Kinder haben Privatrechte?
Als ich den Aufruf zur Bewerbung gestern im Fernsehen gesehen habe, wusste ich, das das wieder Futter für den Füller gibt. RTL II wird einfach nicht müde, die Rolle des „Erziehungssenders“ auszubauen, mit dem uns armen, offensichtlich betriebsblinden Zuschauern die sündenvolle Welt der Kiddies vor Augen geführt wird.
Es macht schon Sinn, abends den Kiddies Werbeclips von Dolly Buster & Co.-Filmchen zu präsentieren, die sich die Pickelfratzen auf ihre Handys downloaden können und dann - wenn die Filmchen die Phantasie richtig angeheizt haben - diese dann zu verteufeln, wenn sie dann zur Sache gehen.
Sowas nennt man „aufbauendes Sendekonzept“ …
Erst kriegen die Kiddies vermittelt, das Jungs „cool“ und Mädels „Schlampen“ sind, dann zeigt man Ihnen, das sie als Eltern hoffnungslos untauglich sind und schlussendlich ist Sex dann „pfui“.
Und natürlich sind die Eltern dann die Vollpfosten, weil sie logischerweise Null Peilung von den Umtrieben ihrer Ableger haben, die umgehend nach Verlassen des Hauses hemmungslosen Exzessen frönen.
Was kommt als nächstes?
'Ne kirchengesponsorte Sendung, die uns die heilige Werte der Familie wieder näherbringt, wo Konsolen, PCs und Games von einer gesegneten Dampfwalze geshreddert werden und der sonntägliche Kirchgang wieder zur Pflichtveranstaltung wird?
Aber immerhin weiß ich jetzt, wofür die „II“ bei „RTL II“ steht … für offensichtlich ausgelebte Doppelmoral.
Ist das überhaupt mit dem Jugendschutz vereinbar? Das Recht auf Privatsphäre ist immerhin ein Grundrecht und sollte sich daher nicht gegen den Willen der Kinder aushebeln lassen, nur weil die Eltern auf das Geld scharf sind.
Was natürlich voraussetzt, das Junior sich auf die Hinterfüsse stellt und klar und unmissverständlich „Nö!“ sagt. Aber wie hoch ist - Deiner Einschätzung nach - die Wahrscheinlichkeit, das der Filius (oder die Familienprinzessin) sich lieber als total zügelloser Hengst (aka Stute) präsentiert, die alle Stellungen aus dem FF kennen, wenn der gelackte RTL II - Typ mit 'nem Scheck wedelt, mit dem man sich locker den nächsten Urlaub am Ballermann finanzieren kann?
Was ich an diesen Formaten viel bemerkenswerter finde:
Viele Personalchefs googlen ihre Bewerber seit einiger Zeit gerne im Internet und so eine freundliche Selbstdarstellung als Volldepp kann sich durchaus negativ auf einen Job auswirken, da die Personaler gerne auf den Ruf ihres Unternehmens achten. Die berühmten Warhol’schen „15min Ruhm“ können sich später durchaus in eine Lebensanstellung als Burgerwender bei dem Schnellfutter-Schotten verwandeln. (*mit Zaunpfahl fuchtel’)