspende ist für einen religiösen Spinner halte. Was ich aber festhalten will ist das die Motivation seine Organe nach dem Tod nicht bereit zu stellen, vom Ursprung her in den meisten Fällen religiös ist. Auch wenn sie, wie zum Beispiel bei Norma_l von einem „Atheisten“ kommt. Wobei sie ja selber von „spirituellen“ Gründen redet. Also meine Frage an dich: Was sind „spirituelle“ Gründe bitte anderes als Religion?

Man kann das Thema deshalb nicht von den Religionen trennen. Der Mangel an Spendeorganen kann schließlich auf die historischen Begebenheiten unserer Kultur zurückgeführt werden und da ist es nun einmal so das der Tod eine religiöse Angelegenheit war und alle Vorschriften dazu, die sich in unserer Kultur als Tradition festgesetzt haben sind nun einmal religiös begründet.

Das Problem liegt also nicht in dem „religiös“, „spirituell“ oder wie auch immer motivierten Individuum, sondern in einem kulturellen Erbe das überwunden werden muss. Dazu ist es notwendig sich die Ursprünge dieses Erbe vor Augen zu führen um dann darüber reflektieren zu können.

@Topic (auf Wunsch eines einzelnen Herren, diesmal ohne Religion ^^):

Zur Frage der Entrechtung: Wenn ich tot bin ich tot. Ich bin ziemlich davon überzeugt das jede Frage von Besitz und Eigentum an das Leben des Besitzers geknüpft sein muss. Wenn ein Mensch stirbt und Besitz ohne Erben hinterläßt, dann geht sein Besitz automatisch ans Land. Es sei den er hat irgendjemanden der berechtigt ist als Erben deklariert. (Vermutlich könnte man irgendwelche Wohlfahrtsorganisationen oder so benennen, weiß ich aber nicht.)

Wie auch immer, niemand hat ein Interesse daran einen Haufen totes Fleisch zu erben, solang es sich dabei nicht um nen guten Sonntagsbraten handelt. Ergo ist es nur folgerichtig den Körper zur Verwertung weiter zu gebrauchen.

Gute Gründe dafür:

  1. Wir haben soviele Menschen, dass vor allem in Ballungszentren die Erde der Friedhöfe übersättigt ist und dadurch die Verwesung der Leichen viel mehr Zeit in Anspruch nimmt. http://www.berliner-zeitung.de/archiv/die-ewigkeit-in-wachs,10810590,10741470.html
    Daraus ergibt sich das die klassische Beerdigung durchaus Probleme nach sich zieht, was zu einer erhöhten Anwendung von Feuerbestattungen führen wird. Wenn man die Leiche nun aber so oder so verbrennt, warum soll man nicht vorher noch retten was zu retten ist?
    Nach einer Verbrennung ist die Leiche hin, also warum soll sie unbedingt komplett bleiben?

  2. Wir haben eine eklatanten Mangel an Spendeorganen, eine Spendepflicht würde also die Lebensqualität vieler Menschen und teilweise auch das einfache Überleben sichererstellen. So wichtig Pietät durchaus ist, sie sollte nicht über das Wohl der Lebenden gestellt werden.

  3. Der auch hier schon erwähnte Schock für die trauernden Angehörigen würde auf lange Sicht durch eine Spendenpflicht auch ausbleiben. Da es natürlich auch zu einer Mentalitätsveränderung kommen würde. Man würde halt nicht mehr schockiert sein wie schrecklich der Rest der Leiche aussieht. Sonder man könnte sich mit dem Gedanken trösten das der geliebte Mensch der gegangen ist immerhin noch andere Leben retten oder verbessern konnte. Ein wie ich finde sehr viel stärkerer Trost als die Möglichkeit noch einmal auf eine Leiche in nem Sarg gucken zu können.

  4. Da sich die Pflicht zur Spende nicht auf Lebende sondern nur auf Tote auswirkt, haben wir meiner Auffassung nach kein moralisches Problem, solange mit der Leiche nichts angestellt wird was den Verstorbenen oder dessen Angehörige entwürdigen könnte.

