Neue Halbwahrheiten bei Frontal 21

Hallo allerseits,

wieder einmal ist mir ein Beitrag von Frontal 21 negativ aufgestoßen. Offensichtlich gab es wohl mal wieder zu wenig Skandälchen für die wöchentlichen 45 Minuten, weshalb Frontal a la Pippi Langstrumpf sich die Welt so macht wie sie gefällt.

Konkret geht es heute um den gestrigen Beitrag zum Thema falsche Geständnisse und darauf folgende Verurteilungen. Als Beispiel wurde der Schauspieler Günther Kaufmann ( bekannt durch das Dschungelcamp…würg). These von Frontal 21 diesmal: Die Polizei würde zu viel Druck ausüben weshalb psychisch labile unter den Druck des Vehörs zu Falschaussagen neigen.

Und der arme Herr Kaufmann hat noch nicht einmal eine Haftentschädigung bekommen, als er dann nach 3 Jahren in Haft freigesprochen wurde. Nun, worum gehts?

Kaufmann fand seinen Steuerberater tot in seiner Wohnung und gab später beim Vehör an, der Mörder zu sein. Allerdings war seine Intention hinter dieser Falschaussage nicht der psychische Druck beim Polizeiverhör sondern die Tatsache, dass seine damalige krebskranke Geliebte wohl den Auftrag zu diesem Mord gegeben hat und er diese ritterlich vor der Strafverfolgung schützen wollte. Die Frau lag bereits im sterben bzw. war unheilbar erkrankt.

Von alledem erwähnt Frontal NICHTS. Es wird ausschließlich auf den angeblichen Druck der Polizei verwiesen. Kaufmann als Beispiel ist, wie oben hoffentlich deutlich wird, ein sehr schlechten Beispiel dafür.
Nennt mich naiv aber ich habe viele Jahre lang gedacht, zumindest dem öffentlich-rechtlichen Sendern noch trauen zu können. Ich verurteile auch keine Fehler, die sich vielleicht mal aus Flüchtigkeit einschleichen können aber umso mehr verurteile ich die vorsätzlichen Fehlinformationen die Magazine a la Frontal 21 verbreiten. Ich frage mich: Warum tun die das? Fühlen die sich so geil wenn sie einen auf investigativen Journalist machen können?!

Es ist ja nicht nur diese Sache. Ständig findet man bei Frontal 21 fehler bzw. bemerkt die extrem tendenziöse Berichterstattung. So hieß es damals zur Loveparade, dass offizielle Motto wäre “Dance or die” gewesen- wobei es sich tatsächlich um “The Art of Love” handelte. Naja, ersteres empfanden die Redakteure wohl als passender und schwupps, lügt man das Publikum halt an, toll!
Bewusste Lügen findet man nicht sehr häufig aber Halbwahrheiten dafür umso mehr. So wurde die ICE Neubaustrecke von Nürnberg nach Erfurt als überteurte Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen zwei “Povinznestern” verkauft, die eigentlich überflüssig wäre. Das es sich hierbei um ein Teilstück der in ICE Verbindung Berlin- München handelt wurde mit keinem Wort erwähnt- der Zuschauer hätte ja vielleicht auf andere Gedanken kommen können als von Frontal vorgegeben.

Mittlerweile empfinde ich es als nervig, dass zu allen wichtigen Themen Recherchearbeit betreiben muss, damit man weiß, was wahr und was falsch und erlogen ist. :smt013

Dein Beitrag gefällt mir.

(…)So hieß es damals zur Loveparade, dass offizielle Motto wäre „Dance or die“ gewesen- wobei es sich tatsächlich um „The Art of Love“ handelte.

Das soll ein Scherz sein oder?

Mittlerweile empfinde ich es als nervig, dass zu allen wichtigen Themen Recherchearbeit betreiben muss, damit man weiß, was wahr und was falsch und erlogen ist.

Nervig ist da noch nett formuliert.
Ich finde es sprichwörtlich zum kotzen, dass man belogen, verarscht, für dumm verkauft und manipuliert wird.

Das soll ein Scherz sein oder?

