Wenn man in Hollywood schon gewillt ist, He-Man alias Prinz Adam aus der Spielzeugkiste zu holen und gegen Skeletor antreten zu lassen, scheinen denen langsam die Fantasy-Stoffe auszugehen, die man zu Megablockbustern verwursten kann.
Ich - als (Klein-)Kind der 80er Jahre und Riesenfan der Action-Figuren-Serie inklusive all ihrer medialen Manifestationen wie Hörspiele, Zeichentrick und Kinofilm - werde mir das Resultat auf jeden Fall anschauen.
Allein der Nostalgie wegen.
Auf den Nostalgie-Bonus spekulieren die Produzenten wahrscheinlich auch größtenteils, wenn man bedenkt, wie absurd die Storywelt auf Uneingeweihte wirken muss.
Die Bewohner des Planeten Eternia besitzen zwar das Wissen um moderne Technologien, Nutzen dieses auch teilweise, doch in Sachen Kleidung, Wohnung und Kriegsführung ziehen sie es vor, das Mittelalter zu imitieren. Offensichtlich stehen Eternianer tierisch drauf, In Burgen zu leben und ständig Kampfrüstungen zu tragen. Und warum Laserkanonen verwenden, wenn man sich mit Schwertern und Keulen die Köpfe einschlagen kann. Aber zum Schlachtfeld gelangen diejenigen, die keinen zahmen Tiger zum Draufreiten haben, in motorisierten Fahrzeugen und Fluggeräten.
Ich bin gespannt, wie die Autoren, mit diesen Material umgehen werden.
Wenn man dem Artikel trauen darf, soll der Drehbuchautor David S. Goyer, der schon Batman und Superman erfolgreich einen realistischeren Anstrich verpassen konnte, das Skript schreiben.
Es soll ja - wie schon bei den genannten Superhelden - um die Vorgeschichte gehen, also wie aus Prinz Adam der Superkrieger He-man wird.
Das war sowieso eines der fragwürdigsten Punkte im He-man-Universum.
Warum muss sich Prinz Adam überhaupt in He-Man verwandeln?
Superhelden müssen sich in der Regel eine Tarnung zulegen, um die Personen, die sie lieben zu schützen, oder um sich der Verfolgung durch Polizei und Justiz zu entziehen, wie z.B. der selbstjustiz-übende Batman.
Aber Prinz Adam bräuchte eigentlich gar keine Tarnpersönlichkeit.
Deshalb hatten die Macher der ersten Kinoverfilmung (mit Dolph Lundgren als He-man) wahrscheinlich auch gänzlich auf die Figur des Prinz Adam verzichtet.
Obwohl einen Grund könnte ich mir schon vorstellen, warum der Thronfolger nicht gleichzeitig Held sein darf:
Prinz Adam ist schwul. Und er lebt in Eternia-Stadt offen seine Sexualität aus.
Und weil keiner in der Macho-Welt von Eternia einen schwulen Superhelden akzeptieren und Ernst nehmen würde, hat er sich mithilfe der Zauberin Zoah den Krieger He-man geschaffen.
Und das wäre auch eine gute Erklärung für den zahmen Tiger, die Pelzstiefel und die rosa Strumpfhosen.
Klingt doch plausibel?
Genau so sollten die das für den neuen Film schreiben. Aber so mutig sind die nicht.
Eine andere offene Frage lautet:
Werden die Macher wieder unsere Welt miteinbeziehen.
In der ersten Realverfilmung landeten He-man und Co. nämlich durch so eine Art Wurmloch im gegenwärtigen Amerika und besiegten das Böse mit der Hilfe eines jungen Geschwisterpaares, die in einer Synthie-Rockband musizieren.
Oder wird diesmal die Story ausschließlich im He-man-Universum spielen?
Es hätte schon seinen Vorteil, wenn man eine Fantasywelt, in der sich nur Fans auskennen, mit unserer Welt verknüpft.
Auch storytechnisch Außenstehende werden mitgenommen, so dass die Reichweite in der Zielgruppe erhöht wird.
Nicht zufällig ist der kommerziell erfolgreichste Star-Trek-Kinofilm mit der Ur-Crew Teil 4, wo Kirk und Co. im San Fransisco der Gegenwart landen.
Auf der anderen Seite verprellt das Mischen der Welten die Hardcore-Fans, die sozusagen ein ‘reines’ Abenteuer zu sehen wünschen.