Kommen wir zu einem letzten Punkt:

Wahre Güte ist es, wenn man es aus freien Stücken tut.

Wunderbar schreibst du das auch ins Kondolenzbuch von Leuten die verstorben sind weil niemand bereit war sein Herz zu spenden?

Edit: @Twipsy: Die Sache mit der Leber ist allerdings wahr… wenn es ein Paradies ist sollte man da lieber kein Risiko eingehen. Aber meine Methode dafür ist ganz einfach: Sorge auf Erden dafür das niemand etwas mit dem Ding anfangen kann und schon behälst du das Ding fürs Paradies. :stuck_out_tongue:

Ich habe nun seit 10 Jahren einen Organspendeausweis - wenn ich tot bin, können die meinen Körper ausschlachten und das wissen auch meine Angehörigen.

Für eine zukünftige Regelung im Bereich der Organspende würde ich mir wünschen, dass auf ein Opt-out-Verfahren umgestellt wird. Es sollte die Norm werden, dass die Organe freigegeben sind für die Organspende, wer damit jedoch ernsthafte Probleme hat, kann dem widersprechen und dies verhindern. So würde man die Vielzahl der Leute für die Organspende erfassen, denen sowas eigentlich egal ist bzw. die, die kein Interesse haben irgendwas deswegen auszufüllen. Und diejenigen, die wirklich Probleme mit der Organspende haben, können dem widersprechen.

@Skafdir

Was ist denn mit dir los? Du bist doch sonst nicht so radikal. Oder habe ich deine Beiträge in diesem Forum bisher nicht gründlich genug gelesen?

Eine Zwangsorganspende, wie du sie forderst, gibt es in Deutschland nicht und es wird sie auch in Zukunft nicht geben. Wer mich kennt weiß ja, dass ich kein großer Freund von Rebellion bin. Sollte es aber tatsächlich einmal soweit kommen, dass ein Mensch nach seinem Tod Staatseigentum wird und die Angehörigen in dieser wichtigen Angelegenheit gar kein Mitspracherecht mehr zugestanden wird (und der Wille des Verstorbenen zu Lebzeiten ebenfalls ignoriert wird), dann gehe selbst ich auf die Barrikaden.

Bleiben wir bei dem Beispiel des verstorbenen Kindes. Mutter und Vater möchten, aus sensiblen/persönlichen Gründen (die wie ich finde uns nichts angehen), nicht, dass ihrem Kind nach seinem Tod Organe entnommen werden. Du forderst nun, dass aber nur der Staat entscheidet ob dem Kind Organe entnommen werden und der Wille der Eltern soll dabei keine Rolle spielen. Kommst du dir dabei nicht selbst schäbig vor? Und dann auch noch mit überfüllten Friedhöfen zu kommen…finde ich ziemlich daneben.

Die Organspende muss freiwillig bleiben. Ob nun ein Opt-out-Verfahren wie Baru es vorschlägt oder eine regelmäßige Befragung, das ist alles in Ordnung. Wichtig ist allerdings, dass man bei diesem Thema nicht in radikale Denkweisen abdriftet.

[quote]
Wahre Güte ist es, wenn man es aus freien Stücken tut.

Wunderbar schreibst du das auch ins Kondolenzbuch von Leuten die verstorben sind weil niemand bereit war sein Herz zu spenden?[/quote]

Du ganz ehrlich? Selbst wenn ich kurz vorm abkratzen wäre, könnte ich nicht damit leben, dass ich ein Organ von jemanden bekomme, der entgegen seinen Willen zu Lebzeiten und entgegen dem Willen seiner Familie ausgeschlachtet wurde, nur weil es so ein Gesetz zur Organzwangsabgabe (Spende trifft als Begriff nicht mehr zu) gibt. Da sterbe ich doch lieber. Könntest Du damit leben? Wenn ja, dann bist Du schon ziemlich abgestumpft.

Ich habe als Mensch und Eigentümer meines Körpers auch die volle Verfügungsgewalt darüber. ICH entscheide was mit meinem Körper zu Lebzeiten und zum Zeitpunkt des Todes geschieht. Der Staat hat kein Recht über meinen Körper und meinen Tod zu verfügen.

