Mia san mia - Die bayerische Talentshow (BR 3)

Angesichts des ungebrochenen Erfolgs des Erbrochenenformats Das Supertalent war es nur eine Frage der Zeit, bis billige Epigonen aus dem Humus der hinteren Kanalbelegungen sprießen. Nun ist es endlich soweit! Und das sogar im öffentlich-rechtlichen Rundfunk! Hurra!

Selber angucken in der BR-Mediathek:
http://mediathek-video.br.de/B7Mediathe … ccode=both

Mia san mir - Die bayerische Talentshow ist da! Was klingt wie das Vollsuffmantra aus dem Lederhoseninferno des Ultrablocks vom [-]Scheiß[/-]-FC Bayern, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als heimelige Spießerversion des Supertalents. Hier wird niemand runtergeputzt, kein Preteen muss im Tigerbikini in Schweinskopfsülze baden und alles wirkt so keimfrei wie Clementines Slipeinlage.

Damit selbst der letzte Dorfdepp merkt, wer für den Ringelpiez hier Pate stand, wird der Jekamiabend moderiert von der verwitweten Berufstochter Nina Eichinger, die zuletzt an Bohlens grüner Seite unterbelichteten Möchtegernsuperstars einsilbige Lobhudeleien an den hohlen Schädel schmeißen durfte (“Hammer!”, “Super!”, “Klasse!”).

In der Jury hocken

  • die unvermeidliche Veronika von Quast, die 1983 einen Vertrag mit dem Bayerischen Rundfunk abgeschlossen hat, der bedingt, dass sie ihren mumifizierten Körper mindestens einmal wöchentlich vor eine Kamera stellen darf, bis einer der Vertragspartner das Zeitliche segnet.
    Da Frau von Quast (“Die Grande Dame der bayerischen Comedy”, wie es hochtrabend und wahrheitswidrig auf der Homepage des Kanal Fatal heißt) dreimal täglich unter caligarischer Aufsicht Frischzellen schnupft, unkaputtbar erscheint, ungeachtet der Tatsache, dass sie seit Jahrzehnten hirntot ist, muss man wohl für eine Spontaninsolvenz des BR beten, um eine Chance auf Beendigung des Spuks haben zu können.

  • der Frontmann von Haindling, der ursympathisch wirkt, diesen Eindruck eingedenk einer Überdosis Kuschelweich, die ihm vor Beginn der Aufzeichnung gespritzt wurde, aber binnen kürzester Zeit verwirkt

  • und irgendso ein Typ, den niemand kennt, der aber mit dem Produzenten ganz dicke ist und deshalb heute mal im Fernsehen ist.

Der erste Kandidat kommt aus Alzheim. Die anderen “Talente” übrigens auch, sowie Studiopublikum und Jury. Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.

Fairerweise muss man sagen, dass hier im Gegensatz zum unerträglichen Mist, der beim RTL Spitzenquoten einfährt, einige Menschen mit Begabung oberhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle auftreten. Die Rockabillybuam sehen zwar spackig aus, hören sich aber dafür aber gut an, und ziehen verdient ins Finale um die kupferne Weißwurst ein. Außerdem gefällt ein spanischsingender Claudia Koreck-Klon mit Klampfkasten.

Ansonsten? Schuhplattler aus dem Darkroom des Schnackselfests der Bumsmusik kraulen sich gegenseitig die Krachlederwadln. Wenigstens haben sie das Studio gefegt. Das ist wesentlich mehr als man von der faulen Nina sagen kann, die lediglich charmant grinsend und verbal dilettierend in der Kulisse steht.
Eine Hundedompteurin mit Kopernikusfrise. Nicht vergessen, Possums, dass wir hier bei einer Supertalent-Adaption sind. Nächste Woche spielt ein Hartzer das Ave Maria auf der Maultrommel. Bis dahin tollen vermenschlichte Schnuffelwolpertinger übers Parkett.
Dazu eine flippige Hackbrettbraut, der obligatorische Kleinmädchenact zugunsten der Passauer Pädoposse und ein uriger Akkordeonator.

Fazit: Schön, dass wir so nett miteinand san. Aber muss man denn wirklich auf jedes Erfolgstrittbrett hüpfen? Die wertvollste Erkenntnis dieses Abends ist, dass das Supertalent abzüglich Pseudodramatik und Asihäme nicht mehr ist als langweiliger Blaupausenquark. Falls diese Sendung zu irgendwas gut ist, dann dazu den Rummel um die RTL-Grützwurst als noch hohler zu entlarven, als man ohnehin befürchtet hatte.

@Greggy: Ich hab Tränen gelacht als ich deinen Beitrag gelesen habe ^^

Die Sendung ist ja wirklich grauenhaft, ich hab es kaum über mich gebracht länger als ein paar Minuten reinzuschauen. Bei der Show wird mal wieder ein fürchterliches Zerrbild von Bayern und seinen Einwohnern vermittelt: breitester Dialekt bei fast allen Beteiligten, Tracht (Lederhosen/Dirndl) wo man hinschaut, Schuhplattler/Jodeln/Blasmusik/Hackbrett/Ziehharmonika als Talente. Hunde die “Gustl” heißen und einen Bayern Schaal tragen, Kinder die kein anständiges Deutsch sprechen, HILFE!

Ich komme selbst aus Bayern (wohnhaft in München) und könnte die Wand hochgehen, wenn ich sehe was hier an Vorurteilen bedient wird und das von Gebührengeldern. Kein Mensch läuft hier ständig in Tracht durch die Gegend, sich nur mit guturalen Belllauten verständigend und jederzeit für einen Schuhplattler zu haben. Im Gegenteil finde ich als gebürtiger Oberbayer diesen ganzen “Traditions” Buhei affig und auch rückständig, mir stellen sich die Nackenhaare auf wenn ich sehe wie Eltern mit ihren Kindern nur Dialekt sprechen.