Leider nein. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurden tatsächlich wohl Sticker von einem Sponsor verteilt, auf denen „Dance or Die“ stand. Hat aber mit dem Motto natürlich nichts zu tun.

Hm, gerade Frontal21 ist leider ein sehr unrühmliches Blatt. Von anderen Sendungen erwarte ich nicht viel anderes, aber Frontal21 gibt sich selbst als investigatives Politmagazin aus, und das ist es nicht! Diese Sendung ist in höchstem Maße voreingenommen und stellt sich in nahezu jeder Reportage unkritisch auf eine Seite (für gewöhnlich auf die populärere) und lässt die andere auflaufen (durch spontane, überrumpelnde Interviews, ungünstige Schnitte, tendenziöse Moderationen, Unterschlagung von Argumenten der Gegenseite und natürlich, indem man dem Gegner einfach viel weniger Zeit einräumt) . Insofern haben wir keine investigative, unvoreingenommene Berichterstattung, sondern eine reißerische, auf Effekthascherei zielende und undifferenzierte Sendung. Sorry für die deutlichen Worte (immerhin die Satire am Ende ist ab und an witzig :wink: )

frontal21 ist schlicht ein paradebeispiel dafür, warum die öffentlich-rechtlichen keinerlei Finanzierung aus öffentlicher Hand verdient haben. Für gezielte Fehlinformationen haben wir doch schon genug Medien, da brauchts nicht noch eins das zwangsfinanziert wird.

Hm, also nichts neues bei Frontal 21, immer der gleiche informative, sachliche Qualitätsjournalismus…
Wobei bei der eingangs beschriebenen Darstellung (Druck durch die Polizei) wundert es mich dass von Seiten eben dieser keine Richtigstellung oder ähnliches verlangt wurde. Zumal die Polizei ja derzeit ohnehin nicht das beste Image hat. Überhaupt: Gibt’s da nicht mal und an jemanden der etwas gegen die teilweise gezielte Falschdarstellung (die allgemein mässige Recherche - auch jenseits von Troll und Co :mrgreen: - mal aussen vor gelassen) was unternehmen könnte - und will?

Die Kritik an FRONTAL21 ist berechtigt, aber die Kritik an den nicht erwähnten Motiven von Günter Kaufmann halte ich für ungerechtfertigt. Diese Kritik wäre nur dann gerechtfertigt gewesen, wenn die erkrankte Geliebte von Günter Kaufmann wirklich auch die Täterin gewesen wäre. Aber das war Sie ja nicht.
Insofern ist die Motivation von Günter Kaufmann sogar verständlich (und sogar ritterlich), seine erkrankte Geliebte vor den perversen Verhörmethoden der Polizei zu schützen, in dem er, Günter Kaufmann, stattdessen in den “Verhör-Ring” steigt. G. Kaufmann wusste wohl, was ihn erwarten würde.

Das Fehlen dieser Motivation von G. Kaufmann in der Frontal21-Sendung ist deshalb als irrelevant zu bewerten.

Viel wichtiger wäre mal daraufhinzuweisen, dass solche “Erpressungsmethoden”, wie sie von Frontal21 zu recht kritisiert werden, nicht nur von der Polizei praktiziert werden, sondern auch von Richtern in Deutschland praktiziert werden.

Der § 153a STPO ist dabei ein beliebter, aber widerlicher Trick deutscher Richter, einen wohlmöglich “Unschuldigen” eine Schuld anerkennen zu lassen, damit die Richter den Fall abschliessen können und wieder eine “positiven Strich” in der eigenen Justizstatistik vermerken können.

Vor Monaten hatte NDR-“PANORAMA” mal darüber berichtet und den § 153a STPO habe ich auch schon live bei Richtern erlebt. Und die eigenen Anwälte machen dann sogar mit, bei diesem perversen Spiel.

Der FRONTAL21-Beitrag mit G. Kaufmann wurde übrigens in dieser Woche in 3SAT-“Kulturzeit” noch einmal gezeigt.

Was genau ist so furchtbar am §153a STPO? Da steht schon im ersten Teil des ersten Satzes “Mit Zustimmung des (…) Beschuldigten”.

http://www.gesetze-im-internet.de/stpo/__153a.html