Warum forderst Du nicht gleich die Zwangsblut-/ und Zwangsknochenmarkabgabe?

Ich finde es gut, wenn Leute sich irgendwann in ihrem Leben entscheiden müssen, ob sie Organe spenden wollen oder nicht. So beschäftigen sich mehr Leute mit dem Thema und es gibt evtl. mehr Spenderorgane. Und die, die nicht spenden wollen (was ich vollkommen ok finde, wie ich hier betonen möchte), sorgen zumindest für Klarheit. Ich selbst besitze übrigens seit ungefähr zwei Jahren einen Organspendeausweis.

Lasst doch alle Skafdir in ruhe. Er sucht verzweifelt nach Themen, bei denen er Religion ins Spiel bringen kann, um sie dann zu denunzieren. :slight_smile:

PS: Skafdir, erzähl mir doch mal was vom Christentum. Du scheinst dich ja richtig gut darin aus zu kennen.

OT: Ich würde nicht spenden, da ich als Ganzes beerdigt werden möchte. Wovor ich aber angst hätte, sind Ärzte, die einen Sterben lassen würden, um einen anderen Patienten zu retten. Das wäre dann mit einer Spendepflicht (wobei dann das Wort „Spende“ unsinnig wäre, jedenfalls in dem Kontext) möglich.

Immerhin hatte dieser Thread auch was Gutes. Er hat mich inspiriert, heute mal wieder zur Blutspende zu gehen.

@MisterBe: Verzweifelt suchen würde ich nicht sagen. Die Nähe zur Religion springt hier aber nun einmal jeden an. Oder zumindest mich, mag aber sein das ich da einfach zu stark in eine bestimmte Richtung denke. Ich bin durchaus bereit mir da eine Art „berufsblindheit“ unterstellen zu lassen.

@Danzig: Gut ich versuche es mal zu entschärfen und vielleicht erst einmal zu begründen warum ich bei diesem Thema relativ „radikal“ bin.

Erstens halte ich es wirklich für eine himmelschreiende Ungerechtigkeit das Menschen sterben müssen, nur weil irgendjemand glaubt das es wichtig sei wo und wann sein Herz verottet.

Zweitens gab es einfach genug Leute in meiner Umgebung die auf Spendeorgane angewiesen waren. Zu den meisten von denen hatte ich jetzt nicht den super engen Kontakt. Aber man bekommt nun einmal mit wenn das Kind von Bekannten monatelang in einem Krankenhaus liegen muss, weil einfach kein Organ rein kommt. Obwohl es theoretisch genug Organe geben könnte. Oder zumindest die Versorgungslücke viel geringer sein könnte.
Als ein Beispiel eines Menschen der bisher noch Glück hatte das immer rechtzeitig ein Organ kam, will ich einen ehemaligen Nachbarn von mir anbringen. Er hat mukoviszidose und ist daher in relativ „regelmäßigen“ Abständen auf schwerwiegende OPs und eher selten aber auch auf die Verfügbarkeit von Spendeorganen angewiesen. Wie gesagt bislang hatte er alles immer überstanden. Aber es war mehr als einmal sehr knapp… das letzte oder vorletzte Jahr hat er eben nur überlebt weil gerade eben noch eine Spenderlunge (ich glaube zumindest das es ne Lunge war… aber auf jeden Fall ein lebenswichtiges Organ…) kam. Zu dem Zeitpunkt hatten seine Eltern bald schon alle Hoffnung aufgegeben. Nun ja er lebt immer noch und ist mittlerweile über 30, aber eben nur weil er an Spendeorgane gekommen ist.
Ansonsten wäre ein sehr lebensfroher Mann wohl schon gestorben bevor er 20 gewesen wäre. Meine Frage: Wievielen haben nicht soviel Glück?

Drittens: Und jetzt werde ich tatsächlich egoistisch. Die Überlegung das meiner Tochter etwas passieren würde und sie dann im Krankenhaus stirbt weil Eltern die das Pech hatten das ihr Kind gestorben ist es danach nicht übers Herz bringen den Ärzten zu erlauben die Organe zu entnehmen.

@Tibetterrier:

Da sterbe ich doch lieber. Könntest Du damit leben?
Ja offensichtlich… ohne dem Organ wirds schwer…

ich verweise hier auf mein Beispiel bei drittens und drehe mal die Rollen um. Angenommen meiner Tochter würde etwas passieren [Scheiß Aberglauben… kennt ihr das wenn man darüber nachdenkt das einem geliebten Menschen was schlimmes passiert und man sich dann denkt das man es durch den Gedanken wahrscheinlicher macht?] ich könnte nicht mit dem Gedanken leben das ich anderen Eltern das selbe antue nur weil ich nicht mit der Vorstellung leben kann wie meine Tochter später im Sarg aussieht.
Mal ernsthaft: Da stirbt ein Kind und es gäbe die Chance aus diesem Unglück zumindest für eine ganz andere Familie einen Glücksfall zu machen. Ja es wäre einfach meine verdammte Pflicht das zu machen. Wenn meine Tochter stirbt ist mein Leben so oder so gelaufen, dann sollte ich zumindest dafür sorgen das es anderen Eltern nicht genauso ergeht.
(Und um bei dem Beispiel zu bleiben: Am besten sollten die Ärzte mich in so einem Fall direkt mit ausnehmen… wäre auf jeden Fall besser für mich)

@Skafdir,
ich will eigentlich nicht wirklich weiter rumdiskutieren, aber du hast mich noch einmal angesprochen, bzw. mich in einen Kontetxt gesetzt.

Mit spirituell meine ich kein Getrommel in irgendeiner komischen Gemeinschaft, die um ihren Guru rumhüpft, sondern einfach sich Gedanken nach dem Vor- und vor allem Danach zu machen.
Also eher eine Philosophische Frage denn eine ‘sprituelle’.
Auch wenn ich ‘eigentlich’ Atheistin bin kann ich von mir behaupten, dass ich Dinge erlebt oder gesehen habe, die unerklärbar sind. Deswegen eben der Hang zur Agnostik.
Und fängt ‘sprituelles’ nicht schon da an, wenn man, trotz atheistisch, mal hier und da abergläubisch ist?
-> schwarze Katze von links nach rechts, das bringt Schlecht’s?
-> nicht unter eine Leiter durchlaufen
-> selbsterfüllende Prophezeiung
-> einen Cent finden, draufspucken, sich was wünschen
-> Sternschnuppe sehen und sich was wünschen
etcp…
Sind jetzt nur mal so minimale Beispiele, aber es gibt davon tausende. Das machen Atheisten ebenso wie Gläubige.

Und wo hier gerade die Geschichte mit den Eltern und dem Kind angesprochen wurde: auch wenn ich schon ein paar Jahrzehte auf dem Buckel habe, bin ich noch immer Kind, solange meine Eltern noch leben.
Denen das anzutun, mich ‘ausgeweidet’ zu wissen? Nicht, solange ich lebe! Und ganz ehrlich… meine Mutter hat sich von dem ‘Schock’ auf die Nachfrage von den Ärzten bis heute nicht erholt.
Ich will auch gar nicht weiter ausholen, denn das gehört hier nicht hin weil es sehr privat ist.
Aber ich kreide mir jetzt natürlich in gewisserweise an, dass ich keinen Organspendeausweis hatte, auf dem das NEIN angekreuzt gewesen wäre.

Ich schrieb ja schon, dass ich mir kein schlechtes Gewissen einreden lasse, weil ich meine Organe nicht spenden will. Und dabei bleibt es.

edit:
Und ich betone auch noch mal, dass ich auf keinen Fall ein Organ von irgendeinem Menschen haben will, auch wenn es mein Leben retten würde. Ich gebe keins her, also will ich auch kein anderes. Wenn meine Zeit gekommen ist, dann kann ich sagen: “War schön mit Euch allen, liebe Familie und Freunde, aber ich habe keinen Bock auf einen neuen Lungenflügel, weil meiner aussieht wie eine Esse.” <- nur mal so als Beispiel.
Ich habe, glaube ich, sogar Ekel davor (auch das noch!).